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Author Topic: Amadeu-Antonio-Stiftung präsentiert: Hetzbroschüre  (Read 996 times)

Krant

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Amadeu-Antonio-Stiftung präsentiert: Hetzbroschüre
« on: October 10, 2017, 07:37:31 AM »

Ob das nun gegen die AfD gegen oder etwas anders, ist unerheblich. Worauf man achten muß, sind Machart, Zielgruppe und Methode des neuerlichen Angriffs staatsbezahlten Terrorismus.

http://www.journalistenwatch.com/2017/10/10/amadeu-antonio-stiftung-praesentiert-hetzbroschuere-gegen-afd/

[*quote*]
Amadeu-Antonio-Stiftung präsentiert: Hetzbroschüre gegen AfD
10. Oktober 2017

(Bild: Sceenshot)
Linkes Agitationswerk der Amadeu-Antonio-Stiftung (Bild: Sceenshot)

Die staatlich subventionierte, linkspolitische Amadeu-Antonio-Stiftung, für den regierungs­amtlich proklamierten „Kampf gegen Rechts“ in Stellung gebracht, kann erneut, dank üppig fließender Steuergelder, gegen den Feind der etablierten Parteien losschlagen.

Die Amadeu-Antonio-Stiftung (AAS), Schnüffel- und Zensurklitsche von Heiko Maas (SPD), wartet auf Facebook, wie auch auf der hauseigenen Seite
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/aktuelles/2017/positionieren-konfrontieren-streiten-handlungsempfehlungen-zum-umgang-mit-der-afd/
, mit einer Neuerscheinung aus der Rubrik „Hetzen und Vernichten von Andersdenkenden“ auf. Stolz wird dort die
„Handlungsempfehlung zum Umgang mit der AfD“
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/publikationen/positionieren-konfrontieren-streiten.pdf
angepriesen.

Wie  „Mit Rechtspopulist_innen debattieren?“

Auf 39 Seiten kann sich der ambitionierte Kämpfer gegen Rechts oder all jene, die es noch werden wollen, schlau machen über die „kurze Geschichte der AfD“. Zum einen beantwortet die AAS die Frage, wie man  „Mit Rechtspopulist_innen debattieren?“ soll. Über die Folgeseiten hinweg klärt die „Crème de la Crème“ des links- bis linksextremsitischen Netzwerks, wie mit der AfD umzugehen ist. Egal, ob durch überparteilichen Abstimmung der „Demokratische Parteien“ und „Wähler_innengemeinschaften“ – oder der Kampf im Kleinen und Geheimen: Wichtig ist: „Keine Bündnisse mit der AfD!“.

Die Antwort auf die Frage, „wie Medien mit rechtspopulistischen Positionen umgehen können“, gibt zum Beispiel Alice Lanzke, freie Journalistin, Referentin und Lektorin sowie Projektleiterin bei den „Neuen Deutschen Medienmachern“ (NdM), jenem Netzwerk, das  sich als Interessenvertretung für Medienschaffende mit Migrationshintergrund versteht. Es tritt für eine angeblich „ausgewogene Berichterstattung“ ein, die das „Einwanderungsland Deutschland adäquat wiedergibt“. Vorsorglich, um ja nichts falsch zu machen, kann beim NdM eine  „Broschüre, mit „Formulierungshilfen für die Berichterstattung im Einwanderungsland Deutschland“ erworben werden.

Die Agitation in Schulen und Familien

Damit die Agitation gegen die AfD auch bei den Kleinsten richtig fruchten kann, erfährt man ab Seite 21, wie Schulen und pädagogische Einrichtungen mit der AfD umgehen können. Ebenso erteilt die AAS den Rat, dass Lehrkräfte sich im Thema fortbilden und alles tun sollen, damit sie gewappnet sind für den Kampf gegen Rechts.  Für ältere Semester gibt es selbstredend auch Handlungsempfehlungen für  Hochschulen. Der Ratschlagkatalog der AAS erstreckt sich über den Umgang mit „Rechtspopulisten im Internet“ bis hinein in das intimste und bislang geschützte Refugium: die Familie.

Den letzten Seiten der Handlungsempfehlung werden dazu genützt, Zitate der AfD abzudrucken um sodann auch gleich die „Erklärung“ mitzuliefern.  Wer sich im „Hetzen gegen die AfD“ noch weiterbilden möchte, kann sich die Literatur und Ratgeber-Links zu Gemüte führen und sich bei Kennern wie Hajo Funke, Alexander Häusler oder dem -durch Georg Sorros- mitfinanzierten Correctiv weitere „Fakten“ über die AfD abholen.

Ein mächtiges, mit Steuergeld gepudertes linkes Netzwerk

Die weit verzweigte Amadeu-Antonio-Stiftung wurde im Zeitraum von 2010 bis 2016 mit einer Gesamtsumme 1.841.820 Euro auf Bundesebene gefördert. Dem Verein der ehemaligen Stasi-Zuträgerin Anetta Kahane wird noch zusätzlich vom Land Berlin Steuergeld spendiert, um dieses gegen den „Kampf gegen Rechts“ und, wie es scheint insbesondere gegen die AfD einzusetzen. (SB)
[*/quote*]


Die Binnenkriege vor 100 Jahren haben dieses Pack nicht gelehrt, endlich friedlich und vernünftig zu sein.

https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/aktuelles/2017/positionieren-konfrontieren-streiten-handlungsempfehlungen-zum-umgang-mit-der-afd/

[*quote*]
 Neuerscheinung
Positionieren. Konfrontieren. Streiten. Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der AfD
 
Als die AfD die politische Bühne betrat und in viele Talkshows eingeladen wurde, war die Aufregung groß. CSU bis LINKE riefen dazu auf, die AfD zu »entzaubern« und »inhaltlich zu stellen«. Doch nach wie vor tun sich Medien, Parteien und Zivilgesellschaft im Umgang mit rechtspopulistischen Inhalten und Strategien schwer. Viel zu häufig gelingt es der AfD, Themen zu setzen und den Ton der Debatte zu bestimmen. Wer sich in die Auseinandersetzung begibt, lässt sich oft verunsichern, einschüchtern und in die Defensive drängen.
 
Die Handreichung „Positionieren. Konfrontieren. Streiten.“ richtet sich an Parteien, Medien, Wirtschaft, Gewerkschaften, Sportverbände, zivilgesellschaftliche Initiativen sowie staatliche Verwaltungen. Die zahlreichen Praxisbeispiele und Interviews, u.a. mit Alice Lanzke (Projektleiterin Neue Deutsche Medienmacher), Sabine am Orde (innenpolitische Korrespondentin der taz) und Sanem Kleff (Leiterin der Bundeskoordination „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“) sollen die Leser_innen ermutigen, sicherer und offensiver in die Auseinandersetzung mit rechtspopulistischen Positionen und Strategien zu treten.


Inhaltsübersicht:

    Eine kurze Geschichte der AfD
    Mit Rechtspopulist_innen debattieren?
    Auseinandersetzung in Parlamenten und Kommunalvertretungen
    Wie Medien mit rechtspopulistischen Positionen umgehen können
    In der pädagogischen Arbeit gegen Rechtspopulismus handeln
    Spezifika im Umgang mit der AfD an Schulen
    Umgang mit familien- und geschlechterpolitischen Positionen der AfD
    Zum Umgang mit Rechtspopulismus und Shitstorms im Internet

 

Hier erhalten Sie die Handreichung als PDF zum Download. (PDF-Dokument, 1.2 MB)

Positionieren. Konfrontieren. Streiten. Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der AfD
Amadeu Antonio Stiftung (Hrsg.), 2017, bebildert, 44 Seiten
ISBN 978-3-940878-30-4
Kostenfrei bestellbar bei der Amadeu Antonio Stiftung und zum Download unter dem Link unten.
Titelblatt zum Download (JPEG-Bild, 1.3 MB)
Handreichung zum Download
(PDF-Dokument, 1.2 MB)
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/publikationen/positionieren-konfrontieren-streiten.pdf
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Krant

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Re: Amadeu-Antonio-Stiftung präsentiert: Hetzbroschüre
« Reply #1 on: October 10, 2017, 07:55:16 AM »

Da beißt sich die Schlange in die Zunge: ""Vermeiden sollten geförderte Projekte dagegen ausschließende oder handlungsanweisende Aussagen gegenüber einzelnen Parteien."

Gegen die AfD hetzen und in dem Hetzschrieb sagen, daß man Parteien nicht angreifen darf. Ein Fall für den Psychiater.


https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/publikationen/positionieren-konfrontieren-streiten.pdf

[*quote*]
3
Hatte die erste Auflage unserer Handlungsempfehlungen
noch den Titel »Nachfragen, Klarstellen, Grenzen setzen«,
wollen wir nun mit der vorliegenden komplett überarbeite-
ten Handreichung zu einer anderen und offenen Form der
Auseinandersetzung beitragen. Wir wollen, dass sich Par-
teien, Medien, Wirtschaft, Gewerkschaften, Sportverbände,
zivilgesellschaftliche Initiativen und staatliche Verwaltun-
gen klar menschen- und freiheitsrechtlich positionieren,
menschenfeindliche Positionen mit einer eindeutigen Haltung
konfrontieren und für eine offene Gesellschaft streiten.
Das Streiten müssen wir dabei mitunter neu erlernen. Hier
geht es nicht darum, den anderen in einem Meinungsstreit
zu besiegen, sondern in der Auseinandersetzung den gesell-
schaftlichen Zusammenhalt und das demokratische Mitein-
ander in den Vordergrund zu stellen.
Eine zentrale Rolle in der Auseinandersetzung mit dem
Rechtspopulismus spielen heute Debatten im digitalen
Raum. In der vorliegenden Handreichung wollen wir bei
aller Streitlust auch zur umsichtigen Vorbereitung bei Aus-
einandersetzungen mit Rechtspopulist_innen gerade in den
sozialen Medien aufrufen. Die Amadeu Antonio Stiftung
kann mittlerweile selbst als ein Beispiel dafür dienen, wie
es ist, mit einem nicht enden wollenden rechten Shitstorm
im Digitalen und dessen Überschwappen in einen analogen
Resonanzraum konfrontiert zu sein. Diese Erfahrungen ha-
ben wir in der vorliegenden Broschüre ausgewertet und für
andere nutzbar gemacht.
Eine weitere Besonderheit der Auseinandersetzung mit
rechtspopulistischen Inhalten ist deren Gleichgültigkeit ge-
genüber Tatsachen, das Aufzeigen von vermeintlich einfa-
chen Lösungen sowie das Versprechen, die Entwicklungen
der modernen Welt und der Globalisierung rückgängig zu
machen. Diese Handreichung möchte die Narrative hinter
der rechtspopulistischen Kommunikation herausarbeiten,
analysieren und diskutieren – und so zur Entstehung von
Gegennarrativen beitragen. Die wichtigste Form ist dabei,
die populistische Erzählung vom »Volk gegen die Elite(n)«
infrage zu stellen. Die AfD bedient diese Erzählung an ver
-
schiedenen Stellen immer wieder. Beispielsweise spricht sie
in ihrem aktuellen Grundsatzprogramm von einem »heimli-
chen Souverän« – einer verschworenen Elite, die sich selbst
bereichere, mittels eines Kartells ihre Macht sichere und
durch Informationskontrolle die Menschen in Deutschland
beherrsche.

Rechtliche Auseinandersetzungen mit der AfD

Mit der zunehmenden Verankerung der AfD auf lo-
kaler und kommunaler Ebene bleiben auch juristi-
sche Auseinandersetzungen nicht aus. Beispielsweise
musste der Berliner Bezirk Treptow-Köpenick die An-
kündigung einer AfD-kritischen Veranstaltung von sei-
ner Homepage löschen. Das Verwaltungsgericht sah
es als erwiesen an, dass die Grenze zur unzulässigen
Einwirkung auf die Willensbildung des Volkes auch im
Hinblick auf die Abgeordnetenhauswahlen überschrit-
ten sei. Wir können und wollen hier keine juristische
Beratung anbieten, aber zumindest auf eine Ausarbei-
tung des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen
Bundestages (WD 3 – 3000 – 193/15) zu den verfas-
sungsrechtlichen Grenzen der finanziellen Förderung
am Beispiel von Initiativen gegen Rechtsextremis-
mus hinweisen, die der Meinungsfreiheit einen sehr
hohen Stellenwert beimisst. Als wichtige Stichworte
für die Auseinandersetzung mit Parteien betont diese
Ausarbeitung die besondere Bedeutung der Ausgewo-
genheit, die rechtsstaatliche Distanz und die gebotene
Sachlichkeit. Das Grundgesetz schließt den Auftrag zur
Abwehr von Gefahren gegen die freiheitliche Ordnung
mit Mitteln des Rechtsstaates ein. Das bedeutet: Aus-
sagen sollten sachlich, fundiert und ausgewogen sein.
Demonstrations- oder Wahlaufrufe können wertebezo-
gen formuliert werden, zum Beispiel für Demokratie
und gegen Rechtspopulismus. Vermeiden sollten ge-
förderte Projekte dagegen ausschließende oder hand-
lungsanweisende Aussagen gegenüber einzelnen Par-
teien.
Die Neutralitätspflicht, der staatlich geförderte
Projekte und indirekt auch ihre Trägerinstitutionen in
bestimmten Grenzen unterliegen, findet insbesondere
zu Wahlkampfzeiten verstärkte Anwendung. Insofern
können juristische oder fördertechnische Gründe nur
bedingt angeführt werden, um eine Auseinanderset-
zung mit problematischen Positionen einer Partei zu
unterbinden.
Vor dem Hintergrund dieser Erzählung finden die klassi-
schen Methoden der Auseinandersetzung beim Rechtspo-
pulismus ihre Grenzen. Die AfD ist das, was in der digitalen
Spielewelt als ein »Game Changer« bezeichnet wird – nur,
dass die Partei nicht nur das Spiel verändert, sondern auch
die Regeln, nach denen gespielt wird. Es gelingt ihr immer
wieder, durch Tabubrüche und Eskalation Aufmerksamkeit
auf sich zu ziehen und sich so als vermeintliche Alternati-
ve zu präsentieren. In der konkreten Auseinandersetzung
erleben wir oft, wie schwer es ist, von AfD-Parteivertre-
ter_innen konkrete Positionen zu erhalten: Die Positionen
wechseln zum Teil und es wird munteres Themen-Hopping
betrieben. Erfahrungsgemäß funktioniert hier die Ausein-
andersetzung nur darüber, immer wieder nachzubohren
und die Konsequenzen des Gesagten aufzuzeigen. Auch ist
es wichtig, nicht nur über – beispielsweise – Flüchtlinge,
Schwule, Lesben, Transpersonen oder Alleinerziehende zu
Man kann hier durchaus von einem neuen rechts -
populistischen »Medienökosystem« sprechen,
d.h. von Zeitungen, Blogs, Youtube­Kanälen etc., die
als Gesamtresonanzraum eine eigene Öffentlichkeit
in Abgrenzung zur sogenannten »System­«
oder »Lügenpresse« zu schaffen versuchen.
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sprechen, sondern sie einzubeziehen und mit
ihnen gemeinsam ihre Positionen deutlich zu machen.
Für AfD-Wahlerfolge spielen viele Faktoren eine Rolle:
Neben klassischer Protestmotivation mobilisiert die Partei
rassistische, antisemitische und verschwörungsideologi-
sche Ressentiments und paranoide Ängste. Sie profitiert
von Prozessen wie der Auflösung parteipolitischer Bin-
dungen, dem demografischen Wandel, finanzieller und in-
stitutioneller Instabilität und Überforderungen, geringeren
Partizipationsmöglichkeiten v.a. im ländlichen Raum sowie
fehlender Verantwortungsübernahme oder organisatori-
scher Mängel bei der Aufnahme von Flüchtlingen.
Vergleiche mit der NPD (»NPD-light«) führen erfahrungs-
gemäß nicht sehr weit. Trotzdem muss in der Auseinander-
setzung immer wieder deutlich werden: Es handelt sich bei
der AfD nicht um eine »normale« Partei. Im direkten Ver-
gleich mit der NPD wird sichtbar, dass sich diese stärker
den Regeln des Parteienwettbewerbs unterworfen hat als
die AfD aktuell. Um diesen Unterschied zu verdeutlichen,
halten wir es auch für zielführender, die AfD als rechtspo-
pulistisch und nicht als rechtsextrem zu bezeichnen – ob-
wohl es Argumente dafür gibt, Teile und einzelne Landes-
verbände der Partei als rechtsextrem zu bezeichnen. Der
Rechtspopulismus – gerade mit seinen ideologischen Über-
schneidungen zur Neuen Rechten – kann gesellschaftswis-
senschaftlich als moderne Spielart des Rechtsextremismus
begriffen werden. Der Wandel der AfD von einer eher natio-
nalliberalen bzw. -konservativen zu einer rechtspopulisti-
schen Partei mit einem rechtsextremen Einschlag wird im
Folgenden ausführlich beschrieben.
Wir haben mit dieser Handreichung der Frage, wie sich
auch zivilgesellschaftliche Organisationen, Schulen und
freie Träger mit der AfD auseinandersetzen können, beson-
dere Aufmerksamkeit gewidmet. Insbesondere im Vorfeld
von Wahlen fragen sich viele, ob sie AfD-Vertreter_innen
zu ihren Veranstaltungen einladen, Besuche ertragen, die
Partei mittels Wahlprüfsteinen zu ihren Kernanliegen be-
fragen oder in parlamentarischen Beiräten mitarbeiten las-
sen sollten oder müssen. Aufgrund der großen Pluralität
der Initiativen und Organisationen gibt es darauf selbstver-
ständlich keine eindeutige Antwort. Gemeinsam ist aber al-
len Initiativen, mit denen wir gesprochen haben: Sie haben
eine Haltung entwickelt, die im Kern auf eine Stärkung der
eigenen Positionen zielt – für eine demokratische Kultur,
eine Stärkung von Frauen- und Minderheitenrechten, Kin-
der- und Menschenrechten, sexueller Selbstbestimmung,
europäischer Solidarität, Pressefreiheit und Rechtsstaat-
lichkeit. Rechtspopulismus, Rassismus und Verschwörungs-
erzählungen stehen dem diametral entgegen.
© Robert Rutkowski
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Eine kurze Geschichte der AfD

Die AfD kann trotz der wenigen Jahre ihres Bestehens auf
eine turbulente Entwicklung zurückblicken. Sie ist eine
Partei der Skandale. Diese werden entweder bewusst und
im Zeichen ihrer Strategie der Provokation produziert oder
sie resultieren aus internen Konflikten. Am 15. September
2012 wurde im hessischen Bad Nauheim die Bürgerinitiative
Wahlalternative 2013 gegründet, am 6. Februar 2013 folg-
te in Berlin der Gründungsparteitag der AfD. Schon bei der
Bundestagswahl am 22. September 2013 verfehlte sie mit
4,7 Prozent nur knapp den Einzug in den Bundestag.

Gesellschaftliche Ausgangssituation

Woher kam ihr Zulauf? Zum einen bot die Euro-Debatte der
AfD erstmals eine Bühne, in der sie ihre euroskeptische
Haltung vortragen konnte. Mit ihrem ehemaligen Vorsit-
zenden, dem Volkswirtschaftsprofessor Bernd Lucke der
Universität Hamburg, konnte die Partei öffentlich als se-
riös und fachlich kompetent in Erscheinung treten. In der
Öffentlichkeit wurde die AfD zu diesem Zeitpunkt als »Ein-
Themen-Partei« und »Professoren-Partei« verhandelt.
Dabei schuf SPD-Politiker Thilo Sarrazin schon 2010 ein
rechtspopulistisches Einfallstor für neue politische Akteu-
re: Er thematisierte in seinem Buch »Deutschland schafft
sich ab« auf sozialbiologistische, antimuslimische und so-
zialchauvinistische Art den Geburtenrückgang, das poli-
tische Establishment und malte ein apokalyptisches Bild
von Deutschland. 18 Prozent der Befragten gaben in einer
Emnid-Umfrage im September 2010 an, dass sie eine fiktive
Sarrazin-Partei unterstützen würden.

Zusammensetzung

Der AfD gelang es, sich als Partei mit neuen Inhalten zu prä-
sentieren. Laut dem Soziologen Andreas Kemper lässt sich
die AfD grob in drei Lager aufteilen: einen nationallibera-
len, einen aristokratisch-klerikalen und einen völkisch-nati-
onalistischen Flügel. Zu ihrer Gründung rekrutierte sich die
Partei vor allem aus ehemaligen CDU-, CSU-, und FDP-Mit-
gliedern sowie aus Akteur_innen früherer rechtsextremer
Parteien wie dem Bund freier Bürger  (BFB), der Partei
Die Freiheit (DF), den Republikanern und der Schill­Partei.
Neben Wirtschafts- und Nationalliberalen fanden sich bei der
AfD auch politisch heimatlose Nationalkonservative und
Neurechte, die mit Angehörigen wirtschaftlich angesehener
Personen (bspw. aus der Zivilen Koalition e.V.) die hiesige
parteipolitische Landschaft nach rechts verschoben haben.

Bewegung nach rechts nimmt ihren Lauf

Die Geschichte der AfD ist eine Geschichte von internen
Machtkämpfen und von Flügelkämpfen zwischen rechts
und ganz rechts. Mit den Erfolgen bei den Landtagswahlen
in Brandenburg und Thüringen gewann das völkisch-natio-
nalistische Milieu an Einfluss, das schon früh eine offene
Zusammenarbeit mit der flüchtlings- und islamfeindlichen
Pegida-Bewegung gefordert hatte.
Auf dem Parteitag im Juli 2015 in Essen manifestierte sich
der klare Kurs der Partei nach rechts, als AfD-Mitgründer
Bernd Lucke seiner Rivalin Frauke Petry in einer Kampf-
abstimmung um die Parteiführung unterlag. Nach Einschät-
zung des Sozialwissenschaftlers Alexander Häusler ist die
AfD seitdem »parteipolitischer Anker für nationalistische
und fremdenfeindliche Protestbewegungen wie Pegida«.
Zuzug von Asylsuchenden als »Geschenk« für die AfD
2015 erreichten 890.000 Asylsuchende die Bundesrepublik,
weltweit waren über 60 Millionen Menschen auf der Flucht.
Die Entwicklungen polarisierten die Bundesrepublik und
die AfD nahm sich des Themas geschickt an: »Natürlich
verdanken wir unseren Wiederaufstieg in erster Linie der
Flüchtlingskrise«, erklärte Alexander Gauland Ende 2015
im Spiegel.
Im Mai 2017 machte er die gesunkenen Einwan-
derungszahlen mit für das schlechte Abschneiden der Par-
tei bei den letzten Wahlen verantwortlich. Führende Köpfe
der Partei machten Stimmung, indem sie Schießbefehle an
deutschen Grenzen forderten und verlangten, 200.000 Men-
schen pro Jahr sollten das Land verlassen. Immer wieder
tun sich führende Politiker_innen der AfD durch rassisti-
sche Aussagen hervor – das gilt für Björn Höcke vom völ-
kischen Flügel der Partei ebenso wie für andere, die nur
vor dieser extrem rechten Folie als gemäßigt erscheinen.
Verschärft hat sich die Diskussion im Zuge der Debatte um
Flüchtlinge und sexualisierte Gewalt im Nachgang der Sil-
vesternacht in Köln 2015/16.
Seit 2015 steht die AfD wie keine andere Partei für eine
Ablehnung der deutschen Asylpolitik und gegen den Zuzug
von Flüchtlingen. In ihrem Grundsatzprogramm (2016) for-
dert sie eine Streichung des individuellen Asylrechts aus
dem Grundgesetz und die Einrichtung von Asylzentren
außerhalb Deutschlands. Einreisen sollen Menschen nur,
wenn ihr Asylantrag zuvor positiv beschieden wurde. Das
Programm fußt auf einer völkischen Ideologie, die davon
ausgeht, mit der Zuwanderung hauptsächlich muslimischer
Menschen drohe das Ende des deutschen »Volkes«.
Die Landtagswahlen 2016 bescherten der Partei durch-
weg zweistellige Ergebnisse, für die AfD-Wähler_innen war
das Thema Asyl entscheidend: Sie schätzen an der AfD, dass
diese den Zuzug von Geflüchteten und anderen Migrant_in-
nen begrenzen will und dass sie dem Islam feindlich ge-
genübersteht. »Die AfD löst zwar keine Probleme, nennt
die Dinge aber beim Namen« – dieser Aussage stimmten
90 Prozent der befragten AfD-Wähler_innen in Rheinland-
Pfalz und 93 Prozent in Baden-Württemberg bei einer
Umfrage durch Infratest dimap im Jahr 2016 zu. Soziale
Gerechtigkeit steht für sie, anders als bei den Wähler_in-
nen anderer Parteien, an zweiter Stelle. Aber auch dieser
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Sozialstaat solle nur für Herkunftsdeutsche sein, das deckt
sich mit den Forderungen aus der Partei.

Wähler_innen

Der AfD gelingt es, der deutschen Rechten neue Wäh-
ler_innenschichten zu erschließen: Besonders ehemalige
Nichtwähler_innen und Linksparteiwähler_innen haben
in Mecklenburg-Vorpommern für die Partei gestimmt. Die
Rechtspopulist_innen mobilisieren milieuübergreifend und
versammeln Wähler_innen aus allen Schichten hinter sich.
Ebenso war und ist es irreführend, Wähler_innen der AfD
zuzuschreiben, sie würden die Partei »nur« aus Protest wäh-
len. Entgegen gängiger Mythen ist die Partei erstens keine
Partei der Abgehängten und zweitens wird sie wegen, nicht
trotz ihrer Inhalte gewählt. Mit der positiven Bezugnahme
auf das »deutsche Volk« nutzt die AfD einen integrativen
Mechanismus, der schicht- und gruppenübergreifend wirkt
– und gleichzeitig auf Ausgrenzung beruht.

Populistische Basiserzählung – Anti-Establishment-
Partei und Feinbildkonstruktion

Die AfD bedient die populistische Basiserzählung vom Volk
gegen die Elite sowie eine rechtspopulistische Abgrenzung
zwischen innen und außen bzw. zwischen Freund und Feind.
Die Partei behauptet, sie würde nach oben gegen die Inter-
essen einer »Kaste von Berufspolitikern« kämpfen, die das
»Volk« spalte und dessen wahrer Willen nur von der AfD
mit »Sachverstand« artikuliert werden könne.

Nach außen

bringe sie das »Volk« gegen Muslim_innen und den Islam
und eine Gefahr, die von vermeintlich ungeschützten Gren-
zen ausgehe, in Stellung. Für die AfD ist das »Volk« nicht
einfach die gesamte Bevölkerung Deutschlands: Wenn die
AfD von »Volk« spricht, dann tut sie das in einem essenzia-
listischen, kollektiven und homogenisierenden Sinn.
Durch eine ritualisierte Rhetorik schafft es die AfD im-
mer wieder in die Schlagzeilen: Sie bringt den »Mut zur
Wahrheit« gegen »political correctness« und eine vermeint-
liche Systempresse in Anschlag. Changierend zwischen Pro-
vokation und Dementi behauptet sie stets, Opfer böswilliger
Interpretation des Gesagten zu werden, und stellt die Me-
dien an den Pranger.

Interne Machtkämpfe und (un-)ideologische Differenzen

Die Partei kommt immer wieder wegen menschenfeindli-
cher Positionen von Parteimitgliedern in die Schlagzeilen.
Der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Wolf-
gang Gedeon wurde Gegenstand einer Kontroverse nach
Bekanntwerden eines antisemitischen Pamphlets. Uneinig-
keiten über den Umgang mit Gedeons Äußerungen führten

Der CDU­
Abgeordnete Sven Petke  erscheint am 8.6.2016 in einem Fußball­Shirt mit der Aufschrift »Boateng« im Brandenbur­gischen Landtag. Rechts sitzt der Vorsitzende der AfD­Fraktion, Alexander Gauland, der zuvor in einem Interview geäußert hatte, dass die »Leute einen Boateng« nicht gerne als Nachbarn hätten.     
             © Ralf Hirschberger/dpa
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zu einem offenen Machtkampf zwischen den beiden Partei-
vorsitzenden der AfD, Jörg Meuthen und Frauke Petry, der
sogar in einer kurzzeitigen Spaltung der baden-württember-
gischen Landtagsfraktion gipfelte.
Als Björn Höcke bei einer Rede in Dresden im Januar
2017 das Holocaust-Mahnmal als »Denkmal der Schande«
bezeichnete und eine »erinnerungspolitische Wende um
180 Grad« forderte, war der nächste AfD-Skandal perfekt.
Auch nach diesem Vorfall wurde ein Parteiausschlussver-
fahren diskutiert. Dies zog ein breites mediales Echo nach
sich, in dessen Folge sich mehrere Großspender_innen von
der AfD distanzierten.
Dass solche Aussagen keine Ausrutscher sind, sondern
die Partei systematisch die Nähe zur extremen rechten
und außerparlamentarischen Opposition sucht, belegen
zahlreiche Aussagen und Kontakte. Alexander Gauland,
Landesvorsitzender in Brandenburg bekundete schon 2014
über Pegida: »Wir sind die ganz natürlichen Verbündeten
dieser Bewegung«. In der Erfurter Resolution vom März
2015, zu dessen Erstunterzeichner_innen die Landeschefs
aus Thüringen und Sachsen-Anhalt, Björn Höcke und An-
dré Poggenburg, gehörten, wurden Aktivitäten außerhalb
des Parteispektrums als Mittel gefordert, um sich von den
»Altparteien« abzuheben und klar inhaltlich zu positionie-
ren. In der Erklärung heißt es: Personen aus der Partei wür-
den »Verrat an den Interessen unseres Landes« üben und
die Partei habe »sich von bürgerlichen Protestbewegungen
ferngehalten und in vorauseilendem Gehorsam sogar dis-
tanziert, obwohl sich tausende AfD-Mitglieder als Mitde-
monstranten oder Sympathisanten an diesen Aufbrüchen
beteiligen«.
Auch forderte die Patriotische Plattform – eine Gruppie-
rung innerhalb der AfD, die immer wieder durch »rechts-
extreme Positionen« auffällt, wie inzwischen auch der Ver-
fassungsschutz bemerkt hat – die Gesamtpartei dazu auf,
die Kernforderungen von Pegida zu übernehmen. Personel-
le Verflechtungen zwischen der Jugendorganisation
 Junge Alternative (JA) und der rechtsextremen Identitären Bewe­gung
 sind inzwischen gut belegt. So wurde der damalige
Schatzmeister der Berliner JA kurzzeitig verhaftet, weil er
bei einer Aktion der Identitären vor dem Bundesjustizmi-
nisterium am 19. Mai 2017 einen Zivilpolizisten umgefahren
haben soll.
Folgerichtig forderte Björn Höcke bei seiner berüchtigten
»Dresdner Rede« im Januar 2017 eine Ausrichtung der AfD
als »fundamentaloppositionelle Bewegungspartei«. Auch
wenn diese Perspektive innerhalb der AfD umstritten ist –
marginalisiert ist sie nicht, die AfD ist Teil einer »nationalen
Opposition« und stellt ein Scharnier zwischen Parlament
und Straße dar.
Über das Vorhaben Petrys, die AfD perspektivisch re-
gierungsfähig zu machen, wurde auf dem Bundesparteitag
am 22. und 23. April 2017 in Köln nicht einmal mehr ab-
gestimmt. Ohnehin: Bei der von Petry geforderten »realpo-
litischen Ausrichtung« handelt es sich um eine Strategie,
nicht etwa um eine Positionierung gegen menschenfeindli-
che Inhalte innerhalb ihrer Partei. Der Politikwissenschaft-
ler Claus Leggewie sieht die Partei »auf dem Weg in den
völkisch-autoritären Nationalismus«.
Weiterlesen
:
Correctiv: Schwarzbuch AfD, Berlin 2017.
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Mit Rechtspopulist_innen debattieren?

Ob jemand mit Rechtspopulist_innen debattieren möchte,
ist eine persönliche Entscheidung und diese kann je nach
Anlass, Öffentlichkeit und Zeitressourcen variieren.
Grundlegend dazu:
1)
Rechtspopulist_innen vertreten offen demokratie- und
menschenfeindliche Positionen – aber auch solche,
die zumindest einigen Menschen durchaus vernünftig
und diskutabel erscheinen mögen. Diesen inhaltlich-
argumentativ zu begegnen, ist überzeugender, als sie
einfach als »rechtspopulistisch« zu brandmarken.
2)
Je öffentlicher eine Debatte ist, desto wichtiger ist es,
sie zu führen: Denn es geht nicht unbedingt darum, die
rechtspopulistischen Gesprächspartner_innen selbst
zu überzeugen (das ist schwer ohne Beziehungsebene),
sondern vielmehr darum, schweigende Mithörende
oder Mitlesende zu erreichen, deren Meinung noch
nicht gefestigt ist.
3)
Wer sich in eine Debatte mit Rechtspopulist_innen be-
gibt, sollte bedenken:
a.
Es gibt unter ihnen etliche geschulte Rhetoriker_innen.
Gerade in ihren Kernthemen sind sie inhaltlich sehr
stark – in anderen Bereichen dagegen oft nicht so sehr.
b.
Rechtspopulist_innen verfolgen meist eine eher des-
truktive Gesprächsstrategie. Es geht um die Anklage
von (vermeintlichen) Problemen oder skandalösen Ver-
hältnissen, Verfehlungen von »Eliten« oder »Gutmen-
schen«. Gerade deshalb kann es interessant sein, erst
einmal alle vermeintlichen Fakten zu hinterfragen und
inhaltlich nach Lösungen für die benannten Probleme
zu fragen. Auch gut: Bis zum (menschenrechtswidrigen,
grundgesetzwidrigen) Kern der jeweiligen Aussage fra-
gen – was ist zum Beispiel gemeint mit »Die Grenzen
mit Waffengewalt verteidigen«?
c.
Es gibt unterschiedliche Arten von rechtspopulisti-
schen Gesprächspartner_innen, die ihre Tücken haben:
Aggressiv Diskutierende und Hardliner werden eher
rüde und persönlich unangenehm. Sachliche Vertre-
ter_innen können jovial und aufgeweckt auftreten und
so Sympathien gewinnen.

Studierende der Otto­von­Guericke­Universität Magdeburg protestieren gegen eine Vorlesung der AfD­nahen Hochschul­
gruppe »Campus Alternative«. Auf Grund der heftigen Proteste konnte die Veranstaltung, auf der auch AfD­Landeschef
André Poggenburg einen Vortrag zu »Geschlechterforschung« halten wollte, nicht stattfinden. 
           © Stephan Schulz
9
4)

Rechtspopulist_innen einladen?

Natürlich können Sie Rechtspopulist_innen auf ein
Podium oder zu einem Interview einladen. Allerdings
sollten Sie vorher bedenken:
a.
Jede Einladung werden die Rechtspopulist_innen nut-
zen, um die Legitimität ihrer politischen Forderungen
zu belegen. Auch, wenn Sie das nicht so meinen.
b.
Auf Podien kommen eher keine ungeschulten Mitläu-
fer_innen. Überschätzen Sie nicht Ihre Fähigkeiten zur
»Entzauberung«. Vorbereitung ist Pflicht, ebenso eine
adäquate Besetzung des Podiums.
c.
Mitdiskutant_innen oder Besucher_innen kommen
eventuell nicht, weil sie etwa als potenzielle Zielgruppe
rechtspopulistischen Hasses Angst haben – überlegen
Sie also, wen Sie ausschließen wollen.
d.
Ausgewogenheit heißt nicht, dass Sie immer aller Po-
sitionen abbilden müssen, also etwa alle politischen
Parteien einladen müssen. Es ist aber eine Frage der
Haltung: Wenn Kritik daran kommt, müssen Sie diese
aushalten und am besten begründen können, warum
Sie sich so entschieden haben.
5)
Rechtspopulismus im Alltag: Die meisten von uns
treffen auf rechtspopulistische, rassistische, antisemi-
tische, sexistische, »gegen die da oben«-Thesen vor al-
lem im Alltag – im Arbeits- und Bekanntenkreis, in der
Timeline auf Facebook oder Twitter.
a.
Das ist deshalb gut, weil unsere Chancen viel größer
sind, überzeugend zu wirken, wo eine Beziehungsebe-
ne herrscht, die Person uns also irgendwie mag oder
zumindest mit uns auskommen muss.
b.
Haben Sie dabei keine Angst, über Themen nicht genug
Bescheid zu wissen. Es geht nicht darum, jemand an
die Wand zu argumentieren. Es geht vielmehr um Wi-
derspruch, um Kommentieren, um Hinterfragen, damit
abwertende, rassistische, hasserfüllte Aussagen nicht
einfach so stehen bleiben. Denn das interpretieren
Rechtspopulist_innen (und ebenso die abgewerteten
Gruppen) oft als Zustimmung.
c.
Selbst wenn Sie von einem Thema keine Ahnung ha-
ben, können Sie:


auf Verallgemeinerungen hinweisen (»Der« Islam,
»das« Frauenbild, ...)


auf Gruppenzuweisungen hinweisen (»Wir« vs. »die«)


auf Unstimmigkeiten in der Argumentation hinwei-
sen, nachfragen


Lösungen einfordern, Konsequenzen aufzeigen


Unbehagen äußern


sich positionieren: rassistische und rechtspopulisti-
sche Postings nicht unkommentiert stehen lassen,
nicht schweigen


Haltung zeigen mit Ich-Botschaften: »Ich verstehe,
was Sie meinen. Aber das entspricht nicht meinem
Menschenbild.« »Ich sehe Menschen als gleichwer
-
tig an.« »Ich empfinde es als zynisch, wenn Sie sa-
gen, dass ...«
6)
Das Ziel der Debatte ist nicht, dass eine Meinung »ge-
winnt« – sondern dass sich Menschen, während sie sich
austauschen, Gedanken zum Thema machen, Haltun-
gen entwickeln und vertreten und sie bestenfalls daran
testen, dass sie sich in den Blickwinkel des Gegenübers
hineinversetzen und ihre Einstellung dahingehend
überprüfen. Dazu gehört auch, alle Fairness, die man
selbst erwartet, auf sein Gegenüber anzuwenden.
Auf http://www.belltower.news sind rechtspopulistische Ge-
sprächsstrategien gesammelt und Hinweise dazu,
wie man ihnen argumentativ begegnen kann. Auf
der Plattform gibt es Neuigkeiten und Hintergrund-
recherchen zu den Themenkomplexen Rechtsextre-
mismus, Rechtspopulismus und Gruppenbezogene
Menschenfeindlichkeit sowie zahlreiche Hinweise
auf Beratungsnetzwerke.
http://www.belltower.news
10

Auseinandersetzung in Parlamenten
und Kommunalvertretungen

Der AfD geht es um Selbstinszenierung – nicht darum,
gesellschaftliche Probleme zu lösen
In einer aktuellen Studie haben sich Forscher_innen vom
Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) detailliert mit der
Landtagsarbeit der zehn AfD-Fraktionen beschäftigt, die bis
März 2017 in deutsche Länderparlamente eingezogen sind.
Das Gesamturteil der Studienautor_innen fällt vernichtend
aus: »In den Arbeitsroutinen der AfD-Landtagsfraktionen
bestehen nach wie vor große Mängel [...], vertiefte Sach-
kenntnisse fehlen«. Die Rechtspopulist_innen würden die
»komplexeren Instrumente, für die eine höhere inhaltliche
Kompetenz vonnöten wäre«, kaum durchschauen. Und:
»Das geht über Anfängerprobleme hinaus«.
In einer parlamentarischen Demokratie sollen Parlamen-
te möglichst viele gesellschaftliche Gruppen und Meinun-
gen vertreten. Rechtspopulist_innen betrachten diesen Plu-
ralismus jedoch als Störfall und nicht als erstrebenswertes
Ideal. Nach ihrer Ansicht gibt es einen einheitlichen Volks-
willen, den geeignete Politiker_innen lediglich erkennen
und umsetzen müssten. Die AfD ist der Ansicht, dass die
in den Parlamenten »etablierten« Parteien diesen homoge-
nen Volkswillen nicht im Ansatz widerspiegeln – sondern
sie selbst. Für Rechtspopulist_innen sind Parteien lediglich
ein Instrument, um in einer parlamentarischen Demokratie
Macht zu erlangen. Die Partei ist das Instrument, das Parla-
ment eine Bühne – aber nicht die wichtigste Bühne.
Um bei einer Debatte im Thüringer Landtag 2016 für ein
Verbot der Vollverschleierung zu demonstrieren, erschien
die AfD-Abgeordnete Wiebke Muhsal in einem Niqab. Die
Sitzung wurde unterbrochen. In Sachsen-Anhalt sprach sich
Ministerpräsident Reiner Haseloff in einer Regierungser-
klärung 2016 gegen eine weitere Polarisierung der Gesell-
schaft, ein Anwachsen von Hass und Gewalt, Ausgrenzung
und Abschottung aus. Der AfD-Fraktionsvorsitzende atta-
ckierte ihn daraufhin scharf, die AfD-Fraktion zog anschlie-
ßend geschlossen aus dem Plenarsaal und nahm vor dem
Parlament an einer Demonstration gegen höhere Abwasser-
gebühren teil. Anstatt ohne die AfD die Sitzung fortzufüh-
ren, zogen daraufhin auch andere Parlamentarier_innen
vor den Landtag, um zur Demonstration zu reden, und gin-
gen so der Provokation der AfD auf den Leim. Die AfD wur-
de bejubelt und der Sprecher der Regierung ausgepfiffen
– ein klarer Punktsieg für die AfD.
Die Beispiele zeigen: Die Partei provoziert gezielt, ihr
geht es um Protest und Aufmerksamkeit statt um Mitarbeit.
Die anderen Parteien agieren mitunter hilflos und uneinig
auf derlei Provokationen. An die Anhängerschaft der AfD
sollen solche Auftritte Signale aussenden, die den Ruf der
AfD als Kümmerer und vermeintlich einzige echte Opposi-
tionspartei bestärken.

Arbeitet die AfD auf einer Sachebene in den Parlamenten mit?

Offenbar gehören Kleine Anfragen zu den bevorzugten
Mitteln der AfD, die Zivilgesellschaft auszuforschen und
einzuschüchtern sowie Regierungen und Verwaltungen un-
ter Druck zu setzen, teilweise sogar zu lähmen. Inhaltlich
widmet sich die AfD der Studie des WZB folgend mit den
Anfragen ihren Kernthemen: Mehr als ein Drittel der Anfra-
gen entfällt auf die beiden Themenbereiche Sicherheit und
Ordnung sowie Migration.
22.600 Kleine Anfragen wurden zwischen Oktober 2014
und April 2017 in den zehn untersuchten Parlamenten ge-
stellt – 20 Prozent davon durch die AfD (Gesamt 4.694).
Sächsische Parlamentarier_innen sind am aktivsten: Jede_r
sächsische AfD-Abgeordnete stellte im Durchschnitt 4,2
Kleine Anfragen pro Monat. In Baden-Württemberg und
Sachsen-Anhalt stammten mehr als 40 Prozent aller Klei-
nen Anfragen von der AfD, in Thüringen waren es mehr als
ein Drittel.
Die komplexeren parlamentarischen Oppositionsinstru-
mente wie Große Anfragen oder Anträge, für die eine höhe-
re inhaltliche Kompetenz vonnöten wäre, werden von der
AfD hingegen kaum genutzt. Den Wissenschaftler_innen
vom WZB zufolge tritt die geringe Kompetenz auch in der
Ausschussarbeit zutage: So würden etwa »Kleine Anfragen
rege genutzt, weniger jedoch die komplexeren Instrumen-
te, wie Große Anfragen oder Anträge, für die eine höhere
inhaltliche Kompetenz vonnöten wäre«, und in Beratungen
zur Haushaltsaufstellung, einem zentralen Recht des Parla-
ments, vertiefte Sachkenntnisse fehlen. Aus Hamburg und
Baden-Württemberg wird berichtet, dass auch nach einer
mehr als einjährigen Lernphase noch immer wichtige Fra-
gerunden ohne AfD-Beteiligung stattfinden, schlicht weil
Fristen zur Einreichung der Fragen verpasst wurden. Parla-
mentskolleg_innen sprechen in Interviews von teils »heillo-
ser Überforderung«.
Vertreter_innen der AfD nutzen ihre Präsenz in den Län-
derparlamenten als Chance, sich als wahre Demokrat_in-
nen zu inszenieren. Dabei stechen ihre Politiker_innen
nicht durch Sachverstand und Mitarbeit in länderpoliti-
schen Fragen hervor: Sie inszenieren sich vielmehr immer
wieder als Opfer feindseliger Kampagnen und als »einzig
wahre Oppositionspartei«.
11
Praxisbeispiel Sachsen-Anhalt: »Die 
politischen Intentionen sichtbar machen«
Interview mit Torsten Hahnel von der Arbeitsstelle Rechts­
extremismus von »Miteinander e.V.«
In Sachsen-Anhalt ist die AfD seit dem Frühjahr 2016 im
Magdeburger Landtag vertreten. Haben Sie den Eindruck,
dass sich das gesellschaftliche Klima durch die Präsenz der
AfD verändert hat?
Sowohl als auch – die AfD ist so stark geworden, weil sich
das gesellschaftliche Klima verändert hat. Seitdem sie
über eine 25-köpfige Landtagsfraktion verfügt, tut sie alles,
um die Stimmung weiter anzuheizen. Wir dokumentieren
in den vergangenen zweieinhalb Jahren einen massiven
Anstieg öffentlicher Aktionen von rechts sowie den dras-
tischen Anstieg rechtsextremer und rassistischer Gewalt.
Kameradschaftsstrukturen erleben gleichzeitig eine Re-
naissance. Ich würde also sagen, dass generell menschen-
feindliche Einstellungen an Boden gewonnen haben.
Die AfD ist also nur Profiteurin dieser Entwicklung?
Sie profitiert von dieser Entwicklung, aber sie organisiert
sie auch aktiv mit. Die AfD ist in Sachsen-Anhalt eng mit
rechtsextremen Strukturen verzahnt. In erster Linie über
das Institut für Staatspolitik in Schnellroda, wo sie mit dem
rechtsextremen Agitator Götz Kubitschek zusammenar-
beitet. Die führenden Abgeordneten der Landtagsfraktion
gehören zum rechtsextremen Flügel der AfD: Hans-Thomas
Tillschneider, Kopf der Patriotischen Plattform, und André
Poggenburg ordnen sich selbst dem Höcke-Flügel der Partei
zu. Sie waren unter den Erstunterzeichnern der »Erfurter
Erklärung«. Vertreter der Partei sind darüber hinaus in ein
breites Netzwerk rechter Akteure eingebunden – von den
»Identitären« über »Ein Prozent« bis hin zu regionalen ras-
sistischen Bürgerinitiativen.
Wie agiert die AfD im Magdeburger Landtag? Geht es vor al-
lem um Selbstinszenierung oder arbeiten die Abgeordneten
konstruktiv mit den anderen Parteien zusammen?
Die AfD nutzt den Landtag vor allem, um sich als einzige
Vertreterin des »Volkes« und als Anti-Establishment-Partei zu
inszenieren. Um das zu erreichen, schreckt sie auch nicht vor
Beschimpfungen der anderen Parteien zurück. In Anträgen
greift die Partei zwar immer wieder populäre oder alltagsre-
levante Themen auf, die werden aber im Rahmen ihrer Aus-
schussarbeit nicht weiterverfolgt. Gleichzeitig wirft sie den
anderen Parteien vor, korrumpiert zu sein und die Interessen
der Bevölkerung aus dem Blick verloren zu haben.

Was sind die Themen, mit denen sich die Partei zu profilie-
ren versucht?

Zum einen ist das natürlich das Thema Asyl und Zuwande-
rung. Ihr Leitbild ist eine ethnisch homogene Gesellschaft.
Zuwanderung wird deshalb ausschließlich als Bedrohung
verhandelt. Immer wieder behauptet die Partei, Bundes-
und Landesregierung würden die Zahl der Geflüchteten
aktiv steuern, um das deutsche Volk langfristig »auszutau-
schen«. Folglich lehnt sie alle Maßnahmen zur Integration
ab. Bestätigung für diese Auffassung sucht die AfD aus ei-
ner Vielzahl von Anfragen zu Ausländerkriminalität und
Integrationskosten zu ziehen. Wenn dann die Zahlen und
Fakten ihre Annahmen nicht bestätigen, ist ihr das auch
egal – sie appelliert schließlich an eine »gefühlte« Unsicher-
heit in der Bevölkerung.
Weitere Anträge und Reden beziehen sich auf kulturelle
Themen – Theateraufführungen und Orchester etwa sollen
der Stärkung einer vermeintlich deutschen Identität die-
nen, welche die Partei als abgeschlossen versteht. Immer
wieder greift die AfD auch geschlechter- und familienpoli-
tische Fragestellungen auf. Ihrem heteronormativen, anti-
feministischen und homofeindlichen Leitbild zufolge sollen
etwa keine Projekte mehr gefördert werden, die nicht der
Stärkung der traditionellen Familie dienen.
André Poggenburg dürfte genau wissen, was er tut, wenn er
nationalsozialistisches Vokabular wie »Volksgemeinschaft«
verwendet oder von »Wucherungen am deutschen Volks-
körper« spricht. Hilft es, wenn sich die anderen Parteien
über solche rhetorischen Provokationen empören?
Aus unserer Sicht hat sich gezeigt, dass Empörung allein ge-
gen die andauernden Provokationen der AfD nicht hilft. Na-
türlich ist es empörend, wenn AfD-Politiker offen national-
sozialistisches Vokabular verwenden. Aber Empörung und
Moralisierung wird von der AfD bereits als Reaktion ein-
geplant und dient dazu, den Opferdiskurs zu stärken und
die Existenz einer »Diktatur der politischen Korrektheit« zu
behaupten.
Zu welchem Umgang mit der AfD raten Sie den Parteien
stattdessen im Landtag? Ist Ausschluss überhaupt noch
eine Option?
In einem Bundesland wie Sachsen-Anhalt, wo die AfD-Frak-
tion einfach riesig ist, ist Ausschluss und Nicht-Zusammen-
arbeit nicht unbedingt das Mittel der Wahl. AfD-Leute sitzen
hier in allen Gremien und Ausschüssen. Die Abgeordneten
begegnen ihnen zwangsläufig und können sich nicht jedem
Kontakt entziehen. Im Parlament hat es sich als wirksam er-
wiesen, die AfD auf dem Feld der Sachpolitik zu stellen, also
die politischen Mittel und die Intentionen sichtbar zu ma-
chen, die hinter ihren Reden, Anträgen und Anfragen ste-
hen. Außerhalb der Parlamentsarbeit ist es aber durchaus
sinnvoll, darüber nachzudenken, ob es möglich ist, die In-
halte der Partei in öffentlichen Veranstaltungen zu »demas-
kieren« oder ob die AfD nicht eher von der Omnipräsenz
profitiert – unabhängig davon, wie sich die Vertreter_innen
im Einzelfall präsentieren.
Was, wenn solche Faktenchecks die Wähler_innen der AfD
nicht erreichen?
Zusätzlich müssen wir gemeinsam und konsequent über
den Charakter der Partei aufklären. Wir müssen deutlich
machen, dass sie für eine menschenfeindliche Politik steht,
zahlreiche Politiker offen rechtsextreme Positionen vertre-
12
ten und Kontakte ins neonazistische Lager pflegen. Deshalb
ist diese Aufklärungsarbeit so wichtig. Wir müssen immer
wieder deutlich machen, dass der Rechtsextremismus eine
zentrale Strömung in der Partei ist, der in Sachsen-Anhalt
sogar von der Führungsgruppe getragen wird.
Das führt uns aber zwangsläufig auch zu der Frage: Was,
wenn diese Aufklärung nichts nützt? Was tun wir, wenn die
Partei trotzdem gewählt wird?
Erfolg versprechend erscheint mir nur eine Kombination
der Ansätze: Die AfD auf der Sachebene stellen; mit ihren
Politikern nur zusammenarbeiten, wenn es sich nicht ver-
hindern lässt; immer wieder deutlich machen, dass die AfD
rechtsextreme und menschenfeindliche Inhalte vertritt. Die
Inhalte und populistischen Methoden, mit denen sie vorge-
tragen werden, müssen ständig dekonstruiert werden. Und,
vielleicht am wichtigsten: Die anderen Parteien müssen
eigene attraktive gesellschaftspolitische Entwürfe entwi-
ckeln und für ihre Vorstellungen auch einstehen.
Stellt die AfD-Fraktion im Magdeburger Landtag eine Bedro-
hung für zivilgesellschaftliche Strukturen im Land dar?
Die AfD greift ganz klar zivilgesellschaftliche Organisatio-
nen an. Nach ihrem Einzug in das Parlament 2016 hat sie
ziemlich schnell begonnen, das Parlament zu nutzen, um In-
formationen über ihre politischen Gegner einzuholen. Einer
der ersten Anträge überhaupt kam von Hans-Thomas Till-
schneider. Er hat sich auf die Finanzierung unseres Vereins
»Miteinander« bezogen: Er wollte wissen, wofür wie viel
Geld fließt, wie der Verein sich finanziert, wie er aufgebaut
ist. Wir hatten damit schon gerechnet.
Schnell folgten aber auch Anfragen zu anderen Projek-
ten: Zu Genderprojekten, zum Soziokulturellen Zentrum
Reilstraße in Halle, zu einem »Antifa e.V.« – den es natür-
lich nicht gibt. Wenn man bedenkt, wie gut die Kontakte
der AfD Sachsen-Anhalt in das rechtsextreme Milieu sind,
dann wird schnell klar: Die Partei ist eine Bedrohung für
zivilgesellschaftliche Organisationen, sie greift uns an. Sol-
che Anträge implizieren ja schon die Drohung: Wir werden
euch den Geldhahn abdrehen, wir geben Informationen, die
wir auf dem parlamentarischen Weg gewinnen, an unsere
Kameraden weiter.

Wie reagiert die Zivilgesellschaft auf solche Angriffe – gibt
es Beschlüsse zur Unvereinbarkeit?

Die Trägerlandschaft in Sachsen-Anhalt rückt zusammen. Im
August 2016 veröffentlichten zahlreiche große Vereine und
Verbände eine gemeinsame »Erklärung zivilgesellschaftli-
cher Träger«, in der sie sich für eine Kultur des Respekts
und gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Menschen-
feindlichkeit aussprechen. Ich habe den Eindruck, dass sich
gerade ein vorsichtiger Stimmungsumschwung andeutet.
Immer mehr Menschen teilen das Gefühl: So kann es nicht
weitergehen – Demokratie, Freiheit und Sicherheit werden
von rechter Hetze bedroht. Das ist der richtige Weg. Die
Rechten sind nicht so stark wie es oft scheint, sie leben von
der Schwäche der Zivilgesellschaft.
Praxisbeispiel Berlin:
Ein Konsens gegen Rechts
Der »Berliner Konsens« ist eine gemeinsame Erklärung aus
dem Wahlkampf für die Wahl zum Berliner Abgeordneten-
haus im September 2016. Die sechs Parteien SPD, CDU,
Bündnis90/Die Grünen, DIE LINKE, Piratenpartei und FDP
wendeten sich damit explizit gegen NPD und AfD: »Die
rechtsextreme NPD vertritt einen unverhohlenen biologis-
tischen Rassismus sowie andere menschenverachtende Po-
sitionen.« Zu den Wahlen trete sie mit Kandidat_innen an,
»die wegen diverser Straftaten wie Volksverhetzung verur-
teilt wurden oder zum Spektrum gewaltbereiter Neonazis
gehören«. Die AfD sei »ein Sammelbecken unterschiedlicher
Kräfte, in dem auch rechtsextreme Personen und Positio-
nen« vertreten seien. »Eine Partei, deren Spitzenpersonal
beispielsweise auf Flüchtlingskinder schießen lassen wür-
de oder die sich zu rassistisch motivierter Stimmungsma-
che gegen deutsche Fußballnationalspieler hinreißen lässt,
bewegt sich nicht auf dem Boden unserer Werteordnung«,
heißt es in dem Manifest.
Kernaussage des Papiers ist: Der Wahlkampf wird nicht
auf dem Rücken von Flüchtlingen oder anderen Minder-
heiten ausgetragen. Vertreter_innen von SPD, CDU, Bünd-
nis90/Die Grünen, DIE LINKE, Piratenpartei und FDP haben
sich gemeinsam auf konkrete Absprachen und Mindeststan-
dards in der Auseinandersetzung mit rechtspopulistischen
und rassistischen Parteien geeinigt.
Weiterlesen:
Der Berliner Konsens im Wortlaut findet sich unter
http://www.mbr-berlin.de/berliner-konsens
Der gemeinnützige Verein Miteinander e.V.  setzt sich
für eine offene, plurale und demokratische Gesell-
schaft in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus ein. Der
Verein unterhält die Arbeitsstelle Rechtsextremismus,
ein Bildungsteam, das Qualifizierungen und Workshops
durchführt, die Kompetenzstelle Eltern und Rechts-
extremismus, die Mobile Beratung für Opfer rechter
Gewalt Sachsen-Anhalt und regionale Beratungsteams
gegen Rechtsextremismus in Magdeburg, Salzwedel
und Halle.
http://www.miteinander-ev.de
Telefon 0391. 62 07 73
net.gs@miteinander-ev.de
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Krant

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Re: Amadeu-Antonio-Stiftung präsentiert: Hetzbroschüre
« Reply #2 on: October 10, 2017, 08:07:23 AM »

18
Das ganze Interview mit der Berkeley-Linguistin im Ta-
gesspiegel findet sich unter www.tagesspiegel.de/medien/
sprachforscherin-elisabeth-wehling-wir-gehen-trump-im-
mer-noch-auf-den-leim/19345710.html.
Das Weitertragen von rechtspopulistischen und rechtsex-
tremen Narrativen geschieht also häufig völlig unbewusst
und selbst in Texten, in denen Kritik an solchen Positionen
geübt werden soll. Indem wir Vokabular, Bilder und Bot-
schaften übernehmen, steigern wir die Aufmerksamkeit für
die Narrative der AfD. Die Partei ist sich dieses Umstandes
sehr wohl bewusst und macht ihn sich zunutze. So heißt
es im Strategiepapier der AfD zum Bundestagswahlkampf
2017 explizit:
Gesucht wird eine »reflexhafte Eskalation« mit den an-
deren Parteien: Die AfD müsse »ganz bewusst und ganz
gezielt immer wieder politisch inkorrekt sein«. Die AfD
dürfe »vor sorgfältig geplanten Provokationen nicht zurück-
schrecken«. »Die AfD lebt gut von ihrem Ruf als Tabubre-
cherin und Protestpartei. Sie braucht sich dessen nicht zu
schämen, sondern muss sich selbstbewusst zu ihrer Aufga-
be bekennen, dem Protest in Deutschland eine politische
Richtung und ein Gesicht zu geben.« »Nicht die AfD darf
das Gespräch verweigern, die Altparteien müssen es ableh-
nen.« Ziel sind »wenige, sorgfältig ausgewählte und konti-
nuierlich bespielte Themen von Bedeutung. Sie müssen so
aufbereitet und vermarktet werden, dass die AfD mit ihnen
in der Öffentlichkeit identifiziert wird, ihre bisherigen Al-
leinstellungsmerkmale verteidigt und einige wenige neue
hinzugewinnt.« Wichtiger ist »mehr Erfolg als immer wieder
neues zu bringen. Konzentration auf Eingängiges geht vor
Vollständigkeit, harte und provokante Slogans sind wich-
tiger als lange, um Differenzierung bemühte Sätze, die es
allen recht machen wollen.« Die Reaktionen und Befindlich-
keiten anderer Teile der Gesellschaft seien für die AfD »von
untergeordneter Bedeutung«. (Auszüge aus dem Strategie-
papier: www.tagesschau.de/inland/afd-strategiepapier-101.
html, 23.01.2017)
Die Aufgabe für die Medien besteht also darin, klug aus-
zuwählen, wann eine Geschichte von öffentlichem Interesse
ist. Genauso wichtig ist es, sich mit den Narrativen der AfD
auseinanderzusetzen und zu vermitteln: Was sagen Vertre-
ter_innen der Partei? – und was meinen sie damit? Denn die
AfD versucht durchaus, menschenfeindliche Aussagen zu
verschleiern, um bürgerliche Wähler_innen anzusprechen.
Weder Ekel noch Empörung oder Erregung dienen der
Auseinandersetzung mit rechtspopulistischen Positionen.
Die Leserschaft sollte das Werkzeug an die Hand bekom-
men, mit denen die tagtägliche Auseinandersetzung – ob
verbal oder geistig – gelingt:


Parteiprogramme, Positionspapiere und Veröffentli-
chungen analysieren


Strategien offenlegen und diesen nicht auf den Leim
gehen


menschenfeindliche Positionen benennen und erläu-
tern, warum diese problematisch sind


politisch-inhaltlich berichten statt über Personen und
Machtfragen, wie es bei der AfD oft der Fall ist.
Die Spiegel-Journalistin Melanie Amann empfiehlt, Fragen
von Journalist_innen sollten nüchtern, unaggressiv und er
-
gebnisoffen sein, nicht auf die Person zielen, sondern auf
politische Konzepte. »Wie genau würden Björn Höcke oder
Alexander Gauland eine ›negative Obergrenze‹ von minus
200 000 Migranten im Jahr forcieren? Wie würden sie die
Kandidaten für die jährliche ›Remigration‹ auswählen und
auf welcher Rechtsgrundlage eigentlich? Was tun, wenn die
Ausgewählten Widerstand leisten, juristisch oder physisch?
Was, wenn ihre Herkunftsländer sie nicht zurücknehmen?«
Auf diese Weise werden Forderungen der AfD mit der Rea-
lität konfrontiert, konsequent zu Ende gedacht. Außerdem:


Bruchlinien in der Partei aufzeigen, auf inhaltliche Wi-
dersprüche hinweisen


AfD-Funktionär_innen mit internen Machtkämpfen kon-
frontieren


hartnäckig nach Rollenverständnis der Partei fragen:
Fundamentalopposition oder regierungswillige Kraft?


nach anonymen Spenden fragen, z.B. der verdeckten
Spende in Form der Zeitung »Extrablatt«.
Weiterlesen:
Melanie Amann: Angst für Deutschland. Die Wahrheit über
die AfD: wo sie herkommt, wer sie führt, wohin sie steuert,
München 2017.
© NDR/Extra 3
19
»Konkret nachhaken und eigene Schwerpunkte setzen!«
Interview mit Sabine am Orde
Sabine am Orde ist innenpolitische Korrespondentin der taz
. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die AfD. Mit uns
sprach sie über den Umgang mit sogenannten Angst-
Themen und Medienstrategien rechtspopulistischer Partei-
en wie der AfD.
Die AfD beschwört Ängste herauf, indem sie die Realität in
den schwärzesten Farben malt. Welchen Umgang mit der
AfD und ihrer alarmistischen Rhetorik halten Sie für an-
gemessen – ausgrenzen? Oder lieber umarmen, was man
nicht überwinden kann?
Keinen von beiden, ich halte beide sogar für fatal. Ich glau-
be, dass man sich mit der AfD inhaltlich auseinandersetzen
muss – und zwar kühlen Kopfes und inhaltlich gut gerüstet.
Es reicht nicht, die Nase zu rümpfen, weil man mit diesen
Positionen nichts zu tun haben will, oder pauschal mit der
Nazikeule zuzuschlagen. Wir müssen fragen, wie die AfD
ihre Vorschläge umsetzen will, und sehr konkret nachha-
ken, wenn sie dies nicht erklären kann. Und wir müssen
aufzeigen, was einzelne Vorschläge bedeuten – etwa, dass
nach einer Ausbürgerung straffällig gewordenen Migrant_
innen die Staatenlosigkeit droht. Das verstößt aus gutem
Grund gegen das Grundgesetz – und die AfD fordert es in
ihrem Wahlkampfprogramm-Entwurf für die Bundestags-
wahl. So erreicht man vielleicht nicht den harten Kern der
AfD-Anhänger_innen, kann aber die weitere Verbreitung
im gesellschaftlichen Mainstream verhindern. Es ist auch
wichtig, attraktive eigene gesellschaftliche Entwürfe einzu-
bringen.
Wie diskutiert die Redaktion der taz den Umgang mit der
AfD im Hinblick auf die anstehende Bundestagswahl?
Wir diskutieren immer wieder über unsere AfD-Berichter-
stattung, weil allen klar ist, dass die Medien eine wichtige
Funktion in der Strategie der AfD übernehmen – auch wenn
sie zunehmend auf eigene und soziale Medien setzt, wie das
die FPÖ in Österreich in den letzten Jahren bereits erfolg-
reich getan hat. Wir fragen: Ist das wirklich berichtenswert?
Nicht, weil wir etwas verschweigen wollen, sondern weil
man die Frage nach der Relevanz immer neu stellen muss.
Die AfD will provozieren, weil Provokationen Aufmerk-
samkeit generieren. Dann rudert sie ein bisschen zurück
und bekommt wieder neue Aufmerksamkeit. Natürlich
sollten wir nicht über jedes Stöckchen springen, das die
AfD uns hinhält. Doch wenn Björn Höcke zum Beispiel
eine 180-Grad-Wende in der Erinnerungskultur fordert
oder Frauke Petry sagt, in letzter Konsequenz müsse man
an der Grenze auf Flüchtlinge schießen, um einen illegalen
Grenzübertritt zu verhindern, dann ist das auch eine wich-
tige Information darüber, wo die Partei steht, und deshalb
sind solche Aussagen berichtenswert. Gleichzeitig weitet
© Vincent Ackermann/SPD­Fraktion im Thüringer Landtag
20
sich durch die Berichterstattung das, was sagbar ist, immer
weiter aus. Das ist eine schwierige Abwägung.
Wie lässt sich verhindern, dass das Konzept der AfD aufgeht
und sie bestimmt, worüber in den Medien und in der Öffent-
lichkeit debattiert wird?
Wichtig ist, die Themen, über die berichtet wird, selbst zu
bestimmen: Zum Beispiel über die unklare Haltung der AfD
in der Wirtschafts- und Sozialpolitik, die bewusst offen ge-
halten wird, weil sie die Partei und ihre Wählerschaft spal-
tet. Ich versuche immer, eigene Schwerpunkte zu setzen –
zum Beispiel, indem ich einen Verfassungsrechtler frage, ob
die Positionen zum Islam noch mit dem Grundgesetz verein-
bar sind, oder indem ich über die Verstrickungen mit der
Neuen Rechten berichte. Wir haben bislang auch noch kein
O-Ton-Interview mit der AfD gedruckt. Denn selbst wenn
man – wie es jüngst der »Spiegel« mit Höcke getan hat – gut
vorbereitet und konfrontativ vorgeht – letztendlich bietet
man ihm damit eine Plattform.
Handlungsempfehlungen:
Umgang mit rechtspopulistischen
Positionen in den Medien
# Nicht provozieren lassen
Es muss nicht auf jede Provokation vonseiten der AfD re-
agiert werden. Die Partei muss auch nicht in jeder Talk-Run-
de vertreten sein, um eine ausgewogene Debatte führen zu
können. Allgemein gilt: Wer Demagog_innen eine Plattform
bietet, ob schriftlich oder im Bewegtbild, sollte diesen in-
haltlich gewachsen sein.

# Die Debatte normalisieren

Informierte Debatten zu führen ist ein wichtiger Teil einer
demokratischen Gesellschaft – doch wir müssen die The-
mensetzung auf Verhältnismäßigkeit prüfen. Menschen-
feindliche Positionen sollten lieber referiert als direkt
zitiert werden: Das bietet weniger Möglichkeit zur Selbstin-
szenierung. Auch Betroffene sollten zu Wort kommen.

# Sachlich kontextualisieren und politisch-inhaltlich berichten

Argumente und Ansichten sind vielfältig zu diskutieren,
dabei liegt der Fokus auf der Sachebene. Analysen von Par-
teiprogrammen, Positions- und Strategiepapieren sind eine
gute Grundlage für argumentativ fundierte Diskussionen.

# Menschenfeindliche Positionen benennen

Essenziell ist zu erläutern, warum menschenfeindliche Posi-
tionen problematisch sind. Auch hinter scheinbar konservati-
ven Themen steckt häufig eine Abwertung von Minderheiten.

# Zahlen und Fakten hinterfragen

Zahlen und Fakten lassen sich am besten mithilfe fundier-
ter Quellenanalyse und -kritik recherchieren. Bei Liveüber-
tragungen kann dies etwa durch Live­Fact­Checking gesche-
hen, also durch das Überprüfen des Gesagten. So können
Diskussionsteilnehmer_innen direkt mit potenziellen Ver-
zerrungen konfrontiert werden.

# Themen-Hopping unterbinden

Rechtspopulist_innen arbeiten mit Ängsten, Feindbildern
und Mutmaßungen – an konstruktiven Lösungsvorschlägen
sind sie selten interessiert. Journalist_innen sollten sich
dessen bewusst sein und sich nicht auf Ablenkungsmanö-
ver einlassen.

# Medien als Verifikationseinheit stärken

Transparenz, selbstkritischer Umgang mit Fehlern und den
Informationsauftrag wahrzunehmen – das sollten Kernprin-
zipien journalistischen Arbeitens sein. Hierauf kann die
Glaubhaftigkeit von Medienhäusern aufbauen.

# Gegenbilder entwerfen und Möglichkeiten aufzeigen

Betroffene von Hass und Abwertung sollten zu Wort kom-
men. Unerlässlich ist es, über die Debattenkultur zu streiten
und einen wertschätzenden Umgang miteinander weiterzu-
geben – auch bei konträren Positionen.

# Zu Medienkompetenz und Quellenarbeit befähigen

Menschen sollten durch politische Bildungsarbeit zu Me-
dienkompetenz und kritischer Quellenarbeit befähigt wer-
den, die wiederum aufgeklärte Urteile zulassen.
Einwanderung und Integration gehören zu den Dau-
erthemen der medialen Berichterstattung, doch die
Beiträge zu diesen Themen sind oft von Stereotypen
geprägt. Der Mediendienst Integration unterstützt
Journalist_innen bei ihrer Recherche zu diesen The-
men und leistet einen wertvollen Beitrag zu einer diffe-
renzierten und rassismuskritischen Berichterstattung.
http://mediendienst-integration.de
Telefon 030. 2007 6480
mail@mediendienst-integration.de
Das erste gemeinnützige Recherchezentrum im
deutschsprachigen Raum – Correctiv.org – recher-
chiert zu den Bedrohungen und Herausforderungen
unserer Gesellschaft, zu Machtmissbrauch und Korrup-
tion in Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur, zu Themen
wie Umwelt, Bildung, Gesundheit und sozialer Gerech-
tigkeit oder Rechtsradikalismus und Islamismus.
www.correctiv.org
Telefon 0201. 3655 8877
fragen@correctiv.org
21
In der pädagogischen Arbeit gegen Rechtspopulismus handeln

Zur Kinder­ und Jugendpolitik der AfD

Im AfD-Parteiprogramm sucht man nach Beiträgen der Par-
tei zur Kinder- und Jugendförderung vergeblich. Zur Förde-
rung einer Kinder- und Jugendarbeit, die durch Mit- und
Selbstbestimmung, Gleichberechtigung, Partizipation und
Teilhabe bestimmt ist, so wie es das Leitbild des Achten So-
zialgesetzbuch vorsieht, trifft die AfD in ihrem Programm
keine weitergehenden Aussagen. Auch erweiterte Themen-
felder, wie Freizeit, Sport oder Ehrenamt, die für die Kinder-
und Jugendarbeit wichtig sind, werden im Bundeswahlpro-
gramm nicht gewürdigt.
Eine Definition von Jugend findet man im AfD-Bundes-
wahlprogramm einzig in den Forderungen zum Strafrecht:
Kinder sollen bereits ab 12 Jahren strafmündig sein. Junge
Erwachsene zwischen 18 und 21 Jahren sollen ausnahmslos
unter das Erwachsenenstrafrecht fallen (Wahlprogramm
der AfD zur Bundestagswahl 2017, S. 24f.). Bisher gibt es
die Möglichkeit, diese Altersgruppe auch unter dem Ju-
gendstrafrecht zu verurteilen, da junge Erwachsene in ih-
rer Entwicklung sehr individuell und von verschiedenen
Strukturen betroffen sind. Der Reifezustand wird von unter-
schiedlichen Machtverhältnissen und sozialen Umständen
geprägt. Das Jugendbild der AfD hingegen kennt nur zwei
starre Kategorien: entweder ein unmündiges Kind oder
Erwachsene, die sich den vollen Konsequenzen ihres Han-
delns bewusst sind.
Der individuellen Förderung von jungen Heranwachsen-
den misst die AfD keine besondere Bedeutung bei. Aus die-
sem Grund lässt sich sie sich durchaus als jugendfeindlich
bezeichnen – so wie das unter anderem der Deutsche Bun-
desjugendring und der Bund deutscher Pfadfinder_innen
getan haben.
Weiterlesen:
Der
Deutsche Bundesjugendring
 hält die AfD für jugend-
feindlich, weil sie die Jugend nicht versteht und ihr durch
Strafe und Entrechtung nicht den Freiraum gibt, den sie
braucht. Der Verband hat deshalb einen Unvereinbarkeits-
beschluss veröffentlicht. Das Positionspapier finden Sie
hier: www.dbjr.de.

Praxisbeispiel:
Erklärung zivilgesellschaftlicher Träger in Sachsen-Anhalt

Ein Zusammenschluss verschiedener zivilgesellschaftli-
cher Organisationen in Sachsen-Anhalt bezieht öffentlich
Stellung gegen die AfD. In einer gemeinsamen Erklärung
demonstrieren sie ihr Werte- und Demokratieverständnis –
und zeigen, wie sie Kinder- und Jugendpolitik gestalten wol-
len. »Wir engagieren uns für die gleichberechtigte Teilhabe
von Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen. Sie sind
Expert_innen in eigener Sache. Wir begleiten sie bei der
Formulierung und Vertretung ihrer Interessen. Erfahrungs-
und Erlebnisräume für Demokratie und gesellschaftliche
Vielfalt sind für junge Menschen unerlässlich. Wir setzen
uns für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an
politischen Entscheidungsprozessen ein und stärken die
Selbstorganisation junger Menschen.« (Für ein demokra-
tisches Sachsen-Anhalt der Vielfalt und des gegenseitigen
Respekts, August 2016, www.lkj-sachsen-anhalt.de/wp-con-
tent/uploads/2009/10/ErklärungzivilgesellschaftlicherTrä-
ger_16092016.pdf)
Praxisbeispiel:

»Wir haben uns gefragt: Ist die AfD mit unserer Satzung vereinbar?«

Der Sprecher_innenkreis des Kinder- und Jugendrings
Sachsen-Anhalt e.V. (KJR) veröffentlichte im Oktober 2016
ein Positionspapier zum Umgang mit der AfD. Wir haben
Anne Haertel (Vorstandsvorsitzende des KJR) und Juliane
Jesse (Vorstandsmitglied des KJR) gefragt, warum dieser
große Jugendverband sich dazu entschlossen hat und wel-
che Konsequenzen das nach sich zog.
André Poggenburg, Vorsitzender der AfD Sachsen-Anhalts,
bezeichnete den Kinder- und Jugendring des Landes Sach-
sen-Anhalts im Dezember 2016 öffentlich als »linksradikale
Vereinigung«. Wie linksradikal ist der Kinder- und Jugend-
ring in Sachsen-Anhalt?
Gute Frage. Der Kinder- und Jugendring vereint ganz ver-
schiedene Jugendorganisationen, Jugendverbände, Dach-
verbände und die »AG kreisfreier Städte und Gemeinden«
in Sachsen-Anhalt. Zu unseren Mitgliedern gehören unter
anderem die Sportjugend, die Jugendfeuerwehr und christ-
liche Organisationen, die wohl eher als konservativ gelten
und mitnichten links sind, geschweige denn linksradikal.
Bei unserer Entscheidungsfindung fragen wir nicht nach po-
litischen Präferenzen, sondern versuchen die bestmögliche
Lösung für Probleme zu finden. Daran sind alle Mitglieder
mit ihren unterschiedlichen Sichtweisen beteiligt. Diskus-
sionen und Beschlüsse leben davon, dass ganz verschiede-
ne Blickwinkel berücksichtigt werden. Politisch ist es uns
wichtig, unabhängig zu sein.
Der Sprecher_innenkreis des Kinder- und Jugendrings
Sachsen-Anhalts e.V. veröffentlichte am 19.10.2016 ein Posi-
tionspapier zum Umgang mit der AfD. Was hat Sie zu diesem
Beschluss bewogen? Gab es einen konkreten Anlass dafür?
Als neuen politischen Akteur im Land haben wir die AfD
22
und ihr Handeln beobachtet und diskutiert. Dies auch nicht
erst seit dem Einzug in den Landtag von Sachsen-Anhalt,
sondern schon mit wachsendem Zuspruch in der Bevölke-
rung. Wir sahen die Notwendigkeit, unsere Grundhaltung
nach innen und außen zu klären. Zentral war dabei die Fra-
ge, inwiefern Inhalte und Agieren der Partei (und später der
Fraktion) mit unseren satzungsgemäßen Werten vereinbar
sind. Das Ergebnis dieser Diskussionen ist das vorliegende
Positionspapier, das einen mit den Mitgliedern abgestimm-
ten Umgang mit der AfD festschreibt.
Was ist geschehen nach der Veröffentlichung Ihres Posi-
tionspapiers, das unter anderem die AfD grundsätzlich von
Ihren Veranstaltungen ausschließt? Welche Reaktionen sei-
tens der AfD gab es darauf?
Zunächst gar nichts, denn die AfD hat von unserem Posi-
tionspapier nichts mitbekommen. Unabhängig davon hat
sie aber über längere Zeit darüber gejammert, dass wir sie
zu einer von uns organisierten Diskussion mit den Spitzen-
kandidat_innen der Parteien im Vorfeld der Landtagswahl
nicht eingeladen haben. Durch die darauf folgende Bericht-
erstattung in den regionalen Tageszeitungen wurde auch
der Beschluss öffentlich diskutiert. Sowohl in der Presse
als auch im Landtag griff die AfD uns mehrfach verbal an
und nannte uns unter anderem eine »Vereinsmafia«. Der
Kinder- und Jugendring indoktriniere Kinder und Jugendli-
che mit linksradikalem Gedankengut, hieß es weiter. Umso
überraschter waren wir, als wir in der Post eine Einladung
zur AfD-Weihnachtsfeier fanden und man sich zudem tele-
fonisch nach unserem Kommen erkundigte.
Wie gehen Sie mit dieser unerwarteten Öffentlichkeit und
den durchsichtigen Provokationen der Partei um?
Wir wollen bei all dem sachlich bleiben und lassen uns nicht
aus der Ruhe bringen. Wir arbeiten mit denen, die die Sor
-
gen von jungen Menschen verstehen können, die sie achten,
Verständnis für ihre Vielfalt und ein Herz für ihre jeweilige
Einzigartigkeit haben. Dabei liegt uns an Sachdiskussionen,
an Lösungen für die Probleme junger Menschen und an ei-
nem menschenwürdigen und chancengleichen, friedlichen
Leben für jede_n in diesem Land. Die AfD wird uns nicht
von unserer Arbeit abhalten, im Interesse von Kindern und
Jugendlichen für ein solches Leben einzutreten.
Das Positionspapier ist online nachzulesen unter:
http://kjr-lsa.de/ger/dokumente/Beschluss_S1_final.pdf.

Beispiel Hannover:
Ein Jugendhilfe ausschuss unter Vorsitz der AfD

Am 4. November 2016 war in der Hannoverschen Allge-
meinen Zeitung zu lesen: »Ein unterdrücktes Raunen geht
durch den Raum als klar wird, dass die AfD den Vorsitz des
Jugendhilfeausschusses übernimmt. [...] Womöglich haben
sich die Politikneulinge noch keinen wichtigen Ausschuss
zugetraut, vermutet ein Sozialdemokrat.«
Im Neuen Rathaus von Hannover konstituierte sich am
3. November 2016 der neue Rat und dazu gehört auch die
Verteilung der Ausschussvorsitze. Die Fraktionen können
dabei frei wählen, immer abwechselnd nach einer festge-
legten Reihenfolge, je nach Wahlergebnis. Als die AfD an
der Reihe war, beanspruchte sie den vermeintlich unwich-
tigen Jugendhilfeausschuss; also einen Ausschuss, der Teil
des Jugendamtes und zu 40 Prozent mit Akteur_innen der
Zivilgesellschaft besetzt ist; einen Ausschuss, der die Belan-
ge und Interessen von 80.000 Kindern und Jugendlichen
in Hannover vertritt. Sein neuer Vorsitzender ist der AfD-
Politiker Sören Hauptsein, ein 25-jähriger Jura-Student und
Vorsitzender der Jungen Alternative Niedersachsen. Er ist
bekennender Antifeminist und reist durch Niedersachsen
mit Vorträgen gegen die sogenannte »Gender-Ideologie«.
Die Ausschussvorsitzenden haben keine besondere
Macht. Sie laden zu den Sitzungen ein und können nach
bestimmten Regeln Mahnworte erteilen, jedoch haben bei
Abstimmungen ihre Stimmen nicht mehr Gewicht als die
der übrigen Ausschussmitglieder. Wichtiger hingegen ist
die Symbolkraft: Die AfD macht Realpolitik und möchte
mitgestalten. Dass diese Gestaltung keine emanzipatorische
ist, dürfte klar sein. Der Stadtjugendring zeigte sich entsetzt
und wertete das Ergebnis als eine Abwertung der Jugendpo-
litik. Viele Positionen der AfD stehen denen der Jugendver-
bände und -ringe diametral gegenüber.
Mit Blick auf die Bundestagswahl 2017 entwarfen die demo­
kratischen Jugendverbände der Parteien das gemeinsame
Plakat »Bunt statt Grauland«.
© Aktionsbündnis Brandenburg
23
Doch noch schockierender ist die Überraschung, mit der die
Stadtöffentlichkeit und die Medien reagierten. Dass die AfD
nach den Kommunalwahlen in Niedersachsen am 11. Sep-
tember 2016 in Hannover viertstärkste Kraft werden könn-
te, war lange zuvor bekannt. Doch trotzdem saß der Schock
tief, vorbereitet war offenbar niemand.
Die zukünftige Aufgabe von Jugendarbeiter_innen in
Hannover und anderswo wird darin bestehen, bisher Er-
reichtes zu verteidigen und anschließend auszubauen.
Insbesondere die rassismus- und antisemitismuskritische
sowie die geschlechtergerechte und queere Jugendarbeit
haben in den letzten Jahren wertvolle pädagogische Stan-
dards gesetzt. Die Multiplikator_innen sollten sich dieser
wertvollen Arbeit bewusst sein und Strategien erarbeiten,
wie diese nun gesichert werden können.

Interventions- und Handlungsstrategien in der Kinder- und Jugendarbeit

# Kritische inhaltliche Auseinandersetzung mit
Programmatik, Ideologie und Themen der AfD

Setzen sie sich selbst als Kinder- und Jugendeinrichtung
oder -verband inhaltlich kritisch mit der AfD auseinander.
Wenn Sie sich dabei auf ihre Satzung oder ihr Leitbild be-
ziehen, überprüfen Sie, ob diese auch wirklich gelebt wird.

# Menschenverachtende Positionen hinterfragen

Im Rahmen von U18-Wahlen können Pädagog_innen mit
Jugendlichen demokratiefeindliche und menschenverach-
tende Positionen in Wahlprogrammen oder Äußerungen
von AfD-Spitzenpolitiker_innen kritisch hinterfragen und
diskutieren.

# Schlüsselthemen der AfD erarbeiten

Pädagog_innen können Foren schaffen, um Schlüsselthe-
men der AfD, etwa Flucht, Asyl, Familie, Presse, Zweige-
schlechtlichkeit und »Deutschsein«, in Bildungseinrichtun-
gen zu besprechen und Gegenentwürfe zu erarbeiten, die
sich an Pluralität orientieren.

# Ziele und Strategien der AfD entlarven

Wenn die AfD im Sozialraum Ihrer Einrichtung aktiv ist, z.B.
bei Kinder- und Familienfesten oder in Bezirks- oder Kom-
munalparlamenten, können Sie vor Ort öffentlich darauf
aufmerksam machen, etwa durch Protest, Lautsprecher-
durchsagen, Gegenreden.

# Schnittmengen von Rechtspopulismus und
Rechtsextremismus aufzeigen

Strategien rechter Gruppierungen und inhaltliche oder per-
sonelle Überschneidungen zwischen Neuer Rechter, Rechts-
extremen und »...Gida«-Bewegungen mit der AfD sowie
Ideologien der Ungleichwertigkeit, Rassismus und Antisemi-
Logged

Krant

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Re: Amadeu-Antonio-Stiftung präsentiert: Hetzbroschüre
« Reply #3 on: October 10, 2017, 08:15:26 AM »

24
tismus können von fachlich geschulten Pädagog_innen auf-
gezeigt, Handlungsstrategien mit ihnen entwickelt werden.

# Dagegen argumentieren

Durch demokratiepädagogische Angebote kann Argumen-
tationskompetenz gegen menschen- und demokratiefeind-
liche Ideologien gezielt gefördert werden, um Jugendliche
on- und offline in ihrer Gegenrede zu stärken.

# Haltung zeigen

Tragen Sie Ihre Haltung zu Demokratie, Vielfalt und Men-
schenrechten nach außen. Ermutigen Sie dabei auch Ihre
Mitgliedsorganisationen und Kooperationspartner_innen,
sich als wichtiger Teil der Zivilgesellschaft aktiv und offen
gegen Demokratiefeindlichkeit und Rechtspopulismus zu
positionieren. Beteiligen Sie sich an Kundgebungen und
Demonstrationen und zeigen Sie dort als Kinder- und Ju-
gendeinrichtung oder -verband Haltung für eine vielfältige,
solidarische und offene Gesellschaft.

# Klar von Rechtspopulist_innen und Rechtsradikalen distanzieren

Einrichtungen sollten sich klar von Personen distanzieren,
die einer Partei angehören oder einer Szene zugeordnet
werden können, in denen völkisches, rechtsextremes, men-
schenfeindliches Gedankengut propagiert oder von der Un-
gleichwertigkeit der Menschen ausgegangen wird.

# Menschenfeindlichen Positionen keine Bühne bieten

Sie müssen AfD-Politiker_innen nicht zu Ihren Veranstal-
tungen einladen und können in Ihrer Satzung jegliche
Zusammenarbeit mit dieser Partei ausschließen. Bei Ver-
anstaltungen können Sie gemäß Ausschlussklausel vom
Hausrecht Gebrauch machen, um Menschen auszuschlie-
ßen, die menschenfeindliche Positionen äußern oder für
ihr Engagement in extrem rechten Organisationen bekannt
sind. Der Ausschluss von Rechtsextremen ist nicht unde-
mokratisch, sondern ermöglicht allen, die sich durch ihre
Präsenz bedroht fühlen, angstfrei an einer Veranstaltung
teilzunehmen und offen diskutieren zu können.

# Solidarisch zeigen

Beziehen Sie Stellung, wenn Kinder- und Jugendeinrich-
tungen und -verbände sowie ihre Mitarbeiter_innen von
AfD-Vertreter_innen öffentlich diffamiert und angegrif-
fen werden. Wehren Sie Angriffe der AfD oder anderer
rechtspopulistischer und -extremer Organisationen gegen
einzelne Verbände, Jugendringe oder Funktionsträger_in-
nen aus Ihrer Mitte solidarisch ab. Schreiben Sie Pressemit-
teilungen, Solidaritätsbekundungen, gemeinsame öffentli-
che Erklärungen, wenden Sie sich an die Lokalpresse und
schließen Sie Bündnisse.

# Selbstbewusst und stark bleiben

Lassen Sie sich durch verbale Angriffe der AfD in Parlamen-
ten oder parlamentarische Anfragen hinsichtlich der Förde-
rung von Projekten oder einzelnen Jugendverbänden nicht
einschüchtern und setzen Sie Ihre Arbeit fort. In schwieri-
gen Fällen leiten Sie politische und rechtliche Schritte ein
oder lassen Sie sich gezielt von den Mobilen Beratungsstel-
len gegen Rechtsextremismus beraten, die es in jedem Bun-
desland gibt. Bitten Sie zivilgesellschaftliche Akteur_innen
wie die Amadeu Antonio Stiftung um Rat.
Die in Berlin und Hannover ansässige ju:an-Praxis-stelle
 antisemitismus- und rassismuskritische Ju-
gendarbeit entwickelt Konzepte und Instrumente, um
Antisemitismus und Rassismus zusammen zu denken
und zu bearbeiten. Die Praxisstelle berät, schult und
coacht Multiplikator_innen der (offenen) Kinder- und
Jugendarbeit bei der Umsetzung nachhaltiger antise-
mitismus- und rassismuskritischer Praxis.
www.projekt-ju-an.de
Amadeu Antonio Stiftung
Berlin:
 Telefon 030. 240 886 15
praxisstelle@amadeu-antonio-stiftung.de
Hannover:
 Telefon 0511. 8973 4333
praxisstelle-hannover@amadeu-antonio-stiftung.de
PRAXISSTELLE ANTISEMITISMUS-
UND
RASSISMUSKRITISCHE
JUGENDARBEIT
25

Zum Umgang mit der AfD an Schulen

Die Bildungspolitik der AfD

Ihren jugendpolitischen Vorstellungen entsprechend wird
gemeinsames Lernen in der Schule von der AfD abgelehnt.
Sie propagiert ein leistungsorientiertes Lernen in homoge-
nen Leistungsgruppen auf allen Ausbildungsebenen. Die
Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit besonderem
Förderbedarf ist für die AfD »ideologisch motiviert«. Sie
koste zu viel und würde andere Kinder in ihrer Entwick-
lung hemmen. Deshalb lehnt die Partei eine über die För-
derschule hinausgehende Beschulung und Integration von
behinderten Kindern ab. Sonder- und Förderschulen sollen
aus- und abgegrenzt neben einem leistungsorientierten,
gegliederten Schulsystem stehen (Wahlprogramm der AfD
zur Bundestagswahl 2017, S. 43ff.). »Der schleichenden Ab-
schaffung verschiedener Schulformen und der Entwicklung
hin zur nivellierenden Einheitsschule muss Einhalt geboten
werden«, heißt es weiter im Wahlprogramm der AfD für die
Bundestagswahl. Aus diesem Grund befürworte sie »ein
nach Begabungen differenziertes Schulsystem« (S.43). Diese
Forderung ist jedoch nicht typisch für die AfD, nicht einmal
klassisch rechtspopulistisch. Sie wird ebenso von konser-
vativen Parteien getragen. Hier wird einmal mehr deutlich,
dass die AfD Themen wählt, die in großen Teilen der Gesell-
schaft Anklang finden.
Auch im Bereich der Bildungs- und Schulpolitik lässt sich
also der Kurs der AfD beobachten, Konflikte zuzuspitzen,
Ungleichheiten zu verstärken und gleichzeitig zu behaup-
ten, eine Partei des Volkes und der »kleinen Leute« zu sein.
Praxisbeispiel »Schule ohne Rassismus«

AfD­-Mitgliedern an Schulen begegnen

Sanem Kleff leitet die Bundeskoordination »Schule ohne
Rassismus – Schule mit Courage«. In ihrem Kommentar
erklärt sie, wie die AfD versucht, an Schulen Einfluss zu
gewinnen.
Die AfD begegnet Schulen vor allem darin, dass sie mitt-
lerweile in verschiedenen Parlamenten sitzt und dort Klei-
ne und Große Anfragen hinsichtlich der Aktivitäten von
Schulen stellt. Diese Anfragen führen natürlich zu nichts,
weil keine Schule irgendwelche fragwürdigen Aktivitäten
unterstützt. Das weiß die AfD auch, sie bohrt aber dennoch
nach, wahrscheinlich um nach innen und außen ihr Pro-
fil zu schärfen und deutlich zu zeigen, welche Aktivitäten
ihnen nicht passen. Auch wenn die Anfragen zu keinem
nennenswerten Ergebnis kommen, müssen sie bearbeitet
werden. Der bürokratische Zug fährt ab, und nach nur drei
Sätzen Anfrage sind schnell sieben Personen mit der Be-
antwortung beschäftigt. Die AfD ist aber eine zugelassene
Partei und muss darum auch all ihre Rechte in den Institu-
tionen nutzen dürfen. Mit den Anfragen befinden wir uns
so in einem Dilemma, weil sie nicht vermeidbar sind. Wenn
Schulen für eine Anfrage der AfD Auskunft geben müssen,
dann ist unser Vorschlag: sachlich richtig antworten, sach-
lich wahrhaftig antworten und nur so viel wie notwendig
antworten.
© Andreas Issleib (CC BY
­NC­ND 2.0)
26
Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage zielt
darauf ab, ein Schulklima zu erreichen, das von gegen-
seitiger Achtung und der Anerkennung individueller
Eigenheiten geprägt ist, gepaart mit der gemeinsamen
Suche nach verbindenden Normen. Die Bundeskoor-
dination erstellt Materialen, in denen die Handlungs-
ansätze, Themenfelder, Methoden und die Arbeitswei-
se des Projekts vorgestellt werden. Sie verwirklicht
darüber hinaus bundesweite Fachtagungen, Qualifizie-
rungsseminare und Vernetzungstreffen.
www.schule-ohne-rassismus.org
Telefon 030. 214 58 60
schule@aktioncourage.org
Dann gibt es Akteur_innen der AfD, die in der Schule und
im Unterricht selbst aktiv sind, beispielsweise als Lehrer_
innen. Auch hier gilt, dass die AfD eine zugelassene Partei
ist und darum niemandem aufgrund der Mitgliedschaft ein
Nachteil entstehen darf. Die Schulleitung darf wegen der
Parteimitgliedschaft also nie gegen eine_n Lehrer_in vorge-
hen. Sie kann die Lehrkraft aber zu einem Dienstgespräch
einladen und anmahnen, sich strikt an das Neutralitätsge-
bot und die Schulauflagen zu halten. So kann die Schullei-
tung ein Zeichen setzen, ohne das Recht der Lehrer_in zu
tangieren.
Eltern und Schüler_innen können sich ganz klar gegen
die AfD-Mitgliedschaft von Lehrkräften äußern. Ich erwar-
te auch, dass sie das öffentlich tun. Mein Appell: Natürlich
müsst Ihr nicht sofort wissen, was Ihr in so einem Fall tun
könnt, aber dann sucht Euch Hilfe und Unterstützung. Es
gibt so viele Anlaufstellen: Das muss nicht unbedingt »Schu-
le ohne Rassismus – Schule mit Courage« sein, sondern es
kann zum Beispiel auch ein nahe gelegenes Demokratiezen-
trum sein.
In Elternvertretungen kann man beobachten, dass sich
Eltern offen zu einer AfD-Mitgliedschaft bekennen, weil
sie davon ausgehen, dass diese gesellschaftlich akzeptiert
wird. Für die Arbeit in Elternvertretungen lässt sich keine
pauschale Handlungsempfehlung geben, die Elternschaft
besteht eben aus allen. Wenn sich Eltern gegen die AfD en-
gagieren wollen, können sie natürlich ihre ganz normalen
demokratischen Rechte nutzen und auch Forderungen an
die Schule stellen.
Es bleibt dabei: Was wahrhaftig an den Schulen zu tun
ist, ist eine dauerhafte Prävention gegen rechtspopulisti-
sche Ideologien im Unterricht. Das ist ein wirklicher Garant
für den richtigen Umgang mit der AfD. Alles andere sind
nur feuerwehrähnliche ad-hoc-Maßnahmen.
Beispiel:
Berliner Lehrer wird entlassen – AfD
inszeniert sich als Opfer
Im November 2016 wird Hendrik Pauli entlassen, ein Aus-
hilfslehrer an einem evangelischen Berliner Gymnasium.
Pauli ist AfD-Mitglied, sympathisiert mit der rechtsextre-
men Identitären Bewegung und hat an Demonstrationen des
Berliner Pegdia-Ablegers Bärgida teilgenommen. Frank Olie,
Vorstandsvorsitzender der evangelischen Schulstiftung in
der Landeskirche, begründet die Kündigung gegenüber der
Bild-Zeitung mit Zweifeln an Paulis pädagogischer Eignung
als Lehrer: »Wenn jemand offen Sympathie für die rechts-
extremistische, vom Verfassungsschutz beobachtete soge-
Der Beutelsbacher Konsens wurde als Ergebnis einer Tagung von Politikdidaktikern
unterschied licher parteipolitischer und konfessioneller Herkunft im Herbst 1976 er­zielt. Er legt die Grundsätze für einen didaktischen Minimalkonsens der politischen Bildung fest und formuliert dafür drei Prinzipien:
1.
Überwältigungsverbot: Es ist nicht erlaubt, die Schüler_innen im Sinne einer er-­
wünschten Meinung zu überrumpeln. Sie dürfen nicht an der »Gewinnung eines
selbstständigen Urteils« gehindert werden, da dies im Widerspruch stehen würde
zur Zielvorstellung der Mündigkeit der Schüler_innen.
2.
Kontroversität: Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch im Un­
terricht kontrovers erscheinen. Es dürfen keine Standpunkte unberücksichtigt
bleiben, mögliche Alternativen müssen erörtert werden.
3.
Interessenlage der Schüler_innen: Die Schüler_innen müssen in die Lage versetzt
werden, eine politische Situation und die eigene Interessenlage zu analysieren. Sie
sollen außerdem dazu befähigt werden, nach Mitteln und Wegen zu suchen, um die
vorgefundene politische Lage im Sinne der eigenen Interessen zu beeinflussen.
27
nannte Identitäre Bewegung zeigt und sich öffentlich für
die Bärgida-Bewegung engagiert, dann haben wir ein Prob-
lem. Unsere Lehrer sind ja auch immer Vorbilder.
Mit dem Engagement Paulis bei der AfD hat die Entlas-
sung nichts zu tun – da sie eine zugelassene Partei ist, darf
eine Mitgliedschaft auch kein Kündigungsgrund sein. Den-
noch nutzt die AfD die Geschichte für sich, inszeniert sich
als Opfer. Der Sprecher der AfD-Bundesspitze, Christian
Lüth, spricht sogar von einer »politischen Säuberung«. Der
Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, be-
tont im Interview mit dem »Handelsblatt«: »Die Kündigung
muss in jedem Fall nach Recht und Gesetz erfolgen. Dies
ist schon deshalb wichtig, damit keine Verschwörungstheo-
rien aufkeimen.«
Eine zentrale Grundlage der politischen Bildung ist der
sogenannte Beutelsbacher Konsens, der Kontroversität und
freie Meinungsbildung in pädagogischen Kontexten schützt.
Seine drei elementaren Prinzipien – Überwältigungsverbot,
Kontroversität und Schüler_innenorientierung – sollten be-
rücksichtigt werden, wenn die AfD im Unterricht oder in au-
ßerschulischen Bildungsveranstaltungen thematisiert wird.
Weiterlesen:
Benedikt Widmaier und Peter Zorn: Brauchen wir den Beu-
telsbacher Konsens? Eine Debatte der politischen Bildung,
Bonn 2016.
Praxisbeispiel Hochschule:
»Engagement für Benachteiligte ist gefragt«
Andreas Kemper ist Publizist und Soziologe mit dem Themen­
schwerpunkt AfD. Im Interview spricht er über den Einfluss
und die Vernetzung von Burschenschaften und AfD­nahen
Hochschulgruppen.
Welche Gemeinsamkeiten haben AfD-nahe Hochschulgrup-
pen und Burschenschaften, welche zentralen Unterschiede
gibt es?
Eine wesentliche Gemeinsamkeit besteht in der anti-eman-
zipatorischen und nationalistischen Orientierung, beispiels-
weise in der militarismus-freundlichen Ausrichtung oder
im verschwörungsideologischen Kampf gegen den ver-
meintlichen »Gender-Wahn«. Ein zentraler Unterschied be-
steht darin, dass in den AfD-nahen Hochschulgruppen auch
Frauen beteiligt sind, zumindest am Rand.
Welchen Einfluss hat die AfD Ihrer Ansicht nach auf Bur-
schenschaften? Und umgekehrt: Wie beeinflussen Bur-
schenschaften die AfD-nahen Hochschulgruppen?
Nachweisbar sind direkte Kontakte und Personalüber-
schneidungen zwischen AfD-Hochschulgruppen und Bur-
schenschaften. Indirekt gibt es einen Einfluss der Burschen-
schaften auf die AfD, insbesondere der Jungen Alternative,
der sich dann in den Ausrichtungen der AfD-Hochschul-
gruppen wiederfindet. So ist beispielsweise der Sprecher
der Deutschen Burschenschaft von 2015, Torben Braga, seit
2016 Assistent des Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke und
tritt auch als Sprecher der AfD-Landesfraktion in Thüringen
auf. Die AfD-Hochschulgruppen sind allerdings noch viel
zu klein und unbedeutend. Dies wird sich spätestens dann
ändern, wenn die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung
ab 2019 Gelder erhalten sollte aufgrund der wiederholten
Wahl der AfD in Landesparlamente und dann Stipendien
vergeben könnte.
Wie sollte Ihrer Meinung nach auf eine Vernetzung zwi-
schen AfD-Hochschulgruppen und Burschenschaften re-
agiert werden?
Die allgemeinen Studentenausschüsse haben sich vor ein-
hundert Jahren gegen die vormaligen aristokratischen
Studentenausschüsse der Burschenschaften durchsetzen
können. Das lief dann allerdings auf eine Verallgemeine-
rung der Interessen auf den nicht mehr aristokratischen,
sondern bürgerlichen, weißen, deutschen, heterosexuellen
Mann mit akademischer Herkunftsfamilie hinaus. Seit den
1970er Jahren wurde mit der Entstehung von autonomen
Frauen-, Schwulen-, Lesben- und Behindertenreferaten und
ausländischen Studierendenvertretungen dieser Allgemein-
heitsanspruch korrigiert. Nach wie vor werden Hochschu-
len und das gesamte Bildungssystem jedoch dominiert von
den Selektionsansprüchen der Menschen mit »höherer« so-
zialer Herkunft. Dieser »Klassenrassismus«, der das gesamte
Bildungssystem durchzieht und sozial ausgrenzend wirkt,
ist nach Didier Eribon heute eine wesentliche Grundlage
für das Erstarken rechter Strömungen.
Gefordert ist die politische und autonome Selbstorgani-
sierung von Menschen mit »niederer« sozialer Herkunft als
noch ausstehendes Korrektiv der Asten, Studierendenpar-
lamente, hochschulpolitischen Listen und auch der Hoch-
schulleitungen – und vor allem als Gegengewicht gegen
überkommene Burschenschaften und entsprechend elitäre
Hochschulgruppen. Es ist sehr viel wichtiger, sich positiv
für die politisch-autonome Selbstorganisierung dieser rele-
vanten und benachteiligten Gruppe einzusetzen, als sich an
den lauten, aber marginalen AfD-Hochschulgruppen abzu-
arbeiten.
Das Netzwerk für Demokratie und Courage e.V.
(NDC) bietet Projekttage gegen Ausgrenzung und für
ein solidarisches Miteinander an. Sie sollen die Kin-
der und Jugendlichen zu couragiertem Handeln gegen
Diskriminierung und Rassismus ermutigen. Zusätz-
lich bietet das NDC Fortbildungen zu Grundlagen und
Handlungsmöglichkeiten gegen Diskriminierung und
Neonazismus für Lehrkräfte und Pädagog_innen an.
www.netzwerk-courage.de
Telefon 0351. 48 100 60
info@netzwerk-courage.de
28

Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der AfD im schulischen Bereich

# Wahlkampf unterbinden

In den letzten sechs bis vier Unterrichtswochen vor einer
Wahl sind Unterrichtsbesuche und parteipolitische Veran-
staltungen in Schulen nicht möglich. Die Schulleitung kann
mit Verweis auf das Schulrecht parteipolitische Veranstal-
tungen absagen.

# Veranstaltungen gestalten

Veranstaltungen politischer Parteien sollten in Schulgebäu-
den nur durchgeführt werden, wenn sie erkennbar nicht
rein parteipolitischer Natur sind, sondern sich wichtigen
Fragen in Staat und Gesellschaft widmen. Hier muss ein
vielfältiges Meinungsspektrum abgebildet werden.

# Parteienwerbung verbieten, Parteieninhalte aufarbeiten

An Schulen darf keine Parteienwerbung verteilt werden. Die
Schulleitung sollte nicht zögern, vom Hausrecht Gebrauch
zu machen, wenn dies doch geschieht. Das heißt aber nicht,
dass Publikationen der Parteien nicht im Unterricht bespro-
chen werden sollten. Schüler_innen sollten sich mit diesen
aktiv und mit pädagogischer Begleitung beschäftigen.

# Für politische Ausgewogenheit sorgen

Generell gilt: Die Schule hat dafür zu sorgen, dass bei den
Einladungen, die im Laufe eines Jahres ausgesprochen wer-
den, keine demokratische Partei bevorzugt oder benachtei-
ligt wird. Die AfD ist eine demokratisch gewählte Partei, sie
vertritt aber undemokratische Positionen der Ungleichwer-
tigkeit, denen die Schule keine Bühne bieten muss.

# Pädagogisch begleiten

Eine pädagogische Begleitung von parteipolitischen Veran-
staltungen durch kompetentes Lehrpersonal ist unerläss-
lich, insbesondere wenn diese in der Schule stattfinden.
Die gemeinsame Nachbereitung solcher Veranstaltungen
mit den Schüler_innen ist auch eine Chance, eine kriti-
sche Reflexion der politischen Debatte anzuregen und
Ziele, Forderungen und Strategien der Parteien kritisch zu
hinterfragen.

# Sachliche und themenbezogene Diskussionen

Sitzen AfD-Politiker_innen auf dem Podium, dann sollte die
Veranstaltungsmoderation darauf achten, dass am Kern der
Sache und mit Praxisbezug zur Unterrichtsthematik disku-
tiert wird.

# Hilfe bei Veranstaltungsvorbereitung suchen

Wenn Diskussionen mit Rechtspopulist_innen stattfinden,
müssen sich alle Teilnehmenden darauf inhaltlich und ar-
gumentativ gut vorbereiten. Außerschulische Kooperati-
onspartner_innen können dabei unterstützen, zum Beispiel
durch Argumentationstrainings.

# Prävention statt Reaktion

Für den nachhaltigen Umgang mit rechtspopulistischen
Gruppen und Parteien wie der AfD sind insbesondere prä-
ventive Maßnahmen notwendig. Schüler_innen sollten für
rechtspopulistische Argumentationsmuster sensibilisiert
werden.

# Fortbildungen für Lehrkräfte

Lehrkräfte sollten mit Fortbildungen über Ideologien der
Ungleichwertigkeit informiert und für rechtspopulistische
Argumentationsmuster sensibilisiert werden. Wichtig ist es,
Räume für Reflexion der eigenen Positionierung zu schaf-
fen und antisemitismus- und rassismuskritische Handlungs-
möglichkeiten zu erarbeiten.

# Empowerment von Schüler_innen

Besondere Aufmerksamkeit gilt Schüler_innen, die von
Antisemitismus und Rassismus betroffen sind: Geschützte
Räume sollten geschaffen werden, in denen sich die Schü-
ler_innen mit ihren Diskriminierungserfahrungen ausein-
andersetzen und gemeinsam Handlungsstrategien entwi-
ckeln können.

# Medienkompetenz fördern

Die mediale Kommunikation hat eine große Bedeutung für
den Alltag von Kindern und Jugendlichen. Elementar für
die Prävention von Rechtspopulismus ist es, die Kompetenz
zu fördern, mediale Inhalte entschlüsseln, verstehen und
einordnen zu können.
Weiterlesen:

Hans-Gerd Jaschke: Zur Rolle der Schule bei der Be-
kämpfung von Rechtsextremismus. In: APUZ 18-19
(2012), www.bpb.de/apuz/133384/zur-rolle-der-schule-
bei-der-bekaempfung-von-rechtsextremismus?p=all.

Michael Hammerbacher: Intervention und Prävention
gegen Rechtsextremismus an Schulen, www.demokra-
tie-leben.de/fileadmin/content/PDF-DOC-XLS/Wissen/
Rechtsextremismuspraevention_an_Schulen.pdf.
Die
RAA
(Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Inte-
gration und Demokratie) setzen sich mit ihrer Arbeit
für mehr Bildungsgerechtigkeit ein. Sie fördern die
Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche mit und
ohne Migrationshintergrund und die Herstellung ei-
ner demokratischen Kultur in Schule und Gesellschaft.
Hierzu gehören unter anderem die Unterstützung der
Sprachförderung mithilfe von Sprachpaten und das
Handeln gegen Ressentiments.
www.raa-berlin.de
Telefon 030. 240 45 100
info@raa-berlin.de
29
Umgang mit familien- und geschlechterpolitischen Positionen der AfD

Die Ablehnung von Feminismus, Gleichstellungspolitik und
Gender-Mainstreaming gehört zu den wichtigsten Motiven
von Rechtspopulist_innen. Hier bildet auch die AfD keine
Ausnahme:
Die Partei spricht sich gegen Quotenregelungen und Maß-
nahmen gegen Diskriminierung aus, sie fordert eine Ab-
schaffung der »Antidiskriminierungsgesetze«, welche eine
Gleichstellung der Geschlechter fördern sollen (Wahlpro-
gramm der AfD zur Bundestagswahl 2017, S. 12); und ihre
Politiker_innen machen sich regelmäßig über geschlechter-
sensible Sprache lustig. Damit finden sie bis in die Mitte der
Gesellschaft viel Zustimmung.
Grundsätzlich versteht die AfD Familien- und Ge-
schlechterpolitik als Bevölkerungspolitik, was in einer
angestrebten Umwandlung des Bundesministeriums für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend in »Bundesministe-
rium für Familie und Bevölkerungsentwicklung« seinen
Ausdruck findet (S. 37). Die AfD will »nationale Bevölke-
rungspolitik« (S. 37) machen: Dafür setzt sie auf ein »tra-
ditionelles« Familienbild (S. 40) und eine »aktivierende
Familienpolitik«, die kinderreiche Familien fördern soll
(S. 37). Wenn die AfD gleichzeitig das Abstammungsprin-
zip im Staatsbürgerschaftsrecht wiedereinführen will
(S. 32) und den Familiennachzug für Geflüchtete ausschließt
(S. 31), wird deutlich, dass die sogenannte »Willkommens-
kultur für Kinder« einem völkisch bestimmten exklusiven
Kreis vorbehalten bleiben soll. Alternative Lebensformen,
gleichgeschlechtliche Partnerschaften und alleinerziehen-
de Mütter und Väter werden von der AfD hingegen nicht
als »klassische« Familie gesehen und deshalb politisch
und strukturell nicht gefördert (S. 37).
Die Aufklärung über sexuelle Vielfalt und geschlechtli-
che Identitäten jenseits heterosexueller Vorstellungen im
Rahmen des Schulunterrichts sieht die AfD als einseitige
Hervorhebung an (S. 41). Unterrichtsinhalte sollen sich
der Partei zufolge an »Regeln zu Partnerschaft und Fami-
lie, Haushaltsführung, Lebensschutz und Kindererziehung«
orientieren (S. 37). Damit werden individuelle Entscheidun-
gen, abweichende Wünsche sowie die vielfältigen Lebens-
realitäten von Menschen negiert.
Die AfD fordert ebenfalls eine Überarbeitung des Abtrei-
bungsrechts: Sie will die Ausweitung der Meldepflicht für
Abtreibungen und eine Neufassung der Zielbestimmung für
die Schwangerschaftskonfliktberatung dergestalt, dass sie
dem Schutz des Lebens dienen soll (S. 39). Das aktuelle Recht
sieht eine ergebnisoffene Beratung vor. Mit der Forderung,
das Schuldprinzip bei Ehescheidungen wiedereinzuführen
(S. 38), das meist zur rechtlich-materiellen Benachteiligung
von Frauen geführt hat, wird die Abschaffung einer weite-
ren Errungenschaft der Frauenbewegung postuliert.
Neben diesen Forderungen, die einer gelebten Vielfalt
von Lebens- und Familienformen sowie feministischen Er-
folgen entgegenstehen, sind Polemiken gegen Gender-Main-
streaming und Geschlechterforschung wichtige Themen der
AfD. Insbesondere hier versucht sie sich als vermeintlich
familienfreundlich zu inszenieren.
Das Konzept Gender-Mainstreaming wurde entwickelt,
um in politischen Entscheidungen auf allen gesellschaftli-
chen Ebenen den unterschiedlichen Lebensrealitäten und
Bedürfnissen von Frauen und Männern Rechnung zu tra-
gen. Ziel ist es, eine Gleichstellung der Geschlechter zu er-
reichen – zum Beispiel, dass Frauen für die gleiche Arbeit
den gleichen Lohn erhalten wie Männer. Die AfD vertritt
die Ansicht, Gender-Mainstreaming würde traditionelle Fa-
milienkonzepte bedrohen, traditionelle Geschlechterrollen
stigmatisieren und vermeintlich natürliche Unterschiede
zwischen Mann und Frau negieren (S. 40). Die Umsetzung
gleichstellungspolitischer Maßnahmen soll daher nicht wei-
ter gefördert, sondern unterbunden werden. Zusätzlich wer-
den Quotenregelungen abgelehnt, zum Beispiel eine Frauen-
quote in Parteien, Gremien oder Unternehmensführungen.
Gender Studies bzw. die Frauen- und Geschlechterfor-
schung untersucht die Entwicklung von gesellschaftlichen
Geschlechterverhältnissen. Sie fragen, wie Geschlecht
menschliche Gesellschaften prägt, wie es andersherum von
ihnen geformt wird und welche Rolle dabei Macht und Un-
gleichheit spielen. Die AfD bezeichnet diese Forschung als
unwissenschaftliche, politisch motivierte Forschung und
fordert in ihrem Bundesprogramm, dass deren staatliche
Förderung eingestellt und der Forschungsbereich gänzlich
abgeschafft wird (S. 41). Dass an anderer Stelle des Wahl-
programms die Freiheit von Forschung und Lehre bewahrt
werden soll (S. 45), kennzeichnet den Begriff von »Freiheit«,
wie ihn die AfD vertritt.
© kubia (CC BY
­NC 2.0)
30
Praxisbeispiel Mecklenburg-Vorpommern:
Lebensrealitäten von LSBT*I*
Noch immer finden unterschiedliche Perspektiven und Be-
dürfnisse von LSBT*I* in Mecklenburg-Vorpommern kaum
Berücksichtigung. Im gesellschaftlichen Zusammenleben
und auf politischer Ebene sehen sie sich mit individuellen,
aber auch strukturellen Benachteiligungen konfrontiert. Ne-
ben sozialer Ausgrenzung erleben sie abfällige Bemerkungen
in der Schule oder auf der Arbeit, Beschimpfungen auf der
Straße oder sogar körperliche Angriffe. Betroffen sind auch
Geflüchtete, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder
geschlechtlichen Identität verfolgt werden und in Mecklen-
burg-Vorpommern Asyl beantragen. Schon lange fordern
Berater_innen von verschiedenen Initiativen die Erlaubnis,
LSBT*I*-Geflüchtete zur Anhörung im Asylverfahren zu be-
gleiten, um sie zu unterstützen und die Behörden für eine
geschlechterreflektierte Anhörung zu sensibilisieren. Diese
Forderung bleibt bisher ebenfalls unberücksichtigt.
Welche Auswirkungen auf die Lebenssituation von
LSBT*I* hat der Einzug der AfD 2016 in den Landtag von
Mecklenburg-Vorpommern mit 20,8 Prozent der Stimmen?
Für Eckhard Brickenkamp, Vorstandsmitglied beim CSD
Rostock e.V., haben sich die Befürchtungen bestätigt, die die
LSBT*I*-Community hegte: »Der erarbeitete Landesaktions-
plan wird momentan nicht weiter umgesetzt, die Stimmung
gegenüber der queeren Community wird eindeutig rauer.
Gerade in diesen Zeiten müssen kleinere Initiativen und
Vereine unterstützt und einbezogen werden, um die Sicht-
barkeit von Lesben, Schwulen und Trans* zu erhöhen und
zu verhindern, dass ihre Arbeit behindert oder die finanziel-
le Unterstützung gekürzt wird.« Zusätzlich wünscht er sich,
dass die Selbstorganisationen den inhaltlichen Austausch
und die Vernetzung verstärken, um sich klar zu positionie-
ren. Brickenkamp betont in Hinblick auf die Bundestags-
wahl: »Wir müssen konkrete Forderungen formulieren und
deutlich machen, welche Parteien sich für unsere Rechte
einsetzen und daher wählbar sind.«
Weiterlesen:
»Ich hab mich normal gefühlt, ich war ja verliebt, aber
für die andern ist man anders«. Eine Expertise des Ver-
eins Lola für Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern
e.V., Ludwigslust 2016, www.amadeu-antonio-stiftung.de/
publikationen/#Gender_und_Rechtsextremismus.
Die Expertise des Partnervereins der Amadeu Anto-
nio Stiftung ist die erste umfangreiche Studie zum Thema
Homo- und Trans*feindlichkeit für das Bundesland Meck-
lenburg-Vorpommern. Lebensgeschichtliche Interviews
bieten einen Einblick in Alltagserfahrungen von Lesben,
Schwulen und Trans*. Sie legen eine Vielzahl von Diskri-
minierungserfahrungen, aber auch Widerständigkeiten
und Gegenstrategien der Betroffenen offen. Ein weiterer
Schwerpunkt der Expertise liegt auf dem Bereich Schule
und den Diskriminierungen, die gerade lesbische, schwule
und trans* Jugendliche hier erleben.
Praxisbeispiel:
AfD-Hausverbot im schwul-lesbischen Beratungszentrum
Thomas de Jesus Fernandez, Kreisvorsitzender der AfD
Mecklenburg-Schwerin und inzwischen Mitglied des
Landtags Mecklenburg-Vorpommern, hat seit Januar 2016
Hausverbot im schwul-lesbischen Kommunikations- und
Beratungszentrum Klub Einblick in Schwerin. Hier treffen
sich Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans* der Region zu
gemeinsamen Veranstaltungen und Aktivitäten. Der Verein
bietet zum Beispiel Beratungs- und Aufklärungsangebote
für Schulen an.
Das Hausverbot für de Jesus Fernandez wird damit be-
gründet, dass der Politiker sich persönlich und wiederholt
in den sozialen Medien ablehnend gegenüber Gleichstel-
lung und Antidiskriminierungsgesetzen sowie Aufklärungs-
arbeit und Sexualkundeunterricht geäußert habe. »Diese
Haltung steht im Widerspruch zu unseren Vereinszielen.
Wir können akzeptieren, dass er als Mitglied einer Partei
Beschlüsse mitträgt, aber nicht, dass er diese auch auf sei-
nen privaten Profilen teilt. Deshalb haben wir ihn als Per-
son, nicht als Kreisvorsitzenden der AfD, von unseren kul-
turellen und inhaltlichen Veranstaltungen ausgeschlossen«,
erklärte der Verein dazu auf Nachfrage. Thomas de Jesus
Fernandez könne jedoch weiterhin Beratungsangebote des
Vereins, etwa die HIV-Beratung, wahrnehmen, denn diese
biete der Verein allen Menschen an, egal welche politische
Einstellung sie vertreten.
31
Auf Facebook äußerte sich de Jesus Fernandez trotzdem
anklagend und bezeichnete das Hausverbot gegen ihn als
»undemokratischen Gesinnungsterror«. Er stellte zudem
die Gemeinnützigkeit des Vereins infrage und kündigte an,
das Hausverbot im Schweriner Landtag zu thematisieren.
Die Gemeinnützigkeit ist für alle Vereine ein hohes Gut, sie
ermöglicht Steuervorteile und berechtigt zum Bezug von
Fördermitteln. Jedoch hat, anders als der AfD-Politiker das
droht, dieses Hausverbot mit den oben genannten Grün-
den auf die Gemeinnützigkeit keinen Einfluss – besonders,
da ihm nicht alle Vereinsaktivitäten verwehrt bleiben.
Die einstimmige Entscheidung des Vereinsvorstands, vom
Hausrecht Gebrauch zu machen, war mutig und unter den
gegebenen Umständen berechtigt. Sie ist mitnichten »unde-
mokratisch«, der Verein nimmt vielmehr seine demokrati-
schen Rechte wahr.
Weiterlesen:
Mehr Informationen zum Thema Hausrecht finden Sie in
der Broschüre der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremis-
mus »Wir lassen uns das Wort nicht nehmen – Empfehlun-
gen zum Umgang mit rechtsextremen Besucher/innen bei
Veranstaltungen«, Berlin 2006, www.mbr-berlin.de/rcms_
repos/attach/2010_mbr_hr-wort_web.pdf.
Handlungsempfehlungen:
Familienpolitik für Vielfalt

# Ausgrenzung und Diskriminierung klar benennen
und demokratischen Umgang einfordern

Werden Menschen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit,
ihrer Lebensweise oder Identität abgewertet, ist es wichtig
zu intervenieren, auf die Regeln eines demokratischen Mit-
einanders zu verweisen oder diese in einer Auseinanderset-
zung einzufordern. Ein Austausch über verschiedene Stand-
punkte ist Grundlage jeder demokratischen Praxis. Ob eine
argumentative Auseinandersetzung mit menschenfeindli-
chen Positionen erfolgreich sein kann, ist jedoch abhängig
davon, in welchen Situationen und mit wem diskutiert wird
und welche persönlichen Grenzen für die Diskussion eine
Rolle spielen. Grundsätzlich gilt: Eine emotionale Diskus-
sion ersetzt keine sachliche Auseinandersetzung. Gleiches
gilt allerdings auch für faktenresistente »postfaktische« Ar-
gumentationen.

# Sich austauschen und Netzwerke gründen

Der Austausch in Gruppen und Netzwerken ist wichtig für
die eigene inhaltliche Auseinandersetzung, für eine gemein-
same Positionierung und für die Stärkung der Betroffenen
von Ausgrenzung und Gewalt. Dabei ist es wichtig, Betroffe-
ne ernst zu nehmen, sie einzubeziehen und ihnen Gehör zu
verschaffen. Unterschiedliche Perspektiven sollten wahrge-
nommen und sichtbar gemacht werden.

Das Staatstheater Stuttgart spannte am 11.10.2015 an seiner Fassade ein Riesenbanner in Regenbogenfarben auf, als Zeichen
gegen eine Demonstration zum Thema »Ehe und Familie vor – Stoppt Gender
­Ideologie und Sexualisierung unserer Kinder!«
© Matthias Wolf

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Krant

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Re: Amadeu-Antonio-Stiftung präsentiert: Hetzbroschüre
« Reply #4 on: October 10, 2017, 08:37:28 AM »

32
# Solidarität zeigen und sich positionieren
Die Forderungen der AfD richten sich gegen feministische
und gleichstellungspolitische Erfolge und sind damit ein
Angriff auf unsere heutige demokratische Gesellschaft. Es
ist wichtig, antifeministische und vielfaltfeindliche Positio-
nen der AfD zu entlarven, sie eindeutig zu benennen und
sich dagegen zu positionieren. Dabei muss rassistischen
Instrumentalisierungen geschlechterpolitischer Forderun-
gen, Verallgemeinerungen und Stereotypen deutlich entge-
gengetreten werden. Angriffe auf Gleichstellung, sexuelle
Vielfalt und Aufklärung sind solidarisch zurückzuweisen.
# Eigene Themen setzen
Nicht nur auf rechtspopulistische Angriffe reagieren – es
ist wichtig, ein positives und möglichst konkretes Bild einer
offenen, demokratischen und damit für alle Geschlechter
gerechten und zugänglichen Gesellschaft zu zeichnen. Dazu
zählt die offensive Vertretung vielfältiger und offener Ge-
schlechter- und Familienbilder, da sie im Unterschied zu
den einengenden und diskriminierenden Vorstellungen der
AfD der gelebten Realität entsprechen. In pädagogischen
Arbeitsfeldern sind Ansätze sinnvoll, die auf eine Pädago-
gik der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt zielen.
Weiterlesen:
Amadeu Antonio Stiftung: Das Bild des übergriffigen Frem-
den – wenn mit Lügen über sexualisierte Gewalt Hass ge-
schürt wird. Berlin 2016, www.amadeu-antonio-stiftung.de/
publikationen/#Gender_und_Rechtsextremismus.
Die Handreichung erklärt, wie sexualisierte Gewalt und
die davon Betroffenen instrumentalisiert werden, um Vor
-
urteile und Hass gegen Geflüchtete und Migrant_innen zu
verbreiten.
Der Verein
Lola für Demokratie in MV
 initiiert, för
-
dert und unterstützt geschlechterreflektierende Pro-
jekte für demokratische Vielfalt und gegen biologisti-
sche Zuschreibungen von Männer- und Frauenrollen
in Mecklenburg-Vorpommern. Mädchen und Frauen
werden von dem Verein dabei unterstützt, ihre Mög-
lichkeiten und Ressourcen besser wahrzunehmen und
wirksam zu nutzen, um als starke Akteurinnen einer
lebendigen und demokratischen Gesellschaft in ihrer
Region mehr Einfluss zu nehmen. Das Angebot des Ver
-
eins richtet sich aber nicht ausschließlich an Mädchen
und Frauen, sondern an alle, die einen eigenen leben-
digen und demokratischen Ausdruck suchen – jenseits
von vorgefertigten Lebensentwürfen.
www.lola-fuer-lulu.de
lola@amadeu-antonio-stiftung.de
Telefon 03874. 570 22 25
Die Fachstelle
Gender und Rechtsextremismus
 der
Amadeu Antonio Stiftung bündelt Erfahrungen aus
Wissenschaft und Praxis und bietet geschlechterre-
flektierende Beratung und Fortbildungen für Prakti-
ker_innen an. Es werden unter anderem Fragen zu Ge-
schlechterstereotypen, traditionellen Familienbildern
und zum Umgang mit rechtsextremen Eltern behandelt.
www.gender-und-rechtsextremismus.de
Telefon 030. 240 886 12
gender@amadeu-antonio-stiftung.de
33
Zum Umgang mit Rechtspopulismus im Internet
Die AfD liebt das Internet. Für rechtspopulistische Thesen
bietet es den perfekten Resonanzraum. Deshalb hat die Par
-
tei die Logik des Internets von Beginn an bedient – mit viel
Ausdauer und mithilfe vieler engagierter Unterstützer_innen.
Wie die AfD das Internet nutzt
Die Strategie der AfD ist vor allem auf Social Media-Kanäle
ausgelegt. Die größte Anhängerzahl und Reichweite hat die
AfD derzeit auf Facebook. Dort »gefällt« die AfD-Hauptseite
im Juni 2017 rund 326.000 Menschen – parteipolitische Spit-
zenposition vor den Hauptseiten von DIE LINKE (193.000),
den Grünen (141.700), SPD (139.600), CDU (132.500) und
FDP (83.000).
Die Facebook-Seite der Bundes-AfD wird für eigene
Verlautbarungen genutzt, etwa zu Parteibeschlüssen, Pro-
grammen, Wahlkämpfen – oder um aktuelle Nachrichten
zu kommentieren. Auf der Hauptseite der Bundes-AfD wer
-
den fast ausschließlich Sharepics mit längeren Erklärungen
geteilt, also selbst erstellte Grafiken mit AfD-Abbinder. Nur
sehr selten werden Links wie Presseartikel geteilt, die auf
andere Seiten außerhalb von Facebook verweisen. Auch
werden auf der AfD-Hauptseite fast nur Beiträge von ande-
ren AfD-Seiten geteilt.
Die Sprache ist hier moderat und seriös, anders als in
den Kommentaren. Hier wird ein bürgerliches Publikum be-
dient. Die Themen werden so gewählt, dass sie Emotionen
auslösen – in der Regel Empörung. Die meisten Postings
werden entsprechend intensiv von der Anhängerschaft
kommentiert: Mehrere hundert Kommentare pro Posting,
in denen überwiegend Parteifans unter sich bleiben, sind
keine Seltenheit.
Neben der bundesweiten AfD-Hauptseite gibt es auch
Bundesländerseiten, regionale und kommunale AfD-Seiten,
dazu kommen noch Facebook-Seiten einzelner Politiker_in-
nen. Auf ihren Profilen treten manche AfD-Funktionär_in-
nen und -Politiker_innen offener auf und bedienen häufig
den rassistischen, antisemitischen, islamfeindlichen Teil der
rechtspopulistischen Szene. Gute Beispiele dafür sind der
Brandenburger Landtagsabgeordnete Jan-Ulrich Weiß, der
eine antisemitische Karikatur postete und dafür vor Gericht
landete, oder der Berliner AfD-Kandidat Kay Nerstheimer,
der auf seinem Profil gegen Homosexuelle hetzte. Dafür ist
der Umgang der Partei mit diesen Postings typisch: Was auf
den Politiker_innen-Profilen erscheint, lässt sich im Zwei-
felsfall als »Einzelmeinung« abtun. Als die antidemokrati-
sche Gesinnung bei Nerstheimer zu deutlich hervortrat,
wurde er gebeten, aus der AfD-Fraktion auszutreten. Nun
sitzt er fraktionslos im Abgeordnetenhaus, ist allerdings
weiterhin Mitglied der AfD. Ein Parteiausschlussverfahren
soll zwar offiziell eingeleitet werden – bisher sind allerdings
alle Ausschlussverfahren, die aufgrund von Social-Media-
Postings betrieben wurden, irgendwann versandet.
Der Facebook-Auftritt der Bundes-AfD ist so außerge-
wöhnlich erfolgreich, dass über seinen ersten Admini-
strator, einen ehemaligen Autohändler aus Aschaffenburg,
schon eigene Porträts in der Presse zu lesen waren. Nach
eigenen Aussagen bearbeitet er die Seite weitestgehend
alleine. Der Twitter-Kanal der Bundes-AfD »liked« und
»retweeted« auch – und offenbart so Vernetzungen in die
rechtsextreme Szene, wie eine Datenrecherche auf dem
Blog
 Netzpolitik.org
 aus dem Mai 2017 nachgewiesen hat.
Warum hat die AfD (trotzdem) so viele Fans
und Follower?
Die Fans kommen vor allem aus den weitverzweigten
rechtsextremen, rechtspopulistischen, völkischen, patrioti-
schen, rechtskonservativen, islamfeindlichen, antifeminis-
tischen Online-Netzwerken, die schon seit Jahren auf eine
Erfolg versprechende politische Repräsentation gewartet
haben dürften.
Die AfD erhielt im Internet massive publizistische Un-
terstützung durch die gesamte Rechtsaußen-Szene – selbst
durch Seiten und Akteure, denen die Thesen viel zu harm-
los hätten klingen müssen. Während Bernd Lucke noch der
Meinung war, man könne eine rechtspopulistische Partei
betreiben und trotzdem eine eher demokratische, nur de
-
zent menschenfeindliche Anhängerschaft ansprechen,
wussten die unterschiedlichen Hass-Communitys früh, dass
sie in der AfD ein politisches Sprachrohr für ihre Thesen
finden würden – und postulierten dies auch im Internet.
In diesem Sinne ist die AfD ohne Zweifel die Partei für das
Internet, zumindest für den menschenfeindlichen Teil des
Internets. Die Unterstützung für die AfD auf allen rechtspo-
pulistischen Seiten hielt entsprechend an. Die seit 2015
zu beobachtende Radikalisierung der Partei wurde dabei
applaudierend zur Kenntnis genommen.
Warum ist das Internet für die AfD so nützlich?
Die Rechtspopulist_innen können hier Themen platzieren,
die in den klassischen Medien nicht abgebildet werden, und
die Ressentiments ihrer Anhänger_innen bedienen. Über
diesen Umweg der Provokation in sozialen Netzwerken
landet die Partei oft genug doch noch in den klassischen
Medien. Das liegt daran, dass die Logik der Kommunikation
in sozialen Netzwerken den Regeln der Kommunikation des
Rechtspopulismus entspricht: Provokation, Zuspitzung und
Ironie verbreiten sich viraler als sachliche Argumente und
Differenzierung.
Praktisch auch für die AfD: Da es den Anhänger_innen
mehr um Emotionen als um Wahrheiten geht, ist es nicht
einmal ein Problem, wenn sich Internet-Postings als falsch
herausstellen. Als beispielsweise der Berliner Landesver
-
34
band der AfD auf Facebook und Twitter eine Reisewarnung
für Schweden verbreitete, sprach das Auswärtige Amt – un-
gewohnt deutlich – von »Fake News«. Selbst die Berliner AfD
nannte den Beitrag »natürlich objektiv falsch« - unmittelbar
gelöscht hat sie ihn dennoch nicht. Entsprechend befreit
veröffentlicht die AfD viel und regelmäßig und schafft sich
so ihre eigene Öffentlichkeit, die oft etwas von einem Paral-
leluniversum hat. Politikberater Johannes Hilje beschreibt
ihr Vorgehen gegenüber
Netzpolitik:
 »Die Partei hat mit dem
Schimpfen auf die ›Lügenpresse‹ einen Bedarf nach wahr
-
haftigen Medien geschaffen. Den versucht sie jetzt durch
eigene Parteikanäle zu befriedigen.
Nutzt die AfD Bots?
Meinungsmanipulation durch Bots, also durch künstliche
Accounts, die so tun, als wären sie Menschen, wurde bereits
im amerikanischen Wahlkampf rechtspopulistisch erfolg-
reich eingesetzt. Kein Wunder also, dass AfD-Spitzenpoliti-
kerin Alice Weidel den Einsatz von Bots auf Nachfrage des
Spiegels im Oktober 2016 interessant fand: »Selbstverständ-
lich werden Social Bots in unserer Strategie im Bundestags-
wahlkampf bedacht werden. Gerade für junge Parteien wie
unsere sind Social-Media-Tools wichtige Instrumente, um
unsere Positionen unter den Wählern zu verbreiten.« Als al-
lerdings offenkundig wurde, dass alle anderen Parteien den
Einsatz von Bots im Wahlkampf als unseriös ablehnen, zog
auch die AfD zurück. Recherchen von
Netzpolitik.org
und
Ta
­
gesspiegel DATA
 im Mai 2017 zeigen: Zumindest wird die AfD
auf Twitter durch halbautomatisierte Fake-Accounts mit ge-
kauften Followern unterstützt; der größte heißt »Balleryna«
(287.000 Follower) und wurde erst scheinbar unabhängig
von einer russisch-deutschen Frau geführt, inzwischen aber
mit AfD-Logo. Immer noch gilt: Wirkungsvoller als Maschi-
nen sind für die AfD ihre überaus engagierten Nutzer_in-
nen, die ihre Inhalte aus politischer Überzeugung verbreiten
– auch über parteiunabhängige anonyme Fake-Accounts.
Handlungsempfehlungen zum Umgang
mit der AfD im Internet
#Argumentieren und widersprechen
AfD-Profile zu besuchen und dort zu argumentieren, er
-
scheint wenig sinnvoll, da kritische Beiträge in der Regel
schnell gelöscht werden können. Eine Ausnahme bildet
Instagram, wo zur Zeit anscheinend überhaupt nicht mode-
riert wird.
Wo also argumentieren? – Überall dort, wo AfD-Bilder
oder -Argumente in der eigenen Timeline geteilt werden
oder in der Kommentarspalte einer Nicht-AfD-Facebook-
Seite, wo deren Beiträge geteilt werden; oder wenn die Bei-
träge plötzlich im vorpolitischen Raum auftauchen, etwa in
Facebook-Gruppen mit regionaler Bedeutung.
# Monitoring
Um zu wissen, wie Themen innerhalb der AfD-Anhänger
-
schaft diskutiert werden oder was AfD-Funktionär_innen
verlautbaren, kann es sinnvoll sein, regelmäßig ein Auge
auf Seiten der AfD und ihrer Akteur_innen zu werfen. Hier
lassen sich teilweise Vernetzungen und Verflechtungen mit
rassistischen, islamfeindlichen, antisemitischen, rechtsex-
tremen oder flüchtlingsfeindlichen Akteuren und Seiten
belegen.
# Counter Speech
Wenn die AfD bestimmte Themen besetzt, lassen sich in
sozialen Netzwerken mit überschaubarem Aufwand inhalt-
lich fundierte Gegen-Seiten erstellen – zum Beispiel gegen
die antifeministischen AfD-Narrative mit einer Fürsprache
für die Aufklärung über sexuelle Vielfalt.
35
Beispiel:
Geburt und Verbreitung einer falschen
Nachricht
In einer Rede auf dem Evangelischen Kirchentag im Mai
2017 in Berlin kritisierte die ehemalige Ratsvorsitzende der
Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann,
die familienpolitischen Forderungen der AfD – und erntete
dafür einen Shitstorm.
Käßmann zitierte aus dem AfD-Wahlprogramm, dar-
in heißt es: »Den demografischen Fehlentwicklungen in
Deutschland muss entgegengewirkt werden. Die volkswirt-
schaftlich nicht tragfähige und konfliktträchtige Massenein-
wanderung ist dafür kein geeignetes Mittel. Vielmehr muss
mittels einer aktivierenden Familienpolitik eine höhere Ge-
burtenrate der einheimischen Bevölkerung als mittel- und
langfristig einzig tragfähige Lösung erreicht werden.« Sie
verglich die Forderung der Partei anschließend mit dem
»Ariernachweis« der Nationalsozialist_innen und kritisier-
te: »Keine Frage mehr, jetzt ist es klar. Frauen sollen Kinder
bekommen, wenn sie ›biodeutsch‹ sind. Das ist eine neue
rechte Definition von einheimisch gemäß dem sogenannten
kleinen Arierparagrafen der Nationalsozialisten: zwei deut-
sche Eltern, vier deutsche Großeltern. Da weiß man, woher
der braune Wind wirklich weht.«
Der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen warf Käß-
mann daraufhin vor, »Millionen Deutsche als Nazis« zu be-
leidigen. Diese Lüge wurde von zahlreichen Accounts auf
Facebook und Twitter aufgegriffen und weiterverbreitet.
Was Käßmann eigentlich gesagt hatte, spielte keine Rol-
le mehr; auf ihre Kritik wurde nicht eingegangen und es
wurde nur noch ihr letzter Satz immer wieder aus dem Zu-
sammenhang gerissen und zitiert: »Da weiß man, woher der
braune Wind wirklich weht.«
Der Fall macht deutlich, wie Rechtspopulist_innen in den
sozialen Medien auf Kritik an der AfD reagieren und wel-
che Dynamik Shitstorms entfalten können:
1)
Die AfD wird kritisiert.
2)
Passagen der Kritik werden aus dem Kontext gerissen
und solange verkürzt, bis das Gesagte auf die kritisie-
rende Person zurückfällt. Auf die Kritik wird inhaltlich
nicht eingegangen.
3)
Das verkürzte Zitat wird weiterverbreitet und weiter-
verbreitet und weiterverbreitet.
4)
Der_die Kritiker_in wird beleidigt und denunziert.
5)
Die eigentliche Kritik geht unter.
Das Beispiel des Shitstorms gegen Margot Käßmann
zeigt: Rechtspopulist_innen haben ein lockeres Verhältnis
zur Wahrheit und reißen Aussagen auch mal aus dem Zu-
sammenhang, wenn es der eigenen Weltsicht dienlich ist.
Ist die Empörungsmaschinerie in Gang, dann lässt sie sich
schwer aufhalten.
Handlungsempfehlungen:
Was gegen Online-Shitstorms hilft
# Digitale Strategien entwickeln, Multiplikator_innen
fortbilden
Besonders Jugendliche, die Opfer von Hass werden, fühlen
sich vollkommen ohnmächtig, da sich die Hetze in Sekun-
denschnelle verbreitet. Betroffene wissen oftmals nicht,
wie sie sich dagegen wehren können. Sie haben mitunter
das Gefühl, ganz allein dazustehen, keine Verbündeten zu
haben und keine Unterstützung zu bekommen. Das liegt
auch daran, dass viele Multiplikator_innen noch immer die
Macht des Netzes unterschätzen, Anfeindungen bagatellisie-
ren und nicht ernst nehmen, welche Effekte Hate Speech
haben kann. Außerdem wissen Ansprechpersonen in Schu-
le, Universität oder Beruf oft selbst nicht, was sie tun und
raten können.
# Aktiv werden gegen Rassismus und
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Die zunehmende Enthemmung in den sozialen Netzwerken
trifft jüdische und muslimische Menschen, Schwarze Men-
schen und Menschen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte,
Feminist_innen, Lesben, Schwule und Trans*menschen be-
sonders hart. Sie verdienen die Solidarität aller Menschen,
denn ein Angriff auf sie ist ein Angriff auf eine pluralisti-
sche und vielfältige Gesellschaft.
Bildsprache politischer Netzkultur
Meme
:
Die Kunst des Remix
Meme: Die Kunst des Remix. Bildsprache politischer Netzkul­
tur, Amadeu Antonio Stiftung, Berlin 2016, www.amadeu­
antonio­stiftung.de/w/files/pdfs/meme­internet.pdf
36

# Unterstützung einholen

Rechtspopulistische Shitstorms können vor allem durch
die gefühlte Übermacht der Hetzenden sehr entmutigend
wirken. Deshalb ist Solidarität gefragt: demokratische und
sachliche Gegenrede – und davon möglichst viel. Nutzen
Sie die Ihnen zur Verfügung stehenden Netzwerke, bitten
Sie Freund_innen, Familie und Arbeitskolleg_innen mit zu
diskutieren. Initiativen wie #ichbinhier gehen gezielt in
Online-Diskussionen, engagieren sich mit sachlichen und
respektvollen Kommentaren in der Diskussion und unter
hetzerischen Beiträgen – damit der Hass nicht unwiderspro-
chen bleibt.

# Bei Online-Kampagnen mit Hass rechnen

Aufklärung und Kampagnenarbeit in sozialen Netzwerken
sind notwendig, aber häufig schlecht umgesetzt, verkehren
sich dadurch ins Gegenteil und entwickeln sich zu einem
Anziehungspunkt (»Honeypot«) für Hater_innen. Erfolg-
reicher sind glaubwürdige Absender_innen, in der Arbeit
mit Jugendlichen sind peer to peer Ansätze Erfolg verspre-
chend, also eine Ansprache auf Augenhöhe.
Sie planen eine kontroverse Veröffentlichung, Veranstal-
tung oder ein Posting zu einem Thema, das emotionale De-
batten erwarten lässt – zum Beispiel über Flucht und Migra-
tion? Dann kalkulieren Sie den Hass mit ein. Ihre Aussagen
sollten einwandfrei belegbar sein. Überlegen Sie, welche
typischen Einwände formuliert werden könnten und be-
reiten Sie sachliche Antworten darauf vor. Veröffentlichen
Sie dann, wenn Sie auch Zeit haben, die Reaktionen zu mo-
derieren und mögliche strafrechtlich relevante Beiträge zu
dokumentieren.
# Ist es hilfreich, Hater_innen proaktiv anzusprechen?


rechtsextreme, verschwörungsideologische oder mas-
kulinistische Netzwerke mit geschlossenem Weltbild
und klaren strategischen Absichten: nein.


mobilisierte, möglicherweise unsichere, aber emotiona-
lisierte User_innen, die sich von Hasswellen mitreißen
lassen und diese aktiv mit verbreiten: ja; möglicherwei-
se jedoch nicht öffentlich, sondern mittels persönlicher
Nachricht oder über peer to peer-Ansätze.
Onlineansprache mit dem Ziel der Deradikalisierung funk-
tioniert nur in begrenztem Maße, sie ist sehr zeitintensiv
und weist eine hohe Schnittmenge mit der Onlinesozialar-
beit auf.
Weiterlesen
:
Mehr Informationen zum Thema Hate Speech im Netz und
dazu, wie damit umgegangen werden kann, finden sich im
Monitoringbericht »Rechtsextreme und menschenverach-
tende Phänomene im Social Web« der Amadeu Antonio Stif-
tung, der unter www.amadeu-antonio-stiftung.de/publikati-
onen zum Download bereitsteht.
Grundsätzliches zu Anfeindungen und Bedrohungen fin-
den Sie in der Broschüre »Wachsam sein! Zum Umgang mit
rechten und rechtsextremen Einschüchterungsversuchen
und Bedrohungen« der Mobilen Beratung gegen Rechtsex-
tremismus Berlin.
Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter dienen als
wichtige Hilfsmittel zur Wählermobilisierung. Keine Par-
tei profitiert so sehr davon wie die AfD. Das Projekt
debate//de:hate – Für digitale demokratische Kultur
der Amadeu Antonio Stiftung widmet sich rassistischer
Hetze im Internet und in den sozialen Medien. Es un-
terstützt Menschen, die sich für demokratische Werte,
gegen hasserfüllte Ideologie und Hetze einsetzen wollen.
www.debate-dehate.com
Telefon 030. 240 886 24
info@amadeu-antonio-stiftung.de
37
»Die AfD ist der Garant für die freie Rede«
Eine Auswahl von Zitaten
Rassismus:
»Die Evolution hat Afrika und Europa, vereinfacht gesagt,
zwei unterschiedliche Reproduktionsstrategien beschert.
In Afrika herrscht nämlich die sogenannte R-Strategie vor,
die auf eine möglichst hohe Wachstumsrate abzielt. Dort
dominiert der sogenannte ›Ausbreitungstyp‹. Und in Europa
verfolgt man überwiegend die K-Strategie, die die Kapazität
des Lebensraums optimal ausnutzen möchte.« (Björn Höcke,
Fraktionsvorsitzender der AfD im Thüringer Landtag) (Quel-
le: Panorama: AfD: Höckes Lehre von den Menschentypen.
Hamburg 2015, http://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/
AfD-Hoeckes-Lehre-von-Menschentypen,hoeckeslehre100.
html [zugegriffen: 05.07.2017])
Erklärung:
 Hier wird eine biologische Theorie nahtlos
auf den Menschen übertragen. Das ist blanker Rassismus
und erinnert an die Rassentheorie des Nationalsozialismus.
Antidemokratische Einstellungen:
»Breivik ist aus Verzweiflung heraus zum Massenmörder
geworden.« (Jens Maier, Richter und Direktkandidat der
Dresdener AfD für den Bundestag) (Quelle: Robert Kiesel:
AfD-Politiker Jens Maier: Breivik handelte aus Verzweif-
lung. In: Vorwärts, Berlin 2017, www.vorwaerts.de/artikel/
afd-politiker-jens-maier-breivik-handelte-verzweiflung [zu-
gegriffen: 05.07.2017]) Das Original-Video der Tagung der
neurechten Querfront-Zeitschrift »Compact« ist mittlerweile
nicht mehr öffentlich.
Erklärung:
 Jens Maier macht aus dem Massenmord an
77 Personen – überwiegend Jugendliche – einen nachvoll-
ziehbaren Notwehrakt und spricht so Breivik weitestge-
hend die Verantwortung für den größten Terrorakt in der
norwegischen Nachkriegsgeschichte ab.
Feindschaft gegen den Islam:
»Das muslimische Gemeinwesen ist einzig und allein auf die
Errichtung eines Gottesstaates ausgerichtet. Ob es nun Mi-
narette, Moscheen, Muezzinrufe, die Kleidungsordnung von
Muslimen, die Einforderung von Geschlechtertrennung, das
Einklagen von Kopftüchern im öffentlichen Dienst sind, [...]
Ehrenmorde, Zwangsverheiratungen und die Akzeptanz
von Kinderehen – all dies zielt nur auf eines: auf die Is-
lamisierung unserer Gesellschaft.« (Alice Weidel) (Quelle:
Alice Weidel: Kein Zurückweichen. In: Junge Freiheit, Ber
-
lin 2016, https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2016/
kein-zurueckweichen [zugegriffen: 05.07.2017])
Erklärung:
 In dieser Aussage wird überdramatisiert
und verallgemeinert. Behauptet wird eine grundsätzliche
Unvereinbarkeit des Islams mit unserer Gesellschaft. Es
wird ein Feindbild aufgebaut.
Flüchtlingsfeindliche Haltung:
»Wir müssen die Grenzen dicht machen und dann die grau-
samen Bilder aushalten. Wir können uns nicht von Kinder
-
augen erpressen lassen.« Und weiter: »Man kann sich nicht
einfach überrollen lassen. Einen Wasserrohrbruch dichten
Sie auch ab.« (Dr. Alexander Gauland, stellvertretender Bun-
dessprecher der AfD und Fraktionsvorsitzender der AfD im
Landtag Brandenburg) (Quelle: Zeit Online: Alexander Gau-
land »Wir können uns nicht von Kinderaugen erpressen
lassen«. In: Zeit Online, Berlin 2016, www.zeit.de/politik/
deutschland/2016-02/alexander-gauland-afd-fluechtlings-
krise-fluechtlingspolitik-grenzen [zugegriffen: 05.07.2017])
Erklärung:
Asyl ist ein Grund- und Menschenrecht und
kein Wasserrohrbruch. Schutzsuchende haben ein Recht
auf faire und individuelle Prüfung ihrer Schutzbedürftig-
keit. Mit dem Gleichnis stilisiert Gauland Asylsuchende zu
Dingen und entmenschlicht sie.
Sexismus, Antifeminismus,
Homo- und Transfeindlichkeit:
»Das sollten wir in Deutschland auch machen!« (Andreas
Gehlmann, AfD-Abgeordneter im Landtag von Sachsen-
Anhalt) – ein Zwischenruf in der Rede der Abgeordneten
Henriette Quade von DIE LINKE: »Wer Homosexualität of-
fen auslebt, dem droht dafür eine Gefängnisstrafe«. (Quelle:
Landtag von Sachsen Anhalt: Stenografischer Bericht. 5. Sit-
zung, Plenarprotokoll 7/5, Magdeburg 2016, S. 64)
Erklärung:
Seit 1994 stehen homosexuelle Handlungen
in Deutschland nicht mehr unter Strafe. Diese Äußerung ist
klar homofeindlich und stellt grundlegende Menschenrech-
te zur Disposition.
»Die Gender-Ideologie marginalisiert naturgegebene Un-
terschiede zwischen den Geschlechtern und wirkt damit
traditionellen Wertvorstellungen und spezifischen Ge-
schlechterrollen in den Familien entgegen. Das klassische
Rollenverständnis von Mann und Frau soll durch staat-
lich geförderte Umerziehungsprogramme in Kindergärten
und Schulen systematisch ›korrigiert‹ werden.« (Quelle:
Alternative für Deutschland: Programm für Deutschland.
Das Grundsatzprogramm der Alternative für Deutschland,
Stuttgart 2016, S. 55, www.afd.de/wp-content/uploads/si-
tes/111/2017/01/2016-06-27_afd-grundsatzprogramm_web-
version.pdf [zugegriffen: 05.07.2017])
Erklärung:
 Mit dieser Äußerung stellt sich die AfD
gegen die gesetzlich festgelegte Gleichberechtigung der
Geschlechter. Die gelebte Vielfalt und das Recht auf freie
Entfaltung aller soll eingeschränkt werden.
38
Völkischer Nationalismus:
»Heute sind wir tolerant, morgen fremd im eigenen Land.«
(Dr. Alexander Gauland) (Quelle: AFD-Television 2/AfD
Kreisverband Elbe-Elster: Demo in Elsterwerda. Rede mit
Alexander Gauland von der AfD 02.06.2016, Youtube,
www.youtube.com/watch?v=STUZrZ4gl7A [zugegriffen:
05.07.2017])
Erklärung:
Der Satz wurde zuerst verwendet und geprägt
durch die Neonazi-Band »Gigi und die Braunen Stadtmusi-
kanten« im Refrain des Songs »Tolerant und Geisteskrank«,
der 2010 auf der CD »Adolf Hitler lebt!« veröffentlicht wur-
de. Auf diesem Album feierten sie auch die Mordserie des
rechtsextremen Nationalsozialisten Untergrunds (NSU) und
befürworteten weitere Morde an Migrant_innen.
»Nehmen Sie die linksextreme Bedrohung ernst und betei-
ligen Sie sich an allen möglichen Maßnahmen, um diese
Wucherung am deutschen Volkskörper endgültig loszuwer-
den.« (André Poggenburg, Fraktionsvorsitzender der AfD im
Landtag Sachsen-Anhalt) (Quelle: Landtag von Sachsen An-
halt: Stenografischer Bericht, 20. Sitzung, Plenarprotokoll
7/20, Magdeburg 2017, S.40.)
Erklärung:
 Mit der Bezeichnung »Wucherung am deut-
schen Volkskörper« benutzt Poggenburg NS-Vokabular. Ein
Krankheitsbild muss aus medizinischer Sicht entfernt wer-
den, was eine Vernichtungshaltung impliziert.
Geschichtsrevisionismus:
»Wir Deutschen – und ich rede jetzt nicht von euch Patrio-
ten, die sich hier heute versammelt haben – wir Deutschen,
also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich
ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt ge-
pflanzt hat.« (Björn Höcke) (Quelle: Pegida in Dresden – Die
Dokumentation: Rede Björn Höcke Dresden live bei der Jun-
gen Alternative AfD – Dresdner Gespräche, veröffentlicht
am 18.01.2017, www.youtube.com/watch?v=WWwy4cYRFls
[zugegriffen: 05.07.2017]).
Erklärung:
 Höcke bezieht sich damit auf das Holocaust-
Denkmal in Berlin. Er kritisiert die Erinnerung an den Ho-
locaust an zentralen Orten in Deutschland. Verbunden ist
dies mit der Forderung nach einer 180-Grad-Wende in der
Erinnerungspolitik.
»Nach 1945: Aus dem kollektiven Gedächtnis erfolgreich ge-
löscht. Die Gräueltaten an der deutschen Bevölkerung nach
dem Zweiten Weltkrieg. Man hat gewartet bis die Zeugenge-
neration stirbt, um für immer zu schweigen. Denn es mag
so gar nicht zu dem Schuldkult passen.« (Alice Weidel, AFD-
Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl) (Quelle: Alice
Weidel: Nach 1945: Aus dem kollektiven Gedächtnis er-
folgreich gelöscht, veröffentlicht am 24.06.2017, Facebook,
www.facebook.com/aliceweidel/posts/1588809537796942
[zugegriffen: 05.07.2017]).
Erklärung:
Neonazis, aber auch Vertreter_innen der
Neuen Rechten, reden gern von einem deutschen »Schuld-
kult«, wenn es ums Erinnern an die Verbrechen des Dritten
Reiches geht. Der Gebrauch dieses Begriffs ist Teil eines
umfassenden Versuchs, Ursachen, Verlauf und Folgen des
Nationalsozialismus zu leugnen oder zumindest zu ver-
harmlosen. Der Begriff »Schuldkult« soll jede kritische Aus-
einandersetzung mit der Vergangenheit als lächerlich und
aufgezwungen erscheinen lassen.
Anfeindungen gegen Medien und Presse:
»Die von vielen sogenannte ›Lügenpresse‹ hat sich ihren Na-
men nicht selten redlich verdient. An Stelle objektiver Be-
richterstattung propagiert sie eine fatale Willkommenskul-
tur. Das GEZ-gebührenfinanzierte Staatsfernsehen markiert
uns als Gegner, weil wir sagen, was nicht gesagt werden
soll. Die politische Korrektheit liegt wie Mehltau auf unse-
rem Land. Die AfD ist der Garant für die freie Rede und die
schonungslose, ehrliche Analyse der Lage.« (AFD TV: Der
Flügel: 5 Grundsätze für Deutschland. AFD mit Björn Höcke,
veröffentlicht am 07.06.2016, Youtube, www.youtube.com/
watch?v=eszEU8nsWdE [zugegriffen: 05.07.2017]).
Erklärung:
 Höcke nutzt den in der rechtspopulistischen
Szene beliebten Begriff »Lügenpresse«, den auch schon Jo-
seph Goebbels zur Diffamierung einer freien Presse nutzte.
Mit dem Begriff »Staatsfernsehen« suggeriert er, der öffent-
liche Rundfunk würde staatlicher Zensur unterliegen und
wie in der DDR nur die Meinung der Regierung nach außen
vertreten.
Undemokratische Erziehungsideale
»Linksextreme Lumpen sollen und müssen von deutschen
Hochschulen verbannt und statt eines Studienplatzes lie-
ber praktischer Arbeit zugeführt werden.« (André Poggen-
burg) (Quelle: Landtag von Sachsen Anhalt: Stenografischer
Bericht. 20. Sitzung, Plenarprotokoll 7/20, Magdeburg
03.02.2017, S. 40)
Erklärung:
Das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht,
welches in Art. 26 der UN-Menschenrechtscharta garantiert
wird. Es darf niemandem verwehrt werden.
Gewaltszenarien
»Die AfD ist die letzte evolutionäre, sie ist die letzte fried-
liche Chance für unser Vaterland.« (Björn Höcke) (Quelle:
Der Tagesspiegel: Höcke-Rede im Wortlaut. »Gemütszustand
eines total besiegten Volkes«, Berlin 2017, www.tagesspie-
gel.de/politik/hoecke-rede-im-wortlaut-diese-regierung-
ist-zu-einem-regime-mutiert/19273518-2.html [zugegriffen:
05.07.2017]).
Erklärung:
Das ist eine implizite Drohung mit Szenarien
quasi bevorstehender Gewalt. Sollte die AfD nicht friedlich
an die Macht gelangen, drohe ein Bürgerkrieg.
39
Literatur, Ratgeber, Websites
Literatur über die AfD und den Umgang
mit Rechtspopulismus

Andreas Speit: Bürgerliche Scharfmacher. Deutschlands
neue rechte Mitte, Bonn 2017.

Correctiv: Schwarzbuch AfD. Fakten, Figuren, Hinter-
gründe, Berlin 2017.

Friedrich-Ebert-Stiftung: Gespaltene Mitte – feindseli-
ge Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutsch-
land 2016, Bonn 2016, www.fes.de/de/gespaltene-mitte-
rechtsextreme-einstellungen-2016.

Hajo Funke: Von Wutbürgern und Brandstiftern. AfD –
Pegida – Gewaltnetze, Berlin 2016.

Helmut Kellershohn und Wolfgang Kastrup: Kultur-
kampf von rechts. AfD, Pegida und die Neue Rechte,
Münster 2016.

Justus Bender: Was will die AfD? Eine Partei verändert
Deutschland, München 2017.

Matthias Quent: Rechter Populismus oder populärer
Rechtsextremismus? In: Institut für Demokratie und Zi-
vilgesellschaft (Hrsg.): Wissen schafft Demokratie, Jena
2017, S. 199-209.

Melanie Amann: Angst für Deutschland. Die Wahrheit
über die AfD: wo sie herkommt, wer sie führt, wohin sie
steuert, München 2017.

Michael Wildt: Volk, Volksgemeinschaft, AfD. Hamburg
2017.

Oliver Geden: Rechtspopulismus. Funktionslogiken –
Gelegenheitsstrukturen – Gegenstrategien. Berlin 2007.

Samuel Salzborn: Angriff der Antidemokraten. Die völ-
kische Rebellion der Neuen Rechten, Weinheim 2017.

Wolfganz Benz (Hrsg.): Fremdenfeinde und Wutbürger.
Verliert die demokratische Gesellschaft ihre Mitte? Ber-
lin 2016.
Parteien und zivilgesellschaftliche
Organisationen in Auseinandersetzung
mit der AfD

Aktionsbündnis Brandenburg und Landesjugendring
Brandenburg: Kampagne »Bunt statt Grauland«, www.
aktionsbuendnis-brandenburg.de/aktuelles/bunt-statt-
grauland.

Bund der katholischen Jugend (BDKJ): Bühne frei für
Weltoffenheit. Fragen und Antworten zum Umgang mit
der AfD im Bundestagswahlkampf, 2017, www.bdkj.
info/fileadmin/BDKJ/bdkj-dioezesanstelle/Zukunftszeit/
FlyerAfD.pdf.

Bund deutscher Pfadfinder_innen: AfD – eine jugend-
feindliche Partei, Frankfurt a.M., http://bundesverband.
bdp.org/content/afd-eine-jugendfeindliche-partei.

Deutscher Bundesjugendring: Rechtspopulist_innen ent-
gegentreten – zum Umgang der Jugendverbände und –
ringe mit der AfD, Berlin 2016, www.dbjr.de/fileadmin/
user_upload/blog/dokumente_tmp/dbjr-position-afd.pdf.

DIE LINKE: »Stoppt die AfD!« Linke Antworten auf die Ge-
fahr von rechts, Berlin 2017, www.die-linke.de/fileadmin/
user_upload/2017-04-00_stoppt_die_afd_broschuere.pdf.

Evangelischer Arbeitskreis der CDU/CSU: Wohin führen
die Alternativen der AfD? Ein Faktencheck, Berlin 2016,
http://www.eak-cducsu.de/sites/www.eak.cdu.de/files/
downloads/onlinepublikation/20_6_2016-15_00_40-
eak_afd-brosch_a5_web.pdf.

Gewerkschaft der Polizei Thüringen: Info 03/2017 –
Scham? Wut? Mut! – Wir wissen nicht, wo wir anfan-
gen sollen, mit dem polizeilichen Anfangsverdacht
oder mit gewerkschaftlicher politischer Neutralität
oder mit »uniformierter Courage?«, www.gdp.de/gdp/
gdpth.nsf/id/DE_Info-03-2017--Scham-WutScham-Wut-
Mut?open&ccm=000.

Heinrich Böll Stiftung Sachsen: Zur Sache! Was die AfD
wirklich will, Dresden 2017.

Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin: Wi(e)
der sprechen. Über die Auseinandersetzung mit der Al-
ternative für Deutschland und die Notwendigkeit, über
Demokratie zu sprechen, Berlin 2015, www.mbr-berlin.
de/wieder-sprechen.

Verdi Berlin-Brandenburg: Argumente statt Parolen. Wir
hinterfragen die kruden Positionen der AfD, Berlin 2016,
www.verdi8-hellweg.de/ver-di-argumentationskarten-
zur-afd.
Argumente gegen Rassismus, Anti-
feminismus und Menschenfeindlichkeit
News

www.belltower.news – eine Plattform der Amadeu An-
tonio Stiftung

www.debate-dehate.com – für eine digitale demokrati-
sche Kultur

Pro Asyl, Amadeu Antonio Stiftung u.a.: Pro Menschen-
rechte. Contra Vorurteile. Fakten und Argumente zur
Debatte über Flüchtlinge in Deutschland und Europa,
Frankfurt a.M. u.a. 2017, www.amadeu-antonio-stiftung.
de/publikationen
Gewerkschaften

Aktiv werden! Das Portal gegen Diskriminierung der
ver.di Jugend – www.aktiv-gegen-diskriminierung.de

Mach› meinen Kumpel nicht an! – für Gleichbehand-
lung, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus e.V. –
www.gelbehand.de
40

Respekt! Aktiv und engagiert gegen Rassismus, eine
Plattform der IG Metall – www.respekt.tv
Literatur

Alexander Häusler: Die »Alternative für Deutschland«:
Rechte Radikalisierungstendenzen im politischen
Werdegang einer neuen Partei, www.bpb.de/politik/
extremismus/240958/werdegang-der-alternative-fuer-
deutschland.

Andreas Kemper: »... die neurotische Phase überwin-
den, in der wir uns seit siebzig Jahren befinden«. Zur
Differenz von Konservativismus und Faschismus am
Beispiel der »historischen Mission« Björn Höckes (AfD),
Jena 2016, www.rosalux.de/fileadmin/ls_thueringen/do-
kumente/publikationen/RLS-HeftMissionHoecke-Feb16.
pdf.

Andreas Kemper: Keimzelle der Nation? Familien- und
geschlechterpolitische Positionen der AfD – eine Exper-
tise. Friedrich-Ebert-Stiftung 2014, http://library.fes.de/
pdf-files/dialog/10641-20140414.pdf.

Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Dossier
Gender Mainstreaming, www.bpb.de/gesellschaft/gen-
der/gender-mainstreaming.

Henning von Bargen und Barbara Unmüßig: Antifemi-
nismus – Scharnier zwischen rechtem Rand und Mitte.
2016, www.gwi-boell.de/de/2016/09/28/antifeminismus-
scharnier-zwischen-rechtem-rand-und-mitte.

Jasmin Siri und Marcel Lewandowsky: Alternative für
Frauen? Rollen, Netzwerke, geschlechterpolitische Posi-
tionen in der Alternative für Deutschland (AfD), 2015,
www.boell.de/sites/default/files/policypaper_siri_le-
wandowsky.pdf.

Juliane Lang: Feindbild »Genderismus«. Antifeminis-
tische Diskurse in der extremen Rechten. 2015, www.
rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/rls_papers/Pa-
pers_GK-Rechts.pdf.

Regina Frey, Marc Gärtner, Manfred Köhnen und Sebas-
tian Scheele: Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideolo-
gie. Argumente im Streit um Geschlechterverhältnisse,
2014, www.boell.de/sites/default/files/gender_wissen-
schaftlichkeit_ideologie_2.auflage.pdf.

Dorothee Beck und Barbara Stiegler: Das Märchen von
der Gender-Verschwörung. Argumente für eine ge-
schlechtergerechte und vielfältige Gesellschaft. 2017,
http://library.fes.de/pdf-files/dialog/13544.pdf.
© Wokandapix via pixabay (CC0 1.0)
Die Amadeu Antonio Stiftung setzt sich für eine demokratische Zivilgesellschaft ein, die sich kon-
sequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und andere Formen
gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wendet. Hierfür unterstützt die Stiftung Initiativen
überall in Deutschland, die sich in Jugendarbeit und Schule, im Opferschutz und der Opferhilfe,
in kommunalen Netzwerken und vielen anderen Bereichen engagieren. Zu den bereits über 1.200
geförderten Projekten gehören zum Beispiel:


die Ausstellung »Wa(h)re Angst. Ein Marktplatz der Gegenwart« 2017 im Kreativzentrum Pforz-
heim, die sich mit Rechtspopulismus aus künstlerischer und philosophisch-ökonomischer
Sicht auseinandersetzt


den Workshop »Geschlechtergerechtigkeit und AfD« im Januar 2017 beim Frauenfrühstück des
Internationalen Frauenzentrums in Bonn


das Fachgespräch »Menschen- und Kinderrechte solidarisch verteidigen – Zum Umgang mit
politischem Populismus und Menschenfeindlichkeit« des Netzwerkes zur Umsetzung der UN-
Kinderrechtskonvention im Mai 2017 in Berlin
Die Stiftung ist nach Amadeu Antonio benannt, der 1990 von rechtsextremen Jugendlichen im
brandenburgischen Eberswalde zu Tode geprügelt wurde, weil er schwarz war. Er war eines der
ersten von heute fast 200 Todesopfern rechtsextremer Gewalt seit dem Fall der Mauer.
Die Amadeu Antonio Stiftung wird unter anderem von der Freudenberg Stiftung unterstützt und
arbeitet eng mit ihr zusammen. Sie ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen und hat
die Selbstverpflichtung der Initiative Transparente Zivilgesellschaft unterzeichnet.
Kontakt
Amadeu Antonio Stiftung
Novalisstraße 12
10115 Berlin
Telefon: 030. 240 886 10
Fax: 030. 240 886 22
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Bitte geben Sie bei der Überweisung eine Adresse an, damit wir Ihnen eine Spenden
bescheinigung zuschicken können.
UNTERSTÜTZEN SIE PROJEKTE
GEGEN POPULISTISCHE STIMMUNGSMACHE,
FÜR DEMOKRATISCHES ENGAGEMENT!


Als die AfD die politische Bühne betrat und schnell medial sehr präsent
wurde, war die Aufregung groß. Vielerorts wurde dazu aufgerufen, die
AfD zu »entzaubern« und »inhaltlich zu stellen«. Seitdem ist nicht viel
passiert. Parteien und NGOs haben Handreichungen zum Rechtspopulis-
mus entwickelt, Zeitungen befragen ihre Leserschaft zur »Demokratie-
krise«, und die Geschäftsordnung des Bundestags wurde geändert, um
einen Alterspräsident der AfD zu verhindern.
Doch auch wenn gelegentlich der Eindruck entsteht, die Erfolgsserie der
AfD sei zu Ende: Gerade auf kommunaler Ebene führt allein schon ihre
Wahl in lokale Gremien zu erheblicher Unsicherheit. Von unseren Nach-
barländern und aus wissenschaftlichen Studien wissen wir: Das Auf-
treten rechtspopulistischer Parteien verändert auch ohne Regierungs-
beteiligung die politische Kultur entscheidend.
Mit der vorliegenden Handreichung wollen wir daher zu einer neuen
Form der Auseinandersetzung beitragen. Wir wollen, dass sich Parteien,
Medien, Wirtschaft, Gewerkschaften, Sportverbände, zivilgesellschaft-
liche Initiativen und staatliche Verwaltungen menschen- und freiheits-
rechtlich positionieren, menschenfeindliche Positionen konfrontieren
und für eine offene Gesellschaft streiten.
 Hier geht es nicht darum, den anderen im Meinungsstreit zu besiegen, sondern in der Auseinander-
setzung den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das demokratische
Miteinander in den Vordergrund zu stellen.
[*/quote*]



Ein Machwerk der Stasi.

Jeden Satz kann man ihnen links und rechts um dfie Ohren hauen. Aber, und das ist das Teuflische daran, man würde unnütz Zeit damit vergeuden - und eben das ist das Ziel solcher Aktionen, denn Diskussionen und Analysen der Meta-Ebene versteht das normale Publikum mangels ausreichender Fachkenntnis der Rhetorik nicht. Die Methode ist damit klar: immer neue Machwerke produzieren, von der Presse hochgejubelt werden, sich gegenseitig hochjubeln, und allein mit dieser Jubelwelle in die Hirne der Zielgruppe infiltrieren und indoktrinieren.

Eine Jubelwelle erzeugt wesentlich stärkere endorphinische Aktivitäten als eine Kritikwelle, weshalb Jubelwellen wirksamer sind als es Kritik ist. Auch das ist ein bekanntes Werkzeug der Demoagogen, und mit nichts anderem haben wir es hier zu tun.
Logged
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