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Author Topic: Österreichische Totalversager  (Read 318 times)

ama

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Österreichische Totalversager
« on: March 27, 2010, 07:09:43 AM »

http://www.oeaz.at/zeitung/3aktuell/2002/10/haupt/haupt10_2002dasp.html

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ÖAZ Aktuell (Ausgabe 10/2002)   

Hauptartikel 10/2002

Hauptartikel • Kurz & Aktuell • Information • Serien • Mitteilungen • Wichtiges in Kürze

HAUPTARTIKEL

Bluthochdruck-Aktion

Ziele & Schwerpunkte

Komplementär-
medizin: anerkannt und umstritten

Verwaltungsreform-
gesetz 2001
       


Mag. Monika Heinrich

Das Präsidium des »Dachverbandes Österreichischer Ärzte für Ganzheitsmedizin« im Gespräch
Komplementärmedizin: anerkannt und umstritten

Seriös. Komplementärmedizinische Therapiemethoden werden in zunehmendem Maße von Patienten eingefordert. Der Differenzierung zwischen seriösen und dubiosen Ansätzen kommt deshalb immer mehr an Bedeutung zu. In unserem Interview nimmt das neu gewählte Präsidium des »Dachverbandes Österreichischer Ärzte für Ganzheitsmedizin« u.a. dazu Stellung.

Univ.-Prof. Dr. Christian Reiter als Präsident, Univ.-Prof. Dr. Michael Frass als 1. Vizepräsident und DDr. Silvia Schoitsch als 2. Vizepräsidentin wurden vor kurzem zum neuen Präsidium des »Dachverbandes Österreichischer Ärzte für Ganzheitsmedizin« ernannt. Es sind drei ausgebildete Schulmediziner, die durch jahrelange Überzeugungsarbeit und Beharrlichkeit den seriösen komplementärmedizinischen Richtungen – allen voran der Homöopathie – teils gegen massivste Widerstände und Anfeindungen eine Bresche geschlagen haben.
Als »Graue Eminenz« nicht immer im Hintergrund dabei fungiert Mag. pharm. Ilse Muchitsch, die mit ihrem Engagement die pharmazeutische Kompetenz und die Bedeutung des Apothekers gerade im komplementärmedizinischen Bereich einbringt und vertritt.
Allen vier Gesprächspartnern gemeinsam ist ein Bekenntnis zur Individualität des Patienten, dem Zugang zu einer ethisch unanzweifelbaren komplementärmedizinischen Medizin ermöglicht werden muss, sowie eine klare Absage an zweifelhafte und dubiose Angebote. Ansonsten gibt es genügend Punkte innerhalb dieses Konsenses, über die zwischen Ärzten und Apothekern nicht immer absolute Einigkeit herrscht und die Stoff für rege Diskussionen – noch über die nächsten Jahrzehnte – liefern sollten.


Univ.-Prof. Dr. Christian Reiter


Univ.-Prof. Dr. Christian Reiter: Der »Dachverband der Österreichischen Ärzte für Ganzheitsmedizin« vertritt die Interessen zahlreicher Gesellschaften für komplementärmedizinische Methoden; wir wollen nach außen hin demonstrieren, dass die Gesellschaft und ihre Mitglieder sich an ganz bestimmte Kunstregeln halten. Der Patient, der über uns einen Mediziner sucht, der eine bestimmte komplementärmedizinische Methode praktiziert, soll die Garantie haben, dass dieser sich an Qualitätsnormen hält, an finanziellen Übereinkünften orientiert und dass die Therapie im übersichtlichen, normierten Rahmen verläuft. Diese Gesellschaften werden vom Dachverband vertreten und verpflichten sich, dass ihre Mitglieder sich an die Normen halten. Über die Homepage soll man Listen abrufen und nachsehen können, wer sich dieser Qualitätssicherung unterwirft. Das ist ganz wesentlich, denn Viele wissen nicht, was die einzelnen Komplementärmethoden können. Ich habe mir vorgenommen, über die Homepage des Dachverbandes Links zu installieren, wo die einzelnen Gesellschaften angeben sollen, was ihre Methoden vermögen, wie sicher sie sind und eventuell auch mit Literatur belegen, wie weit diese Methoden wissenschaftlich erforscht sind. Der Dachverband soll nicht nur ärztliche Interessen vertreten, sondern in gleichem Maße jene der Patienten im Sinne einer Qualitätssicherung. Grundinformationen und Leitbilder sollen über das Internet leicht zugänglich sein. Darin wird jede einzelne Disziplin vorgestellt.

Der Gerichtsmediziner

Prof. Reiter: Ich komme dazu eigentlich »wie die Jungfrau zum Kind«. Ich habe vor ungefähr 8 oder 9 Jahren einen Fall untersucht: Eine junge Frau ist gestorben, nicht weil sie nicht die Schulmedizin in Anspruch genommen hat, sondern weil sie ein homöopathisches Arzneimittel, das sich im Nachhinein sogar als das richtige Arzneimittel herausgestellt hat, über einen zu langen Zeitraum eingenommen hat. D.h., sie hat unfreiwillig eine Arzneimittelprüfung durchgeführt, und diese Arzneimittelprüfung hat im Endeffekt dazu geführt, dass die Frau gestorben ist. Es handelte sich dabei um Arsen. Um die Leichenöffnung habe ich mich seinerzeit gerissen, weil ich zutiefst davon überzeugt gewesen bin, dass das eine substanzielle Arsenvergiftung war. Das ist der Jagdinstinkt des Gerichtsmediziners. Als sich dann herausgestellt hat, dass es sich um keine Arsenvergiftung handelte – es waren keine Spiegel erhöht –, sondern dass es nur so aussah wie eine Vergiftung, erhob sich die Frage: Wie geht denn das? Das hat mich nicht mehr losgelassen. Um das Gutachten nun überhaupt schreiben zu können, musste ich mich damals in die homöopathische Literatur einlesen und habe dann ein halbes Jahr lang so einen halben Meter Homöopathie gelernt, aus der Not heraus. Es hat mich dann aber immer stärker interessiert, und so bin ich zur Homöopathie gekommen. Ich habe dann in Baden Kurse gemacht und auch begonnen – wie das so typisch ist, wenn man kleine Kinder zu Hause hat –, die Homöopathie auch im Privatbereich anzuwenden.
Ich habe mich durch den geschilderten Fall aber auch wissenschaftlich mit Homöopathie, mit ihren Kunstregeln, beschäftigt, denn es ist wie bei vielen dieser Methoden so, dass es verschiedene Schulen gibt, verschiedene Lehrmeinungen – wie in der Schulmedizin. Ich habe dann vor fünf Jahren damit begonnen, jedes Semester eine Vorlesung »Homöopathie und Arztrecht« zu halten. Sie wird interessanterweise von der Fakultät akzeptiert, wobei die wenigsten Leute wissen, was da angeboten wird. Die Vorlesung dient nämlich zur Hälfte einmal dazu, den Studenten Homöopathie nahe zu bringen, also eine Art Einführung, und die 2. Hälfte den rechtlichen Aspekten.


Univ.-Prof. Dr.
Michael Frass


Puristisch

Univ.-Prof. Dr. Michael Frass: Meine Auffassung von der Homöopathie ist sehr geprägt von der »klassischen Form der Homöopathie«, wobei es mir darum geht, dem Patienten eine möglichst »seriöse« Medizin anzubieten. Um das zu bewerkstelligen, muss man sich wohl primär an das halten, was vorgegeben ist. Hier ist sehr genau definiert, dass etwa die Gabe von Kombinationspräparaten nicht den gleichen großen und guten Effekt hat wie Einzelpräparate oder Einzelmittel. Die Prüfungen, auf die wir uns beziehen, sind im Wesentlichen mit Einzelmitteln gemacht worden; es liegt mir ganz besonders am Herzen, dass man sich bemüht, wieder ganz genau an die ursprünglichen Ausgangssubstanzen heranzukommen, an die ursprünglichen Präparationen. Das ist etwas, was sich im Speziellen an die PharmazeutInnen wendet, denn es hat sich im Laufe der Zeit zum Teil ein Wandel insofern ergeben, dass die Ausgangssubstanzen nicht mehr in der ganz gleichen Form, wie ursprünglich vom Prüfer vorgegeben, jetzt tatsächlich auch verwendet werden. In dem Bemühen, dem Patienten die beste Medizin anzubieten, glaube ich, dass man die Medizinformen, die unter dem Titel Homöopathie laufen, aber m.E. nicht so gut definiert sind, eher in den Hintergrund stellen sollte. Unbestritten ist jedoch – und das muss man auch zugeben – dass es bereits Arbeiten gibt, die nach herkömmlichen, traditionellen schulmedizinischen Verfahren durchgeführt worden sind, die auch für Kombinationspräparate bestimmte Effekte ergeben haben. Meines Erachtens sind die dabei üblicherweise erfassten Effekte nicht unbedingt das letzte Ziel der Homöopathie, sondern die Homöopathie geht noch darüber hinaus und bemüht sich, den gesamten Menschen in seiner Tiefe zu erfassen. Das würde durch die Anwendung von Kombinationspräparaten in den meisten Fällen wahrscheinlich übergangen. Ich bin hier eher einer der puristischen Vertreter in der Homöopathieszene; aber ich weiß, dass es sehr viele KollegInnen gibt, die auch so denken, und dass es kein so außergewöhnlicher Standpunkt ist. Insgesamt glaube ich, dass es aber auch für die Pharmazie keine wesentliche Einschränkung bedeutet, denn wenn man von vornherein Patienten dazu erzieht, dass sie Einzelmittel verwenden, dann wird letztendlich das Gesamtvolumen größer. Ein wesentlicher Punkt für mich ist – wie er z.B. in Deutschland besteht –, einen großen nicht-ärztlichen Behandlerkreis zu verhindern. Das Heilpraktikerwesen in Deutschland ist etwas, was ich in Österreich nicht sehen möchte. Nicht aus standespolitischen oder finanziellen Motiven, sondern weil ich glaube, dass die Voraussetzung, jedwede komplementärmedizinische Methode anzuwenden, eine fundierte schulmedizinische Ausbildung ist. Wir leben nicht im Phantasieland, sondern wir müssen uns dessen bewusst sein, dass sehr viele Bereiche primär medizinisch abgeklärt werden müssen. Mir ist es sogar sehr recht, dass die Patienten, die zu mir in die Ordination kommen, bereits medizinisch abgeklärt sind, so dass eine behandlungswürdige Diagnose nicht übersehen wird. Aber unabhängig davon sollte doch der Patient von einem Arzt, der eventuelle Risken, Entwicklungen und Unterlassungen einer anderen Therapie besser einschätzen kann, betreut werden.


Mag. pharm.
Ilse Muchitsch


Die Apothekerin

Mag. pharm. Ilse Muchitsch: Eines meiner Anliegen ist, die Arzneiqualität im galenischen Bereich zu sichern. Das geht nur dann, wenn unsere PharmazeutInnen eine wirklich fundierte und gute Ausbildung bekommen. Leider musste ich feststellen, dass die homöopathische Galenikausbildung seitens der universitären Ausbildung Minimalcharakter angenommen hat. Auch die Aspirantenausbildung und -prüfung bieten nur einen geringen Einblick in die komplexe Materie. Deshalb wäre eine Spezialausbildung in den einzelnen Disziplinen der Komplementärpharmazie mit anerkanntem Prüfungszertifikat wünschenswert. Ein weiteres Anliegen ist die Apothekenvisitation in diesem Bereich. Gerade in der Homöopathie ist die genaue Herstellung und Dokumentation der Ausgangssubstanzen von existenzieller Bedeutung.
Ich freue mich auch darüber, dass die Artikelserie »Homöopathie in der Apotheke« in der ÖAZ sehr positiv beurteilt wurde. Immer wieder werde ich mit Unklarheiten bezüglich Potenzabgabe und Potenzhöhe konfrontiert. Die Fragen lauten: "Wo liegen die Gefahren von Arzneimittelprüfungen? Was passiert, wenn ein Patient oder Kunde von einem nicht rezeptpflichtigen Homöopathikum zu viel nimmt? Wo sind unsere pharmazeutischen Grenzen?" Das befriedigend zu handhaben, glaube ich, gelingt nur dann, wenn wir eine österreichweite generell gleiche pharmazeutische Ausbildung haben. Es gibt leider sehr viel homöopathische Trivialliteratur und selbsternannte »Experten«, durch die Aufklärung eben nicht wissenschaftlich betrieben wird und auch Schaden entstehen kann. Wir müssen uns ganz einfach klar sein, dass wir Apotheker Arzneimittelfachmänner/frauen sind und auch auf diesem Gebiet als solche agieren sollten. Homöopathika werden auch aus toxischen Ausgangssubstanzen hergestellt – ich denke da aus aktuellem Anlass an Acidum arsenicosum oder herzwirksame Glykoside. Deshalb gehören Homöopathika in die Hand von Pharmazeuten, die auch bei Mischpräparaten die Zusammensetzung und Wirkweise kompetent interpretieren sollten. Urtinkturen und niedrige Potenzstufen beinhalten molekulare, nachweisbare u.a. toxische Substanz, die auch in niedrigsten Konzentrationen Wirkmechanismen in Gang setzen.
Faszinierend ist für mich das Potenzierungsverfahren und die dadurch bewirkte enorme Entfaltung des Heilungsspektrums. Deshalb ist die Arzneimittelprüfung so wichtig: Prüfsymptome müssen erkannt werden, Patienten, die über Symptomverschiebungen klagen, aufgeklärt werden. Aus diesem Grund sollten Monopräparate mit Beipacktexten versehen werden.

Der Kliniker

Prof. Frass: Ich habe vor ca. 30 Jahren erfahren, dass sich Dr. Gerhard Resch mit Homöopathie beschäftigt und interessante Erfolge damit gehabt hat, so dass ich dann Fortbildungen bei ihm besucht und im Weiteren die Ausbildung der Österreichischen Ärztekammer für Komplementärmedizin Homöopathie bei der Ärztegesellschaft für klassische Homöopathie in Salzburg gemacht habe, Diplomabschluss 1994. Die Frage, wie man als Schulmediziner damit zurecht kommt, ist einfach zu beantworten, denn es ist für mich kein Problem – da wir ja eigentlich in einer pluralistischen Welt leben –, dass mehrere Systeme nebeneinander bestehen, die nicht unbedingt permanent miteinander konkurrieren müssen. Ich glaube, dass man als Arzt die Verpflichtung hat, die für den Patienten der jeweiligen Situation am besten entsprechende Therapie vorzuschlagen. Das bedeutet, dass man weder einseitig Homöopathie noch einseitig Schulmedizin einsetzt. Um das zu charakterisieren: Vor vielen Jahren war ein Patient in meiner Ordination, der mir anhand von Computertomographie-Bildern gezeigt hat, dass der Durchmesser der Aorta innerhalb von drei Monaten um 1cm zugenommen hatte. Er kam direkt von einem Gefäßchirurgen, der gemeint hat, man solle zuwarten. Ich war nicht dieser Meinung und habe den Patienten zu einem anderen Gefäßchirurgen geschickt. Der Patient hat daraufhin einen totalen Aorten-Ersatz bekommen und noch jahrelang gut damit gelebt. Dieser Fall wäre wohl mit Homöopathie nicht adäquat zu behandeln gewesen. Zur Frage der mangelnden Studien: das ist relativ leicht zu beantworten. Es gibt einerseits schon recht gute, interessante und in schulmedizinischen Topjournalen publizierte Arbeiten; auf der anderen Seite muss man wissen, dass die Zahl nun einmal nicht so groß sein kann, denn es gibt keine öffentliche Unterstützung im Bereich der Komplementärmedizin. Komplementärmedizin wird meines Wissens in allen Fachbereichen fast immer von Privatpersonen durchgeführt. Mindestens 95 oder mehr Prozent aller in guten Journalen publizierten Arbeiten werden hingegen in Universitäten oder universitätsähnlichen Institutionen gemacht, sodass es nicht verwunderlich ist, dass ohne Geld auch keine Arbeiten entstehen können: Dies gilt neben der Homöopathie für alle komplementärmedizinischen Methoden – wo keine Ressourcen sind, kann auch kaum eine Studie durchgeführt werden. Ich selbst habe eine Studie gemeinsam mit der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie geplant. Diese Studie ist von der Ethikkommission genehmigt, es hat sich aber bis jetzt keine Möglichkeit einer Finanzierung trotz Ansprechens mehrerer Fonds gefunden. Meine Funktion im Dachverband würde ich gerne mit den Kollegen dazu nutzen, auch die Politik auf dieses Problem aufmerksam zu machen, Ich glaube nicht, dass man es innerfakultär leicht lösen kann, sondern man muss es über den gesellschaftlichen Bereich vorantreiben. Denn Tatsache ist nun einmal, dass ungefähr 70% aller ÖsterreicherInnen heute komplementärmedizinische Methoden in Anspruch nehmen. Mir ist es lieber, das geschieht in einer adäquaten Umgebung und mit entsprechender Vorbildung der Behandler, als es passiert durch eine nicht seriöse Medizin. Und es ist eines meiner Anliegen, den Erfahrungsaustausch, das Lehren dieser verschiedenen Methoden bereits während des Medizinstudiums zu etablieren, mit dem primären Ziel, die StudentInnen dazu zu bringen, sich frühzeitig mit den Methoden auseinander zu setzen – auch ohne die Notwendigkeit, dass sie selbst diese Methoden anwenden.


DDr. Silvia Schoitsch


Die Praktikerin

DDr. Silvia Schoitsch: Ich arbeite im Dachverband mit, weil ich verschiedene Methoden gelernt habe und auch anwende. Dazu gekommen bin ich durch meine eigene Krankengeschichte. Bei einer Nervenwurzelkompression konnten mir schulmedizinische Methoden nicht helfen, und so war ich gezwungen, selbst einen Weg zu suchen. Das war zunächst der Weg in die Akupunktur, die mich auch auf Dauer davon befreit hat. Dann interessierte ich mich für weitere Methoden. Homöopathie, Akupunktur und Bioresonanztherapie sind die Hauptbereiche, die ich in meiner Ordination anwende. Ich habe seit 1992 eine Privatpraxis für Homöopathie, Akupunktur und Bioresonanztherapie.
Mir ist wichtig, dass die einzelnen alternativmedizinischen Richtungen ein bisschen näher zusammenrücken und nicht eine Gesellschaft gegen die andere arbeitet. Es sollten gewisse Schwerpunkte definiert werden. Die Patienten sollten eine Möglichkeit haben, sich zu informieren, welche Methode bei ihren Problemen am ehesten hilfreich sein kann. Denn wenn ein Komplementärmediziner nur eine Methode beherrscht, kann er den Patienten dahingehend gar nicht richtig beraten.

Seriös oder obskur?

Prof. Reiter: Ich lehne grundsätzlich überhaupt keine Methode ab, weil ich als Gerichtsmediziner versuche, immer vorurteilslos an ein Problem heranzugehen. Es ist so, dass von unserem Dachverband eine Vielzahl von sehr unterschiedlichen Methoden vertreten wird. Es ist richtig, dass manche Methoden von der wissenschaftlichen Seite noch sehr wenig erforscht sind, das liegt aber nicht an der Qualität der Methode, sondern eben einfach an den Möglichkeiten, diese Methoden wissenschaftlich zu erforschen, an entsprechenden Einrichtungen und an den entsprechenden Mitteln. Hier muss die Akzeptanz der universitären Einrichtungen oder der Krankenanstalten gegenüber komplementären Methoden verbessert werden, d.h. es sollten die uralten Ressentiments der Schulmediziner gegenüber diesen Methoden einmal abgebaut werden. Ich hätte vor vielen Jahren auch nicht geglaubt, dass ich mich einmal mit Komplementärmedizin beschäftigen werde, weil man mir im Studium einfach gar nicht die Möglichkeiten dazu eröffnet hat. Ich habe mich damit auseinandergesetzt, und ich muss sagen, ich finde in vielen Methoden sehr positive Wege einer ergänzenden medizinischen Betreuung. Meine Bemühungen gehen dahin, die bestehenden Vorurteile abzubauen, die komplementären Methoden in die Universitäten und Krankenanstalten einfließen zu lassen, um dort dann entsprechende Erkenntnisse gewinnen zu können. Entsprechende Publikationen und Studien sollen dann letztlich den Methoden positive Nachrede und entsprechendes Ansehen erbringen. Es wird sich im Laufe der Studien herausstellen, ob diese Methoden taugen; dann werden sie sich auch durchsetzen. Wenn sie nur Esoterik oder Placebo-Medizin sind, dann werden sie sich selbst dadurch limitieren, dass sie einer wissenschaftlichen Untersuchung nicht standhielten.

Beipackzettel

Prof. Reiter: Den Präparaten – beispielsweise für die TCM oder für die Homöopathie – sollte, wie schon gesagt, ein Beipackzettel beigelegt werden, der uniform, also nicht so sehr auf das Einzelmittel abgestimmt sein sollte. Dieser sollte allgemein gültige Informationen enthalten u.a. auch über potenzielle Nachteile, die dieses Medikament doch haben kann, und dass nicht gilt: "Nutzt's nichts, schadet's auch nicht." In puncto Dosierungsvorschriften könnte es im Beipackzettel heißen: "Wenn vom Arzt nicht anders verordnet, dann nehmen Sie bei dieser Potenz »so und so viele« Kügelchen »so und so oft täglich«, lassen diese auf der Zunge zergehen", plus Hinweisen, dass der Patient unmittelbar davor und danach eine gewisse Zeit nichts essen, trinken und nicht Zähne putzen sollte. Unbedingt sollte man darauf hinweisen, dass es der klassischen Homöopathie entspricht, dass gleichzeitig kein weiteres homöopathisches Mittel oder Kombinationsmittel eingenommen werden darf. Weiters ist es wichtig, den Patienten darüber aufzuklären, dass die Kombination mit schulmedizinischen Präparaten im Wesentlichen meistens kein Problem ist, wobei natürlich unabhängig davon das Bemühen immer da sein wird, kritiklose Medikamenteneinnahmen insgesamt zu minimieren – das ist selbstverständlich nicht nur das Ziel der TCM und der Homöopathie. Hinweise, wie man flüssige resp. feste Arzneimittel einnimmt und dass auf jeden Fall ein Zeitlimit eingehalten werden sollte – das ist vielleicht der allerwichtigste Punkt aufgrund der genannten toxikologischen Beobachtung –, sind weitere Punkte. Natürlich muss es bei höheren und Höchstpotenzen ohnehin ein Einnahmelimit geben, wenn nicht anders verordnet. Aber eine Vorschrift, die dann auch für Ärzte bindend wäre, würde ich auf jeden Fall ablehnen, denn das wäre kontraproduktiv. Mag. Muchitsch hat in ihren Beobachtungn zeigen können, dass die Wirkung einzelner Potenzstufen bei verschiedenen Arzneien unterschiedlich sein kann. Hier wartet ein unglaubliches Forschungspotenzial auf uns. Unsere Arbeit sollte sich nicht nur darauf konzentrieren, zu beweisen, dass die verschiedenen komplementärmedizinischen Methoden per se wirken, sondern innerhalb der verschiedenen Methoden sollten spezifische Untersuchungen besonders gefördert werden.

Qualitätssicherung

Mag. Muchitsch: Die Qualitätssicherung im homöopathischen Bereich ist dann nicht schwierig, wenn man sich an die Vorschriften des Arzneibuches hält und auch richtig potenzieren kann. Es kommt hier wirklich auf das Können an, wobei verschiedene Methoden möglich sind. Beim Einkauf der Ausgangssubstanzen für Homöopathika sowie bei chinesischen und tibetischen Kräutern haben sich im Laufe der Zeit bestimmte Großhändler und Firmen einen ausgezeichneten Namen gemacht, die durch die Qualität ihrer Drogen, die Qualifizierungszertifikate und das Service herausstechen. Ich würde mir bei Homöopathika einen Vermerk der Verschüttelungsvorschrift am Etikett, Warnhinweise bzw. Beipacktexte wünschen. Dilutionen, die noch immer ohne Sprengring in den Handel kommen, halte ich für obsolet.

Prof. Frass: Für ältere Patienten wäre es sehr günstig, einen Dosierer oder einen Kügelchenspender zu haben, weil gerade ältere Patienten sich extrem schwer tun, die Kügelchen in entsprechender Zahl herauszubekommen.

Laieninformation

Prof. Reiter: Wenn Artikel oder Fernsehsendungen über komplementärmedizinische Methoden gestaltet werden, sollte jemand von unserer Gesellschaft, der wirklich kompetent ist, als Ansprechpartner verfügbar sein. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Reaktionen einzelner Fachleute im Nachhinein oft nicht zur Kenntnis genommen werden. Ich glaube, mit Hilfe des Dachverbandes können wir dann sicher rascher reagieren und auch wirkungsvoller.

Zusammenarbeit: Arzt – Apotheker

Prof. Reiter: Ich wäre glücklich, wenn gemeinsam in komplexer Zusammenarbeit effiziente Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit geleistet werden könnte. Es sollte also ein Brainstorming aller Beteiligten in diesem Dachverband stattfinden, und ich würde mich freuen, wenn mit den Apothekern weiterhin eine gute Zusammenarbeit bestünde, und dass das Engagement über die medizinische Sparte hinaus bis zur pharmakologischen Seite reicht. Denn was nützt die schönste Arzneimittelfindung, wenn die Arznei nichts taugt? Wir sind als Mediziner – das hat auch Hahnemann schon so beschrieben – auf die Qualität der Arznei angewiesen, und die Methode versagt, wenn die Arznei unzureichend ist. D.h. es muss hier ein Hand-in-Hand-Arbeiten stattfinden. Allein können wir Mediziner nichts ausrichten!

»Outing«

Prof. Reiter: Es gibt auch in der Ärztekammer verschiedene Strömungen und auch Personengruppen, die diesem Thema gegenüber sehr unterschiedlich eingestellt sind. Wir freuen uns, wenn wir unsere Namen dafür hergeben können, sodass sich vielleicht weitere Kollegen finden, die sich auch zur Komplementärmedizin bekennen. Denn ich weiß, dass die Dunkelziffer der Ärzte, die damit liebäugeln, relativ hoch ist. Wenn das Kreise zieht, werden wir eine größere Zahl von Leuten finden, die mit uns zusammen arbeiten wollen. Es geht darum, dass man wahrscheinlich in den nächsten Monaten Gott und der Welt die Tür einrennen wird müssen, sich bei der Hälfte der Leute wird hinauswerfen lassen müssen, um letztlich Einigen zu verdeutlichen, dass es wichtig ist, seriöse Komplementärmedizin zu fördern; denn sonst verlieren wir diese therapeutischen Möglichkeiten an Scharlatane. Es wäre gerade aus der Sicht der ärztlichen Standespolitik eine Katastrophe, wenn wir uns diesen Dingen nicht öffnen würden. Denn die Komplementärmedizin muss eine ärztliche Angelegenheit bleiben. Wir müssen darauf hinweisen, dass die meisten Leute Komplementärmedizin in Anspruch nehmen, wenn sie einen Leidensdruck, also eine Krankheit haben, und nicht nur, um ihr Yin-Yang auszugleichen. In dem Moment, wo sie leiden, bleibt die Behandlung eine Tätigkeit, die in die Hand der Ärzte gehört. Hier müssen wir den Standesvertretern klar machen, dass – wenn sie sich nicht dafür einsetzen – wir Ärzte einen ganz wesentlichen Teil unseres Aufgabenbereiches verlieren würden.

Prof. Frass: Am Wiener AKH tut sich einiges: beispielsweise gibt es eine Akupunkturambulanz an der Klinik für Anästhesiologie, Abteilung B, Prof. Kress, es gibt eine Schwangerenambulanz für Homöopathie unter der Patronanz von Vorstand Prof. Husslein, weiters auf der Gynäkologie eine komplementärmedizinische Ambulanz unter der Patronanz von Prof. Kubista, und seit kurzem betreibt Prof. Dr. Otto Schlappack eine homöopathische Begleittherapie bei Patienten, die eine Strahlentherapie erhalten – unter Patronanz von Vorstand Prof. Dr. Pötter. Prof. Dr. Nepp betreibt auf der Augenklinik auch Akupunktur, etc.

Konflikt: Arzt – Apotheker

Prof. Reiter: Es ist tatsächlich das Problem, dass der Apotheker vielfach dazu neigt, Krankheiten von sich aus zu behandeln, d.h. die Leute kommen, sie geben Symptome an, sie haben Beschwerden. Wenn der Apotheker keine Diagnose stellt, dann ist er im Prinzip berechtigt, diese Symptome behandeln zu dürfen. Es ist dies die uralte sehr kritische Grauzone zwischen Medizinern und Apothekern. Ich bin als Mediziner der Meinung, dass das Behandeln von Krankheiten eine Sache ist, die den Ärzten vorbehalten bleiben soll. Der Mediziner kann vielleicht auch etwas besser als der Apotheker Behandlungsalternativen anbieten. D.h. es gehört primär eine schulmedizinische Diagnose getroffen, sofern es eine Diagnose für dieses Leiden gibt – wir müssen uns auch klar sein, dass es für sehr viele Krankheiten keine Diagnosen, also keine schulmedizinischen Terminologien gibt. Dann muss man den Patienten aufklären, welche Möglichkeiten bestehen, diese Beschwerden zu behandeln. Unter diesen Möglichkeiten hat der Patient die freie Wahl, sich zu entscheiden. Ob der Apotheker befähigt ist, alle diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten auszuschöpfen, bezweifle ich. Daher würde ich darauf pochen, dass sich der Apotheker zurückhält, wenn es darum geht, von sich aus therapeutische Ansätze anzubieten. Es sollte auch die Homöopathie in der Hand der Mediziner bleiben. Vieles bleibt ja auch eine Haftungsfrage. Wenn der Mediziner etwas empfohlen oder dem Patienten einen Weg angeboten hat, dann soll er dafür gerade stehen. Ob der Apotheker für eine falsche Therapieempfehlung haftet, ist eine andere Frage.
Durch meine Fallbeobachtungen – und ich habe in den letzten Jahren ja doch ein paar Fälle kennen gelernt, bei denen durch den unsachgemäßen Umgang mit Homöopathika ernstliche Schäden herbeigeführt wurden – möchte ich einfach davor warnen, dass man Homöopathie so locker handhabt. Es ist auch für den Apotheker manchmal sehr schwer, den Patienten weiter zu betreuen, zu beobachten und den Kontakt aufrecht zu halten. Dann besteht auch die Gefahr, dass der Patient ein Fläschchen mit Globuli kauft, diese wochenlang einnimmt und dann wirklich ernsthaft erkrankt. Gleichzeitig glaube ich, dass für banale Befindlichkeitsstörungen der Gebrauch homöopathischer Mittel einfach nicht wünschenswert ist.

Mag. Muchitsch: Ich kann diese Sorge gut verstehen. Allerdings stehen wir Apotheker einem sich im Steigen befindlichen Repertoire von Arzneimitteln der Komplementärmedizin gegenüber. Allein für den Bereich der Homöopathie ist das Sortiment von Komplexmitteln nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Die Laieninformation via Medien suggeriert gerade in diesem Bereich eine Harmlosigkeit, ein »wellness-feeling«, einen Alternativzugang. Wir freuen uns, wenn der Apotheker als Ansprechpartner Nr. 1 fungiert und aufklärend wirken kann. Ich habe einen ausgezeichneten Kontakt zu verschiedensten Ärzten aufgebaut und kann so unseren Patienten ein sehr positives Arzt/Apotheker-Team anbieten. Die Möglichkeit Rücksprache zu halten, ev. Unklarheiten sofort telefonisch zu lösen und auch Alternativen vorschlagen zu können, ist notwendig und wird gerne von unseren Kunden in Anspruch genommen. Wir bieten Adressenlisten an, die auch angenommen werden. Allerdings wird bei Notfällen eine Soforthilfe erwartet. Und da muss eine kompetente, spontane Auskunft selbstverständlich sein.
Ein hartes »Nein« hilft uns allen nicht weiter. Es geht um Weiterbildung, um Ausbildung, um Gesprächsbasis und um seriöse Homöopathie. Seriöse Homöopathie heißt aber auch, bei toxischen Substanzen und bei Hochpotenzen Vorsicht walten zu lassen. Das gleiche gilt für die TCM. In der chinesischen Kräuterkunde werden toxische Substanzen – ich nenne Aconit – sehr hoch dosiert. Wenn diese Substanzen nicht ordnungsgemäß hergestellt, wenn Dekokte oder Granulate nicht ganz genau berechnet werden, können gravierende Vergiftungserscheinungen auftreten. Genau das aber gehört auch zur Ausbildung des Pharmazeuten, eine Maximaldosis zu berechnen – und genau nach Vorschrift des chinesischen Arzneibuches zu agieren. Auch die Haltbarkeit ist zu beachten. Dekokte sind nicht sehr gut haltbar, d.h. auch der Patient muss entsprechend aufgeklärt werden.

Wünsche an die Gesundheitspolitik

Prof. Reiter: Von der Gesundheitspolitik würde ich mir wünschen,
 dass von höchster Ebene her den komplementärmedizinischen Methoden eine entsprechende Aufmerksamkeit entgegen gebracht wird,
 dass auch die Standesvertretung Ärztekammer eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber den komplementärmedizinischen Methoden einnimmt,
 dass es auch die Krankenkassen tun – wir haben derzeit große Probleme z.B. mit der OÖ Krankenkasse, was komplementärmedizinische Methoden betrifft,
 dass man an den Universitäten diesen Therapierichtungen offen gegenüber steht,
 dass man die Beforschung dieser Methoden nicht sabotiert, sondern eher versucht, sie zu unterstützen,
 damit man verifizieren oder falsifizieren kann, was taugt und was nicht taugt.

Ich wünsche mir, dass auch die Sozialversicherungen einmal erkennen, dass es ein ökonomisch interessanter Faktor wäre, sich mit Komplementärmedizin auseinander zu setzen. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass eine bessere komplementärmedizinische Versorgung der Öffentlichkeit letztlich massive Kostenersparnis bringen würde.

Standespolitik

Mag. Muchitsch: Ich darf mich an dieser Stelle bei der Apothekerkammer, Landesgeschäftsstelle Wien, für die Unterstützung des »Interdisziplinären homöopathischen Arbeitskreises« bedanken. Da Homöopathie ein äußerst komplexes Netzwerk verschiedenster Parameter beinhaltet, ist es bei den Diskussionsabenden sehr interessant, die verschiedensten Ansatzpunkte und Sichtweisen der Fachrichtungen Pharmazie und Medizin, Biochemie, Physik, Psychologie zu betrachten. Ich glaube, interdisziplinär können wir hinsichtlich Forschung sehr viel erreichen. Ganz hohen Stellenwert hat für mich die wissenschaftliche Aufklärung der Wirkmechanismen. Es verdichten sich immer mehr Funktionserklärungen, die nicht nur den historischen Arzneischatz beleuchten. Zukunftsweisend sehe ich die Erforschung neuer Arzneimittel auf dem Gebiet der Informationsübertragung als bahnbrechend. Ich finde auch die Kombination klassischer Arzneimittel mit Homöopathika, wie sie bereits angewendet wird, als innovativ, weil nebenwirkungsvermindernd und kosteneinsparend. Aus diesem Grund sind Forschungsgelder hervorragend investiert, um interdisziplinäre Projekte zu verwirklichen.

Prof. Reiter: Eigentlich weiß ich nicht, warum homöopathische Arzneien so »billig« sind. Wenn ich einem Patienten vielleicht im Jahr 10 Kügelchen gebe, dann können diese Kügelchen durchaus mehr kosten. Wenn ich mich darauf verlassen kann, dass das eine gute Arznei ist, dann fließt das sowieso in die Kostenabrechnung mit dem Arzt ein. Wenn man die Homöopathie so praktiziert, dass der Patient die Arznei aus der Hand des Arztes bekommt, dann ist der Hauptarzneibezieher der Arzt. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es überhaupt sinnvoll ist – ich weiß, das ist jetzt gegen die Apothekerschaft – dass man die homöopathische Arznei in der Apotheke dem Patienten übergibt. Denn wenn der Arzt dem Patienten die Arznei aushändigt oder in den Mund gibt, dann kann kein Missbrauch damit betrieben werden. Denn selbst wenn ich Jemandem 1g Globuli aushändige, kann im Einzelfall – das ist aber Schwarzseherei – daraus ein enormer Schaden entstehen. Im anderen Fall kann er ein Arzneimittel kiloweise nehmen, weil es dann ohnehin die falsche Arznei war.

Mag. Muchitsch: Die magistrale Herstellung durch einen Pharmazeuten bedarf zunächst gewisser Investitionen, die auf die Preisgestaltung Auswirkungen haben müssen. Die Qualität rechtfertigt aber ihren Preis, der derzeit bestimmt zu niedrig gestaltet wird. Kritik meinerseits trifft die unglaublich große Trivialliteratur, in der dem Patienten eine gewisse Harmlosigkeit von Komplementärmedizin suggeriert wird. Immer wieder erlebe ich Meinungskonfrontationen in der Apotheke, wo mir verschiedenste Zeitungsausschnitte zur Untermauerung der Harmlosigkeit vorgelegt werden. Nochmals, hier trifft den Apotheker die Verantwortung einer genauen Beratung. Ich denke, dass ein Großteil der gängigsten Homöopathika, vorausgesetzt richtig eingesetzt, einen Segen darstellt. Ohne diesen Arzneischatz könnte ich mir meinen Beruf nicht mehr vorstellen. Hier muss eine klare Trennung zu den gesundheitsgefährdenden Arzneimitteln getroffen werden. Die Abgabe von Komplexmitteln ist durch ihre Rezeptfreiheit und den Registrierungsmodus deklariert. Ich glaube, dass der Hinweis auf einen notwendig erscheinenden Arztbesuch in gleichen Maße erfolgt wie in der Allopathie. Patienten nehmen oft dankbar diese Vermittlung an. An dieser Stelle möchte ich auf die gut funktionierende Drehscheibe Arzt/Apotheker hinweisen. In der Realität kann der Apotheker den Kunden bzw. Patienten sehr viel an Aufklärung in puncto Komplementärmedizin mitgeben, da er sehr oft der erste Ansprechpartner ist und dies wieder komplementärmedizinischen Ärzten zu Gute kommt.

Prof. Frass: Ich glaube, dass die Apotheker eine wichtige Rolle in der Vermittlung von Wissen spielen, daher auch die genannte Serie in der ÖAZ. Es ist weiters wichtig, dass man die Apotheker persönlich kennt, weshalb ich dazu neige, bestimmte Apotheken für die Präparation von Arzneimitteln heranzuziehen. Des weiteren sollte eine Basisausbildung in Komplementärmedizin auch für Pharmazeuten überlegt und ins Studium eingebunden werden, inklusive einer darüber befindenden Prüfung. Aber das ist natürlich ein langer Weg, so weit sind wir auch in der Medizin noch nicht. Für mich ist das eine der Agenden des Dachverbandes. Auch wenn man es selbst u. U. nicht anwendet, so sollten auch die Pharmazeuten, die z.B. am Wochenende Dienst haben, sich selbst aber für Homöopathie nicht interessieren, die wichtigsten Gegenanzeigen zumindest sofort im Auge haben und mögliche Fehlanwendungen verhindern können.

Auf zur Studie

Prof. Reiter: Wir planen im Hinblick auf die erwähnte toxikologische Kasuistik Folgendes: Im Rahmen der Untersuchung des vorhin genannten Falles hat sich herausgestellt, dass diese Frau, als sie Arsenikum genommen hat, erhöhte Arsenspiegel im Harn aufwies. Die Ärzte hatten den Verdacht einer Arsenvergiftung und haben uns Gerichtsmediziner kontaktiert. Unserer Meinung nach war das Vorliegen einer Arsenvergiftung von der Symptomatik her möglich, verifiziert sollte sie durch eine entsprechende Harnanalyse werden. Wir haben dann im Harn nachgewiesen, dass etwa das Doppelte als durchschnittlich an Arsen pro Tag ausgeschieden wurde; kein extrem hoher Wert, wie er bei Vergiftungen vorkommt, aber doch auffällig hoch. Als wir nach der Obduktion Leber und Nieren untersuchten, waren die Organspiegel völlig normal. Das bedeutet, dass offenbar die homöopathische Arznei im Wege der Informationsübertragung im Körper körpereigene Depots der selben oder der gleichen Substanz aktiviert und sozusagen durch eine endogene Aktivierung eines Stoffes der Organismus zu einer Gegenregulation aufgerufen wird; es wäre relativ einfach, dies im Rahmen einer Studie zu überprüfen. Es gibt nämlich publizierte Tierversuche, die ähnliche Ergebnisse schon gebracht haben, also eher ein isopathischer Versuchsansatz: Man vergiftet ein Tier mit einem Schwermetall, lässt es überleben und gibt dann später dieses Schwermetall homöopathisch potenziert; angeblich scheiden die Tiere dann vermehrt dieses ursprünglich verabreichte Gift aus, obwohl dies vorher nicht mehr der Fall war. Nun möchten wir eine Studie machen – wir Gerichtsmediziner haben relativ gute Möglichkeiten, Schwermetallanalytik durchzuführen –, in der wir den Harn von Patienten analysieren, die ein Schwermetall als homöopathische Arznei bekommen, weil es homöopathisch für diesen Patienten angezeigt ist. Wir wollen jeweils vor und nach der Arzneigabe den Schwermetallspiegel im Harn bestimmen, um zu sehen, ob dadurch eine Schwermetallausscheidung provoziert wird. Wenn es uns gelänge, die genannten Tierversuche in dieser Patientenstudie zu verifizieren, dann besteht dadurch zumindest die Möglichkeit, zu belegen, dass Hochpotenzen – als Hochpotenzen würde ich jetzt alles das bezeichnen, was über der Avogadroschen Zahl liegt – im Organismus tatsächlich eine Wirkung erzielen. Damit könnten schon sehr viele Zweifel und sehr viele Gegenargumente ausgeräumt werden. Es wäre für uns eine relativ einfach durchzuführende Studie. Ich glaube, man könnte schon nach den Untersuchungen von zehn Patienten, die homöopathisch ein Schwermetall gebraucht haben – das kann Arsen, Blei, Kupfer, Gold oder Quecksilber sein –, sagen, ob dieser Gedanke richtig oder falsch war.

Unser Wunsche wäre, Homöopathen oder Apotheker zu aktivieren, dass Patienten, die ein Schwermetall homöopathisch verordnet bekommen, gefragt würden, ob sie bereit wären, an dieser Studie mitzutun. Denn es ist sicher nicht ganz einfach und für jedermann akzeptabel, Harn zu sammeln, um ihn für eine Studie zur Verfügung zu stellen. Wenn es die Möglichkeit gäbe, im Wege dieses Interviews Probanden zu finden, wären wir dafür sehr dankbar.


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« Last Edit: November 11, 2019, 11:13:35 PM by Julian »
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Kinderklinik Gelsenkirchen verstößt gegen die Leitlinien

Der Skandal in Gelsenkirchen
Hamer-Anhänger in der Kinderklinik
http://www.klinikskandal.com

http://www.reimbibel.de/GBV-Kinderklinik-Gelsenkirchen.htm
http://www.kinderklinik-gelsenkirchen-kritik.de

Julian

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Re: Österreichische Totalversager
« Reply #1 on: November 11, 2019, 11:16:53 PM »

Warum wird diesem Irrsinn nicht Einhalt geboten?


http://www.oeaz.at/zeitung/3aktuell/2002/10/haupt/haupt10_2002dasp.html

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Auf zur Studie

Prof. Reiter: Wir planen im Hinblick auf die erwähnte toxikologische Kasuistik Folgendes:
Im Rahmen der Untersuchung des vorhin genannten Falles hat sich herausgestellt, dass diese Frau, als sie Arsenikum genommen hat, erhöhte Arsenspiegel im Harn aufwies. Die Ärzte hatten den Verdacht einer Arsenvergiftung und haben uns Gerichtsmediziner kontaktiert. Unserer Meinung nach war das Vorliegen einer Arsenvergiftung von der Symptomatik her möglich, verifiziert sollte sie durch eine entsprechende Harnanalyse werden. Wir haben dann im Harn nachgewiesen, dass etwa das Doppelte als durchschnittlich an Arsen pro Tag ausgeschieden wurde; kein extrem hoher Wert, wie er bei Vergiftungen vorkommt, aber doch auffällig hoch. Als wir nach der Obduktion Leber und Nieren untersuchten, waren die Organspiegel völlig normal. Das bedeutet, dass offenbar die homöopathische Arznei im Wege der Informationsübertragung im Körper körpereigene Depots der selben oder der gleichen Substanz aktiviert und sozusagen durch eine endogene Aktivierung eines Stoffes der Organismus zu einer Gegenregulation aufgerufen wird; es wäre relativ einfach, dies im Rahmen einer Studie zu überprüfen. Es gibt nämlich publizierte Tierversuche, die ähnliche Ergebnisse schon gebracht haben, also eher ein isopathischer Versuchsansatz: Man vergiftet ein Tier mit einem Schwermetall, lässt es überleben und gibt dann später dieses Schwermetall homöopathisch potenziert; angeblich scheiden die Tiere dann vermehrt dieses ursprünglich verabreichte Gift aus, obwohl dies vorher nicht mehr der Fall war. Nun möchten wir eine Studie machen – wir Gerichtsmediziner haben relativ gute Möglichkeiten, Schwermetallanalytik durchzuführen –, in der wir den Harn von Patienten analysieren, die ein Schwermetall als homöopathische Arznei bekommen, weil es homöopathisch für diesen Patienten angezeigt ist. Wir wollen jeweils vor und nach der Arzneigabe den Schwermetallspiegel im Harn bestimmen, um zu sehen, ob dadurch eine Schwermetallausscheidung provoziert wird. Wenn es uns gelänge, die genannten Tierversuche in dieser Patientenstudie zu verifizieren, dann besteht dadurch zumindest die Möglichkeit, zu belegen, dass Hochpotenzen – als Hochpotenzen würde ich jetzt alles das bezeichnen, was über der Avogadroschen Zahl liegt – im Organismus tatsächlich eine Wirkung erzielen. Damit könnten schon sehr viele Zweifel und sehr viele Gegenargumente ausgeräumt werden. Es wäre für uns eine relativ einfach durchzuführende Studie. Ich glaube, man könnte schon nach den Untersuchungen von zehn Patienten, die homöopathisch ein Schwermetall gebraucht haben – das kann Arsen, Blei, Kupfer, Gold oder Quecksilber sein –, sagen, ob dieser Gedanke richtig oder falsch war.

Unser Wunsche wäre, Homöopathen oder Apotheker zu aktivieren, dass Patienten, die ein Schwermetall homöopathisch verordnet bekommen, gefragt würden, ob sie bereit wären, an dieser Studie mitzutun. Denn es ist sicher nicht ganz einfach und für jedermann akzeptabel, Harn zu sammeln, um ihn für eine Studie zur Verfügung zu stellen. Wenn es die Möglichkeit gäbe, im Wege dieses Interviews Probanden zu finden, wären wir dafür sehr dankbar.
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Michael Frass will keine Heilpraktiker in Österreich. Das ist verständlich.

Aber warum gibt es dann keine Kritik an dem "Bioresonanz"-Pfusch?

Pfuschen erlaubt, aber nur für Ärzte?
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