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Datum: 26.11.2013
Oxytocin macht monogamForscher des Uniklinikums Bonn: Hormon stimuliert beim Anblick der Partnerin das Belohnungssystem im Gehirn
Wie wird die Bindung zwischen Liebenden aufrecht erhalten? Wissenschaftler des Bonner Universitätsklinikums haben nun einen biologischen Mechanismus entdeckt, der die Anziehungskraft zwischen Liebespaaren erklären könnte: Verabreicht man Männern Oxytocin und zeigt ihnen Bilder ihrer Partnerin, stimuliert das Bindungshormon das Belohnungszentrum im Gehirn, erhöht die Attraktivität der Partnerin und stärkt die Monogamie. Die Ergebnisse sind in den “Proceedings of the National Academy of Sciences” (PNAS) veröffentlicht.
Monogamie ist bei Säugetieren nicht sehr verbreitet, der Mensch bildet da eine Ausnahme. Vergleichsweise viele Paare des Homo sapiens haben in einer Liebesbeziehung keine weiteren Partner. Seit Langem rätselt deshalb die Wissenschaft, welche unbekannten Kräfte Liebespaare zur Treue veranlassen. „Eine wichtige Rolle bei der Partnerbindung spielt das Hormon Oxytocin, das im Gehirn ausgeschüttet wird“, sagt Prof. Dr. René Hurlemann, Leitender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn. Ein Wissenschaftlerteam der Universität Bonn hat unter Leitung von Prof. Hurlemann und unter Beteiligung von Forschern der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Chengdu (China) die Wirkung des „Bindungshormons“ genauer untersucht.
Mit Oxytocin wirkt die Partnerin attraktiver
Die Forscher zeigten insgesamt 40 heterosexuellen Männern, die in einer festen Beziehung lebten, Bilder von ihren Partnerinnen und zum Vergleich von fremden Frauen. Die Probanden bekamen zuerst eine Oxytocin-Dosis mit einem Nasenspray verabreicht und erhielten bei einem weiteren Termin ein Placebo. Darüber hinaus untersuchten die Wissenschaftler die Gehirnaktivität der Probanden mit Hilfe funktioneller Magnetresonanztomographie. „Erhielten die Männer Oxytocin anstatt des Placebos, war ihr Belohnungssystem im Gehirn beim Anblick der Partnerin sehr aktiv und sie empfanden sie auch als attraktiver als die fremden Frauen“, sagt Erstautor Dirk Scheele.
In einer weiteren Untersuchungsreihe testeten die Forscher, ob Oxytocin die Aktivierung des Belohnungszentrums nur beim Anblick der Partnerin verstärkt, oder ob es einen ähnlichen Effekt bei Bildern von langjährigen Bekannten und Arbeitskolleginnen gibt. „Die Aktivierung des Belohnungssystem mit Hilfe von Oxytocin wirkte sehr selektiv mit den Bildern der Partnerinnen“, sagt der Psychologe Dirk Scheele. „Diesen Effekt verzeichneten wir nicht, wenn es sich um Bilder von langjährigen Bekannten handelte.“ Nach diesen Ergebnissen reicht also bloße Vertrautheit nicht aus, um den Bindungseffekt zu stimulieren. Es müsse sich schon um Liebespaare handeln, sind die Wissenschaftler überzeugt.
Biologischer Mechanismus der Zweisamkeit wirkt wie eine Droge
Insgesamt zeigten die Daten, dass Oxytocin das Belohnungssystem aktiviert, dadurch die Bindung zwischen den Liebenden aufrecht erhält und die Monogamie fördert. „Dieser biologische Mechanismus der Zweisamkeit ist einer Droge sehr ähnlich“, sagt Prof. Hurlemann. Sowohl in der Liebe als auch beim Konsum von Drogen strebten Menschen nach der Stimulation des Belohnungssystems im Gehirn. „Dies könnte auch erklären, warum Menschen nach einer Trennung von ihrem Partner in eine Depression oder tiefe Trauer verfallen: Das Belohnungssystem ist mangels Oxytocin-Ausschüttung unterstimuliert und quasi auf Entzug“, sagt Prof. Hurlemann. Allerdings wäre eine Therapie mit dem Bindungshormon möglicherweise kontraproduktiv: Oxytocin-Gaben könnten das Leiden eventuell noch verstärken, weil die Sehnsucht nach dem geliebten Partner dadurch nur noch größer würde.
Auf den ersten Blick hat Monogamie keinen großen Sinn. Aus klassischer Sicht der Evolutionsbiologie haben Männer einen Vorteil, wenn sie ihre Gene durch viele verschiedene Partnerinnen möglichst stark verbreiten. Doch spielt auch ein anderer Aspekt eine große Rolle: „Wenn Oxytocin die Paarbindung stärkt, wächst dadurch die Stabilität der Ernährer und damit die Überlebenschance des Nachwuchses“, erläutert Prof. Hurlemann. Und über die Kinder werden wiederum die eigenen Gene weiterverbreitet.
Publikation: Oxytocin enhances brain reward system responses in men viewing the face of their female partner, PNAS, DOI: 10.1073/pnas.1314190110
Kontakt:
Prof. Dr. Dr. René Hurlemann
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn
Tel. 0228/28719124
r.hurlemann@gmail.com
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http://www.pnas.org/content/early/2013/11/22/1314190110[*quote*]
Oxytocin enhances brain reward system responses in men viewing the face of their female partner
Dirk Scheelea,b,1, Andrea Willea,b,1, Keith M. Kendrickc,1, Birgit Stoffel-Wagnerd, Benjamin Beckera,b, Onur Güntürküne, Wolfgang Maiera,f, and René Hurlemanna,b,2
Author Affiliations
Edited by Angela Sirigu, Centre National de la Recherche Scientifique, Bron, France, and accepted by the Editorial Board November 6, 2013 (received for review July 26, 2013)
Significance
Sexual monogamy is potentially costly for males, and few mammalian species along with humans exhibit it. The hypothalamic peptide oxytocin (OXT) has been implicated in mediating pair bonds in various species, but as yet, we know little about neurobiological factors that might act to promote fidelity, especially in men. Here we provide evidence for a mechanism by which OXT may contribute to romantic bonds in men by enhancing their partner's attractiveness and reward value compared with other women.
Abstract
The biological mechanisms underlying long-term partner bonds in humans are unclear. The evolutionarily conserved neuropeptide oxytocin (OXT) is associated with the formation of partner bonds in some species via interactions with brain dopamine reward systems. However, whether it plays a similar role in humans has as yet not been established. Here, we report the results of a discovery and a replication study, each involving a double-blind, placebo-controlled, within-subject, pharmaco-functional MRI experiment with 20 heterosexual pair-bonded male volunteers. In both experiments, intranasal OXT treatment (24 IU) made subjects perceive their female partner's face as more attractive compared with unfamiliar women but had no effect on the attractiveness of other familiar women. This enhanced positive partner bias was paralleled by an increased response to partner stimuli compared with unfamiliar women in brain reward regions including the ventral tegmental area and the nucleus accumbens (NAcc). In the left NAcc, OXT even augmented the neural response to the partner compared with a familiar woman, indicating that this finding is partner-bond specific rather than due to familiarity. Taken together, our results suggest that OXT could contribute to romantic bonds in men by enhancing their partner's attractiveness and reward value compared with other women.
emotion functional imaging love monogamy
Footnotes
1D.S., A.W., and K.M.K. contributed equally to this work.
2To whom correspondence should be addressed. E-mail: renehurlemann@me.com.
Author contributions: D.S., A.W., K.M.K., and R.H. designed research; D.S. and A.W. performed research; D.S., A.W., K.M.K., B.B., and R.H. analyzed data; B.S.-W. contributed new reagents/analytic tools; and D.S., A.W., K.M.K., B.S.-W., B.B., O.G., W.M., and R.H. wrote the paper.
The authors declare no conflict of interest.
This article is a PNAS Direct Submission. A.S. is a guest editor invited by the Editorial Board.
This article contains supporting information online at
www.pnas.org/lookup/suppl/doi:10.1073/pnas.1314190110/-/DCSupplemental.
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