Ich darf das kopieren.
http://www.animal-health-online.de/gross/2015/06/14/giftiges-jakobskreuzkraut-rinder-sterben-auf-oko-flache/30139/[*QUOTE*]
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14.06.2015
Giftiges Jakobskreuzkraut: Rinder sterben auf Öko-Flächehttp://www.animal-health-online.de/gross/wp-content/uploads/2011/08/kreuzkraut-150x100.jpgKreuzkraut
Neustadt (aho) – Auf einer Öko-Fläche der Stiftung Naturschutz in Neustadt (Kreis Ostholstein) sind im Mai im Abstand von acht Tagen zwei Kühe einer Herde schottischer Hochlandrinder verendet. Der bisherige Untersuchungsstand spricht für eine chronische Vergiftung durch Jakobskreuzkraut. Die Herde graste bisher auf einer Salzwiese, die hoch mit der Giftpflanze belastet war. Die überlebenden Rinder wurden umgeweidet.
Die Wildpflanze, die sich in den vergangenen Jahren stark ausgebreitet hat, enthält in allen Teilen sogenannte Pyrrolizidinalkaloide (PA), die zu chronischen Lebervergiftungen führen. Der Gehalt ist in den Blüten bis zu doppelt so hoch wie im Kraut. Im Einzelnen sind Acetylerucifolin, E-Erucifolin, Z-Erucifolin, 21-Hydroxyintegerrimin, Integerrimin, Jacobin, Jacolin, Jaconin, Jacozin, Retrorsin, Ridellin, Senecionin, Seneciphyllin, Senecivernin, Spartioidin und Usaramin vorhanden. Die Alkaloide bleiben, im Gegensatz zu vielen anderen Giftpflanzen, bei der Konservierung in Heu oder Silage wirksam und werden auf diese Weise auch von Weidetieren mit aufgenommen, die die im frischen Zustand bitter schmeckenden Kräuter ansonsten eigentlich meiden. Auch kleine Dosen schädigen die Leber dauerhaft, so dass eine schleichende Vergiftung über Jahre möglich ist. Insbesondere bei Pferden, aber auch bei Rindern kann das Kraut zu ernsthaften Erkrankungen und schließlich zum Tod führen. Als tödliche Dosis für Pferde werden 40 bis 80 Gramm Frischpflanze pro Kilogramm Körpergewicht genannt, bei Rindern 140 Gramm. Schafe und Ziegen sind weniger empfindlich, bei Aufnahme größerer Mengen (zwei bis vier Kilogramm pro Kilogramm Körpergewicht) sollen aber auch bei diesen Todesfälle auftreten. Trotzdem ist der Naturschutz bemüht, die Giftpflanze zu dulden, da sie angeblich einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leistet.
Optimale Bedingungen findet das Jakobskreuzkraut auf Flächen mit mangelnder Weidepflege und unterlassener Nachmahd. Besonders häufig ist es daher auf Naturschutzflächen und ungepflegten Pferdeweiden anzutreffen. Als wichtigste Bekämpfungsmaßnahme muss die Samenbildung der Pflanze verhindert werden. Das bedeutet, dass betroffene Flächen spätestens bei Blühbeginn gemäht werden müssen. Das gilt auch für die Nachmahd der Weideflächen. Einzelpflanzen können ausgerissen oder ausgestochen werden.
Lesen Sie auch die Broschüre: Jakobskreuzkraut – eine Giftpflanze auf dem Vormarsch 3. Auflage, Stand: Juni 2011 (PDF).
https://www.landwirtschaftskammer.de/riswick/pdf/jakobskreuzkraut.pdfLesen Sie auch:
Schweiz: Giftiges Kreuzkraut breitet sich aus
http://www.animal-health-online.de/gross/2007/02/20/schweiz-giftiges-kreuzkraut-breitet-sich-aus/9211/Achtung Rinder, Schaf- und Pferdehalter: Giftiges Jakobskreuzkraut nimmt zu; Weiden regelmäßig nachmähen!
http://www.animal-health-online.de/gross/2011/05/18/17014/17014/--------------------------------------------------------------------------------------------------
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http://www.animal-health-online.de/gross/2011/05/18/17014/17014/[*QUOTE*]
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18.05.2011
Achtung Rinder, Schaf- und Pferdehalter: Giftiges Jakobskreuzkraut nimmt zu; Weiden regelmäßig nachmähen!http://www.animal-health-online.de/gross/wp-content/uploads/2011/05/Jacobaea_vulgaris-300x400.jpgBad Kreuznach (aho) – Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz erwartet 2011 ein weiteres Vordringen des giftigen Jakobskreuzkrauts und mahnt deshalb die Rinder, Schaf- und Pferdehalter in Rheinland-Pfalz zur Vorsicht. Insbesondere Jungtiere fressen die Pflanze „Senecio jacobaea“, die auch als Jakobs-Greiskraut bekannt ist. Besonders gefährlich ist sie jedoch in Heu und Silage, so die Kammer.
Das anspruchslose Jakobskreuzkraut wird zwischen 30 und 100 Zentimeter groß und hat löwenzahnähnliche Blätter und im oberen Teil gelbe Blüten in einer weit verzweigten vielblütigen Schirmrispe. Die gesamte Pflanze beinhaltet Alkaloide, ist daher giftig und verursacht Leberschäden. Die jüngsten Pflanzen und die gelben Blüten sind am giftigsten. Pferde und Rinder reagieren auf das Kraut empfindlicher als Schafe und Ziegen. Besonders gefährlich für die Tiere ist die Zeit vor der Blüte, denn die jungen, besonders giftstoffreichen Blätter werden auf der Weide gefressen. Die Folgen sind Vergiftungen, die sich bei wiederholter Aufnahme anreichern. Es kommt dann zu Schmerzen im Magen- und Darmbereich und zu Krämpfen. Die Leberschäden können bei Rindern und Pferden zum Tod führen. Sobald die Pflanzen ab Juni blühen, ist die Pflanze ausgewachsen und hat gelbe, margeritenartige Blüten. Tiere rühren sie dann meist nicht mehr an. Wenn die Blüten Samen bilden, weil die Weide nicht gemäht wird, ist die Ausbreitung im kommenden Jahr vorprogrammiert.
Auf regelmäßig gemähtem Grünland hat das Jakobskreuzkraut keine Chance, sich zu vermehren. Optimale Bedingungen findet es aber auf Weiden, die nicht regelmäßig nachgemäht werden. Besonders häufig ist es auf wenig gepflegten Pferdeweiden zu finden. Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz empfiehlt, durch regelmäßiges Nachmähen von Grünlandflächen das Blühen und insbesondere die Samenbildung der Pflanzen zu verhindern. Um das Jakobskreuzkraut wirksam zu bekämpfen, sollte es ausgerissen oder ausgestochen und die Pflanzenreste entsorgt werden. Dabei sind auch die Wurzeln so weit wie möglich zu entfernen, da Jakobskreuzkraut auch aus im Boden verbliebenen Wurzelresten erneut austreiben kann.
Eine Broschüre mit dem Titel Jakobskreuzkraut, eine Giftpflanze auf dem Vormarsch hat die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen aufgelegt. Sie kann hier kostenlos geladen werden. (PDF)
http://www.lwk-rlp.de/bilder/mediafile_13189_110511_Jakobskreuzkraut.pdf--------------------------------------------------------------------------------------------------
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"Eine Broschüre mit dem Titel Jakobskreuzkraut, eine Giftpflanze auf dem Vormarsch hat die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen aufgelegt. Sie kann hier kostenlos geladen werden. (PDF)"
http://www.lwk-rlp.de/bilder/mediafile_13189_110511_Jakobskreuzkraut.pdf
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Landesamt für Natur,
Umwelt und Verbraucherschutz
Nordrhein-Westfalen
Landwirtschaftskammer
Nordrhein-Westfalen
Jakobskreuzkraut
(Senecio jacobaea)
Eine Giftpflanze auf dem Vormarsch
www.lanuv.nrw.dewww.landwirtschaftskammer.deHerausgeber
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Nevinghoff 40
48147 Münster
Tel.: 0251 2376-0
Fax: 0251 2376-521
E-Mail: info@lwk.nrw.de
www.landwirtschaftskammer.deLandesamt für Natur, Umwelt
und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen
Leibnizstraße 10
45659 Recklinghausen
Tel.: 02361 305-0
Fax: 02361 3305.3215
E-Mail: poststelle@lanuv.nrw.de
www.lanuv.nrw.deDie Veröffentlichung dieser Broschüre
wurde gefördert durch das
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt,
Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz
des Landes Nordrhein-Westfalen
Landwirtschaftskammer
Nordrhein-Westfalen
Landesamt für Natur,
Umwelt und Verbraucherschutz
Nordrhein-Westfalen
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt,
Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz
des Landes Nordrhein-Westfalen
Autoren, fachliche Redaktion
Dr. Andreas Neitzke
Landesamt für Natur, Umwelt
und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen
Tel.: 02361 305-3400
E-Mail: Andreas.Neitzke@lanuv.nrw.de
Dr. Clara Berendonk
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Tel.: 02821 996-193
E-Mail: Clara.Berendonk@lwk.nrw.de
Fotos
Dr. Clara Berendonk, Foto 1, 5, 7, 14, 15, 16, 17, 18
Dr. Andreas Neitzke, Titel sowie Foto 2, 3, 4, 6, 8, 9, 10, 11
Peter Schütz, Foto 12, 13
DTP/Gestaltung
Uwe Niemz
E-Mail: Uwe.Niemz@lwk.nrw.de
3. Auflage, Stand: Juli 2011
4
5
10
14
16
20
21
22
23
24
26
Inhalt
Ein Kraut wird zum Problem
Biologie und Bestimmungsmerkmale
des Jakobskreuzkrautes
Blütenstand
Stängel
Blätter
Wurzeln
Lebenszyklus
Verwechslungsmöglichkeiten mit gelb blühenden Arten
Giftigkeit des Jakobskreuzkrautes
Symptome
Therapie
Probleme bei der Nutzung
Verbreitung
Standortbedingungen
Einfluss der Nutzung
Bekämpfung
Landwirtschaftliche Nutzung ohne Bewirtschaftungsauflagen
Extensive Nutzung zur Erreichung von Biodiversitätszielen
Grünlandnutzung zum primären Biotopschutz
Pflege sonstiger Flächen, Böschungen, Straßenbegleitgrün
Anlage von Grünland
Entsorgung/Verwertung
Wer berät und wer genehmigt?
Gesetzliche Regelungen
Zusammenfassung
Weitere Informationen und Quellen
4
Rinderweide
1
Ein Kraut wird zum Problem
Artenreiches Grünland liefert wertvolles Heu und gehört zu den farbenfrohesten
Biotopen in Nordrhein-Westfalen mit wichtigen Funktionen für das Landschaftsbild.
Unter den buntblühenden Kräutern gibt es aber auch Pflanzen, die für die Nutztiere
schädlich sind.
Das Ziel der ordnungsgemäßen Landwirtschaft ist es daher, den Anteil dieser Pflan-
zen im Bestand unter den arttypischen Schadschwellen zu halten. Für das Jakobs-
kreuzkraut (Senecio jacobaea), häufig auch Jakobsgreiskraut genannt, ist dies aus
unterschiedlichen Gründen in den letzten Jahren nicht gelungen. Zielkonflikte
zwischen verschiedenen Ansprüchen an das Grünland und sich daraus ergebende
Fehler bei der Anlage sowie Mängel in der Bewirtschaftung des Grünlandes haben
es der Pflanze ermöglicht, sich auszubreiten. Aber nicht nur im Grünland, auch in
Brachen, auf Bauerwartungsland, im Straßenbegleitgrün sowie an Bahndämmen
hat sich das Jakobskreuzkraut stark vermehrt. Durch Unter- oder Übernutzung
lückig gewordene und in ihrer Konkurrenzkraft geschwächte Narben sowie späte
Nutzung, zusammen mit mangelnder Sorgfalt bei der Grünlandpflege, ermöglichen
die Samenbildung und das zahlreiche Auflaufen der Samen dieser Giftpflanze in
den Lücken. War dies lange Zeit überwiegend ein Problem der Pferdeweide, können
mittlerweile erhöhte Deckungsgrade auch in wenig gepflegten Rinderweiden
beobachtet werden.
5
Straßenböschung
2
Extensivierungsfläche
3
Biologie und Bestimmungsmerkmale
des Jakobskreuzkrautes
Blütenstand
Doldentraube aus 15 bis 20 gelben Blütenköpfen (Korbblütler). Die
Blütenköpfe besitzen einen Durchmesser von 15 bis 25 mm und bestehen aus
12 bis 15 Zungenblüten sowie rund 50 bis 60 Röhrenblüten. Die Blütenhülle
besteht aus 13 schwarz bespitzten Hüllblättern sowie ein bis zwei anliegenden
Außenhüllblättern.
4
Blütenkopf
6
Stängel
Der Stängel ist an der Basis rötlich, ansonsten grün,
kantig gerillt und teilweise spinnwebartig behaart.
Die Stängellänge liegt zwischen 20 und 130 cm.
Blattformen im Rosettenstadium
5
Blütenstängel
6
Blätter
Die Stängelblätter sind leierförmig/fiederteilig und wechselständig. Die
Seitenzipfel stehen rechtwinkelig ab. Die Unterseite ist schwach behaart.
Die mittleren und oberen Blätter sind mit tiefspaltigen Öhrchen sitzend.
Die Form der Rosettenblätter reicht von leierförmig/fiederspaltig bis leier-
förmig/fiederteilig.
Wurzeln
Von einer Pfahlwurzel ausgehend erstrecken sich zahlreiche Faserwurzeln
in einem Umkreis von 30 cm. Aus Teilstücken, die beim Ausreißen im
Boden bleiben, können sich neue Pflanzen entwickeln.
7
Lebenszyklus
Die Pflanze ist bei ungestörten Wachstumsbedingungen zweijährig. Im ersten
Jahr entwickelt sich nur eine Blattrosette, deren Einzelblätter 20 bis 30 cm
lang werden können. Im zweiten Jahr bildet sich die Sprossachse mit den
Blütenständen, die bis zu 2000 Korbblüten enthalten. Die Blütezeit beginnt im
Juni und endet im Oktober. Die Hauptblütezeit liegt um den 25. Juli (Jacobi).
Blühende Exemplare finden sich nach spätem Schnitt auch noch im
November. Die pro Pflanze gebildete Anzahl flugfähiger Samen kann über
100000 betragen. Die Hauptverbreitung erfolgt mit dem Wind, wobei eine
Entfernung von 50 m selten überschritten wird. Nach der Samenbildung stirbt
die Mutterpflanze in der Regel ab. Um keimen zu können, benötigen die
Samen offenen Boden, was das verstärkte Auflaufen in schlecht gepflegtem
Grünland erklärt. Im Boden bleiben die Samen bis zu 25 Jahre keimfähig. Die
Langfristigkeit der Sanierung von Problembeständen hat hierin ihre Ursache.
Auch auf vegetativem Weg ist eine Vermehrung möglich.
7
samenreifer Blütenstand
8
Verwechselungsmöglichkeiten mit gelb blühenden Arten
Rainfarn (Tanacetum vulgaris)
8
Tanacetum-Blatt
9
Johanniskraut (Hypericum spec.)
10
Wiesen-Pippau (Crepis biennis)
11
9
Wiesen-Bocksbart12
(Tragopogon pratensis)
Wiesen-Bocksbart in der Samenreife
13
14
15
Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)
Abspreizendes Kreuzkraut (Senecio erraticus)
Verwechslungsmöglichkeit mit weiteren Senecio-Arten, die aber ebenfalls
giftig sind, ist unter anderem Abspreizendes Kreuzkraut (Senecio erraticus).
10
Giftigkeit des Jakobskreuzkrautes
Die Giftigkeit der Greiskräuter, zu denen das Jakobskreuzkraut gehört, beruht
auf dem Gehalt an verschiedenen Pyrrolizidin-Alkaloiden, die im Körper zu
Schadstoffen verstoffwechselt werden und zu akuten oder chronischen Ver-
giftungen führen (Leberschäden). Das Gravierende an diesen Stoffen ist, dass
sie nicht ausgeschieden werden, sondern sich im Körper, vor allem der Leber,
ansammeln. Dadurch führt auch die wiederholte Aufnahme von kleinen Men-
gen zu einer Vergiftung, die tödlich verläuft, da es keine Heilungsmöglichkei-
ten gibt.
Vergiftungen durch Jakobskreuzkraut sind nicht nur in Deutschland bekannt
(Schweinsberger Krankheit). In England, Irland und der Schweiz wird seit
langem an Möglichkeiten der Bekämpfung von Jakobskreuzkraut geforscht.
In England gibt es sogar Vorschriften zur Kontrolle des Jakobskreuzkrautes.
Die verschiedenen Nutztiere reagieren unterschiedlich auf die Giftstoffe.
Besonders gefährdet sind Pferde. Rinder sind etwas unempfindlicher.
Die höchsten Giftmengen vertragen Schafe und Ziegen.
Tödliche Dosis:
(Frischpflanze)
Tödliche Dosis:
ca. Anzahl Triebe/kg
Körpergewicht
(70 g Frischmasse/Trieb)
Pferd
40-80 g
Frischgewicht/kg
Körpergewicht
(= 4-8 %
der Lebendmasse)
0,6 bis 1,1
Entspricht 14 bis 20 kg
Frischgewicht bei einem
350 kg schweren Island-
pferd oder 2,4 kg
getrocknet im Heu
Rind
140 g
Frischgewicht/kg
Körpergewicht
(= 14 %
der Lebendmasse)
2
Bei 1 % im Heu
in 3 Monaten erreicht
Bei 10 % im Heu
in 20 Tagen erreicht
Schaf
über 2 kg
Frischgewicht/kg
Körpergewicht
Ziege
1,24 bis 4 kg
Frischgewicht/kg
Körpergewicht
n. Lüscher et. al., 2005, verändert
über 25
20 bis 60
11
Die Gefahr ist erheblich, wenn man sich vor Augen führt, dass ein einzelner
ausgewachsener Trieb im Mittel etwa 70 g Frischmasse oder 10 g Trocken-
masse wiegt. Die auf dem Foto unten gezeigten 15 Triebe haben zusammen
bereits ein Frischgewicht von 1000 g.
15 Triebe entsprechen
1000 g Frischmasse
oder 150 g
Trockenmasse
16
Wird einer 700 kg schweren Kuh diese Menge 100 Mal angeboten, ist bereits
die Letaldosis erreicht. Jegliche Verfütterung sollte daher konsequent ver-
mieden werden, denn erste Schäden sind bei einem chronischen Krankheits-
geschehen bereits nach Aufnahme erheblich geringerer Futtermengen zu er-
warten. Die Wirkung auf Föten ist bei wesentlich geringeren Mengen anzu-
setzen.
Ein Ertragsanteil von 0,05 Prozent oder 1 Trieb je ar erscheint aus heutiger
Sicht als äußerste Grenze der Verunkrautung, die geduldet werden kann, denn
gerade bei langlebigen Tieren im Bereich der Pferdehaltung ist eine größere
Empfindlichkeit zu befürchten und ein geringerer Unkrautbesatz zu fordern.
12
Symptome
In der Literatur werden folgende krankhaften Veränderungen im Laufe einer
Senecio-Vergiftung beschrieben, die sich bei chronischem Verlauf über Mo-
nate entwickeln, bei akutem Verlauf aber in wenigen Tagen zum Tode führen
können:
Gewichtsverlust, reduzierte Futteraufnahme, wässriger oder blutiger Durchfall,
erhöhte Photosensibilität, Bewusstseinstrübung, stumpfer Gesichtsausdruck,
bei Pferden häufiges Gähnen durch zentralvenöse Schäden aufgrund einge-
schränkter Leberfunktion, unkontrollierte Bewegung, zielloses Wandern
(walking desease), Lethargie oder plötzliche Aufregungszustände, kolikartige
Beschwerden bis hin zum hepatischen Koma und Tod. Speziell bei Rindern:
reduziere Milchleistung, abnorm gefüllter Pansen bei fehlender Pansen-
motorik.
Am empfindlichsten reagiert das Pferd, gefolgt vom Rind, relativ weniger em-
pfindlich sind Schafe und Ziegen, bei denen eine partielle Detoxifikation in den
Vormägen wahrscheinlich ist.
Therapie
In akuten Fällen ist eine Behandlung aussichtslos. Bei chronischer Vergiftung
bestehen gegebenenfalls im sehr frühen Stadium geringe Heilungschancen
durch symptomatische Leberbehandlung, wenn konsequent jegliche weitere
Zufuhr pyrrolizidinhaltigen Futters ausgeschlossen wird. Die Tiere verenden
manchmal erst nach mehreren Monaten.
13
Probleme bei der Nutzung
Bei der Verwertung von kreuzkrautreichen Beständen ist zwischen der Weide-
und der Wiesennutzung zu unterscheiden.
Bei der Weidenutzung ist die Gefahr der Aufnahme vermutlich zwar am ge-
ringsten, da Bitterstoffe in der frischen Pflanze den Verbiss verhindern. Zu
beachten ist allerdings, dass dieser natürliche Verbissschutz in den jungen
Pflanzen noch nicht voll ausgebildet ist, da die Bitterstoffe erst im Laufe des
Jahres gebildet werden. Auch die Mengen an Giftstoffen ändern sich mit der
Zeit. Nach Untersuchungen der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
zusammen mit der Biologischen Station Kranenburg und der Universität Bonn
sind die Gehalte im Rosettenstadium am geringsten und steigen bis zur Voll-
blüte an, wobei die Blüten am meisten Giftstoffe enthalten. Die Folge ist, dass
eine Aufnahme auch auf der Weide nicht ausgeschlossen werden kann, insbe-
sondere bei jungen Pflanzen oder überweidetem Grünland, wenn die Tiere nur
noch wenig Futter vorfinden und sie aus Hunger gezwungen sind, die Pflanzen
zu fressen. Junge, unerfahrene Tiere und auch ältere Tiere ohne Weideerfah-
rung sind einem besonderen Risiko ausgesetzt.
Bei der Heunutzung tritt ein weiteres Problem auf. Die den Verbiss verhindern-
den Bitterstoffe bauen sich bei der Trocknung ab. Die Giftstoffe bleiben jedoch
weitgehend erhalten und werden von den Tieren mit dem Heu problemlos ge-
fressen. Daher ist es vor der Heubereitung wichtig, das Kreuzkraut aus dem
Bestand zu entfernen.
Bei der Weidepflege und Nachmahd von Weideresten ist zu beachten, dass
das Material nicht auf der Fläche belassen werden darf, solange die Tiere da-
rauf weiden. Es ist vollständig zu entfernen und zu entsorgen, denn gerade in
getrocknetem Zustand fressen die Tiere das Jakobskreuzkraut mit. Verbleibt
das Mulchmaterial auf der Fläche, dürfen die Tiere erst aufgetrieben werden,
wenn sichergestellt ist, dass sich das gemulchte Material vollständig zersetzt
hat und nicht mehr vom Weidevieh aufgenommen werden kann.
14
Verbreitung
Jakobskreuzkraut ist eine heimische Grünlandpflanze und war auch in Nord-
rhein-Westfalen immer Bestandteil des Grünlandes, wie die Auswertung der
Vegetationsaufnahmen der landwirtschaftlichen Standortkartierung Nord-
rhein-Westfalen aus den 50-er bis in die 90-er des letzten Jahrhunderts zeigt.
Ertragsanteile von unter 3 Prozent wurden von Stählin (1971) als stark ge-
sundheitsschädigend, Anteile von über 3 Prozent als tödlich eingestuft.
Neu ist die teilweise eskalierende Ausbreitung im Verlauf der letzten zehn
Jahre. Die Zunahme von Brachflächen auf dem Acker, nicht aufwuchsange-
passte Extensivierung auf dem Dauergrünland und die Einbringung nicht
heimischer Genotypen mit dem Saatgut zur Begrünung von Wildäckern und
Brachen können die Ausbreitung vorangetrieben haben. Gefördert wird die
Vermehrung auch durch nicht fachgerechtes Grünlandmanagement.
Sicherlich haben auch mehrere Jahre mit länger anhaltenden Trockenphasen
die Ausbreitung begünstigt. Noch ist die Ausbreitung kein landesweit flächen-
deckendes Problem, aber lokal ist es in allen Regionen von Nordrhein-West-
falen bereits zu schwerwiegenden Bewirtschaftungs- und Vermarktungs-
problemen gekommen.
Standortbedingungen
Die Verbreitung des Jakobskreuzkrautes konzentriert sich auf mäßig frische
bis wechselfrische, mehr oder weniger nährstoffreiche und basenreiche
Standorte. Der günstigste pH-Wert liegt im Bereich um pH 5.
Jakobskreuzkraut bevorzugt humose, sandige Lehm- und Tonböden in
humiden Klimalagen.
17
Pferdeweide
Einfluss der Nutzung
Nur bei ungestörtem Wachstum entwickelt sich das Jakobskreuzkraut als
zwei- bis dreijährige Pflanze, die nach der Samenbildung in der Regel abstirbt.
Frühe und häufige Grünlandnutzung verhindern die Ausbreitung des Kreuz-
krautes über die Samen. Hat das Jakobskreuzkraut jedoch erst einmal im Be-
stand Fuß gefasst, kann es durch frühe und häufige Nutzung nicht bekämpft
werden. Im Gegenteil, bei hoher Nutzungsfrequenz wird es ständig in der ge-
nerativen Triebbildung gestört, wodurch die Pflanze sehr lange vital bleibt und
auch mehrere Jahre überdauern kann. Daher erweist sich die mechanische
Bekämpfung des Jakobskreuzkrautes durch Intensivierung der Mähnutzung
oft als wenig erfolgreich. Der optimale Schnittzeitpunkt zur Bekämpfung des
Jakobskreuzkrautes ist stets eine Kompromisslösung: der Schnitt sollte mög-
lichst spät erfolgen, damit die Pflanze schon möglichst weit geschwächt ist,
aber früh genug, damit das Jakobskreuzkraut nicht erneut aussamen kann.
Für die Niederungslagen empfiehlt sich daher die dreimalige Schnittnutzung,
für die Mittelgebirgslagen mit kürzerer Vegetationszeit wird in der Regel eine
zweimalige Schnittnutzung ausreichen. Die mechanische Bekämpfung durch
Mähen oder Mulchen ist stets eine langwierige Maßnahme.
Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen fördert besonders die extensive
Weidenutzung die Ausbreitung des Jakobskreuzkrautes. Weil die Tiere das
Jakobskreuzkraut auf der Weide meist meiden, gelangt es dort sehr leicht zur
Samenreife, wenn keine konsequente Weidepflege und rechtzeitige Nachmahd
der Weidereste vorgenommen wird. In der zweiten Vegetationshälfte begüns-
tigt zudem die nachlassende Konkurrenz der Altnarbe die Keimung des
Jakobskreuzkrautes. Auf Pferdeweiden wird diese Ausbreitung des Jakobs-
kreuzkrautes durch intensivere Trittbelastung besonders unterstützt, sodass
das Jakobskreuzkraut in pferdehaltenden Betrieben ein besonderes Problem
darstellt.
16
Bekämpfung
Die beste Bekämpfungsmaßnahme ist es, frühzeitig der Ausbreitung des Ja-
kobskreuzkrautes vorzubeugen. Um das Aussamen zu verhindern, müssen
erste einwandernde Einzelpflanzen frühestmöglich entfernt werden. Die Grün-
landpflege muss sich auf den Erhalt einer dichten konkurrenzstarken Grün-
landnarbe konzentrieren. Durch den Nutzungstermin ist sicherzustellen, dass
ein Aussamen des Kreuzkrautes besonders in der Nähe von wirtschaftlich ge-
nutzten Grünlandflächen vermieden wird. Die Maßnahmen zur Einregulierung
der Bestände richten sich nach den Nutzungszielen des Grünlandes.
Grundsätzlich gilt:
Landwirtschaftliche Nutzung ohne Bewirtschaftungsauflagen
Vorbeugende und mechanische Bekämpfungsmaßnahmen
Regelmäßiger Wechsel der Mahd- und Weideflächen
Konsequente Weidepflege:
bei Bedarf abschleppen
regelmäßige Nachmahd
frühzeitige Nachsaat lückiger Bestände
Förderung der Konkurrenzkraft der Untergräser
durch angepasste Düngung und frühe Nutzung
Vermeidung von Trittschäden durch angepasste Besatzdichte
Verhindern der Samenbildung des Jakobskreuzkrautes durch
frühzeitige Mahd bei Blühbeginn
mindestens zwei Schnitte bei reiner Schnittnutzung
ausreißen/ausstechen erster einwandernder Pflanzen
Chemische Bekämpfungsmaßnahmen
Bei Einzelpflanzen: mit Dochtstreichgerät
und 33-prozentiger Glyphosatmischung
Bei nesterweisem Auftreten: Rückenspritze mit 1-prozentiger Simplexlösung
Bei flächigem Auftreten
®
2 l/ha Simplex im Rosettenstadium bis zum Schieben des Blütenstängels
®
6 l/ha Banvel M bei ausgebildeter Rosette
17
Anwendungsbestimmungen und Auflagen beachten!
Wenn es um die Bekämpfung von Jakobskreuzkraut geht, zeigt die Verwen-
dung von Simplex eine gewisse Vorzüglichkeit. Es müssen jedoch alle Anwen-
dungsbestimmungen, Auflagen und Wartezeiten des Mittels beachtet werden:
Simplex darf nur auf Flächen mit dauerhafter Beweidung oder nach dem
letzten Schnitt angewendet werden. Keine Schnittnutzung (Frischverfütte-
rung, Silage, Heu) ist im selben Jahr der Anwendung zulässig.
Besonders zu beachten ist:
Bei Umbruch von mit Simplex behandelten Flächen im Jahr nach der
Anwendung nur Getreide, Grünland oder Mais nachbauen. Kein Anbau
von Kartoffeln, Bohnen oder Feldgemüsearten innerhalb von 18 Monaten
nach der Anwendung, Schäden möglich!
Gülle, Jauche oder Mist von Tieren, deren Futter (Gras, Silage oder Heu)
von mit Simplex behandelten Flächen stammt oder verkompostiert wurde,
nur auf Grünland, zu Getreide oder Mais ausbringen. Bei allen anderen
Kulturen könnte es zu Schädigungen kommen, es sei denn, Simplex wurde
erst nach dem letzten Schnitt angewendet.
Auf Pferdeweiden sollte Simplex nur zur Horst- oder Einzelpflanzenbe-
handlung oder im Streichverfahren eingesetzt werden.
Sowohl bei nachfolgender Beweidung als auch bei Schnittnutzung ist darauf
zu achten, dass die abgestorbenen Pflanzenreste des Jakobskreuzkrautes
verrottet sind, ehe die Nutzung erfolgt.
18
Extensive Nutzung
zur Erreichung vonBiodiversitätszielen
Jenach Ausgangssituation und den Naturschutzzielen:
mechanische Bekämpfung
Herbizidanwendung nach Beantragung einer Sondergenehmigung
bei der Unteren Landschaftsbehörde. Geeignetes Mittel ist Simplex.
Zur Reduktion der Schädigung anderer niedrigwüchsiger Kräuter
Einsatz eines Streichgerätes erwägen. Die genannten Anwendungs-
bestimmungen sind beim Einsatz von Simplex besonders zu beachten.
In Verbindung mit diesen Maßnahmen ist eine Übersaat oder Nachsaat
(Scheibenegge) mit geeigneten Mischungen für Extensivstandorte durchzu-
führen. Nur so können die Lücken, in denen sich sonst die Pflanzen neu an-
siedeln, geschlossen werden.
Diese Maßnahmen müssen über mehrere Jahre durchgeführt und stets von
den gängigen Pflegemaßnahmen zur Sicherung einer dichten Grünlandnarbe
begleitet werden. Hierzu gehören: Walzen, schleppen, Weidereste beseitigen
und entsorgen, Nachmahd im Herbst, die ebenfalls unschädlich entsorgt wer-
den muss, sowie die Silierung zur Winterfuttergewinnung, wenn sie mit den
Nutzungsterminen vereinbar ist.
So weit die Nutzungsauflagen es zulassen, auf pH-Wert und Versorgungsstufe
des Bodens achten, um eine konkurrenzkräftige Grünlandnarbe zu entwickeln,
siehe
www.landwirtschaftskammer.de, Rubrik Landwirtschaft, Ackerbau und
Grünland, Grünland.
19
Grünlandnutzung zum primären Biotopschutz
Die Pflegezeitpunkte richten sich nach den faunistischen und floristischen Ziel-
arten. Mulchen vor der Samenbildung ist die preiswerteste Maßnahme zur Zu-
rückdrängung des Jakobskreuzkrautes. In Verbindung mit den üblichen Pflege-
maßnahmen und der Übersaat ist langfristig eine Reduktion des Bestandes
möglich. In der Regel ist zwei- bis dreimaliges Mulchen nötig, wenn der Be-
stand später auch wieder zur Futterproduktion verwertet werden soll.
Mechanische Maßnahmen, wie ein Ausrupfen oder Ausstechen, sind in Verbin-
dung mit Beweidungsstrategien, vor allem Schafbeweidung, zur Nutzung des
Aufwuchses geeignet.
Biozönotische Bedeutung
Die Pflanze hat für eine hohe Anzahl Insekten eine Bedeutung als Pollenspen-
der oder Futterpflanze, aber auch als wichtiges Strukturelement in ihrem
Lebensraum. In der Literatur werden rund 170 Arten genannt. Daher sollten
auf Flächen, die nicht als Quelle für eine Verunkrautung landwirtschaftlich ge-
nutzter Flächen fungieren können, rigorose Bekämpfungsmaßnahmen unter-
bleiben. Ein Sicherheitsstreifen von 50 m ist immer einzuhalten.
Larve Karminbär
18
20
Pflege sonstiger Flächen,
Böschungen, Straßenbegleitgrün
Der Pflegezeitpunkt von Böschungen und Begleitflächen sollte sich bei Nach-
barschaft zu landwirtschaftlich genutzten Gebieten nach der Blütezeit des
Jakobskreuzkrautes richten. Auch hier ist ein Sicherheitsstreifen von 50 m
wünschenswert, um den Sameneintrag in das Wirtschaftsgrünland zu be-
schränken. Es muss vor der Samenreife geschnitten oder gemulcht werden.
Die phänologische Stufe "beginnende Vollblüte" dürfte unter Berücksichtigung
des langen Blühzeitraums, der Nachreifung der Samen und der Vermeidung
der Ausbildung perennierender Pflanzen infolge zu häufiger Eingriffe ein geeig-
neter Kompromiss sein. Sollte der Aufwuchs von der Fläche entfernt und auf
geeignete Weise entsorgt werden, ist ein Pflegeschnitt zum Zeitpunkt der Sa-
menbildung empfehlenswert, um negative Auswirkungen zu häufiger Eingriffe
zu vermeiden. Der Einsatz chemischer Mittel ist nur auf landwirtschaftlich ge-
nutzten Flächen erlaubt.
Anlage von Grünland
Eine fachgerechte Anlage von Grünland ist die Grundlage zur Vermeidung von
Problemen mit den verschiedenen Kreuzkräutern. Für die unterschiedlichen
Ziele stehen entsprechende Verfahren zur Verfügung. Die von den Landwirt-
schaftskammern erprobten und empfohlenen Grünland-Mischungen führen zu
den für eine intensive Grünlandnutzung notwendigen leistungsstarken Gras-
narben. Mahdgutübertragung, Heudrusch und N-Mischungen haben sich zur
Anlage von artenreichem und extensiv genutztem Grünland bewährt.
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Entsorgung/Verwertung
Jakobskreuzkrautreiche Aufwüchse gehören nicht auf den Futtertisch. Sie
können in Kompostieranlagen ressourcenschonend entsorgt oder in Verbren-
nungsanlagen unschädlich gemacht werden. Eine Verwertung in geeigneten
Biogasanlagen ist ebenfalls möglich. Untersuchungen der Landwirtschafts-
kammer Nordrhein-Westfalen haben gezeigt, dass die Keimfähigkeit der
Samen durch den Gärprozess auf Null reduziert wird. Zusätzlich unterstützt
vorherige Silierung den Abbau der Keimfähigkeit. Da somit ein problemloser
Einsatz der Gärreste als Dünger auf den Feldern und im Grünland möglich ist,
ohne dass die Gefahr besteht, dass das Jakobskreuzkraut hierbei verbreitet
wird, bedeutet die Vergärung in der Biogasanlage eine sinnvolle Verwertung
jakobskreuzkrauthaltiger Aufwüchse. Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-
Westfalen stellt bei Bedarf die Kontakte zu geeigneten Biogasanlagen her.
Nach erfolgter Sanierung ist auch eine Beweidung mit einem dem Aufwuchs
angepassten Tierbesatz möglich, da die Weidetiere bei Futterüberschuss ältere
Kreuzkraut-Pflanzen, die sich doch noch im Bestand befinden könnten, in der
Regel nicht fressen. Diese Maßnahme muss stets mit guter Weidepflege, das
heißt Nachmahd vor der Samenbildung, kombiniert werden, um einer erneuten
Ausbreitung des Jakobskreuzkrautes entgegenzuwirken.
Bei der Gewinnung von Winterfutter ist die Silierung oder Heubereitung von
Aufwüchsen möglich, wenn Einzelpflanzen vorher aus dem Bestand entfernt
werden konnten. Das ist notwendig, denn nach der Heubereitung bleiben die
Alkaloide im Aufwuchs erhalten, wie eigene Untersuchungen und Ergebnisse
verschiedener Versuchsansteller belegen. Bei der Silierung sind die Ergebnisse
sehr wechselnd. Während in Versuchen 2008 zum Teil ein sehr starker Abbau
festgestellt wurde, waren die Abbauraten nach der Silierung im Jahr 2010
deutlich geringer. Auch in Schweizer Untersuchungen wurde die Reduktion der
Giftstoffe durch die Silierung nur bei hohen Kreuzkrautanteilen bestätigt, bei
geringen Anteilen blieben die Alkaloide jedoch erhalten. Es wird vermutet, dass
der Abbau der Alkaloide umso schneller gestoppt wird, je schneller der Silier-
vorgang einsetzt. Daraus folgt: Je besser die Silagequalität, desto größer ist
die Gefahr, dass die Pyrrolizidinalkaloide nicht abgebaut werden. Von einer
Verfütterung kreuzkrautreicher Silagen ist daher abzuraten.
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mg/kg TM
2.200
Silage
Heu
erntefrisch
2.000
1.800
1.600
1.400
1.200
1.000
800
600
400
200
0
Rosettenstadium
Blühbeginn
Vollblüte
Vollblüte
2008
2008
2008
2010
Einfluss der Konservierung auf den Gehalt an Pyrrolizidin-Alkaloiden (PA)
im Jakobskreuzkraut in Abhängigkeit vom Erntestadium
Wer berät und wer genehmigt?
Die Grünlandexperten und der Pflanzenschutzdienst der Landwirtschafts-
kammer Nordrhein-Westfalen geben die notwendigen Informationen zu den
vorbeugenden Bewirtschaftungsmaßnahmen und geeigneten Bekämpfungs-
verfahren. Der Einsatz von Herbiziden darf nur durch Personen mit einem
Sachkundenachweis erfolgen. In Naturschutzgebieten und bei der Bewirt-
schaftung von Vertragsnaturschutzflächen mit Auflagen ist eine Ausnahme-
genehmigung bei der Unteren Landschaftsbehörde einzuholen. Die Koordi-
nationsstelle Vertragsnaturschutz beim Landesamt für Natur, Umwelt und
Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen muss informiert werden.
23
Gesetzliche Regelungen
Für Bewirtschafter, Vermarkter und Tierhalter ist der § 17 des Lebensmittel-,
Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzes (LFGB) von Bedeutung. Er be-
sagt, dass es verboten ist, für nicht der Lebensmittelgewinnung dienende
Tiere (gemeint sind Heimtiere) Futtermittel zu erzeugen, zu vermarkten und
zu verfüttern, die geeignet sind, den Tieren Schaden zuzufügen. Darüber
hinaus dürfen die Futtermittel für Heim- und Nutztiere über die tierischen
Ausscheidungen den Haushalt nicht gefährden.
Pferde und Rinder sind futtermittelrechtlich den Nutztieren zugeordnet; für
diese gilt die Verordnung (EG) Nr. 178/2002 vom 28. Januar 2002, insbeson-
dere Artikel 15, und Verordnung (EG) Nr. 183/2005 vom 12. Januar 2005
(insbesondere Artikel 4, Artikel 5 sowie die Anhänge I und III) einschlägig.
Sinngemäß sind für Nutztiere die gleichen Vorgaben getroffen wie für Heim-
tiere: Es dürfen nur sichere Futtermittel gehandelt und verfüttert werden, die
die Gesundheit von Tieren nicht schädigen.
Zusätzlich dürfen Futtermittel für Nutztiere über die aus ihnen gewonnenen
Lebensmittel keine Gefährdung für die menschliche Gesundheit darstellen.
Den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln regelt das Pflanzenschutzgesetz
(PflSchG). Die Vorschriften sind zu beachten.
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Zusammenfassung
Jakobskreuzkraut ist eine alte heimische Wildpflanze, die sich in Nordrhein-
Westfalen im Verlauf der vergangenen zehn Jahre an Böschungen, Straßen-
begleitgrün, Stilllegungsflächen, Extensivierungsflächen und besonders auf
Pferdeweiden sehr stark ausgebreitet hat.
Jakobskreuzkraut enthält giftige Pyrrolizidin-Alkaloide, die auch im konservier-
ten Futter giftig bleiben, da sie sowohl durch den Prozess der Silierung als
auch während der Heutrocknung nur unzulänglich abgebaut werden.
Von den Raufutterfressern reagieren besonders Pferde, aber auch Rinder sehr
empfindlich auf den Gehalt an Pyrrolizidin-Alkaloiden im Futter. Die Verfütte-
rung von Jakobskreuzkraut ist zu vermeiden.
Jakobskreuzkraut erfüllt eine wichtige biozynotische Funktion als Futterpflan-
ze und Pollenspender für eine Vielzahl von Insekten. Auf Flächen, die keiner
landwirtschaftlichen Nutzung unterliegen, ist eine Bekämpfung des Jakobs-
kreuzkrautes nicht erforderlich, wenn sichergestellt ist, dass ein Abstand von
50 m zu landwirtschaftlich genutzten Grünlandflächen, insbesondere Exten-
sivierungsflächen und Pferdeweiden, eingehalten wird.
Die Bekämpfung des Jakobskreuzkrautes sollte auf landwirtschaftlich ge-
nutzten Flächen frühzeitig erfolgen, indem erste einwandernde Pflanzen sofort
entfernt werden, sodass ihre weitere Ausbreitung durch Aussamen verhindert
wird.
Die mechanische Bekämpfung des Jakobskreuzkrautes ist langwierig. Durch
zwei- bis dreimalige Schnittnutzung kann der Bestand in seinem Anteil zu-
rückgedrängt werden. Durch eine relativ späte Mahd wird das Jakobkreuz-
kraut stärker im Reservestoffwechsel gestört als durch sehr häufigen Schnitt.
Der Schnitt sollte bei beginnender Vollblüte erfolgen, sodass die Pflanzen
nicht zur Samenreife gelangen. Der Aufwuchs kann nicht verfüttert, sondern
muss entsorgt werden.
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Eine Möglichkeit der Entsorgung bietet die Verwertung des Aufwuchses in der
Biogasanlage. Gegebenenfalls keimfähige Jakobskreuzkrautsamen verlieren
während der Biogasvergärung ihre Keimfähigkeit, sodass eine Ausbreitung
von Jakobskreuzkrautsamen durch die spätere Gülleverteilung nicht zu be-
fürchten ist.
Wichtigste Bekämpfungsmaßnahme, die gleichzeitig auch ein unerwünschtes
Einwandern des Jakobskreuzkrautes in die Fläche verhindert, ist die vorbeu-
gende Grünlandpflege. Hierzu gehört die Sicherstellung einer dichten Grün-
landnarbe durch frühzeitige Nachsaat bei beginnender Lückenbildung und
eine dem Aufwuchs angepasste Nutzung, sei es durch Beweidung oder Mahd.
Die chemische Bekämpfung des Jakobskreuzkrautes ist möglich, sollte aber
stets als letzte Maßnahme in Erwägung gezogen werden, da dann auch alle
wertvollen Grünlandkräuter bekämpft werden. Die chemische Bekämpfung
darf nur von Personen mit gültigem Sachkundenachweis durchgeführt wer-
den. Auskunft erteilen die Kreisstellen der Landwirtschaftskammer Nordrhein-
Westfalen:
www.landwirtschaftskammer.de, Rubrik Wegweiser, Kreisstellen.
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Weitere Informationen und Quellen
www.lfl.bayern.de/ipz/gruenland/37269/aggf_poster38c.berendonk.pdfwww.riswick.de/versuche/pflanzenbau/gruenland/veroeffentlichungen/jakobskreuzkraut-2009.htm
www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/ackerbau/gruenland/index.htmBerendonk, C.; Cerff, D.; Hünting, K.; Wiedenfeld, H.; Becerra, J.; Kuschak, M.,
2010: Pyrrolizidine alkaloid level in Senecio jacobaea and Senecio erraticus
The effect of plant organ and forage conservation. Proceedings EGF, Kiel 2010,
im Druck.
Foerster, E.: 1990: Anlage von Extensivgrünland. -Merkblätter zum Biotop- und
Artenschutz Nr. 87. LÖBF, Recklinghausen: 4 S.
Neitzke, A. (1996): Anlage und Pflege von Grünlandgesellschaften unter
Berücksichtigung von Naturschutzgesichtspunken, -Arbeiten aus dem Institut
für Landschaftsökologie Band der WWU, Bd. 2, Münster: S. 285-299.
Lüscher, A., Siegrist, S., Suter, M., Stutz, C., Gago, R., Bucheli, T., 2005:
Kreuzkrautarten in Wiesen und Weiden: Vorbeugen - früh erkennen -
früh bekämpfen.
http://www.strickhof.ch/fileadmin/strickhof_files/Fachwissen/pflanzenschutz/kreuzkraut_fal.pdf
Stählin, A.; 1971: Gütezahlen von Pflanzenarten in frischem Grundfutter.
Das wirtschaftseigene Futter, Sonderheft 5, S. 119
Giftpflanzen Datenbank für die Veterinärmedizin
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