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Subject: TCM; Zürich-Lehrstuhl für Naturheilkunde
From: "H. Lehmann" <...>
Date: Fri, November 9, 2012 09:38
PressemitteilungBerlin, 7. Nov. 2012
Dr. med. Hanjo Lehmann
Büro: Cranachstr. 1, D-12157 Berlin
Tel.: 0049-175-6449006
E-Mail: Lehmann<...>tcm.de
Naturheilkunde-Lehrstuhl an der Universität Zürich Stellungnahme zu den Bewerbern
Claudia Witt, Florian Pfab, Benno Brinkhaus
Chinesische Medizin ohne Chinesisch?
Drei der fünf Bewerber um den Züricher Naturheilkunde-Lehrstuhl - Claudia Witt, Florian Pfab und Benno Brinkhaus - wollen chinesische Medizin erforschen. Aber ihre Kompetenz ist fraglich, ihr wissenschaftstheoretischer Ansatz bedenklich.
1) Ausgangssituation:Weder Benno Brinkhaus noch Claudia Witt und Florian Pfab sprechen oder lesen
chinesisch. Dennoch erklären sie, chinesische Medizin (TCM) erforschen zu wollen, insbesondere Akupunktur. Ohne dies offen auszusprechen (z.B. in ihren Vorträgen in Zürich am 30. August) tun sie so, als wäre ein wissenschaftlicher Umgang mit TCM möglich, ohne deren Quellen und Kernbegriffe in den Ursprungstexten erforschen zu können. In Wahrheit fehlt ihnen so die Kompetenz, sich auch mit den theoretischen Grundlagen von TCM und Akupunktur kritisch auseinandersetzen zu können.
2) Resultat:Das Ergebnis ist eine bemerkenswerte
Schizophrenie im Umgang mit der Akupunktur.
A) Gegenüber
Patienten heißt es, die Akupunktur sei "
ganzheitlich", würde "
Yin und Yang harmonisieren" sowie "
blockierte Energie in den Leitbahnen/Meridianen zum Fließen bringen".
B) In
wissenschaftlichen Beiträgen (ebenso bei den Vorträgen der Bewerber in Zürich am 30. August 2012) werden diese Kategorien nach Kräften vermieden. Lieber spricht man hier von Aspekten wie
Neurotransmittern und
zerebralen Einflussmechanismen, höchstens noch von der Bedeutung des Settings und der Arzt-Patienten-Beziehung. Man präsentiert
Studien, die nachweisen, DASS Akupunktur wirkt, was angesichts der Tatsache, dass Akupunktur Mikroverletzungen verursacht (mit umfassenden Reaktionen des Organismus), im Grunde selbstverständlich ist.
C) Auf die grundlegende
Theorie der Akupunktur und deren
Lehre in den Akupunkturkursen (formuliert z.B. im "Musterkursbuch Akupunktur" der deutschen Bundesärztekammer), bleiben diese Studien aufgrund der sprachlichen und theoretischen Inkompetenz der Forscher ohne Einfluss. Kernpunkte von dem, was dort gelehrt wird, sind nach wie vor:
- Zentrale Kategorien:
Yin-Yang-Lehre und
"5-Phasen-Lehre" ("5-Elemente-Lehre")- "
3-facher Energie-Umlauf" durch die "
12 (Haupt-)Leitbahnen/Meridiane"
- ca.
400 Punkte, angeblich jeweils
mit spezifischen Eigenschaften, zudem viele davon
- zu funktionalen Kategorien wie "
Kardinalpunkte", "
Zustimmungspunkte", "
Alarmpunkte", "
Tonisierungs- und Sedierungpunkte" usw. gehörig.
3) Schlussfolgerung:Biologie, Anatomie und Physiologie (vielfach schon der gesunde Menschenverstand) würden es gebieten, Aspekte wie die "5-Phasen-Lehre", die "Meridiane", den "Energie-Umlauf" sowie die Mehrzahl der genannten funktionalen Kategorien für obsolet zu erklären und aus dem Akupunktur-Curriculum zu eliminieren. Auch die spezifische Wirkung der Punkte muss nach den Ergebnissen der GERAC-Studien (die für "falsche" Akupunktur fast ebenso gute Resultate erbrachten wie für die "richtige") in Frage gestellt werden. Aber aufgrund ihrer beschränkten Voraussetzungen fehlt den Bewerbern die Kompetenz und der Mut dazu (zumal sie solche Positionen ja auch gegenüber chinesischen TCM-Lehrern vertreten müssten).
Eine Forschung jedoch, die weder fähig noch willens ist, aus ihren Ergebnissen Schlussfolgerungen für Theorie und Lehre der erforschten Gebiete zu ziehen, verfolgt einen verfehlten wissenschaftstheoretischen Ansatz und genügt nicht den Ansprüchen einer wissenschaftlichen Hochschulmedizin.------------------------------------------------------
Zum Autor H. Lehmann - wichtige Publikationen:
2012
A Westerner's Questions about TCM (I): Are the Yinyang concept and the Wuxing concept (= 5 elements concept) of equal philosophical and medical rank? in: Journal of Chinese Integrative Medicine, March 2012, Vol. 10, No. 3
(
http://www.jcimjournal.com/articles/publishArticles/pdf/jcim20120301.pdf )
2010
Akupunktur im Westen: Am Anfang war ein Scharlatanin: Deutsches Ärzteblatt 32/2010
http://www.aerzteblatt.de/archiv/776952003 Dissertation bei Prof. Dietrich Grönemeyer, Universität Witten-Herdecke:
Vorstudien zu einer Evidenz-basierten Akupunktur: Konsensus-Analyse zum Ist-Zustand der chinesischen Akupunkturtherapie2001
Manifest zur Lage der deutschen Akupunktur, in: Ztschr. AKU 29,2 (2001)
1999 (Lehrbuch)
Akupunkturpraxis - Chinesische Standardtherapie mit Relevanzkarten(Urban & Fischer, München)
1998 SVESA-Akupunkturpreis für den Aufsatz:
Akupunkturbehandlung der Epicondylitis: Ätiologische Problematik und therapeutische Pragmatik1998
Zusatzbezeichnung Akupunktur: Noch immer ein weiter Wegin: Deutsches Ärzteblatt 95, 3. August 1998
1997
Probleme und Konflikte der internationalen Akupunktur (I): Wen oder was verbinden eigentlich die "Luo-Gefäße"?, in: Ztschr. AKU 25,4 (1997)
1993
Akupunktur: Therapie durch gezielte Verletzungen(Leitartikel in: "Ärztliche Praxis", 9. Okt. 1993)
1993
Thesen zur kritischen Akupunktur, in: Berliner Ärzteblatt 106,14-15 (1993)
1990 (Lehrbuch)
Allgemeine Statistik der Akupunkturpunkte (Asiartco Verlag Berlin)
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