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Pressemitteilung
München, 05. Juli 2006
Schnappauf:
Schuleingangsuntersuchungen - Anteil
übergewichtiger Kinder bleibt gleich,
Impfbereitschaft steigt"Impf-Recallsystem, neue Impf-Aktion in Schulen und Vorlagepflicht für
Impfbescheinigungen sollen Durchimpfungsraten steigern -
Präventionsmaßnahmen gegen Übergewicht werden ausgeweitet"
Mit einem Impf-Erinnerungssystem, neuen Impfaktionen in den
sechsten Klassen, einer Vorlage von Impfbescheinigungen beim Eintritt in
Kindertagesstätten und Schulen sowie einem Bündel weiterer Maßnahmen
soll die Durchimpfungsrate noch gesteigert werden. Gesundheitsminister
Werner Schnappauf stellte dazu heute das neue bayerische Impfkonzept
als Konsequenz aus den Ergebnissen der Schuleingangsuntersuchungen
2004/2005 in München vor. "Nach Auswertung der aktuellsten
Schuleingangsuntersuchungen herrscht keine generelle Impfmüdigkeit in
Bayern. Allerdings müssen besonders die Durchimpfungsraten bei
Masern, Keuchhusten und Hepatitis B noch gesteigert werden. Nur so
können beispielsweise Masernausbrüche, die in Einzelfällen auch Jahre
später noch tödliche Hirnhaut- und Hirnentzündungen auslösen können,
verhindert werden. Impfen ist eine der einfachsten und wirkungsvollsten
Präventionsmaßnahmen, die wir zur Verfügung haben", machte der
Minister deutlich und appellierte an die Eltern diese Schutzmaßnahme
auch konsequent in Anspruch zu nehmen.
Ein Kernpunkt des weiterentwickelten bayerischen Impfkonzeptes ist der
Aufbau eines sog. Recall-Systems für Kinder mit Impflücken. Im Rahmen
eines Pilotprojektes an Gesundheitsämtern wird derzeit ein Erinnerungs-
und Motivationsprogramm für Eltern, deren Kinder bisher nicht oder nicht
ausreichend geimpft sind, getestet. In Regionen mit auffälligen Impflücken
sollen Ärzte in Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst
lokale Impfaktivitäten entwickeln. Dazu werden den Ärzten die jeweils
aktuellen Impfdaten gezielt zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus will
Bayern eine erweiterte Meldepflicht für Mumps, Röteln, Keuchhusten und
Tetanus auf Bundesebene anregen. Künftig werden in allen sechsten
Schulklassen Impfaktionen der Gesundheitsämter angeboten. Neben einer
vollständigen Impfbuchkontrolle erfolgt eine Impfberatung auch über die
ersten Auffrischungsimpfungen und das Angebot von Impfungen ergänzend
zum Impfangebot der Ärzte. Weiter steht die übersichtlichere Gestaltung
von Impfausweisen auf dem Programm. "Eltern, Erzieherinnen und
Lehrern können häufig aus dem Impfausweis gar nicht erkennen, welche
Impfungen schon abgeschlossen sind oder welche
Auffrischungsimpfungen wann anstehen. Hier tut eine Vereinfachung Not",
erklärte der Minister. Zudem wurde eine bayerische
Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) geschaffen. Auch die Aus- und
Fortbildung von Ärzten und Lehrern zum Impfen, sowie die Datenlage
über die Impfraten besonders von Kleinkindern muss verbessert werden.
Das Konzept wird derzeit mit den betroffenen Verbänden abgestimmt; der
Minister dankte allen Beteiligten für die große Bereitschaft zur Mitarbeit.
Schnappauf sprach sich zugleich gegen die Einführung einer gesetzlichen
Impfpflicht aus. "Eine gesetzliche Impfpflicht ist kein praxisgerechter
Weg, wenn nicht am Ende auch der Arzt Impfverweigerer namentlich
melden oder körperlicher Zwang angewendet werden soll", erläuterte der
Minister. Auch eine gesetzliche Impfpflicht als Voraussetzung für den
Schuleintritt oder den Besuch einer Kindertagesstätte hält Schnappauf für
nicht angemessen: "Nicht nur, dass eine solche gesetzliche Pflicht mit der
Schulpflicht kollidieren würde, sondern wir würden sogar die Bildungs-
und Entwicklungschancen besonders der Kinder von Impfgegnern
mindern. Das sollten wir nicht in Kauf nehmen." Statt dessen will der
Minister die Vorlage von Impfbüchern oder Impfbescheinigungen beim
Eintritt in Kindertagesstätten oder bei der Schuleinschreibung
verpflichtend vorschreiben, wenn ein derzeit dazu gestartetes Pilotprojekt
eine Steigerung der Impfraten verspricht. Eltern, die dann keine Impfdaten
vorlegen, sollen besonders über die Bedeutung von Impfungen beraten
werden. Mit dem Projekt sollen auch Faktoren identifiziert werden, die
die Impfbereitschaft senken.
Die aktuellsten Schuleingangsuntersuchungen 2004/2005 hatten zum
Impfstatus gezeigt: zwar sind 90,6 Prozent der ABC-Schützen einmal
gegen Masern geimpft und immerhin bereits 58,6 Prozent ein zweites Mal.
Bei der Zweitimpfung gibt es damit eine deutliche Steigerung gegenüber
44 Prozent im Vergleichszeitraum. Als ausreichend gilt eine Impfrate von
95 Prozent bei der Erstimpfung und 80 Prozent bei der Zweitimpfung.
Positiv ist eine 97 prozentige Grundimmunisierung bei Wundstarrkrampf
und Diphtherie, ein über 94 prozentiger Grundschutz gegen Polio und eine
die Impfung von fast 92 Prozent der Kinder gegen Hämophilus influenzae
Typ B (HIB), eine Bakterienerkrankung, die bei Kleinkindern akut
lebensbedrohliche Entzündungen der Hirnhaut und der Kehlkopfes
verursachen kann.
Zum Thema Übergewicht zeigen die Schuleingangsuntersuchungen eine
Stabilisierung. Der Anteil der übergewichtigen Kinder ist nicht gestiegen
und liegt weiterhin bei etwa 10 Prozent; davon sind etwa vier Prozent
extrem übergewichtig. "Im Kampf gegen Übergewicht besonders bei
Kindern und Jugendlichen dürfen wir nicht nachlassen. Wir werden
deshalb das sehr erfolgreiche Modellprojekt Tiger Kids in Kindergärten
in Zusammenarbeit mit der AOK schon bald ausweiten", kündigte der
Minister an. Tiger Kids läuft derzeit in 75 Modellkindergärten. Die
Kinder dieser Kindergärten essen mehr Obst und Gemüse, trinken
weniger Limonade oder süße Softdrinks und sehen teilweise weniger
fern. Innerhalb von drei Jahren soll Tiger Kids in weiteren 800
bayerischen Kindergärten eingeführt werden.
Die Schuleingangsuntersuchungen bestätigen allerdings auch einen
negativen Trend bei der Sprachentwicklung. Danach häufen sich
Sprachauffälligkeiten, wie Lautbildungsstörungen (Verwechseln von
Buchstaben) oder Satzbildungsstörungen. "Das ist ein schlechtes Signal.
Aber es gibt Abhilfe: Kinder, denen mindestens zwei Stunden in der
Woche vorgelesen wird, schneiden deutlich besser ab als andere",
erläuterte Schnappauf und appellierte an die Eltern, mehr mit den Kindern
zu sprechen und ihnen vorzulesen. "Außerdem eines ist völlig klar: raus
mit dem eigenen Fernseher aus dem Kinderzimmer!" Kinder, die einen
eigenen Fernseher haben, bewegen sich weniger und sprechen schlechter.
Bei etwa 130.000 Vorschulkinder haben die Gesundheitsämter die
Schuleingangsuntersuchungen 2004/2005 durchgeführt. Die Untersuchung
durch die Sozialmedizinischen Assistentinnen des Öffentlichen
Gesundheitsdienstes (ÖGD) dient dazu die gesundheitliche Schulreife
festzustellen und Eltern und Lehrer zu beraten. Sie umfasst die Prüfung
der Impfbücher und Früherkennungsuntersuchung U9, wiegen, messen,
Sehtest, Hörtest, Sprach- und Motorik-Screening. Haben die Kinder keine
U9 in Anspruch genommen, folgt zusätzlich zur
Schuleingangsuntersuchung eine ärztliche Untersuchung beim Kinderarzt
oder beim Gesundheitsamt.
Die Untersuchungen geben Hinweise zum Gesundheitszustand der
bayerischen Vorschulkinder und bilden deshalb auch eine sehr wertvolle
Datengrundlage zur Ausrichtung von Präventionsmaßnahmen.
Weitere Informationen:
http://www.gesundheit.bayern.de[*/QUOTE*]