Hadmut Danisch ist inzwischen den Meisten bekannt. Unbekannt hingegen, warum und woüber er schreibt. Darüber sich zu informieren kann man hier höchstselbst in aller Ruhe tun:
http://www.danisch.de/Heute gibt es einen Treppenwitz. Der geht so:
http://www.danisch.de/blog/2018/04/17/materialbasiertes-schreiben/[*quote*]
Materialbasiertes Schreiben
Hadmut
17.4.2018 0:23
Eine Großmutter unter den Lesern klagt mir das Leid ihrer Enkelin.
Es geht wieder mal um neue Lehrmethoden:
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Sei der letzte Schrei im Deutschunterricht, sagt die Deutschlehrerin meiner Enkelin.
Meine Enkelin hat mich um Rat gefragt, aber nachdem sie mir erklärt hatte, was die Aufgabenstellung ist, musste ich zugeben, dass wir so einen Blödsinn nicht machen mussten (durften), als ich zur Schule ging.
Materialbasiertes Schreiben heisst: die Klasse bekommt ein Thema (im vorliegenden Fall Casting Shows). Dazu kriegen sie Statements und publizierte Argumente irgendwelcher Leute (z.B. Broder [sic]). Dann sollen sie eine Für-und-Wider-Argumentation zum Thema schreiben mit begründeter Schlussfolgerung, warum sie dafür oder dagegen sind.
Sie dürfen keine eigenen Argumente, nicht einmal einen eigenen Gedanken einbringen. Sie dürfen nur wiederkäuen, was irgendwelche Laberleute schon vorgekaut haben.
Wir wurden früher ermutigt, uns eigene Gedanken zu machen – den Kindern heute wird das verboten…
[***/quote***]
Nun ja, die Kinder werden heute eben darauf abgerichtet, dass zu fressen, was ihnen die Medien vorgeben, und dabei noch das linke zu fressen und das rechte auszusortieren.
Ist aber nicht so neu, wie die Großmutter meint. Gab’s bei der Kirche im Mittelalter auch schon, da durfte man auch nicht selbst denken, sondern hatte zu tun, was einem gesagt wurde, vorher aber noch selbständig Teufelswerk auszusortieren.
[*/quote*]
Die Oma schreibt etwas. Das ist das Material. Die Oma schreibt über das, was ihrer Enkelin passiert. Das ist das Material im Material. Darin geht es um "materialbasiertes Schreiben". Das ist das Material im Material im Material. Das ist für Hadmut Danisch das Material im Material im Material im Material.
Sowohl die Oma als auch Hadmut Danisch dürfen eigene Gedanken einbringen. "Einbringen", was für ein Wort.
Sowohl die Oma als auch Hadmut Danisch dürfen eigene Gedanken sogar öffentlich schreiben.
Sie dürfen sich bloß nicht dabei erwischen lassen...
Das ist nun mein Material im Material im Material im Material im Material. Das muß jetzt wirklich klargestellt werden, nicht, daß da jemand durcheinanderkommt...
Wie sieht die Sache von einem anderen Standpunkt aus, zum Beispiel dem der Lehre? Klett, ein Schulbuchverlag, schreibt zum Stichwort "Materialgestütztes argumentierendes Schreiben" (was immer das nun wieder sein soll):
https://deutsch-klett.de/materialgestuetztes-argumentierendes-schreiben/[*quote*]
Materialgestütztes argumentierendes Schreiben
Materialgestütztes Schreiben funktioniert ganz anders als Textanalysen und Interpretationen. Materialgestütztes Schreiben ist kein Schreiben über Texte, sondern das Verfassen eines Textes, wie er im Leben vorkommt: einer Anleitung, einer Rezension oder Kritik, eines Leserbriefs oder eines Blogs.
Manche Aufgabenstellungen verlangen sogar einen Kommentar oder einen Essay. Diese Texte sind an bestimmte Adressaten in bestimmten Situationen gerichtet. Die Aufgabenstellung muss genau gelesen werden, denn sie gibt über Adressaten, Situation, Textsorte und Thema Auskunft.
Das Material besteht aus unterschiedlichen Texten bzw. Textauszügen. Dazu gehören auch Tabellen und Diagramme. Diese Materialien müssen genutzt werden. Nutzen heißt, sie im Hinblick auf die Aufgabenstellung zu lesen, Relevantes zu markieren, zu notieren.
[*/quote*]
Das klingt eigentlich ganz vernünftig. Aus einer höheren Warte wird hier doziert:
http://www.springer.com/de/book/9783476044891[*quote*]
Erziehungswissenschaft & Sprachen
Schlüsselkompetenzen
Vorschau
© 2017
Wissenschaftliche Arbeiten schreibenAutoren: Rettig, Heike
Von der Themenfindung bis zur formalen Gestaltung einer wissenschaftlichen Arbeit
Weitere Vorteile
Über dieses Lehrbuch
Über den Autor
Die Ideenfindung, das Erarbeiten einer Fragestellung, die Recherche einschlägiger Literatur und das fachlich und stilistisch angemessene Schreiben sind Fertigkeiten, die in jedem Studium verlangt werden. Dieser Band berücksichtigt die grundlegenden inhaltlichen, formalen und arbeitsorganisatorischen Aspekte, die beim Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit in den philologischen Fächern wichtig sind. Anhand vieler Textbeispiele und durch zahlreiche Quellenverweise aus dem Bereich Germanistik wird exemplarisch und ganz praktisch gezeigt, was notwendig ist, damit die ersten wissenschaftlichen Arbeiten gelingen. Mit vielen Tipps und Checklisten sowie Beispielen. Im zweifarbigen Layout und mit Download-Materialien im Internet.
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Das ist so richtig supermeta. Von dem Buch gibt es beim Datendieb Google einen Einblick:
https://books.google.de/books?id=is04DwAAQBAJ&lpg=PA6&ots=Ia-H6TFdzX&dq=Materialbasiertes%20Schreiben&hl=de&pg=PP1#v=onepage&q=Materialbasiertes%20Schreiben&f=falseMan kann von da nicht zitieren, weil Google Einem Pixelsuppe auf den Bildschirm spuckt. Google, der Datendieb, macht Extratouren.
Screenshots zu machen lohnt nicht.
Was die Meta-Schwätzer von sich geben, klingt logisch, steht aber in Kontrast zur Äußerung der Oma:
[*quote*]
Dann sollen sie eine Für-und-Wider-Argumentation zum Thema schreiben mit begründeter Schlussfolgerung, warum sie dafür oder dagegen sind.
Sie dürfen keine eigenen Argumente, nicht einmal einen eigenen Gedanken einbringen. Sie dürfen nur wiederkäuen, was irgendwelche Laberleute schon vorgekaut haben.
[*/quote*]
Das wiederum enthält einen WIderspruch: Wie soll man
"schreiben mit begründeter Schlussfolgerung", wenn man
"keine eigenen Argumente, nicht einmal einen eigenen Gedanken einbringen" "darf"?
Lassen wir die ganzen philosophischen Anwandlungen weg, die bringen sowieso nichts, sondern betrachten die Angelegenheit unter dem Aspekt "Lernen für das Leben!"
Was lernt man da? Etwas zu zitieren ohne eine eigene Meinung sichtbar zu machen.
Was ist das? Das Rüstzeug für einen Journalisten! So müssen die schreiben, damit sie Klagen aus dem Weg gehen können. Wenn die irgendwas schreiben, dann haben sie ja nur zitiert. Eine eigene Meinung haben die NIE gesagt.
Laut Gesetz gibt es ein Recht auf eine eigene Meinung. Haben darf man sie. Man darf sie bloß nicht sagen.
Heike Rettig schreibt über "wissenschaftliches" Arbeiten. Originaltitel:
"Wissenschaftliche Arbeiten schreiben". Aber es geht um "wissenschaftliches" Arbeiten. Um das Vortäuschen von Wissenschaft und um das Vortäuschen von Arbeit. Genau das wird in Schulen gelehrt. Lernen für das Leben. Stromlinienförmig durchflutschen. Bloß nicht anecken. Nie etwas selber sagen oder meinen.
Da sage noch einer, die Schulbildung trüge nicht zur Verbesserung der Lebenserwartung bei...