86
Hermann Heinrich
Abb. 2: Elektronendichte- Modell der fi-Kette des humanen Haemoglobins: links reduziertes,
rechts oxidiertes Haemoglobin (Muirhead, Perutz, 1963)
Abb. 3: Funktionelle Abhangigkeit von immunrelevanten Zellen (Macrophage) von den Red-
oxbedingungen: links reduzierter, rechts oxidierter Zustand (Cotter, 1994)
Nach dem „Spin-Verbot" (auch „Pauli-Verbot") sind Reaktionen des Sauer-
stofFs mit den organischen Stoffen aus der Nahrung jedoch allein dann moglich,
wenn die Bindungselektronen antiparallelen Spin besitzen.
Somit findet eine andauernd ablaufende Spinumkehrung in einem Bindungs-
orbital der Sauerstoffatome statt. Damit entstehen jedoch auch ununterbrochen
Sauerstoff-Radikale und davon abhangig iiber Kettenreaktionen eine Vielzahl ra-
dikalischer, potenzieller Stor- Reaktionen! Diese belasten die pH-/rH- Homoosta-
se ebenfalls.
Bei nicht ausreichendem quantitativ-qualitativem Schutz beeinflussen die in
der Folge veranderten Redox- Verhaltnisse bis zu pathologischen Schadigungen
metabole und Signal-Transduktions- bzw. Signal-Rezeptor- und Umsetzungs-
funktionen.
Die komplexe Serum-Redoxdifferenz— Provokations analyse
87
Sowohl alle makromolekularen Strukturen (Abb. 2) als auch komplizierteste
funktionelle Strukturen wie vitale Immunzellen bzw. Zellkomplexe etc. (Abb. 3)
reagieren strukturverandert und funktionsgeandert auf Redox- Anderungen.
Je positiver das Redoxpotential zwischen wechselwirkenden zellularen Kom-
partimenten oder Reaktionspartnern ist,
• Um so wahrscheinlicher ist die Fixierung der Proteine in der Ketoform
• Um so hoher ist der Oxidationsgrad der funktionellen SH-Gruppen
• Um so geringer ist die noch leistbare chemische Arbeit (im Stoffabbau zum
Energiegewinn
• Um so grosser ist der Grad der biologischen Unordnung
Allen krankhaften Storungen ist die zunachst einschleichende reversible und
von der Permanenz der Einflufinahme zunehmend starker werdende, schliefilich
irreversible Schadigung durch Radikale und damit kompartimentierte Storung
der pH-/rH-Verhaltnisse eigen.
Die Symptome sind von der Topographie der Schadigung(en) und von der
genetischen Individualist abhangig.
Die lebende Zelle/der Organismus als thermodynamisch ofFenes System be-
waltigt in weiten Grenzen der Regulation bei der Permanenz von Storungen die
adaquate Einstellung einer kompartimentierten pH- Redox- Ionenstarke- Ho-
moostase iiber ein Netzwerk von Regelkreisen der Redox- PufFerung.
Diese Aufrechterhaltung physiologischer Wertebereiche Rir pH, rH und Io-
nenstarke ist die Grundbedingung fur:
1. die funktionelle sterische Entfaltung (= optionale Struktur fur die geregelte
Aktivierung/Inaktivierung) von Proteinen
2. die Aufrechterhaltung der limitierten Keto-Enol-tautomeren ri-Elektronen-
iibergange bei Enzymen und anderen funktionellen Proteinen als Schutz vor
einer 100%igen Ketolisierung und damit funktionellen Inaktivierung.
Das unterschiedliche Verhaltnis von Keto- zu Enolanteil ist bei unterschied-
lichen Redoxpotentialen eine wesentliche Ursache fur krankhafte Storungen
(= kompartimentierte Storungen von enzymatischen und Signal-Transport- wie
Effektor-Funktionen) .
Die Protein-Aktivierung (-Inaktivierung) oder deren Storungen sind redox-
messbar.
Der lebende Organismus reguliert seine Ordnung:
1. iiber Redox- Systeme als das selbstgeregelte Chaos einer statistisch grofien
Vielzahl einzelner Prozesse
2. iiber Allosterie-Effektoren (second und third messenger).
Will man ein Verfahren zur Ermittlung regulativer Storungen im Krankheits-
fall (oder in von der gesunden Regulation abweichenden Zustanden) entwickeln,
so ergibt sich zwangslaufig die Frage nach dem Substrat bzw. dem Kompartiment,
worin derartige strukturfunktionelle Storungen plausibel routinemafiig gestestet
werden konnen.
88
Hermann Heinrich
Komplexe Serum-Redoxanalyse
Blutabnahmc
Kuhlschrank
1 Std. 4° C
Zentrifugation
Serum
Tiefluihlung-22°C
bis zu 2-3 Wochen
Cemesscnc Werte:
Lcerwert
PBC,, PBC 2 , PBC 3
(Kinetik dcr antioxidativen
Entgiftung)
Biochcmische/allosterische
Analytik
GTP/Coff+ ATP/ ATP/FAD
(qualitative* Kcdoxniveau)
Redox-Kolorimetrie
Antioxidantien Titer
EntgiftungskapaziiiSt
Extinktiun
Abb. 4: Komplexe Serum- Untersuchung als Komplexer Redoxdifferenz-Provokationstest
Schritte der Redox-Analyse
1. Schritt:
Physiko-chemischer Test
(vier Werte)
(Kinetik der Freisetzung antiradika-
lischer Entgiftungsaquivalente im
Blut/Serum
- Oxidierte/oxidierende Metabolite
- Redox-Pufferung)
a) Leerpotential
b) 10 ug PBC
c) 20 ug PBC
d) 30 ug PBC
2. Schritt:
Biochemisch-thermodynamische
Analytik (vier Werte)
(Allosterische Struktur-Funktions-Re-
gulation, physikochemische Stabilitat
komplexer Eiweifi-Strukturen/Bio-
membranen; Permeabilitatsfunkti-
onen; Stoffumsatz-Charakteristik,
Mitose- und Apoptose-Regulation)
a) ATP
b) ATP + Coffein
c) GTP
d) FAD
3. Schritt:
Abgeleitete BezugsgroCen
(10 Werte)
a) Apoptose- bzw. Mitoserate
b) Apoptose- bzw.
Mitoseregulation
c) DifFerentialwerte
(Stoffwechselcharakteristik,
Entziindungs-Typen)
4. Schritt:
Kolorimetrie
a) Antioxidantien- Titer
b) Glutathion-Aquivalente
c) Entgiftungskapaziat gegen
freie Radikale in jig/ml x sek.
Tab. 2
Die komplexe Serum-Redoxdifferenz— Provokations analyse
89
Im vitalen Vollserum entfallen 60-70% der gesamten reduktiven Kapazitat
auf die SH- und anderen reduzierenden Gruppen der Eiweifikorper. (Miller, Rod-
gers and Cohen, 1986).
Das kommunizierende System bestehend aus Interstitium - interstitielle Fliis-
sigkeit, lymphatische Fliissigkeit, Blut (Serum/Plasma) stellt ein geschlossenes
humorales Kompartiment dar als biophysikalisch-biochemisches Kontinuum des
gesamten Korpers.
Was biophysikalisch-biochemisch intra-, intra- extra und extra- intra- zellular
sowie intercellular reguliert wird oder gestort ist, spiegelt sich physikochemisch
ex- vivo/in-vitro auch im Verhalten der Serum-gebundenen makromolekularen
Strukturen wider.
Zur Bestimmung des Grades der Schadigung der Regulations-Ordnung des
Organismus wurde daher die Serum- Analytik als physiko- und biochemisches
Mehrschrittverfahren eingefuhrt.
Aus dem venosen Blut (20 ml) wird das Serum durch Zentrifugation abge-
trennt und bei -22° C bis zur Aufarbeitung (bis zu 14 Tagen) aufbewahrt.
Die Analytik als „Komplexe Serum-Redoxdifferenz-Provokationsanalyse" wird
in vier Untersuchungskomplexe aufgegliedert.
Im Ergebnis der Messungen werden:
• eine Messdaten-Auswertung
• eine Messdaten-Beurteilung
• ein Befund
erstellt.
Aus den erhaltenen Messwerten wird iiber ein von uns entwickeltes Dosie-
rungs-Programm der individuelle Dosierungs-Bedarf quanti- und qualitativ auf
35 verschiedene Komponenten bezogen zur Therapie-Empfehlung errechnet.
Diese errechneten Quantitaten sind letztlich entscheidend fur die Regenerati-
on des gestorten Inneren Milieus, der gestorten Regulation der Redox- und pH-
Bedingungen in verschiedenen Kompartimenten als Ursache gestorter Zell- bzw
Organfunktionen bei Erkrankungen.
In Abb. 5 werden die Anderungen von ausgewahlten Redox-Messwerten in
der Provokationsanalyse bei 400 gesunden Vergleichspersonen und bei 400 Tu-
morpatienten gegeniiber gestellt.
Die Moglichkeiten zu prazisen diagnostischen Schlussfolgerungen belegen die
Cluster- Auswertungen der Reaktionswerte bei Gesunden- und Tumorpatienten
(Abb. 6) oder auch bei Gesunden und Psoriatikern. (Abb. 7)
Das Bestimmtheitsmafi R 2 ist eine statistische Grofie zur Bewertung von gesuchten
Korrelationen zwischen Messwerten und zugehorigen Prozessen.
Dabei ergibt ein Wert von R s 0,8 aus der Trendlinien- Analyse solcher Mess-
werte einen signifikant hohen Grad der Korrelierbarkeit.
In Abb. 8 werden die Quotienten von GTP und ATP auf den jeweiligen Leer-
wert bezogen fur 100 Gesunde, 100 Patienten mit malignen Erkrankungen und
9 1 Patienten mit Multipler Sklerose als Messwerte-Cluster dargestellt.
Aus der Ermittlung der Funktionen fur die Trendlinien liefien sich folgende
Bestimmtheitsmafie errechnen:
90
Hermann Heinrich
Anderung des Redoxpotentials in % des
Leerwertes nach Zusatz von ATP, Coff., GTP
und FAD im Serum von gesunden Blutspendern
(n = 400)
Anderung des Redoxpotentials in % des
Leerwertes nach Zusatz von ATP, Coff., und
FAD im Serum von Tumorpatienten (n = 400)
Abb. 5: Anderungen von Redox-Messwerten in der Provokationsanalyse bei Gesunden und
Tumorpatienten
Gesunde: R 2 = 0,628
Tumor-Patienten: R 2 = 0,6514
MS-Patienten: R 2 = 0,7929.
Somit sind die jeweiligen GroBenordnungen fur R = 0,79 bzw. 0,81 und
0,89.
Es besteht ein hochsignifikanter Zusammenhang zwischen den Redox-
Messwerten und den zugehorigen Erkrankungen.
Gent man davon aus, daS die gestorte bzw. dysregulierte Redox-pH-Ionen-
starke-Homoostase zur akkumulierten Fehlregulation von Biofunktionen fiihrt
bzw. bei Erkrankungen fur die typischen Storungen verantwordich ist, so ist eine
therapeutisch-ursachliche Einflussnahme ebenfalls von den gestorten Messwerte-
Relationen ableitbar.
Vor dem Hintergrund der verfiigbaren iiber 1,2 Millionen Patienten-Daten
seit Einfiihrung der Redox-Analyse in die Klinik wurde ein Dosierungs-Rechen-
programm entwickelt.
Fur die einzelnen antioxidativen bzw. Mineralstoff-Komponenten konnten
durchgangig polynomische Abhangigkeiten von den Redox-Messwerten gefun-
den werden:
Es handelt sich um Polynome vierten bis neunten Grades. Zur Ermittlung der
Dosierungs-Empfehlung werden die mathematisch-funktionellen Abhangigkeiten
durch jeweils vier Funktionsgleichungen mathematisch angenahert beschrieben.
Der Funktionswert Y wird ermittelt und als Dosierungsgrofie empfohlen.
Die komplexe Serum-Redoxdifferenz— Provokations analyse
91
20
40
60
80 100 120
Leerwert [mV]
140
160
180
200
ATP - Werte in Abhangigkeit vom Leerwert
ATP t
• ATP g
0 -1 1 1 1 I 1 1 1 1 ■ 1
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200
Leerwert [mV]
Abb. 6: Clusterdarstellung der Reaktionswerte Gesunder (schwarz •) und von Tumorpatienten
(grau a)
Das Rechnerprogramm wird permanent aktualisiert als selbstlernendes Pro-
gramm, bezogen auf den Stand der klinisch erfolgreichen therapeutischen An-
wendung. (Abb. 9)
92
Hermann Heinrich
5"
E
Vergleich der GTP - Werte (Gesund/Psoriasis)
300
25C
200
15C
IOC
50
I 1 1 1 —
-200 -150 -100 -50
• GTPg
GTPps
50 100 150 200 250
-50
-100
-150 -
Leerwerte [mV]
f
s
S
Vergleich der ATP - Werte (Gesund/Psoriasis)
250
200
150
• ATPg
ATPps
-200 -150 -100 -50
50 100 150 200 250
Leerwert [mV]
Abb. 7: Clusterdarstellung der Reaktionswerte GTP und ATP bei Gesunden (schwarz •) und
Psoriatikern (grau a)
Die komplexe Serum-Redoxdifferenz— Provokations analyse
93
Quotient von GTP una ATP normiert auf don Leerwert (GTP/ATP'L)
•
♦
R/ ■ 0,66
•
♦
0 8292* * 4 5471
ff ■ 0,628
•
1^
A,
» 1
'
A
r-<u
R
D611 • 15,756
= 0.7929
Lttrwart JmV]
Abb. 8: Quotient von GTP und ATP normiert auf den Leerwert: Trendlinien-Analyse
0,5
0
Lipophile Phase
LI
I ..'
I 3
- AslynomJsch (E2)
- FWynorrisch (E3)
- Rjtynorrisch (E1)
o o o o O © *- «- *-
Abb. 9: Dosierung von Co Q10, Flavonoiden und Tocopherol als Funktionen des Quotienten
GTP/ATP-Regulation
94
Hermann Heinrich
Abhangigkeit der Dosierung von Co Q10, Flavanoiden und Tocopherol vom
Quotienten GTP/ATP
El=Co Q10
E2=Flavonoide
E3=a-Tocopherol/Cholin/L-Carnitin/B15
100,0
50,0
-100,0 1
-Leer(mVl -•— GTP[%) COFF[%] -X— ATPl%] — *— FAD|%] — •— Wfog rmt-1s-1]
< -X
CO M
O N> IO
CI G> IO 4
V> > 2 \> / O
o / rs>
8 ■
ro
w
p
M'Z
Nov
QJ
CD
3
Abb. 10: Enrwicklung biochemischer Regulationsparameter nach individuell berechneter Vital-
stoff-Supplementation zur Prevention (mannlich, 68 Jahre)
In Abb. 10 werden die biochemischen Regulationsparameter bei andauernder
und wertebezogen berechneter individueller Vitalstoff-Supplementation zur Pra-
vention („anti-aging") dargestellt.
Erst nach der Einnahme der dosisberechneten Vitalstoffe iiber drei Jahre
konnte eine regelmaSige Rhythmik annahernd euregulierter Messwerte nachge-
wiesen werden.
Bei dem Erkrankungsbild einer bereits seit acht Jahren bestehenden progressi-
ven Multiplen Sklerose ist nach zwei Jahren konsequenter hochdosierter Einnah-
me eine stabilisierte Regulation der Messwerte nachweisbar. Parallel wurde durch
den behandelnden Neurologen das Persistieren der Erkrankung bestatigt.
Die komplexe Serum-Redoxdifferenz— Provokations analyse
95
Abb. 11: Gegeniiberstellung der biochemischen Grundparameter bei Multipler Sklerose (weib-
lich, 35 Jahre)
Die vorliegende grofie Anzahl von Befunden und Verlaufskontrollen eriaubt
den folgenden Ausblick:
Ausblick
• Das Verfahren der Komplexen Serum- Redox- Differenz-Provokationsanalyse
stellt kein Dogma dar; es ist often fur jede Anderung bzw. Erweiterung.
• Die Redoxanalyse eriaubt ein breites diagnostisches Aussagen-Spektrum.
• Das Verfahren kann auch zur Therapie- Erfolgskontrolle herangezogen wer-
den.
• Vor dem Hintergrund gestorter Homoostase- Bedingungen des Inneren Mi-
lieus erlauben die Messwerte Aussagen zum Fehlen von Antioxidantien und
damit zu therapeutischen Empfehlungen.
Literatur
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Kalaidijew A (1977) Biophysikalische Aspekte der Struktur, Dynamik und Biosynthese
der Eiweifimolekiile, VEB Georg Thieme, Leipzig.
Cotter TG (1994) Cellular suicide genes. Apoptosis: The art of cell death. Helix, Amgen's
magazine of biotechnology, III, 1, 44—51.
Halliwell B, Gutteridge JMC (1985) Free Radicals in Biology and Medicine
Clarendon Press, Oxford.
Muirhead H, Perutz MF (1963) Structure of haemoglobin. A three - dimensional Fourier
synthesis of reduced human haemoglobin at 5,5 A° resolution. Nature 199, 633, Zit.
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Hermann Heinrich
nach: Segal J und KalaidijewA (1977) Biophysikalische Aspekte der Struktur, Dyna-
mik und Biosynthese der Eiweifimolekiile, EB Georg Thieme, Leipzig.
Miller MG, Rodgers A, Cohen GM (1986) Biochem Pharmacol 35, 1 177-1 184.
Kapitel 11
Saure-Basenhaushalt und Antioxidantien
Norbert Maurer
Zusammenfassung
Siiure-Basenhaushalt und Antioxidantien sind zwei medizinische Thematiken,
die nicht unmittelbar einsichtig miteinander zusammenhangen. Schon bei
latenter Azidose verbrauchen biophysikalische Reaktionen Elektronen, um
iiberschiissige H + -Ionen zu neutralisieren. Freie Elektronen werden allerdings
auch benotigt, um radikalische Oxidationsprozesse zu bremsen. Die Folge der
Azidose ist also vermehrte Oxidation mit alien vermutlichen negativen Folgen
wie gesteigerte Arteriosklerose, Immunschwache und vorzeitige Alterung. Bei
MaBnahmen zur Entsauerung sinkt der Bedarf an Antioxidantien.
Sauerstoff wird im menschlichen Organismus zur Energiegewinnung verwendet.
Dieser Vorgang geschieht im Rahmen der Oxidation in den Mitrochondrien im
Rahmen der biochemischen Prozesse der Atemkette. Etwa 7% der Sauerstoffver-
bindungen werden aus diesen Zellorganellen freigesetzt und konnen, sofern nicht
antioxidative Prozesse diese neutralisieren, zu betrachtlichen Schaden an Zellorga-
nellen, im Zytoplasma und an Zellmembranen fuhren.
Oxidationsprozesse in unserer Umwelt lassen Plastik sprode, Gummi morsch,
Butter ranzig und Eisen rostig werden.
Im menschlichen Organismus werden in 7 Liter Blut 1 bis 2 x 10 21 Sauerstoff-
radikale pro Minute entgiftet. Das sind pro Zelle 10 4 oxidative DNA-Schaden
pro Tag. Fur einen Menschen bedeutet dies taglich 10 1<s — 10 18 radikalische Scha-
digungen. Eine einzige Zigarette setzt 10 14 Sauerstoffradikale frei. Somit werden
insgesamt hohe Leistungsanforderungen an Reparatur und Schutzmechanismen
gestellt.
Freie Radikale sind Molekiile mit Elektronendefizit. Wenn diese ROS (radical
oxygen species) nicht durch antioxidative Prozesse neutralisiert werden, entsteht
im Organismus Oxidation- unter Umstanden im Rahmen von sogenannten Ket-
tenreaktionen mit „Flachenbrandwirkung".
98
Norbert Maurer
Freie Radikale konnen prinzipiell auf zwei Arten aktiviert werden:
Einerseits die physikalische Aktivierung durch Ultraviolett-, Infrarotlicht, Ront-
gen-, Kobaltbestrahlung und Gammastrahlen andererseits chemische Aktivierung
im Rahmen von Enzymprozessen wie z.B. Peroxydasen, Oxydasen und Super-
oxyddismutasen oder die Aktivierung vom Fentontyp.
Hochreaktive Molekiile, die die Bildung freier Radikale begiinstigen, sind
Singulettsauerstoff, StickstofFmonoxid, StickstofFdioxid, Wasserstoffperoxid und
Hydroperoxyd.
As freie Radikale gelten Superoxyd-Anion, Hydroxylradikal, Peroxylradikal,
Perhydroxylradikal, Alkoxylradikal, Nitritoxyradikal und Peroxynitrit.
Je kiirzer die Halbwertzeit einzelner Radikale ist, desto reaktionsfreudiger und
somit schadigender konnen solche SauerstofFradikale sein.
Die Halbwertszeiten einzelner Radikale sind:
Hydroxylradikal:
Alkoxylradikal:
Nitroxiradikal:
Peroxylradikal:
1 0 9 Sekunden
10 6 Sekunden
1-10 Sekunden
7 Sekunden
Die ROS-Aktivitat fiihrt im Einzelnen zu respiratory burst und somit zu
Bakteriocidie, zu DNA-Schaden und somit zu malignen Erkrankungen, zu Zell-
membranschaden und somit zu Schaden von Zellen, zur Inaktivierung von Stick-
stofFmonoxid und somit zu mikrozirkulatorischen Schaden und Hypertonic zur
LDL-Oxidation und somit zu Arteriosklerose und zur Zelladhasion und somit zu
entziindlichen Prozessen. Sauerstoffradikale haben — wie alles im Leben — auch
positive Aspekte!
Sauerstoffradikale sind prinzipiell lebensnotwendig!
Radikalische Stufen regulieren vitale Prozesse wie Phagozytose, Zellteilung,
Apoptose, enzymatische Funktionen, vasculare Funktionen, neuronale Funktio-
nen, die Gewebshormonsynthese und vieles mehr. Radikalische Stufen wirken
also als Signalmolekiile und sind somit als second messenger anzusehen.
Quantitativ bedeutsame Quellen fur ROS sind die mitochondriale Atemkette
und die physiologische Gewinnung von Energie aus Sauerstoff, der Purinabbau
mit der Umwandlung von Hypoxanthin zu Xanthin und zu Harnsaure, die Ka-
techolaminoxidation, die Autooxidation von Oxy-Hamoglobin, der Stoffwechsel
von Thiolen und anderer reduzierter Verbindungen, die Xenobiotika-Entgiftung
mit alien Reaktionen des Cytochrom-P450-Systems, die Tatigkeit neutrophiler
Granulozyten im Rahmen entziindlicher Prozesse, der Arachidonsauremetabolis-
mus und die Einwirkung von UV-Strahlung und radioaktiver Strahlung.
Wie entstehen nun Sauerstoffradikale?
Radical oxygen species entstehen durch eine Reihe von physikalischen und
(bio)chemischen Prozessen.
Physikalische Ursachen sind Feldeinwirkungen von UV-Strahlung, ionisieren-
der Strahlung, Radioaktivitat, Handy-, Bildschirm-, Monitor-Abstrahlung etc.
Saure-Basenhaushalt und Antioxidantien
99
Chemische Ursachen sind Tabakrauch und andere Carcinogene, Alkohol,
Pestizide, Herbizide, Industrie- und Verkehrsabgase Chemieprodukte, gegrilltes
Fleisch etc.
Physiologischer- und auch unphysiologischerweise entstehen Sauerstoffradi-
kale durch Stressbelastung oder starke korperliche Belastung.
Akuter oxidativer Stress findet sich bei einer Reihe von pathologischen Pro-
zessen. Es sind dies vor allem Schockzustande wie bei grofiflachiger Combustio,
Arzneimittelreaktionen, entziindlichen Prozessen, Myocardinfarkt, cerebralem
Infarkt etc.
Auch bei sportliche Aktivitat, vor allem hoherer Intensitat und falschem Trai-
ning im Rahmen von zu vielen anaeroben Belastungseinheiten entsteht akuter
oxidativer Stress.
Chronischer oxidativer Stress findet sich bei chronisch verlaufenden Krank-
heitsbildern wie vascularen Prozessen (KHK, cerebrovascularer Insuffizienz),
pulmonalen Erkrankungen (COPD), Hepatopathie, Autoimmun-Erkrankungen
(PCP), bei der Carcinogenese, Katarakt, Psoriasis und Erkrankungen des allergi-
schen Formenkreises.
Zur Neutralisation von SauerstofFradikalen benotigt der menschliche Orga-
nismus elektronenreiche Molekiile, wie dies Antioxidantien darstellen.
Prinzipiell werden enzymatische und nicht enzymatische Antioxidantien un-
terschieden. Nichtenzymatische Antioxidantien werden noch nach der Molekiil-
grofie unterschieden.
1 . Enzymatische Scavenger sind das Glutathion- System (mit GSH-Synthetasen,
-Reduktasen, -Transferasen), Enzyme, die Reduktionsaquivalente erzeugen
(wie G1-6-P-DH, 6-Phosphoglukonat-DH), Peroxidasen, die selenabhangige
Glutathionperoxidase, die selenabhangige Phospholipid-Hydroperoxyd-Glut-
athionperoxidase, Superoxyddismutasen in Mitochondrien, Katalasen im Cy-
toplasma und im Peroxisom von eukaryoten Zellen usw.
2. A) Nieder- und Mittelmolekulare Nichtenzymatische Scavenger sind z.B.
a) Vitamine wie Vit. A, Beta-Carotin und Carotinderivate, Vit. E und Toko-
pherolderivate, Vit. C und lipidlosliches Vit. C
b) Phytochemicals (sekundare Pflanzeinhaltsstoffe) wie z.B. Flavonoide, An-
thozyane, Phenolsauren und Phenolester
c) Bioorganische Molekiile des menschlichen Organismus wie z.B. Harn-
saure, Taurin, L-Cystein, Selenocystein, L-Methionin, Selenmethionin,
Alpha-Liponsaure, Coenzym Q 10, reduziertes Glutathion (GSH) und
Glutathion-Derivate
d) Synthetika — Arzneimittel wie z.B. Heterozyklen (Ethoxyquin, Barbiturate,
Carbazole, Phenothiazine, Levamisol, Nafazatrom, Naloxon, Tinoridin)
2. B) Grofimolekulare, Nicht-Enzymatische Scavenger sind z.B. Laktoferrin,
Fe-freies Transferrin, Haptoglobin, Hamopexin (Ham-Hb-Komplex)
Saure-Basenhaushalt und Oxidoreduktion
Sowohl der Saure-Basenhaushalt als auch die Oxidation haben als gemeinsamen
Wirkmechanismus den Elektronenbedarf.
100
Norbert Maurer
Bei Azidose werden zur Neutralisation der H + -, respektive H 3 0-Ionen Elek-
tronen benotigt. Bei Oxidation werden zur Neutralisation der Sauerstoffradikale
ebenfalls Elektronen benotigt. Dies hat zur Folge, dass bei Azidose die Oxidation
ansteigt, bei Basenzufuhr die Oxidation im Gewebe abnimmt. Ebenso fuhrt ver-
mehrte Oxidation zu Azidose und reduktive Prozesse alkalinisieren.
Aktivierte Proteinformen sind Enolformen. Diese liegen allerdings bei Azidose
und Oxidation vermehrt als inaktive Ketoformen vor. Ubermafiige intrazellula-
re Oxidation inaktiviert somit gleichzeitig Proteine, die als intrazellularer Puffer
wirksam sein soil ten. Daher besteht bei vermehrter intrazellularer Oxidation auch
die verstarkte Moglichkeit einer intrazellularen Azidose.
Anaerober bzw. partiell anaerober Stoffwechsel bei Sport fiihrt iiber die Lakta-
tazidose zu einem erhohten Redoxpotential und somit auch zur Oxidation. Spor-
tausiibung, besonders im anaeroben Bereich hat daher einen deutlich erhohten
Bedarf an Antioxidantien.
Cum grano salis kann gesagt werden, dass bei Entsauerung des Organismus
durch Neutralisation von H + -, respektive H 3 0-Ionen die reduktive Kapazitat an-
steigt und somit auch der Antioxidantienbedarf sinkt.
Weiterfiihrende Literatur
Loffler G, Petrides PE (1998) Biochemie und Pathobiochemie, 6. Auflage, Springer Ver-
lag.
Ohlenschlager G (2000) Freie Radikale, Oxidativer Stress und Antioxidantien, 2. Auflage,
RalfReglinVerlag, Koln.
Watzl B, Leitzmann C (2005) Bioaktive Substanzen in Lebensmitteln, 2. Auflage. Hippo-
kratesverlag.
Werbach MR (1999) Nutriologische Medizin, Hadeckeverlag.
Kapitel 12
Energetische Therapien bei Schwingungsverschlackung
Norbert Maurer
Zusammenfassung
In der vorliegenden Hypothese werden Akupunkturmeridiane als Leiter fur
physiologische Inforrnationen in Wellenform betrachtet. Jede Substanz, die
in den Blutkreislauf gelangt und nicht rasch verstofFwechselt wird, wird durch
Verdiinnung und Schiittelung „hom6opathisch" potenziert. Diese im Serum
aber in der Folge auch im Bindegewebswasser vorliegenden Verdiinnungsrei-
hen storen den im Akupunktursystem postulierten Transport von Inforrna-
tionen als Lichtphotonen, anderen elektromagnetischen Wellen oder Schall-
wellen.
Natiirliche Heilverfahren mit mehrheitlichen Schwingungseigenschaften
interferieren solche pathologischen Wellenmuster und ermoglichen einen ver-
besserten Informationstransport im Meridian.
Akupunkturmeridiane werden in dieser Hypothese als Leiter von Inforrnationen
in Schwingungsform angesehen. Pathologische Storungen im Informationstrans-
port konnen sowohl durch materielle, als auch Schwingungsaspekte erfolgen.
Naturheilverfahren mit iiberwiegender Schwingungswirkung konnen storende
Schwingungsinformationen im Meridianbereich interferieren und den Informa-
tionstransport verbessern.
Inforrnationen mit iiberwiegendem Schwingungsaspekt, lassen sich in ihrer
Wirksamkeit mit Hilfe der Quantenphysik erklaren.
Die Quantenhypothese wurde 1900 von Max Planck aufgestellt:
Ein strahlendes System kann nur das ganzzahlige Vielfache der Elementarla-
dung hu abstrahlen.
Quanten sind eine makroskopisch kontinuierlich erscheinende physikalische
Grofie, die nur in einer bestimmten, nicht weiter unterteilbaren Menge auftritt.
Quanten sind:
• portionsweise Energie
102
Norbert Maurer
• versehen mit wellen- und partikelartigen Eigenschaften, sind jedoch weder
Welle noch Partikel
• „ein Stiick Aktion"
Als Quantenbeispiele seien Photonen, Phononen, Plasmonen und Magnonen
angefiihrt.
Daraus folgt, dass alle Molekiile von einem typischen perimolekularen elek-
tromagnetischen Feld umgeben sind. Wir sind heute in der Lage, bei Molekiil-
gruppen bis zu 60 Molekiilen (sog. Fullerene) Interferenzen (im Sinne von Welle-
neigenschaften) nachzuweisen. Aus den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts sei
noch die Aussage des Physikers De Broglie zitiert: „Jedem materiellen Objekt ist
eine Welle mit wohldefinierter Wellenlange zuzuordnen".
Ubertragen auf die Medizin bedeutet dies, dass jede medikamentose Therapie,
z.B. Aspirin, Teilchen-, aber auch Wellenaspekte hat. Wissenschaftliche Unter-
suchungen der Wellenaspekte von Pharmakotherapien stehen bis zum heutigen
Tage aus.
Homoopathische Mittel jenseits der Dilution 24 beinhalten nach statistischen
Uberlegungen kein einziges Molekiil der Urtinktur.
Nach Uberlegungen der Quantenphysik scheint es so zu sein, dass ein fliefien-
der Ubergang vom Uberwiegen der Teilcheneigenschaften bis etwa von Dilution
8 bis zum Uberwiegen der Schwingungseigenschaften etwa bis zu Dilution 30
stattfindet.
Fur die Medizin lasst sich eine Therapiesystematik auf Basis der Quantenphy-
sik aufstellen:
1 . Therapien mit iiberwiegendem Teilchenmechanismus
Naturheilverfahren mit iiberwiegend materieller Wirkung sind Vitalstoffthe-
rapien, Phytotherapie, Ernahrungsmedizin usw. Auch die klassisch medizi-
nische Pharmakotherapie fallt in diese Kategorie.
2. Therapien mit iiberwiegendem Schwingungsmechanismus
Naturheilverfahren mit iiberwiegender Schwingungswirkung sind Homoopa-
thie, Nosoden (in hoheren Potenzen), Bachsche Bliiten, Akupunktur, Laser,
Bioresonanztherapie, Matrix- Regenerationstherapie, Warmetherapie, Elek-
trotherapie, Magnetfeld, usw.
Therapiereaktionen des menschlichen Organismus auf Therapien mit iiber-
wiegend materiellen Aspekt geschehen mit materiellen Strukturen (Stoffwechsel),
auf Therapien mit iiberwiegendem Schwingungsmechanismus mit schwingungs-
verarbeitenden Systemen. Eine ganze Reihe von Schwingungsemissionen des
Menschen sind bekannt (EEG, EKG, Warmestrahlung, Biophotonen).
Schwingungsaspekte von Therapien konnen nur dann vom menschlichen Or-
ganismus akzeptiert werden, wenn diese auch Informationen enthalten, die vom
Organismus verstanden werden. An dieser Stelle sei der Wiener Physiker Zeilinger
zitiert, der davon spricht, dass „das elementarste Quantensystem einem Bit an
Information entspricht". (Zeilinger 2003)
Informationskriterien fur biologische Systeme sind
• die Informationsqualitat
• die Quantitat
• Informationsverarbeitung
Energetische Therapien bei Schwingungsverschlackung
103
Damit Informationen im menschlichen Organismus zu Reaktionen fuhren
konnen, benotigen sie hohe Koharenz und somit in der Folge geringe Ubertra-
gungsenergie. Koharenz bedeutet die Fahigkeit zu Interferenz , also „schon" regel-
mafiig schwingende Wellen, die in fester Beziehung zueinander stehen.
Koharenz bedeutet physikalisch gesehen Schwingungen mit gleicher Frequenz,
gleicher Wellenlange, gleicher Amplitude, gleicher Phasenverschiebung, gleicher
Wellenform und somit bei Licht auch Monochromasie,
Fur den menschlichen Organismus bedeutet nach Ludwig eine zu hohe Ko-
harenz starre Ordnungseffekte und somit Erkrankungen im Sinne chronischer
Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen, Karzinome, usw.
Eine zu geringe Koharenz bedeutet Chaos und ist ebenfalls in Richtung von
Krankheit im Sinne von Allergien, Entziindungen zu deuten.
Ludwig hat diesen Zustand die so genannte Laserschwelle an der Grenze zwi-
schen Chaos und starrer Ordnung mit dem Gleichgewicht von aktivierten und
nicht-aktivierten Elektronen definiert. An der Laserschwelle ist der Organismus
am Besten im Stande, Reize zu verarbeiten.
Theoretisch konnten folgende Schwingungsqualitaten im Akupunkturmeri-
dian geleitet werden:
• Elektromagnetische Wellen
• Lichtwellen
• Schallwellen
Informationsquantitat
Zu niedrige Intensitaten der Information (zu niedrige Amplitude) sind in-
effektiv und fuhren zu keinen Therapieneffekten. Zu starke Intensitat (zu hohe
Amplitude) schadet dem Patienten und fiihrt unter Umstanden zu irreversiblen
Noxen.
Fur biologische Systeme existieren allerdings wohldefinierte Reizstarken („adey
window"), die zu biologischen, wissenschaftlich untersuchbaren Effekten fuhren.
Ein Therapiereiz darf also weder zu stark, noch zu schwach sein, um in einem
biologischen System wirksam werden zu konnen.
Informationsverarbeitung
Das „Informationssystem Mensch" kann nach Art der Informationstheorie
betrachtet werden. Demnach miissen folgende Strukturen fur die Wirksamkeit
eines Reizes vorhanden sein:
• Rezeptoren
• Leiter
• Transformatoren, Schnittstellen
• Speicher
• Sender
104
Norbert Maurer
Systeme zur Informationsverarbeitung sind seit Alters her bekannt und noti-
gen Respekt zu alten Traditionen ab. Es sind dies aus der traditionellen, chinesi-
schen Medizin das Akupunktursystem, aus der indisch tibetischen Medizin die
Energiezentren oder Chakren und sowohl in der wesdichen als auch der ostlichen
Tradition die Energiekorper.
Alle diese zusammenhangenden Systeme konnten als Quanten- bzw. Schwin-
gungsleitsystem betrachtet werden.
Pathologie der schwingungsverarbeitenden Systeme:
Schwingungsverschlackung bedeutet nun nach dieser Hypothese eine Storung des
Schwingungstransportes im Meridianverlauf durch im Gewebewasser gespeicher-
te Schwingungseigenschaften.
Jede Substanz (Chemie, Medikation, Krankheitserreger usw.) wird durch die
Aktivitat des cardiovascularen Systems und somit des Blutkreislaufes verdiinnt und
geschiittelt und in einer Reihe von „homoopathischen" Verdiinnungen vorliegen.
Diese konnen auch in das Bindegewebswasser abdriften. Nach der Hypothese
von Conte-Lasne („black and white holes") wiirden sich erhebliche Storungen
im Schwingungstransport eines Meridians ergeben. Sowohl die Lichtbrechungs-
eigenschaften, der elektrische Widerstand und die Dampfungseigenschaften von
Bindegewebswasser waren deutlich verandert. Auf dieser Basis entstiinden Veran-
derung des Informationscharakters der im Meridian geleitenden Schwingungsei-
genschaften, die im Extremfall zu Krankheiten fuhren konnen.
Naturheilverfahren mit iiberwiegender Schwingungswirkung interferieren
solche pathologischen Schwingungsmuster im Bindegewebswasser und somit im
Verlauf des Akupunkturmeridians. Im Akupunkturmeridian zirkulierende Infor-
mationen auf Schwingungsbasis werden dadurch weniger verfalscht. Dies sollte in
der Folge zu einer verbesserten Reaktionsfahigkeit des Organismus und zu einer
geringeren Krankheitsanfalligkeit fuhren.
Weiterfuhrende Literatur
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Energetische Therapien bei Schwingungsverschlackung
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zip der Informationsiibertragung bei der Potenzierung von Arzneien, Biol Med; 28:
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Kapitel 13
Pflanzen mit ausleitender und antirheumatischer
Wirkung - ein weifier Fleck auf der Landkarte
der Grundsubstanzforschung
Heinz Schiller
Zusammenfassung
Heilkrauter werden schon seit Jahrhunderten zur Entschlackung eingesetzt,
wobei sich einige Klassiker herausgebildet haben. Drei davon, Brennnessel,
Lowenzahn und Wacholder, werden besprochen. Die moderne Heilpflanzen-
forschung konnte einige Wirkmechanismen der Entschlackung, aber auch ein
faszinierendes Zusammenspiel von allgemeiner und lokaler Wirkung nachwei-
sen. Zwei Pflanzen, Goldrute und Weihrauch, bei denen diese Forschungen
besonders interessante Ergebnisse gebracht haben, werden vorgestellt. Die
unterschiedliche Wirkung mit dem Gesamtziel der Harmonisierung der
verschiedenen Kompartments unseres Korpers lasst die Wahl des Ausdrucks
„Antidyskratika" fiir diese Heilpflanzen sinnvoll erscheinen. Leider fehlt
noch die gezielte Forschung iiber die Beeinflussung des Bindegewebes bei
Gabe dieser Krauter.
Antidyskratika
Schon seit Jahrhunderten verwendet man Heilkrauter zur Stimulierung der Kor-
perausscheidung, wobei man unter „Ausscheidung" ganz allgemein die Tatigkeit
von Niere, Leber, Gedarmen, aber auch das Schwitzen verstanden hat, eben al-
les, was der Korper „von sich gibt". Grund fiir diese Stimulierungsversuche war
wohl die prinzipielle Annahme, dass ein Ungleichgewicht der Korpersafte primar
krankheitsverursachend wirkt. Dieses Ungleichgewicht bezeichnete man als Dys-
krasie, die dagegen wirkenden, ausscheidungsstimulierenden Krauter als Antidys-
kratika.
Heutzutage nimmt man in der modernen Grundsubstanzforschung an, dass
eine fehlerhafte Zusammensetzung der Grundsubstanz in den verschiedenen
Kompartments als Storfaktor wirkt — so gesehen erscheint die alte Lehre vom Un-
108
Heinz Schiller
gleichgewicht der Safte gar nicht mehr so antiquiert und daneben, und der Begriff
der Antidyskratika hat, durchaus logisch, seine Berechtigung.
Die meisten Pflanzen wirken iiber mehrere Mechanismen, und der Versuch,
die Heilpflanzen-Wirkung auf einen einzigen Stoff zuriickzufiihren, ist fast im-
mer gescheitert; erst das Zusammenspiel mehrerer Faktoren kann den Effekt
der ganzen Pflanze beschreiben. Es gibt lokale Auswirkungen oder solche, die
auf den ganzen Organismus zielen, und sie erganzen einander oder schwachen
Nebenwirkungen ab. Im Rahmen dieser Arbeit konnen, schon aus Platzgriinden,
unmoglich alle in der Indikation „Antidyskratika" wirkenden Heilkrauter vorge-
stellt werden. Daher kommen die bekanntesten zum Zug, aufierdem noch Heil-
pflanzen, an denen die Forschung der letzten Jahre dieses Zusammenspiel lokaler
und universeller Wirkung gut darstellen konnte.
Praktische Anwendung
Nicht von Ungefahr hat man schon immer Heilpflanzen miteinander kombiniert,
um die Wirkung zu optimieren — es ist ja durchaus verniinftig, mehrere Angriffs-
punkte zu haben und auszuniitzen. So kann zum Beispiel, je nach Befindlichkeit
des Patienten, zu den antidyskratischen Krautern anfangs etwa kurzfristig ein Ab-
fiihrtee oder ein Karminativum zur besseren Vertraglichkeit verabreicht werden.
Antidyskratika sollten, und das ist der zweite Punkt, moglichst nicht als Dau-
ertherapie angewendet, sondern kurmaKig eingesetzt werden. Auf sechs bis acht
Wochen Behandlung soil auf jeden Fall eine Pause von ca. vier Wochen folgen.
Die bekanntesten Krauter fur diese Entschlackungskuren sind Brennnessel,
Lowenzahn und Wacholder.
Die Brennnessel
Von der Brennnessel sind hauptsachlich zwei Arten von Belang: die Kleine Brenn-
nessel mit dem lateinischen Namen Urtica urens, und die Grofie Brennnessel, Ur-
tica dioica. Verwenden kann man die gesamte Pflanze: die krautigen Bestandteile
(Herba Urticae), die Wurzel (Radix Urticae) und die Friichte (Fructus Urticae),
wobei unterschiedliche Wirkungen erzielt werden konnen, je nachdem, welchen
Pflanzenteil man anwendet. Die Erklarung dafiir liegt in der verschieden hohen
Anreicherung der einzelnen Inhaltsstoffe: im Kraut dominieren die Flavonoide,
dazu Ameisensaure und Eisen, aufierdem gibt es reichlich Mineralstoffe und Spu-
renelemente, wie zum Beispiel Kalium, Calcium, Kupfer, Mangan, Aluminium,
Kobalt und Zink; speziell die Blatter sind reich an dem biogenen Amin Cholin,
die Brennhaare liefern Ameisensaure, Histamin, Acetylcholin und Serotonin. Die
Wurzel wiederum enthalt besonders viel fi-Sitosterol, 3-fi-Sitosterin, Scopoletin,
Sterole, Triterpene, Lignane, Cumarine, Polysaccharide und Isolektine.
Meist werden die krautigen Teile der Pflanze verwendet und als Antidysk-
ratikum eingesetzt. Die Wirkung ist diuretisch, mit einem deutlichen Ansteigen
der Ausscheidungsmenge der Nieren und einer Senkung des Harnsaurespiegels.
Interessant ist der Antagonismus zu Interleukin 1 und dem Tumornekrosefaktor
Pflanzen mit ausleitender und antirheumauscher Wirkung
109
Alpha, dadurch kommt es zu einer Hemmung der Prostaglandinsynthese und
in der Folge des Knorpelabbaus. Lokal in den Gelenken werden die Zytokine ge-
hemmt, das ergibt ebenfalls einen knorpelprotektiven EfFekt. Die Hyperamisierung
und lokale Reizung bei aufierlicher Anwendung ist wohl allgemein bekannt. Die
Indikationen leiten sich aus den beschriebenen Wirkungen her: Friihjahrskuren
zur Entschlackung, unterstiitzende Behandlung bei rheumatischen Beschwerden,
adjuvant bei Arthrosen, bei Gicht, aufierlich als Einreibung bei neuralgischen und
rheumatischen Schmerzen, als Haarwuchsmittel — diese Indikation findet man
allerdings vor allem in der Volksmedizin.
Brennnessel wird zum Beispiel als Tee verabreicht, und diesen Tee bereitet
man folgendermafien zu: ein Loffel Kraut wird mit einer Tasse Wasser iiberbriiht.
Den Aufguss lasst man erst einmal 1 0 Minuten ziehen, dann trinkt man drei Mai
taglich eine Tasse. Die letzte Portion sollte nicht zu spat am Abend genommen
werden, weil sonst die Harnflut in der Nacht einsetzt - gestorte Nachtruhe in-
klusive.
Wem die Teebereitung zu umstandlich ist, der kann Brennnessel auch als
Pflanzenpresssaft oder Fertigpraparat zu sich nehmen.
Wie bei alien wirksamen Arzneien gibt es auch hier Kontraindikationen: bei
Menschen mit eingeschrankter Herz- und Nierentatigkeit soil Brennnessel nicht
verwendet werden. Als Nebenwirkungen konnen Allergien und Magenreizungen
auftreten.
Die Brennnesselwurzel mochte ich nur der Vollstandigkeit halber erwahnen:
Rezeptiert als Wurzel, Radix Urticae, hat sie einen positiven Effekt auf die Pro-
stata, die Miktionsfrequenz und das Restharnvolumen sinken, sie wirkt bei Nykt-
urie und Pollakisurie, weiters noch antiphlogistisch und immunmodulierend. Die
Indikation sind Prostataadenome der Gruppe I - II. Zubereitet wird die Droge,
indem man 1,5 g in ca. 1/8 1 kaltes Wasser gibt, aufkocht, eine Minute kocheln
und dann 10 Minuten ziehen lasst.
Eine ganz andere Wirkung haben die Brennnesselfruchte, Fructus Urticae.
Sie enthalten 25-30% fette Ole, und zwar 74-83% cis-Linolsaure,l% Linolen-
saure, 0,01% Tocopherol, Mineralstoffe, Eiweifi, Chlorophyll, 3-8% Carotinoi-
de. Man wendet sie bei Schwachezustanden an, bei denen sie roborierend wirken
sollen. Im Mittelalter wurden sie in Wein gelost und als Aphrodisiakum verwen-
det, sozusagen als das Viagra des Mittelalters.
Ubrigens: das Wort „Nessel" hat primar nichts mit Hautreizungen zu tun.
„Nezzila" bezeichnete im Althochdeutschen ein leichtes Gewebe aus Lein(en)-
Fasern und dem Bast der Grofien Brennnessel — in der Tat war diese Pflanze kein
Un-, sondern im Gegenteil ein aufierst niitzliches Kraut.
Lowenzahn
Der bekannte, im Mai gelb leuchtende Lowenzahn, Taraxacum officinale, ist
schon eine sehr alte Heilpflanze. Bereits in dem vom arabischen Arzt Avicen-
na im 11. Jahrhundert verfassten „Canon medicinae" wird er erwahnt, und sein
Name konnte auf das arabische „tarak sahha" zuriickgehen, das iibersetzt soviel
wie „pissen lassen" bedeutet — eine anschauliche Wirkungsbeschreibung. Verwen-
110
Heinz Schiller
det wird damals wie heute die Wurzel mit dem Kraut, Radix Taraxaci cum Her-
ba. An Inhaltsstoffen findet man Bitterstoffe (Bitterstoffwert 600), Triterpenoide,
Phytosterine, und, wie bei der Brennnessel, wiederum relativ viele Mineralstoffe
und Spurenelemente, z. B. Kalium, Kupfer, Mangan, Selen und Zink. Lowen-
zahn wirkt cholagog, appetitanregend und diuretisch, aber auch eine direkte Wir-
kung auf das Bindegewebe wird beschrieben. Dementsprechend sind neben den
Fruhjahrskuren die wichtigsten Einsatzgebiete Appetitlosigkeit mit dyspeptischen
Beschwerden, chronische Gallenbeschwerden und Steinprophylaxe, aufierdem
PJieuma, Gicht und Arthrosen. Wie immer sind aber auch Kontraindikationen
zu beachten: bei hyperacider Gastritis, Gallenwegsverschluss und Gallenblasen-
empyem darf der Lowenzahn nicht angewendet werden. Als Nebenwirkung kann
es zu Magenbeschwerden kommen.
Der Tee wird folgendermafien zubereitet: Ein Teeloffel mit einer Tasse kalten
Wassers ansetzen, kurz aufkochen und 10 Minuten ziehen lassen, zwei Mai tag-
lich eine Tasse trinken. Bei Fruhjahrskuren macht man das sechs Wochen lang.
Lowenzahn gibt es auch als Presssaft.
Wacholder
Wacholder ist die dritte klassische Entschlackungspflanze. Man verwendet nur
die Beeren, Fructus juniperi. Diese Beeren enthalten atherische Ole und Diter-
pene, wirken krampflosend, diuretisch und sind bei entziindlichen Erkrankungen
der ableitenden Harnwege, aufierdem bei Gicht und PJieuma einsetzbar. In der
Schwangerschaft darf Wacholder nicht verwendet werden, und auch entziindliche
Nierenerkrankungen gelten als Kontraindikation — letzteres ist allerdings nicht
zweifelsfrei bewiesen. Als Nebenwirkung konnen gastrointestinale Storungen auf-
treten.
Fur Wacholder sind zwei Anwendungsmoglichkeiten iiblich: einerseits macht
man Tee aus den Beeren, wobei ein Teeloffel gequetschte Droge mit einer Tas-
se heissen Wassers aufgegossen wird. Das Gebrau lasst man dann fiinf Minuten
ziehen. Zwei Tassen pro Tag sollte man davon trinken. Die fast noch bekanntere
Methode ist das Kauen der Wacholderbeeren, die sogenannte „Wacholderkur
nach Kneipp". Bei dieser Kur werden die getrockneten Beeren gekaut, und zwar
am ersten Tag 4 Beeren, am zweiten 5 u.s.w., bis man am 12. Tag bei 15 Beeren
angelangt ist, dann zahlt man wieder riickwarts 14, 13, 12 u.s.w. bis wieder auf
5 Beeren. Dann muss die Kur beendet werden, bei zu langer Anwendung kann es
zu Nierenreizungen kommen.
Goldrute
Die echte Goldrute, Solidago virgaurea L, ist eine sehr interessante Pflanze, bei der
das Zusammenwirken von lokalen und allgemeinen Wirkungsmechanismen gut
erforscht ist. Verwendet wird das Kraut, Herba Virgaureae bzw. Herba Solidaginis.
Als Inhaltsstoffe hat man atherische Ole, Flavonoide, Saponine und Phenolgly-
coside gefunden. Die Flavonoide beziehen ihre diuretische Wirkung aus einer
Pflanzen mit ausleitender und antirheumauscher Wirkung
111
Hemmung des Abbaus des atrialen natriuretischen Peptids (ANP) und folgender
ACE-Hemmung. Zur Entziindungshemmung kommt es durch die Flavonoide
und Estersaponine, und zwar durch folgenden Mechanismus: Die leukozytaren
(neutrophilen) Enzyme Cathepsin und Elastase sind Mediatoren der Entziin-
dung. Sie fuhren zu einem Abbau von Typ IV Procollagen und bewirken dadurch
eine Auflockerung der Basalmembranen und in der Folge des Bindegewebes. Es
konnte bewiesen werden, dass die Flavonoide Rutin, Quercetin und die 3,5-Di-
coffeylchinasaure diese Elastase hemmen. Aufierdem sind sie auch wirksame Ra-
dikalfanger (Sauerstoffradikale). Estersaponine aus Solidago wiederum fuhren in
geringer Konzentration zur ACTH-Ausschiittung aus der Hypophyse und in der
Folge zu einer Cortisonausschiittung und damit ebenfalls zu einer Beeinflussung
der Entziindungsvorgange.
Wie diese auEerst komplexen Vorgange beweisen, konnen in einer Pflanze
sehr verschiedene Wirkmechanismen, bei Solidago eben sowohl lokale als auch
humorale, zusammenspielen und dadurch den gewiinschten Effekt auslosen. In
der Summe der Eigenschaften finden wir bei dieser Pflanze sowohl eine Aktivie-
rung der Entschlackung, einen direkten Einfluss auf das Bindegewebe als auch
einen allgemein humoralen Effekt.
Die Indikationen der Goldrute sind dementsprechend entziindliche Krank-
heiten der ableitenden Harnwege, Harnwegssteine und -griefi, aber auch Venener-
krankungen. In der Volksmedizin verwendet man die Goldrute bei Gicht, dem
rheumatischen Formenkreis und gegen Hautunreinheiten.
Verabreicht wird Solidago als Krauterteezubereitung: zwei Teeloffel Droge auf
eine Tasse heifien Wassers, zehn Minuten Ziehen lassen, mehrmals taglich eine
Tasse trinken.
Weihrauch
Der Weihrauch ist keine bei uns heimische Pflanze, trotzdem kennt sie jedes
Kind — schon die legendaren drei Weisen aus dem Morgenland hatten Weihrauch
als Geschenk in ihrem Reisegepack.
Verwendet wird der indische Weihrauch, Boswellia serrata, oder der afri-
kanische Weihrauch, Boswellia carterii. Er ist einerseits durch die vielseitigen
Angriffspunkte der Therapie, andererseits aber auch durch die entgegengesetz-
te Wirkung je nach Dosierung sehr interessant. Wirksame Bestandteile sind die
Harzstoffe (Boswelliasauren), atherisches Ol, Schleime und Proteine. In niedriger
Konzentration (2,5-10 (J.g/ml) kommt es zu einer unerwiinschten Steigerung der
Leukotriensynthese, erst in hoher Konzentration (> 20 (J.g/ml) fiihrt eine Hem-
mung der 5 -Lipoxygenase zu einer Reduzierung der Leukotriensynthese in der
Arachidonsaurekaskade und damit zu einer Abschwachung rheumatischer Reak-
tionen. Auch eine direkte Beeinflussung des interstitiellen Bindegewebes hat man
nachgewiesen, und zwar durch eine Hemmung der Elastase. Zusatzlich werden
noch tumorzytostatische Effekte beschrieben (> 30 (J.g/ml), da es zu einer Bin-
dung von Boswelliasauren an die Topoisomerase kommt und deren Wirkung ge-
hemmt wird.
112
Heinz Schiller
Die Indikationen sind unter anderem chronisch entziindliche Krankheiten,
besonders des Dickdarms (Colitis ulcerosa, M Crohn) und der rheumatische For-
menkreis; in der Tumortherapie wird Weihrauch erganzend angewendet.
Die wirksamen Bestandteile der Pflanze sind, wie schon erwahnt, Harze, da-
her muss man natiirlich Zubereitungen wahlen, die garantieren, dass diese Harze
auch aufgenommen werden - Weihrauch zu zerreiben und Kapseln damit zu fiil-
len ist entschieden zu wenig. Als Anwendungsformen sind daher nur Fertigprape-
rate sinnvoll.
Betrachtet man die Krauter, die in Entschlackungskuren angewendet werden
oder jene Pflanzen, die als Wirkungsziel das interstitielle Bindegewebe haben,
dann fallt einem vor allem auf, das es meist sehr alte Heilpflanzen sind, teilweise
schon in der persischen Medizin bekannt und in den noch heute gebrauchlichen
Indikationen verwendet. Die moderne Heilpflanzenforschung konnte in vielen
Fallen Wirkungen nachweisen bzw Wirkmechanismen abklaren. Dabei zeigt sich
aber, dass Entschlackung nicht auf EINE Wirkung zuriickgefiihrt werden kann,
sondern dass verschiedene Mechanismen und Zielorte kombiniert angegangen
werden. So denke ich, dass die Reduktion auf einen Teil des Stoffwechsels nicht
schliissig ist, auch wenn da so manches messbar ist wie z. B. der Saure-Basen-
Haushalt. Die Natur ist vielfaltiger, und es gilt der Grundsatz des Hippokrates,
dass das Ziel der Behandlung eine harmonische Grundordnung im Fliefigleich-
gewicht der Natur sein sollte. Der alte Begriff der Dyskrasie und eine Zusam-
menfassung dieser Heilpflanzen als Antidyskratika macht Sinn. Leider aber gibt
es praktisch keine Forschung, wie weit es unter diesen Pflanzen wirklich zu einer
Veranderung im Bereich der Grundsubstanz kommt — zur Zeit also ein weifier
Fleck in der Forschung, aber mit sehr viel Potential fur die Zukunft.
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Kapitel 14
Ausleitung in der Traditionellen Chinesischen Medizin
Fritz Friedl
Zusammenfassung
Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) verfiigt iiber ein eigenes Ver-
standnis fur Physiologie und Pathophysiologic, das die Grundlage der dia-
gnostischen und therapeutischen Bemiihungen darstellt. Zu diesem Verstand-
nis gehort seit jeher die Kenntnis iiber die Bedeutung der Fliefieigenschaften
des Blutes. Uberlegungen zur Qualitat des Blutes und des dazu gehorenden
Blutstoffwechsels stellen dabei eine Notwendigkeit dar und erlauben Paral-
lelen zu anderen naturheilkundlichen Systemen.
Der Blutflufi kann sowohl in dynamischer als auch in stofflicher Hinsicht
gestort sein. Die Auswirkungen gehen weit iiber „Durchblutungsst6rungen"
hinaus; Reinigungsstrategien spielen deshalb bei sehr vielen Krankheitsbildern
eine wesendiche Rolle. An Beispielen wird die Bedeutung von Ausleitungsthe-
rapien fur Krankheitsbilder der Haut, des Darms, der Leber, ebenso wie fur
Tumoren, Infarkte dargestellt.
Der moderne Begriff der „Mikrozirkulation" beinhaltet die fiir die westliche
Wissenschaft relativ neue Erkenntis, dafi Durchblutungsvorgange nicht nur vom
Status der Blutgefafie abhangen, sondern auch von den Fliefieigenschaften des
Blutes. Diese Erkenntnis ist fiir die chinesische Medizin uralt und banal. Gedan-
ken iiber die Blutqualitat gehoren zum Riistzeug der chinesischen Medizin, - wie
im iibrigen auch vieler anderer naturheilkundlicher Systeme - da ein zu „zahes",
von Schlacken und „triiben Elementen" belastetes Blut die Versorgungsfunkti-
onen schlechter erfiillen kann als ein reines, leicht bewegliches.
Das qi bewegt das Blut
Nach der Vorstellung der TCM sind qi und xue (= Blut) die tragenden Begriffe fiir
die Verteilung von Lebenskraften im Organismus (Tabelle 1). Der Begriff „Yang"
114
Fritz Friedl
Qi
Xue
Dynamik
Stabilitat
Schnelligkeit
Bestandigkeit
Yang = Aktivitat
Yin = Struktivitat
Denken
Verstehen
Handeln
Fiihlen
Steuern
Wachsen
Tab. 1: Qui und Xue
stent fur alle aktiven Krafte, die der Organismus in Interessen und Handlungswei-
sen umsetzen kann. Dem qi kommt dabei die Rolle der strategischen Steuerung
zu. Das qi ist schnell und dynamisch und bestimmt das Denken, Handeln und
Steuern. Der Begriff „Yhi" bedarf einer Ubertragung, die Porkert in dem Aus-
druck „Struktivitat" gewahlt hat. Yin bedeutet die Fahigkeit, sich unter Wahrung
der eigenen Bestandigkeit und Stabilitat verandern zu lassen; z.B. im Verstehen,
im Fiihlen oder im Wachsen. Diese nach innen gerichtete Form der Aktivitat, die
sich in der Struktur des Geistes, der Seek und des Korpers niederschlagt, wird
durch das Blut („xue") materialisiert. Struktivitat ist der Gegenspieler zur Aktivi-
tat; nur im Zusammenspiel der beiden Krafte Yin und Yang gibt es Gesundheit,
Stabilitat und Wachstum.
Das Zusammenspiel von Yin und Yang lafit sich am Beispiel des Autofahrens
verdeutlichen: Die mentale Prasenz des Autofahrers erlaubt es ihm, den Moment
der Reaktionsanderung zu erfassen. Diese Yang-Fahigkeit fiihrt zur qi-Aktivierung
der Muskeln mit dem entsprechenden Bewegungseinflufi auf das Gaspedal. Die
Ubertragung auf den Motor entspricht dem „xue", die Belastbarkeit des Autos
dem „Yin". Es steuert somit der gedankliche Impuls das tonnenschwere Automo-
bil, also das immaterielle qi die materialisierte Struktur. Das Dynamische ist dem
Materiellen iiberlegen, wie das Wasser dem Stein, sagt Laotse.
In diesem Sinne ist „xue" mehr als Blut, also nicht nur Warenlager fur Zellen
und Organe, sondern auch Konzept fur das Wachstum und innere Ordnungs-
struktur. „Durchblutung" ist damit auch mehr als Verteilung von Blutzellen,
sondern vielmehr steckt in den Blutzellen quasi das intelligente Bemiihen, den
Organismus zu erhalten und zu substantifizieren. Hierzu verfiigt das Blut iiber
eigene Krafte, die mit dem Begriff „Blutflu8" beschrieben werden, und die ihm
diese eigene aktiv-struktive Rolle bescheinigen.
Auf diesem Boden fallt es leichter, Durchblutungsstorungen nicht einfach als
Folge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu begreifen. Auch bei intaktem Gefafi-
system kann es zu Viskositatsproblemen und zu Storungen im Blutflufi kommen.
Dabei lafit sich das Thema „Blutflufist6rung" in drei verschiedene Kapitel unter-
teilen, die in ganz unterschiedliche klinischen Bildern miinden (Tabelle 2). Das
Thema „Bluthitze" entspricht einer fehlgesteuerten Uberaktivitat der auf das Blut
gerichteten qi-Bewegung. Diese wird typischerweise im Rahmen von Immun-
konflikten erworben. Halsschmerzen stellen im Rahmen von Infekterkrankungen
Ausleitung in der Traditionellen Chinesischen Medizin
115
Bluthitze
Stagnation
Triibes Blut
Hals
Muskel
Psyche
Thrombose
Hamatome
Miidigkeit
Lymphe
Zyklus
Stoffwechsel
Knochen
Unterleib
Leber
Destruktivitat
Schmerz
„Vergiftung"
Tab. 2: Mikrozirkulation wird beeinflusst durch
ein kritisches Symptom dar. Dosiert der Organismus seine Immunkrafte falsch,
so konnen destruktive Entziindungen daraus resultieren. Chronifizierte Entwick-
lungen fuhren zu Thrombosen, Belastungen des Lymphsystems, Knochenabbau
etc. Somit sind Erkrankungen mit Schleimhautlasionen, Gewebsdestruktionen
bis hin zu ossaren Metastasen vom Mechanismus der „Bluthitze" gepragt.
Das Phanomen der „Blutstagnation" steht fur die pathologische Beweglich-
keit des Blutes. Es fehlt der kontinuierliche, bedarfsgerechte Flufi, der zu einer
ausreichenden Blutversorgung im Gewebe erforderlich ist. Der Muskel als kurz-
fristig zu versorgendes Organ meldet die Blutstagnation als Schmerz oder Verlet-
zungsanfalligkeit. Hamatomneigung und Zyklusstorungen sind weitere typische
Zeichen fur dieses Storungsmuster. Nach chinesischer Lehre sitzt die Steuerung
fur den qi-Flufi im Unterbauch, daher sind Unterbauchschmerzen pathognomo-
nisch.
Das Thema „Trubes Blut" steht Rir Schlacken, die den Blutstoffwechsel bela-
sten. Sie entstammen meist falschen Lebens- und Ernahrungsgewohnheiten. Ihr
Auftreten ist begleitet von klebriger Miidigkeit, aber auch von seelischer Schwe-
re - „triibe Safte machen triibe Gedanken", - von angstlichem Griibeln, Entschei-
dungsunfahigkeit und nachtlichem Sorgen. Die Uberlastung des Stoffwechsels
fiihrt zu einer „Vergiftung", die in mitteleuropaischen Naturheilkunde-Systemen
den Gedanken der „Blutreinigung" hat aufkommen lassen.
Klinisches Beispiel ist das in meiner Klinik haufig vertretene Krankheitsbild
des „Postoperativen Syndroms" (Tabelle 3). Wahrend sich manche Menschen
auch von ausgedehnten Operationen sehr rasch erholen, leiden andere unter ga-
strointestinalen Beschwerden wie z.B. anhaltender Verstopfung bis hin zur Darm-
lahmung, plotzlichem Stuhldrang oder schmerzhafter Entleerungsstorung neigen
zu Magenschmerzen, Ubelkeit oder Appetitstorungen. Sie leiden dann meist auch
unter (Durch-)Schlafstorungen, unter Stimmungsschwankungen, unter Schmer-
zen und Schmerzempfindlichkeit. Bei dieser Patientengruppe haufen sich Kompli-
kationen, es treten Wundheilungsstorungen und Sekundarinfektionen auf, ferner
gehauft Allergien und Unvertraglichkeitsstorungen. Aus westlich-medizinischer
Sicht handelt es sich um diffuse Symptome, deren Entstehung nur rudimentar zu
erklaren sind, und die einzeln und symptomatisch behandelt werden. Aus Sicht
der chinesischen Medizin blicken wir auf ein echtes Syndrom, auf eine Ansamm-
lung voneinander abhangiger Symptome, die zusammen auf eine Uberlastung
der Ausscheidungsfunktionen zuriickzufiihren sind. Die Wiederherstellung von
116
Fritz Friedl
Durchschlafstorungen, nachtliche Panik
Darmstorungen (Verstopfung, plotzlicher Stuhldrang, Ileus)
Stimmungsschwankungen, Depression, Gereiztheit
Schmerzen, Schmerzempfindlichkeit
Mifiempfindungen (Geschmacksverlust, Parasthesien)
Wundheilungsstorungen
Sekundarinfektionen
Allergien und Unvertraglichkeitsreaktionen
Ubelkeit, Appetitstorung
Tab. 3: Postoperatives Syndrom
Ausscheidungsfunktionen durch chinesische Phytotherapie verbessert das Ge-
samtbild: in dem Mafie, in dem der Darm reguliert wird, verbessern sich Schlaf,
Appetit und psychisches Allgemeinbefinden, die Schmerzen lassen nach und es
ergibt sich eine signifikante Verbesserung von Wundheilung und allgemeiner Re-
aktionsfahigkeit. In unserer Klinik haben mittlerweile mehr als 1000 Menschen
diese postoperative Nachbehandlung erfahren.
„Ausleitung" lafit sich in der chinesischen Medizin auf vier Aspekte aufteilen
(Tabelle 4). Zunachst steht die Entfernung von Altlasten im Vordergrund. Der
Organismus versteht es, Schlacken an den verschiedensten Stellen des Organismus
zu verstecken oder in Depots zu vergraben. Solche Depots (wie z.B. Ubergewicht,
Konkremente, Tumore) miissen beim Verfahren der „Blutreinigung" zuganglich
gemacht werden. Das Verfugbarmachen von Altlasten wird dann fortgefiihrt
durch die Aktivierung von Ausscheidungs- und Ventilfunktionen. Neben den
Hauptausscheidern, dem Stuhl und dem Urin, sind verschiedene Ventile denk-
bar, z.B. Schleimhaute (Bronchien, Nase, Scheide), die zur Ausscheidung angeregt
werden konnen, oder auch die aufiere Haut. Ausgeschieden werden kann jedoch
nur, was vom Korper als Ballast angesehen wird. Je verschlackter der Organismus,
umso mehr kommt das gemeinsame Ver- und Entsorgungssystem des Blutes in
Schwierigkeiten. Die Klarung der Filteranlage, eine dezentrale Aufgabe, die nach
Auffassung der chinesischen Medizin im xue stattfindet, ist deshalb Vorausset-
zung fur die Wiederherstellung einer Stoffwechselsteuerung. Daran anschliefiend
miissen diejenigen Schutzfunktionen wieder gewonnen werden, die das System in
„Blutreinigung" — Altlasten entfernen
Ausscheidungs- und Ventilfunktionen
Reinigung der Filteranlage
Aufbau von Schutzfunktionen
Tab. 4: Ausleitung
Ausleitung in der Traditionellen Chinesischen Medizin
117
Klarheit halten konnen, wie z.B. das Ersetzen von Heifihunger auf Siifies durch
eine intakte Appetitsteuerung oder das Empfinden fur Schutz vor Uberlastungen
jeglicher Art.
Wegen des umfassenden Charakters von Blutstoffwechselstorungen sind eine
Reihe von Mafinahmen zur Therapie moglich (Tabelle 5). Im Mittelpunkt der
langfristigen Steuerung stent die Diatetik. Zur akuten Reinigung stehen blutige
Akupunktur und Schropfmassage zur Verfiigung. Die umfangreichsten Moglich-
keiten bietet die Phytotherapie, die sowohl direkte StofFwechselentlastung, aber
auch immunologische Reaktivierungen (z.B. Schleimlosung iiber Ventile) erlaubt.
Langfristig geht es wiederum um die „Mitte", um die Selbststeuerung des Stoff-
wechsels, der durch geeignete Pflanzen aufgebaut werden kann.
Die Palette der Erkrankungen, die mit Blutstoffwechselstorungen in Verbin-
dung gebracht werden kann, ist viel groEer, als der westlich ausgebildete Medi-
Diatetik (cave: Funktion der Mitte)
Schropfmassage
Blutige Akupunktur
Phytotherapie
Diatetik (cave: Funktion der Mitte)
— Immunologische Reaktivierungen
- Stoffwechselentlastung
Mitte
Tab. 5: Ausleitungsmethoden der TCM
Haut
— Ekzem
- Herpes Zoster
Schmerz
- Rheuma
— Fibromyalgie
— Migrane
- Polyneuropathie
Schilddriise
- Hyperthyreose
Allergie
— MCS-Syndrom
Stoffwechsel
- Ubergewicht
- Diabetes
- Hypertonus
- Blutfette (ohne Cholesterin)
- Harnsaure
Sucht
Tumorerkrankungen
Tab. 6: Krankheitsbilder
118
Fritz Friedl
ziner dies fur moglich halt. Tabelle 6 zeigt einen Ausschnitt, der beileibe noch
keinen Anspruch auf Vollstandigkeit erhebt. Sowohl bei Hauterkrankungen, bei
Allergien, in der Schmerzbehandlung, bei Stoffwechselstorungen, wie auch in der
Suchtbehandlung stellen Ausleitungstherapien wichtige Bausteine in der (stoffli-
chen) Bewaltigung der Erkrankung dar. Die Auswirkungen sind fur den Patienten
unmittelbar nachvollziehbar, da in dem Mafie, in dem der Organismus entlastet
wird, die entsprechenden Krankheiten entscharft und bereinigt werden.
Auch oder gerade die moderne Medizin, die ihre Fortschritte auf der Ent-
wicklung eines Reparatursystems gebaut hat, profitiert von der komplementaren
Medizin. Sie kann bei komplexen Fragestellungen den Organismus entlasten und
Heilungskrafte entfalten. Reinigungstherapien spielen dabei auch im 21. Jahr-
hundert eine entscheidende Rolle.
Kapitel 15
Ausleitung in der Ayurvedischen Medizin
Grundlagen der Verdauungsprozesse aus der Sicht der Maharishi Vedischen
Medizin
Lothar Krenner
Zusammenfassung
Maharishi Vedische Medizin wird als die „Mutter der Heilkunde" bezeichnet;
ihr im Westen bekanntester Teilaspekt ist Ayurveda. Die Renaissance der Ay-
urveda Medizin begann vor ca. 30 Jahren. Verschiedene Schulen und Rich-
tungen haben sich auch im Westen etabliert; man unterscheidet „Wellness-
Ayurveda", Ayurveda der sich in ayurvedischen Arztefamilien tradiert hat,
universitarer Ayurveda und Maharishi Vedische Medizin. Sie verbindet das
streng traditionelle Wissen (— das von Vedischen Sehern — Rishis — geschaut
wird) mit wissenschaftlichen Konzepten und westlichem medizinischem Stan-
dard. Maharishi Vedische Medizin ist Ganzheitsmedizin im eigentlichen
Sinn, die sich auf 4 Hauptsaulen stiitzt: a) Maharishi Yoga (Transzendentale
Meditation), b) Vedische Astrologie (Maharishi Jyotish), c) Vedische Archi-
tektur (Maharishi Sthapatya-Veda) und d) Maharishi Ayurveda. Ayurvedische
Medizin definiert jeden Lebensprozess durch drei Grundprinzipien (3 Dos-
has): Bewegung - Vata, Transformation - Pitta und Stabilitat - Kapha. Aus
der individuellen Zusammensetzung der 3 Doshas leitet sich die ayurvedische
Konstitutionslehre ab, die die Basis einer individuell abgestimmten Thera-
pie bildet. Storungen und Ungleichgewichte von Vata, Pitta und/oder Kapha
manifestieren sich auch im Verdauungssystem. Wenn wahrend der Transfor-
mationsschritte auf der grundlegenden, abstrakten, unmanifesten Ebene die
ganzheitliche Intelligenz des Organismus (Veda) nicht voll wach ist (nicht
vollstandig zur Verfiigung steht), werden diese Prozesse auf den manifesten
Ebenen des Geistes und des Korpers nur unvollstandig ablaufen - es wird
„Unverdautes" (Ama) geistig und korperlich entstehen (unverdaute Gefiihle,
unverdaute Gedanken, unverdaute Sinneseindriicke, unverdaute Nahrung).
120
Lothar Krenner
Schlackenbildung (Ama) wird im Maharishi Ayurveda als ein Nebenpro-
dukt eines nicht im Gleichgewicht befindlichen Verdauungssystems definiert.
Alle Reinigungsprozesse der Maharishi Ayurveda Medizin haben daher fol-
gende Ziele: Belebung der inneren Intelligenz des Organismus - des Veda,
Wiederherstellung des individuellen Gleichgewichts der 3 Doshas (Vikriti/
Dehaprakriti/Prakriti), Starkung der Verdauungskraft Agni, Ausleitung der
Schlackenstoffe (Ama). Folgende Therapiekonzepte stehen dafiir in der Ma-
harishi Vedischen Medizin zur Verfugung: Transzendentale Meditation/Yoga,
individuell angepasste Ernahrungsempfehlungen — ayurvedische Diat (Aha-
ra), tages- und jahreszeitlich angepasste Mafinahmen der Gesundheitsroutine
(Dinacharya und Ritucharya), Vedische Urklangtherapie, Vedische Vibrati-
onstechnik, Musiktherapie (Maharishi Gandharva-Veda), Aromatherapie,
Farbtherapie, Ayurvedische Nahrungserganzungen auf pflanzlicher und mi-
neralischer Basis (traditionell zubereitete spezielle Krautermischungen) und
traditionelle ayurvedische Reinigungskurbehandlungen (Maharishi Pancha-
karma) . Der Zustand von Gesundheit ist im Maharishi Ayurveda die Wie-
derherstellung und Erhaltung des inneren Gleichgewichts (Prakritisthapan)
und der inneren Wachheit des Organismus; im Yoga wird dieser Zustand als
Erleuchtung bezeichnet. Das Ziel jeder ayurvedischen medizinischen Tatig-
keit ist daher die Entwicklung von Erleuchtung fur den einzelnen Menschen
und Gesundheit und Frieden fur die gesamte Gesellschaft.
„Ein Menscb istgesund, dessen Grundfunktionen (Doshas), Stoffwechsel (Agni),
Gewebe (Dhatus) und Ausscheidungen (Malas) im Gleichgewicht sind und dessen
Seek (Atma), Sinne und Geist sich dauerhaft im Zustand inneren Gliicks befin-
den". (Sushrut Samhita, Sutrasthan 15.41)
Einfiihrung in das Weltbild der Maharishi Vedischen Medizin
Die Vedische Medizin zahlt zu den altesten Gesundheitssystemen und hat ihren
Ursprung in Indien - dem Land des Veda. „Veda" heifit Wissen, bzw. Intelligenz.
Man versteht darunter die ganzheitliche Intelligenz der Natur - die Gesamtheit
aller Naturgesetze, die das manifeste Universum von einem unmanifesten Ein-
heitlichen Feld aus verwaltet (Hagelin J.S., Is consciousness the unified field? A
field theorists perspective; Modern Science and Vedic Science, 1, 29-87, 1987).
Wesentliche Teile dieses auch als „Mutter der Heilkunde" bezeichneten Gesund-
heitssystems gingen im Laufe der Jahrtausende verloren. Der Vedische Gelehrte
Maharishi Mahesh Yogi hat in Zusammenarbeit mit fiihrenden indischen Ayurve-
da-Arzten, westlichen Medizinern und Naturwissenschaftlern dieses Gesundheits-
system in der klassischen und gleichzeitig modernen, ganzheitlichen Form der
Maharishi Vedischen Medizin wieder belebt. Der im Westen bekannteste Aspekt
nennt sich Ayurveda.
Der Schlusselbegriff fur das Verstandnis der Vedischen Medizin und des
Ayurveda ist „Veda": „Veda" sind die grundlegenden Intelligenzstrukturen der
unmanifesten, absoluten Ebene des Lebens. „Veda" ist die innere Intelligenz - die
Schaltzentrale - der Natur, die alle Vorgange des Organismus und des gesamten
Universums steuert. Diese Urklange des Lebens sind von Vedischen Sehern (Ris-
his und Maharishis) im eigenen stillen Bewusstsein geschaut und als Veda und Ve-
Ausleitung in der Ayurvedischen Medizin
121
dische Literatur in horbare Klange (Mantren) und Sprache ausgedriickt worden.
Das Ziel der Maharishi Vedischen Medizin ist daher die Belebung der inneren
Intelligenz der Physiologie - des Veda und damit verbunden die Optimierung
der Kommunikation zwischen dem Veda — dem „Bauplan" — und deren materi-
ellem Ausdruck - der Physiologie, dem „Bauwerk". Ayurveda Medizin griindet
auf „Veda" von „Ayu" - auf dem „Wissen" vom „Leben". Ein grundlegendes Mis-
sverstandnis ware daher Ayurveda Medizin anzuwenden und dabei ihre Grund-
lage - den „Veda-Aspekt", den Wissens- und Bewusstseinsaspekt - nicht in den
Mittelpunkt zu stellen. Die Belebung des Veda in der Physiologie — der inneren
Intelligenz des Organismus — wird durch die einzelnen Vedischen Therapieansatze
auf unterschiedliche Art und Weise erreicht:
1 . Die direkte Erfahrung der transzendenten „Veda-Ebene" des Bewusstseins
(Grundzustand des Bewusstseins, Transzendentales Bewusstsein, Atma - das
Selbst) durch die Anwendung der Technik der Transzendentalen Meditation
(TM-Technik) und durch Yoga-Fortgeschrittenentechniken.
2. Die Belebung der „Veda-Ebene" des Bewusstseins
2.1 durch Vedische Urklangtherapie, Vedische Vibrationstechnik, ayurve-
dische Pulsdiagnose, ayurvedische Heilkrauter (spezielle Zu- und Auf-
bereitungsprozesse), Vedische Astrologie (Maharishi Jyotish), Vedische
Architektur (Maharishi Sthapatya-Veda), etc.
2.2 durch ausgleichende und harmonisierende ayurvedische Therapieansat-
ze, wie z.B. Musiktherapie (Maharishi Gandharva-Veda) , Aromathera-
pie, ayurvedische Ernahrungslehre, tages- und jahreszeitliche Gesund-
heitsroutine, Krauterolmassagen, etc.
2.3 durch reinigende und entschlackende Mafinahmen, wie z.B. Krauter-
dampfbader, spez. Massagen, abfuhrende Mafinahmen (Krautereinnah-
me, Krauteroleinlaufe, Krauterolanwendungen im HNO-Bereich), die
Verdauungskraft starkende Mafinahmen (Krautereinnahme, spez. Er-
nahrungsempfehlungen), etc.
Diese Vedischen Therapieansatze werden sehr individuell auf die Grundkon-
stitution und den gegenwartigen Zustand des Organismus abgestimmt. Dabei
spielt die arztliche ayurvedische Anamnese, die schulmedizinische und ayurvedi-
sche Befunderhebung und Diagnosestellung eine zentrale Bedeutung.
Maharishi Ayurveda, bzw. Maharishi Vedische Medizin beinhalten die Ganz-
heitlichkeit der traditionellen, klassischen, zeitlos giiltigen Konzepte der Vedischen
Gesundheitslehre und driicken sie in unserer modernen, naturwissenschaftlichen
Sprache aus — Maharishi Ayurveda, bzw. Maharishi Vedische Medizin integrieren
wissenschaftliche Forschung und westliche medizinische Qualitat mit dem jahr-
tausendealten Wissen der Vedischen Rishis.
Maharishi Ayurveda ist nicht „indische Volksmedizin"; es handelt sich um
allgemeingiiltige physiologische Prinzipien und das systematische Wissen iiber die
unserer Physiologie innewohnende Intelligenz — den Veda. Maharishi Vedische
Medizin besteht aus 40 Disziplinen. Die 4 Hauptsaulen sind:
a) Maharishi Ayurveda:
Ayurvedische Ernahrungslehre (Ahara), tages- und jahreszeitliche Gesund-
heitsroutine (Dinacharya/Ritucharya), ayurvedische Pflanzenheilkunde
(Dravya Guna), ayurvedische Entschlackungskuren und Ausgleichstherapi-
122
Lothar Krenner
en (Maharishi Panchakarma) , Pulsdiagnose und Pulstherapie (Nadi Vigyan),
Musiktherapie (Maharishi Gandharva-Veda), Aromatherapie, Farbtherapie,
Vedische Urklangtherapie, Vedische Vibrationstechnik
b) Maharishi Yoga/Transzendentale Meditation (direkte Erfahrung der trans-
zendenten Ebene der Einheit (Yoga) im eigenen Bewusstsein (Transzenden-
tales Bewusstsein, Atma - Selbst)
c) Vedische Astrologie/Maharishi Jyotish (Beziehung zwischen dem mensch-
lichen Nervensystem und dem Kosmos — Vedische Mathematik)
d) Vedische Architektur/Maharishi Sthapatya-Veda (Leben und wohnen im
Einklang mit der Natur - die Wissenschaft der Orientierung).
Verdauungsprozesse und Schlackenbildung
Lebensvorgange werden in der Ayurveda Medizin definiert als das Zusammen-
spiel dreier Grundprozesse (3 Doshas):
1 . Bewegung - Vata (Muskelbewegung, Stofftransport, Informationsweiterlei-
tung und Informationsverarbeitung im Nervensystem, das Fliessen von Ge-
danken)
2. Transformation - Pitta (Umwandlung, Verdauung mit der dabei entstehen-
den Warme und Energie) und
3. Stabilitat- Kapha (Formgebung, Zusammenhalt, Schleimbildung).
Aus der individuellen Kombination der drei Doshas leitet die Ayurveda Me-
dizin ihre Konstitutionslehre ab: 1) Prakriti - Geburtskonstitution (die bei der
Geburt vorhandene individuelle Mischung von Vata, Pitta und Kapha in der Phy-
siologic), 2) Vikriti (derzeitiges Ungleichgewicht), 3) Dehaprakriti (dauerhaftes
Ungleichgewicht, das als Konstitution erscheint) und 4) Wiederherstellung der
Geburtskonstitution (Prakritisthapan) .
Agni - Verdauungskraft, Verdauungsfeuer
Ama — Schlackenstoffe, „Unreifes", Endo- und Exotoxine
Malas - Ausscheidungsprodukte (Stuhl, Harn und Schweifi)
Dhatus - die 7 Gewebearten (entstehen aus der Nahrung durch die Verdau-
ungsprozesse): Rasa - Blutplasma/Lymphe/interstitielle Fliissigkeit, Rakta - Blut
(feste Bestandteile, speziell Erythrocyten), Mamsa - Muskelgewebe, Medo - Fett-
gewebe, Asthi — Knochengewebe, Majja — Knochenmark/Nervengewebe (vom
Knochen eingeschlossenes Gewebe), Shukra — Fortpflanzungsgewebe (Samen-/
Eizellen)
Ojas - Aktivierungsgrad des Veda im Organismus, am Phaseniibergang zwi-
schen Bewusstsein und Materie, innere Wachheit.
Transformation (Verdauung) ist einer der grundlegenden Vorgange des Le-
bens
Die Transformation von einem Zustand in den nachsten lauft immer nach densel-
ben grundlegenden Gesetzmafiigkeiten ab: auf korperlicher, geistiger, emotionaler
und transzendenter Ebene.
Ausleitung in der Ayurvedischen Medizin
123
„Mantra Brahmanayor-Veda namadheyam" — „Mantra (die manifesten Ur-
klange) und Brahmana (die unmanifesten Liicken) zusammen bilden den Veda"
(Apasthamba Shrautasutra, 24.1.31). Der Veda (die 4 Veden - Rig, Sama, Yajur
und Atharv - und die 36 Aspekte der Vedischen Literatur) macht in seinem ei-
genen Kommentar die innere Dynamik der Liicken sichtbar (Maharishis Schau
des Apaurushea Bashya — Selbstkommentar des Veda; Human Physiology, Ex-
pression of Veda and the Vedic Literature; T. Nader, M.D., Ph.D.). Jeder un-
manifeste Zwischenraum besitzt 4 Transformationswerte: 1) Pradhvamsaabhava
(die Mechanismen, durch die ein Laut oder eine Silbe A in den Zwischenraum
hineinkollabiert). 2) Atyantabhava (der stille Punktwert, non A/non B, enthalt
alle Moglichkeiten in potentieller Form). 3) Anyonyabhava (strukturierende Dy-
namik des stillen Punktwertes - Gesamtheit des Veda) und 4) Pragabhava (die
Mechanismen, durch die ein Laut B aus dem Zwischenraum hervortritt).
Verdauungsstorung im Maharishi Ayurveda bedeutet: Wenn die Gesamtheit
des Veda - die innere Wachheit, das gesamte Potential der Intelligenz der Na-
tur — in der Transformationsliicke nicht vollstandig zur Verfiigung steht, wenn
das Ojas-Niveau vermindert ist, wird jede Art von Transformation unvollstandig
sein. Diese fehlende innere ruhevolle Wachheit ist die eigentliche Ursache fur die
Entstehung von „Verdauungsproblemen" und die Bildung von „Schlackenstof-
fen" (Ama). Ama kann auf korperlicher, geistiger und seelischer Ebene entstehen,
und zwar durch unverdaute Nahrung, Sinneseindriicke, Gefiihle - Emotionen
und/oder seelische Prozesse.
Entschlackende Mafinahmen
Entschlackung ist im Maharishi Ayurveda ein Prozess der zwei Aspekte enthalt:
1 . Ama-Abbau (Abbau und Ausleitung bestehender Schlackenstoffe) und
2. Ama-Pravention (Vorbeugung neuer Schlackenbildung).
Er besteht in der Reduktion von Ama und der Starkung von Agni. Entschlak-
kung ist daher primar ein Bewusstwerdungsprozess und bedeutet die Nutzbarma-
chung des gesamten Intelligenzpotentials des Organismus, die Belebung des Veda,
die Entwicklung eines Zustandes innerer ruhevoller Wachheit.
Prinzipiell sollte Diat laut Maharishi Ayurveda angepasst sein an die individu-
elle Konstitution, an die Starke von Agni und an das Ausmafi der Ama-Belastung.
Aus den bisherigen Erlauterungen lasst sich ableiten, dass die Zufuhr von Nah-
rungsmitteln auf korperlicher, geistiger und seelischer Ebene vor sich geht. Daher
kann z.B. auch eine Sinneswahrnehmung oder eine Emotion das Verdauungssy-
stem iiberlasten und zur Schlackenbildung fiihren.
Die Ursachen fur die Entstehung von SchlackenstofFen konnen neben der
bereits beschriebenen
1 . fehlenden inneren Wachheit des Organismus,
2. eine inadequate Nahrung sein und zwar betreffend:
2. 1 die Situation (nicht angepasst an Tageszeit, Jahreszeit/Klima),
2.2 die Konstitution (nicht angepasst an Lebenssituation, bzw. an momentane
Ungleichgewichte — Vikriti, bzw. an Geburtskonstitution — Prakriti),
124
Lothar Krenner
2.3 die Qualitat (enthalt bereits Ama: Herbizide/Pestizide, verdorbene Nah-
rung, aufgewarmte Speisen, Dosennahrung, Mikrowelle, etc. — vedisch-biologi-
sche Nahrung ist empfohlen) und
2.4 Nahrung die nicht angepasst ist an den Zustand von Agni (zu schwer
verdaulich) und
3. eine gestorte Verdauungskraft („Verdauungsfeuer") . Agni wird durch das Do-
sha-Ungleichgewicht folgendermafien beeinflusst:
3. 1 Vata Storung (Vishama Agni) - unregelmaftiges Verdauungsfeuer,
3.2 Pitta Storung (Tikshna Agni) - scharfes Verdauungsfeuer,
3.3 Kapha Storung (Agnimandya) - schwaches Verdauungsfeuer.
3.4 Wenn Agni im Gleichgewicht ist spricht man von Sama Agni.
Beispielhaft werden einige Faktoren herausgegriffen, die Agni aus dem Gleich-
gewicht bringen: Fasten (nur bei spezieller Konstitution und bei speziellen ge-
sundheitlichen Problemen empfohlen), Uberessen, unregelmafiiges Essen und
Essen bevor die vorangegangene Mahlzeit verdaut wurde (Essen ohne Hungerge-
fiihl). Die Esskultur spielt im Maharishi Ayurveda eine wichtige Rolle: im Sitzen
essen, in Ruhe essen, die Aufmerksamkeit auf das Essen richten (keine Zeitung,
kein Radio, kein TV und keine unangenehmen oder „heifien" Diskussionen),
nach dem Essen 5 — 10 Minuten Ruhe, aber kein Schlaf. Nach einem richtig ab-
gestimmten und ausgewogenen ayurvedischem Essen sollte ein Gefiihl von Ruhe,
innerer Wachheit, Energie und Gliick vorhanden sein.
Entschlackende Mafinahmen reduzieren Ama und starken Agni u.a. durch:
1) Diat: angepasst an die individuelle Konstitution, die Starke von Agni und
das Ausmafi der Ama-Belastung, 2) Gewiirze: z.B. Ingwer (Shunthi), Kreuzkiim-
mel (Ayaji), Fenchel (Madhurika), Koriander (Dhanyaka), Basilikum (Tulsi),
Schwarzer Pfeffer (Maricha), Langer Pfeffer (Pippali), Kardamom (Ela), Bocks-
hornkleesamen (Methi), Wilder Sellerie (Ajuwan), Asafoetida (Hingu), 3) Heil-
krautermischungen, 4) Entschlackungskuren: Maharishi Panchakarma, 5)
Vedische Urklangtherapie, 6) Vedische Vibrationstechnik und als wichtigsten
Punkt 7) Maharishi Yoga: Transzendentale Meditation.
Praktische Hinweise dazu finden sich u.a. auf der Homepage der Osterreichi-
schen Gesellschaft fiir Ayurvedische Medizin (
www.ayurveda.at/aktuell/Gesund- heitstipps/allg%20tipps.htm) .
Abschlieftende Bemerkungen
Die Osterreichische Gesellschaft fiir Ayurvedische Medizin ist eine Arztegesell-
schaft, die 1986 gegriindet wurde, um dieses jahrtausendealte Gesundheitssystem
auf einer ganzheitlichen und wissenschaftlich fundierten Grundlage zu lehren.
Dabei hat sich der Begriff „Maharishi Ayurveda", bzw „Maharishi Vedische Me-
dizin" als Markenname etabliert.
Maharishi Vedische Medizin hat ihren Arbeitsschwerpunkt in den Bereichen
Prevention, Befindlichkeitsstorungen, Psychosomatik, Stressfolgekrankheiten und
chronische Erkrankungen. Sie bietet als Komplementarmedizin eine Erweiterung
des schulmedizinischen Therapiespektrums an und damit eine Verbesserung der
Ausleitung in der Ayurvedischen Medizin
125
medizinischen Versorgung der Bevolkerung. Maharishi Vedische Medizin lasst
sich einfach in jedes bestehende Gesundheitssystem integrieren.
Unsere Zeit erfordert neue, ganzheidiche und innovative Losungsansatze -
auch und besonders im Gesundheitswesen; dies erfordert die Zusammenarbeit
aller beteiligten Experten und scheint der einzig sinnvolle Weg zu sein, die hohe
Qualitat unseres Gesundheitssystems auf Dauer zu sichern und dem Ziel der
Vedischen Medizin naher zu kommen: eine krankheitsfreie Gesellschaft zu
schaffen.
Wissenschaftliche Studien - kurze Zusammenfassung
a) Free radical scaving
• Indigenous Free Radical Scavenger MAK 4 and MAK 5 (Herbal Mixture) in
Angina Pectoris; Journal of the Association of Physicians of India, Vol 42, 6,
466-467, 1994
• Effect of Herbal Mixture MA 724 on Lipoxygenase Activity and Lipid Peroxi-
dation; Free Radical Biology and Medicine, Vol 18, 4, 687-697, 1995
• Inhibitory Effects of MAK 4 and MAK 5 (Herbal Mixture) on Microsomal Li-
pid Peroxidation; Pharmacy, Biochemestry and Behavior, Vol 39, 3, 649—652,
1991
• Protective Effects of MAK 4 and MAK 5 (Herbal Mixture) on Adriamycin In-
duced Microsomal Lipid Peroxidation and Mortality; Biochemical Archives,
Vol 8, 267-272, 1992
• Effect of Herbal Mixtures MAK 4 and MAK 5 on Susceptibility of Human
LDL to Oxidation; Complimentary Medicine International, Vol 3, Nr. 3,
28-36, 1996
• Effect of oral Herbal Mixtures MAK 4 and MAK 5 on Lipoproteins and LDL
Oxidation in Hyperlipidemic Patients; Journal of Investigative Medicine, Vol
43, 483A, 1995
• Inhibition of Human LDL Oxidation in vitro by Herbal Mixtures MAK 4,
MAK 5 and MA 631; Pharmacology, Biochemestry and Behavior, Vol 43,
1175-1182, 1992
b) Abbau von atherosklerotischen Plaques
• Verminderung des Risikos fur Myocardinfarkt und cerebralem Insult; Stroke
(AHA) 31 (2000):568-573
A randomly assigned trial on hypertensive African Americans found that the
Transcendental Meditation program (TM) significantly reduced blood vessel
blockage (carotid intima-media thick-ness - IMT), compared to a health educa-
tion program. The findings suggested that the TM program may reduce risk of
heart attack by about 11% and risk of stroke by 7,7-15%.
• Increased Exercise Tolerance in Angina Patients (TM); American Journal of
Cardiology 85 (2000): 653-655.
c) Neuere Studien iiber die Wirkung der Technik der Transzenden talen Me-
ditation bei Hypertonic- Patienten:
• American Journal of Hyper-tension, 2005; 18: 88-98
126
Lothar Krenner
• American Journal of Cardio-logy, Volume 95, Issue 9, 1 May 2005, Pages
1060-1064
Weitere Informationen iiber wissenschaftliche Arbeiten erhalten Sie im Se-
kretariat der Osterreichischen Gesellschaft fur Ayurvedische Medizin (Maharishi
Institut fur Vedische Medizin).