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Author Topic: Im Kontext Der Wissenschaftstheoretischen Grundlagen  (Read 1525 times)

ama

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Im Kontext Der Wissenschaftstheoretischen Grundlagen
« on: December 29, 2005, 11:01:01 AM »

Aus einem anderen Forum:

[*QUOTE*]
205
29.12.2005, 16:23
hvs
 

http://www.med.uni-hd.de/igm/g47/bauerhpt.pdf

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DIE HOMÖOPATHIE UND IHRE GESCHICHTE
IM KONTEXT DER WISSENSCHAFTSTHEORETISCHEN GRUNDLAGEN
DES SYSTEMATISCHEN ERKENNTNISGEWINNS

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Seite 22:

Das Streben nach wissenschaftlicher Erkenntnis in Pharmazie und Medizin hat während der historisch überschaubaren Zeiträume mindestens drei unterschiedliche Forschungsmethoden hervorgebracht, die sich ihrerseits auf wenigstens drei axiomatisch fundierte Denkstile zurückführen lassen.

Es handelt sich dabei um
1.) das Axiom der Existenz von übernatürlichen Personen oder Kräften,
2.) das Axiom der semiotischen Korrespondenz von Phänomenen und
3.) das Axiom des kausalgesetzlichen, mechanisch-deterministischen Ablaufs von Prozessen in der Natur.

Unter epistemologischen Gesichtspunkten ist keines dieser drei Axiome mit einem der beiden anderen ausreichend kompatibel, so dass die Wahl eines Axioms zugleich eine Vorentscheidung für und gegen bestimmte Forschungsmethoden mit einschließt. Die Gründe für die Präferenz oder Antipathie gegenüber einem der drei Axiome erweisen sich als vielfältig, sie können historischer, soziologischer, psychologischer oder individueller Art sein. Kollektive Zeitströ mungen scheinen auf die Bevorzugung eines Axioms ebenso Einfluss zu nehmen wie persönliche und emotionale Charakteristika einzelner Wissenschaftler.

Zwar können die aus den jeweiligen Axiomen abgeleiteten Aussagen, insoweit sie nicht triviale Prognosen enthalten, durch die Anwendung empirischer oder experimenteller Prüfverfahren auf ihre praktische Brauchbarkeit getestet werden, doch sind die Axiome selbst grundsätzlich nicht falsifizierbar.

Da zudem die heute von der Hochschulmedizin und Hochschulpharmazie verwendeten rationalen Prüfverfahren (wie zum Beispiel die kontrollierte, randomisierte Doppelblindstudie) ausnahmslos auf der Grundlage des Axioms des kausalgesetzlichen, mechanisch-deterministischen Ablaufs von Prozessen in der Natur entwickelt wurden (9), sind diese für überzeugte Anhänger der
beiden anderen Denkstile prinzipiell inakzeptabel. Damit ist ein gravierendes wissenschaftstheoretisches Dilemma beschrieben, das durch die in der pharmazeutischen Praxis häufig geübte Polypragmasie oder durch das von vielen Patienten betriebene Healer Shopping nicht außer Kraft gesetzt werden kann.
   
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und weiter

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Seite 6:

Das Axiom der Existenz von übernatürlichen Personen oder Kräften ist also keineswegs ein Gedankensystem, das als längst überholt und antiquiert einfach ad acta gelegt werden dürfte, es wirkt vielmehr in unterschiedlicher Gestalt bis in die Gegenwart fort und kann jederzeit an Aktivität gewinnen - derzeit besonders im Bereich der sogenannten "alternativen Therapieverfahren". Auch die von der Antike bis ins 19. Jahrhundert tradierten, niemals völlig vergessenen Vorstellungen über die Existenz einer besonderen "Lebenskraft" (vis vitalis) sind Ausdruck des Axioms und müssen hier erwähnt werden (4, 29). Da Axiome grundsätzlich nicht falsifizierbar sind, sondern aus kollektiver oder individueller, oft emotional motivierter Affinität heraus angenommen werden, lassen sie sich nicht ohne den zähen Widerstand ihrer Anhänger einfach "ausrangieren".

Der Berliner Physiologe Emil Du Bois-Reymond (1818-1896) bemerkte dazu bereits 1848, man möchte "fast meinen, der Glaube an die Lebenskraft sei, wie auch andere Dogmen, weniger eine Sache der wissenschaftlichen Überzeugung, als eine des gemütlichen Bedürfnisses für gewisse Organisationen, und daher, gleich jenen Dogmen, im Grunde unvertilgbar" (11).

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und weiter auf Seite 7:

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Im Unterschied zu dem zuerst besprochenen Axiom der Existenz von übernatürlichen Personen oder Kräften beruht das Axiom der semiotischen Korrespondenz von Phänomenen nicht auf dem Glauben an pure Willkürakte supranaturaler Mächte, vielmehr postuliert es die Existenz bestimmter Regelmäßigkeiten und kosmologischer Gesetze, die vom Kundigen an äuß erlich sichtbaren Eigenschaften der Materie oder an Funktionsmerkmalen gleichsam "abgelesen" werden kö nnen. Dabei stellt der Forscher zum Beispiel eine assoziative ikonische oder symbolische Beziehung (5) zwischen einer vermuteten Krankheitsursache, einer Behandlungsmaß nahme, einem Arzneimittel, einer Krankheit, einem Organ und/oder einer psychischen (Dys-)Funktion her. Da sich ikonische und symbolische Assoziationen grundsätzlich in beliebiger Weise generieren ("entdecken") lassen, kö nnen vermeintliche Regeln oder Gesetzmäß igkeiten zumindest a posteriori zwischen je zwei oder mehreren beliebigen Phänomenen konstruiert werden
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Die idiotische Mär von der Lebenskraft wurde bereits 1848 kritisiert:

[*QUOTE*]
Der Berliner Physiologe Emil Du Bois-Reymond (1818-1896) bemerkte dazu bereits 1848, man möchte

*** "fast meinen, der Glaube an die Lebenskraft sei, wie auch andere
*** Dogmen, weniger eine Sache der wissenschaftlichen Überzeugung, als
*** eine des gemütlichen Bedürfnisses für gewisse Organisationen, und
*** daher, gleich jenen Dogmen, im Grunde unvertilgbar"
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Das war vor 157 Jahren! Trotzdem hat sich der Irrsinn bis heute gehalten. Unsere Raumschiffe verlassen inzwischen sogar das Sonennsystem, aber die Irren glauben und handeln (!) noch immer steinalten Idiotenkram.

Renate Ratlos beklagt mangelnden Selektionsdruck. Dem kann ich nur zustimmen.
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Kinderklinik Gelsenkirchen verstößt gegen die Leitlinien

Der Skandal in Gelsenkirchen
Hamer-Anhänger in der Kinderklinik
http://www.klinikskandal.com

http://www.reimbibel.de/GBV-Kinderklinik-Gelsenkirchen.htm
http://www.kinderklinik-gelsenkirchen-kritik.de
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