Die Veröffentlichung
genügt nicht den Ansprüchen, die man an eine gute
wissenschaftliche Praxis stellen muss. Die Versuche sind,
am sensationellen Ergebnis gemessen, dilettantisch und
ohne ausreichende Dokumentation ausgewertet worden. Wir
wollen die Veröffentlichung nicht im Einzelnen
kommentieren, da die Messungen aus den erwähnten
Gründen irrelevant sind. Das trifft auch für die
Messungen mit den anderen Belladonna-Verdünnungen zu.
Auf folgende Punkte möchten wir dennoch hinweisen:
- Grundlage dieses
Versuchsvorhabens ist der Vergleich zweier
Lösungen, einer Vergleichslösung, von der
angenommen wird, dass sie keinen Einfluss auf die
Kontraktion hat und der Belladonnapotenz deren
Einfluss auf die Kontraktion nachgewiesen werden
soll. Die Autoren haben sich aber darauf
beschränkt, nur die Belladonnapotenzen
(D-Verdünnungen) zu untersuchen. Versuche mit
Vergleichslösungen fehlen ganz. Hilfsweise kann
man die gerührten Belladonnaverdünnungen
(V-Verdünnungen) als Vergleichslösungen
ansehen.
- Die Hemmwirkung des Atropins
auf die ACh-induzierte Kontraktion der glatten
Muskulatur ist gut dokumentiert und gehört zum
Lehrbuchwissen. Augenärzte machen von der
muskelentspannenden Wirkung des Atropins
Gebrauch, um die Pupillen zu erweitern. Wir
finden es bemerkenswert, dass die Befunde der
Autoren der reinen Lehre der Homöopathie
widersprechen, denn diese besagt, dass ein
Arzneimittel nach Verdünnen bzw. Potenzieren die
gegenteilige Wirkung zeigt, wie in konzentrierter
Form. Die Hochpotenzen müssten also die
Muskel-Kontraktion steigern.
- Wir hatten bereits darauf
hingewiesen, dass bei dem ersten Versuch der
Autoren brauchbare Originalregistrate
aufgezeichnet wurden. Es ist interessant, dass
gerade bei diesem Versuch mit den besten
Registraten die Ergebnisse mit den Hochpotenzen
nicht gezeigt werden, obwohl die sensationellen
Aussagen der Autoren sich auch auf diese
Versuchsreihe beziehen (Abb. 10).

Abb. 10 Auschnitt aus Abb. 4 der
Originalarbeit. Links der Einfluss von geschüttelten und
rechts von gerührten Belladonnaverdünnungen auf die
Kontraktion von Fundus/Corpus Präparaten.
- Die Autoren legen Daten vor,
von denen sie behaupten, sie zeigten eine
signifikante Hemmung der Muskelkontraktion. Der
Begriff der Signifikanz bedeutet lediglich, dass
die Aussage, dass zwei Zahlenreihen verschieden
sind, "glaubhaft" ist. Wenn, wie in den
hier beschriebenen Experimenten, kein eindeutiger
Zusammenhang zwischen den Muskelkontraktionen und
den Zahlenreihen besteht, ist die Aussage der
Signifikanz ohne Bedeutung.
- Abb. 14 und 15 in der
erwähnten Diplomarbeit, die der Diplomand in
seiner Arbeit als Ergebnis der eigenen Versuche
darstellt, sind in der Veröffentlichung in Abb.
1 zusammengefasst. Der Diplomand wird aber weder
als Koautor genannt, noch enthält der Text einen
Hinwies auf seine Mitwirkung. Es kann sich auch
nicht um ein Versehen handeln, denn zwei der
Autoren haben die Diplomarbeit begutachtet.
Die folgende Feststellung der
Autoren im Diskussionsteil der Veröffentlichung ist
aufschlußreich:
"Die beschriebenen Effekte
der Hochpotenzen können somit nicht auf eine
materielle Substanzwirkung zurück geführt werden.
Es ist möglich, dass durch den homöopathischen
Verdünnungsprozess Modifizierungen der Struktur und
Dynamik des flüssigen Arzneiträgers erfolgen, die
zu einer physiko-chemischen Beeinflussung von
Übertragungsmechanismen führen."
Leider teilen die Autoren nicht
mit, was sie damit wohl gemeint haben. Solche
Formulierungen passen wohl eher in den Bereich der
Esoterik als in den der Naturwissenschaften.
Die Autoren haben ein biologisches System verwendet mit
dem sie Zufallszahlen erzeugt haben, die gleichmäßig um
den Wert 100% verteilt waren. Durch methodisch und
psychologisch bedingte Fehler wurden die Datensätze
verändert. Durch ihre Methode der Versuchsauswertung
wurde der Wert der Zufallszahlen wieder abgezogen und die
methodisch bedingten Fehler als Versuchergebnisse
erhalten. Die Zufallszahlen hätte man auch durch
einfaches Würfeln erhalten können.
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