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Author Topic: Ich schreibe normalerweise nicht über Menschen, deren Erlaubnis ich nicht zuvor  (Read 500 times)

Omegafant

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"Ich schreibe normalerweise nicht über Menschen, deren Erlaubnis ich nicht zuvor einholte."

Die Überschrift ist ein Zitat und ist aus einem längeren Artikel, dessen bemerkenswerte letzten beiden Absätze des Artikels  lauten:

[*quote*]
Ich schreibe normalerweise nicht über Menschen, deren Erlaubnis ich nicht zuvor einholte. Seit D* ein Opfer des Anschlags ist schreibe ich gelegentlich über ihn. Er kann sich nicht wehren. Er kann keine Zeile autorisieren. Er kann keine Gegendarstellung schreiben. Beim Schreiben existiert die ständige Sorge, zu weit zu gehen. Wie kann man an einen Menschen und sein Schicksal erinnern, ohne ihn zu stilisieren? Verhindern, dass es wie ein Requiem klingt? Wie kann man fürsprechen, statt für ihn zu sprechen? Seine Autonomie als Mensch schützen und sich doch schreibend nicht schützend vor ihn, aber an seine Seite stellen? Wie kann man seine Privatsphäre wahren und gleichzeitig durch Erzählungen zeigen, wer er ist? Nämlich ein Mensch. Kein Name. Kein Symbol. Er hat ein Recht auf seine Autonomie. Er hat ein Recht, dass man ihm wieder ins Leben hilft. Der Aufenthaltsort der Täter ist bekannt. In der Zeit, in der D* im Krankenhaus ist, hat man zu anderen Zeiten ganze Landstriche mit Straßen und Elektrizität versorgt.

D* Schicksal beschämt mich oft. Ich habe keine plausible Erklärung dafür. Die anfängliche Empörung steigerte sich in Zorn, wurde zur Trauer und endet nun in Scham. Mich beschämt, dass er und viele andere in eine Situation geraten sind, in der sie sich gezwungen fühlen, sich ihn ihren Briefen aus dem Krankenhaus bei Menschen bedanken zu müssen, die sich für sie einsetzen. Vielleicht aber ist es andersherum. Die noch in Freiheit leben, die noch Arme und Beine haben, profitieren vom Kampf derjenigen, die sich für die Freiheit interessierten und dafür einen hohen Preis zahlen. Nicht sie haben zu danken. Ich danke.
[*/quote*]


Ein Artikel? Eines Journalisten? Ein Journalist sollte das geschrieben haben? In unserer Zeit schwer vorstellbar. Die Wahrheit ist: Das ist nicht das Original. Dieser Text unterscheidet sich vom Original lediglich durch mehrere kleine Änderungen.

Das Original ist diese Selbstbeweinung der Medienszene:

http://www.zeit.de/kultur/2017-12/tuerkei-deniz-yuecel-erdogan-kiyaks-deutschstunde/komplettansicht

Warum tragen Zeitungen nicht den Untertitel "Hirnwäsche aus der Parallelwelt"?
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Steine kann man nicht essen!

NoRPthun

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Aus einem Newsletter vom 20.12.2017 ein  unverändert wiedergegebenes Zitat:

[*quote*]
Auffällig auch, dass immer mehr Journalisten verschiedener Medien zusammenarbeiten, ihre Kompetenz bündeln, um gemeinsame Recherchen voranzutreiben. Und das bisweilen sogar weltweit, wie bei den spektakulären Enthüllungen um die "Paradise Papers". Oder auch bei den erhellenden Einblicken in die Welt des Fußballs durch die "Football Leaks".

Aber auch national existieren immer mehr Kooperationen zwischen Printmedien und Fernsehsendern. Es gibt längst nicht mehr nur die immer wieder aufsehenerregende Recherchekooperation von SZ, WDR und NDR. Längst haben sich neue Formen der journalistischen Zusammenarbeit etabliert, erleben Fernseh- und Zeitungsjournalisten, wie gewinnbringend eine gemeinsame, vertrauensvolle Recherche sein kann. Solche Bündnisse stärken den Journalismus, erhöhen unsere Wirkungskraft.
Bleibt nur der Appell: Weiter so!
[*/quote*]

Journalisten jagen im Rudel. Wie Wölfe.

Was machen die Wolfsrudel als nächstes? Wen werden sie jagen? Wieder imaginäre Feinde? Ist das Jagen imaginärer Feinde nicht das Merkmal von Diktaturen wie Hitlerdeutschland und DDR?

[*quote*]
Es nahen die besinnlichen Tage. Zeit vielleicht auch für jene, die mit immer neuen Kampfbegriffen wie "Staatsmedien" oder "Staatspresse" jene diffamieren, die sich - wie viele andere auch - für einen Journalismus engagieren, wie ihn eine Demokratie dringend braucht: Wachsam, neugierig, engagiert, vorurteilsfrei, faktenorientiert und unabhängig !
[*/quote*]

Sie jagen im Rudel. Wir leben in interessanten Zeiten.
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A place for vintage tractors:

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We are a small family run business located in the community of Cefn Coch in rural Mid Wales."
https://web.archive.org/web/20160729211143/http://www.vintagetractors.freeserve.co.uk:80/
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