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Author Topic: In einem offenen Brief wendet sich A. Tsipras an die Deutschen  (Read 3193 times)

Krant

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In einem offenen Brief wendet sich A. Tsipras an die Deutschen
« on: February 03, 2015, 09:43:48 AM »

Diesen Offenen Brief muß man öffentlich machen!

http://radio-korfu.de/in-einem-offenen-brief-an-das-handelsblatt-wendet-sich-a-tsipras-an-die-deutschen-lesenswert/

[*quote*]
In einem offenen Brief an das “Handelsblatt” wendet sich A. Tsipras an die Deutschen… Lesenswert!

By Maria on 14. Januar 2015

tsipras


Tsipras: Fiskalisches Waterboarding

Liebe Leser des Handelsblatts,

die Mehrheit von Ihnen wird sich bereits jetzt eine Meinung darüber gebildet haben, was sie in diesem Artikel lesen wird. Das ist mir bewusst. Ich wage es dennoch, sie darum zu bitten, sich den folgenden Zeilen möglichst vorurteilsfrei zu widmen. Denn Vorurteile sind, vor allem in Zeiten der Wirtschaftskrise, keine guten Berater, sie schüren Intoleranz, Nationalismus, Rückwärtsgewandheit, ja sogar Gewalt.

Ich wende mich mit einem offenen Brief an Sie, um Ihnen eine andere Sicht auf das zu geben, was sich vom Jahr 2010 bis zum heutigen Tage an abgespielt hat. In erster Linie jedoch möchte ich Ihnen in aller Aufrichtigkeit die Vorschläge und Zielsetzungen meiner Partei SYRIZA erläutern, welche am 26. Januar die dann neu gewählte griechische Regierung stellen könnte.

Der griechische Staat ist seit 2010 nicht mehr dazu in der Lage, seine Schulden zurückzuzahlen. Unglücklicherweise beschloss man auf offizieller europäischer Seite, so zu tun, als könne man diesem Problem mittels des größten in der Menschheitsgeschichte je gewährten Kredites und der strikten Durchsetzung eines finanz- und strukturpolitischen Anpassungsprogramms Herr werden. Und das, obwohl dies mit mathematischer Gewissheit das Zusammenschrumpfen des Inlandseinkommens zur Folge haben musste, aus welchem die Abzahlung neuer wie alter Kredite finanziert wird.

Kreditvereinbarung entschieden abgelehnt

Man ging  das Problem an, als handle es sich beim drohenden Staatsbankrott um einen Liquiditätsengpass. Anders ausgedrückt: Man machte sich die Logik eines Bankers zu eigen, der, statt sich einzugestehen, dass sein an eine bankrotte Firma ausgezahlter Kredit „geplatzt“ ist, dieser einfach weitere Geldsummen verleiht und sich vormacht, die Kredite würden abbezahlt, wenn man die unabwendbare Pleite nur immer weiter hinauszögere.

Es  hätte nicht mehr als gesunden Menschenverstand gebraucht, um zu erkennen, dass das konsequente Festhalten am „Extend and Pretend“-Dogma für mein Land in einer Tragödie enden würde. Es  hätte nicht mehr als gesunden Menschenverstand gebraucht, um zu verstehen, dass man, statt Griechenland zu stabilisieren, nur Öl ins Feuer einer sich immer wieder aufs Neue selbst entfachenden Krise goss, die Europa bis in seine Grundfesten bedroht. Die im Mai 2010 verabschiedete Kreditvereinbarung wurde von meiner Partei und mir entschieden abgelehnt. Nicht weil wir glaubten, Deutschland und unsere anderen Partner hätten uns nicht genügend Geld zur Verfügung gestellt, sondern weil wir der Auffassung waren, dass sie uns weit größere Summen haben zukommen lassen als angemessen, weit mehr als anzunehmen wir berechtigt gewesen wären. Geldsummen, die weder der griechischen Bevölkerung zugute kommen würden, da sie nur dazu bestimmt waren, in ein Schuldenfass ohne Boden geworfen zu werden, noch das Anwachsen der Staatschulden, deren Last unsere Partner unweigerlich immer wieder auf Ihre Bürger abwälzen würden, würden verhindern können.

Diese unleugbare Tatsache war auch der Bundesregierung bekannt und wurde dennoch verschwiegen.

Tausende Unternehmen in den Ruin getrieben

Weniger als ein Jahr darauf hatte sich unsere Einschätzung als richtig erwiesen. Die Kombination aus Neuaufnahme enormer Kreditsummen und massiven Kürzungen hatte es nicht nur nicht vermocht, die Schuldenproblematik zu zähmen, sondern darüber hinaus auch die Schwächsten unserer Gesellschaft hart getroffen. Gewissenhafte Arbeitnehmer waren arbeits- und obdachlos geworden und fühlten sich vor allem ihrer Würde beraubt. Die massiven Einkommensverluste trieben Tausende Unternehmen in den Ruin und verhalfen den verbliebenen dazu, sich als Oligopole zu etablieren und an Stärke zu gewinnen.

In Zeiten, in denen das Defizit an Hoffnung und Perspektive größer ist als alle anderen Defizite, brauchte es nicht lang, bis das „Schlangenei“ des Faschismus ausgebrütet war und Neonazis in den Nachbarschaften unseres Landes zu patrouillieren begannen, um Hass und Gewalt zu säen.

Trotz des fulminanten Scheiterns dieser Strategie hält man bis zum heutigen Tag an der erwähnten Logik der Verlängerung und Täuschung fest. Mit der im Jahr 2012 getroffenen Kreditvereinbarung lud man eine noch größere Schuldenlast auf die ohnehin schon schwachen Schultern Griechenlands und löste eine neue Rezession aus, während die Gelder unserer Partner in die Finanzierung eines Systems persönlicher Bereicherung und Vorteilsnahme verwendet wurden und der damals vorgenommene Haircut vornehmlich die Einlagen der Sozialversicherungs- und Rentenkassen beschnitt.

Leugnen mathematischer Tatsachen

In der letzten Zeit hört man Beobachter von einer Stabilisierung Griechenlands sprechen, sogar von Wachstum ist die Rede und davon, dass die verfolgte Politik nun Früchte trage. Dabei handelt es sich um eine willkürliche Verzerrung der Tatsachen, welche einer genaueren Analyse nicht standhalten kann.  So markiert der jüngste Anstieg des realen Nationaleinkommens um 0,7% nicht etwa das Ende der Rezession, sondern deren Fortsetzung, da im selben Zeitraum die Inflation bei minus 1,8% lag.

Die Wahrheit ist, dass die Staatsschulden Griechenlands nicht zurückgezahlt werden können, solange die griechische Volkswirtschaft ständigen fiskalischen Ertränkungsversuchen ausgesetzt ist (fiscal waterboarding). Das Beharren auf diese ausweglose und menschenverachtende Politik und das Leugnen mathematischer Tatsachen kostet den deutschen Steuerzahler Unmengen an Geld und das griechische Volk seine Würde. Und führt, noch viel schlimmer, dazu, dass sich Griechen gegen Deutsche und Deutsche gegen Griechen wenden und so dem Gedanken eines demokratischen und geeinten Europa tiefe Schäden zufügen.

Deutschland, und vor allem die hart arbeitenden deutschen Steuerzahler haben von einer SYRIZA-Regierung nicht das geringste zu befürchten. Ganz im Gegenteil.

Kleptokratischem System den Kampf angesagt

Unser Ziel ist es nicht auf Konfrontation mit unseren Partnern zu gehen, noch mehr Kredite oder einen Freibrief für neue Defizite zu erhalten. Unsere Ziele sind die Stabilisierung des Landes, das Erreichen eines ausgeglichenen Primärhaushaltes und die Beendigung dieses Aderlasses, den deutsche und griechische Steuerzahler dank dieser absolut unangemessenen Kreditvereinbarung über sich haben ergehen lassen müssen. Wir fordern ein Ende des „Extend and Pretend“–Dogmas, und zwar nicht zu Lasten der Bürger Deutschlands, sondern zu unser aller Vorteil.

Liebe Leser, ich weiß, dass hinter der Forderung nach genauester Durchsetzung dessen, was vereinbart wurde, die Befürchtung steht, die Griechen könnten, wenn man es ihnen erlaube, einfach weitermachen wie bisher. Ich habe großes Verständnis für diese Sorge und möchte klarstellen, dass es nicht meine Partei, dass es nicht SYRIZA war, die dieses System aus Korruption, persönlicher Bereicherung und Vorteilsnahme geschaffen hat, sondern eben jene, die heute allzu sehr auf die Einhaltung des Vereinbarten und die Fortführung des Reformprogramms pochen. Selbstverständlich nur, wenn dabei ihre eigenen Privilegien, wie dies in den vergangenen vier Jahren und unter der Regierung Samaras der Fall war, gänzlich unangetastet bleiben. Wir haben diesem kleptokratischen System den Kampf angesagt und werden eine weitreichende Reform des Staates und der öffentlichen Verwaltung vornehmen sowie Transparenz, leistungsorientierte Einstellungs- und Beförderungssysteme und Steuergerechtigkeit schaffen, darüber hinaus hart gegen Geldwäscher vorgehen.

Das ist unsere Reformagenda. Die Reformagenda, die wir dem griechischen Volk bei den kommenden Wahlen zur Abstimmung vorlegen.

Mehr Solidarität und mehr Demokratie

Ziel ist es, im Rahmen der Eurozone zu einer neuen Übereinkunft zu kommen, die es der griechischen Bevölkerung möglich macht zu atmen, ihre Produktivität freizusetzen und in Würde zu leben. Mit Wiederherstellung der Schuldentragfähigkeit und einem Ausweg aus der Rezession. Mittels Wachstumsfinanzierung statt zum Scheitern verurteilter  Austeritätspolitik, welche immer wieder in die Rezession führt. Mit Förderung des sozialen Zusammenhaltes. Mit mehr Solidarität und mehr Demokratie.

Am 25. Januar wird in Griechenland eine neue Chance für ganz Europa geboren. Mögen wir sie nicht ungenutzt lassen.

Das Nationaleinkommen sank also weiter, nur eben weniger stark als die Durchschnittspreise. Der Schuldenberg wächst beständig weiter. Wir haben es mit einer beschämenden Schönung der Statistik zu tun, mit welcher man die Effektivität der von der Troika in Griechenland verfolgten Politik zu belegen – und die Europäer, die das Recht haben, endlich die Wahrheit zu erfahren, ein weiteres mal hinters Licht zu führen versucht.
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Zollstein

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ama

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Der Ausverkauf Griechenlands: Hollands Gartenbau blüht!
« Reply #2 on: July 15, 2015, 11:51:36 AM »

Vergeßt das niemals, vor allem nicht, nachdem die Griechen jetzt zum zweiten Mal beraubt wurden, und diesmal so richtig gründlich mit völkerrechtlicher Legitimation, mit dem ganzen Budenzauber der sich gegenseitig absichernden Straßenräuber und Wegelagerer, der Bankster und Politparasiten.

In Deutschland wurden viele Firmen kaputt gemacht und in den Ruin getrieben. Dann kamen die Geier und haben sich die restlichen Lager und Maschinen für'n Appel und 'n Ei unter den Nagel gerissen. Vieles wurde nach China gebracht. Seit Anfang der Achtziger Jahre die großartige CDU die großartigen Wirtschaftsverbindungen mit Rotchina "eröffnet" hat, ging es auf diesem Weg mit Vollgas bergab. Die Produktionsbetriebe in Deutschland wurden vernichtet und die Produktionsmittel, die Maschinen, nach China gebracht, wo sie sofort zur Produktion eingesetzt wurden und China den Weltmarkt erst recht erobern konnte. Mit Sklaven als Arbeiter geht das hervorragend, wie auch US-Firmen wie Apple beweisen, die chinesische Sklaven als die eigenen einsetzen, auch wenn sie den Begriff Sklaven nicht schätzen, deren billige Arbeit dafür um so mehr.

Jetzt ist gleich ein ganzes Land über die Kante gegangen. Genauer: gegangen und getreten worden. Wobei Griechenland im Gegensatz zu Deutschland kaum Industrie hat. Man hat bloß ein paar Felsen und einen Haufen Inseln im Mittelmeer. Aber, was soll's? Zur Not frißt der Teufel Fliegen und der Wolf Kreide, auch wenn es nur Kreidefelsen sind, die er sich greifen kann.

Der Ausverkauf Griechenlands: 50 Milliarden Euro Schulden auf der anderen Seite, ein bißchen Erde auf der anderen Seite. Wer soll die kaufen? Solarunternehmer, Tourismusfürsten und holländische Bauern. Den Niederländern geht doch die Luft aus mit ihren teuren Gewächshäusern auf den viel zu kleinen Flächen. Keine Gelegenheit zur Expansion war je günstiger als diese.
« Last Edit: July 15, 2015, 11:59:02 AM by ama »
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Kinderklinik Gelsenkirchen verstößt gegen die Leitlinien

Der Skandal in Gelsenkirchen
Hamer-Anhänger in der Kinderklinik
http://www.klinikskandal.com

http://www.reimbibel.de/GBV-Kinderklinik-Gelsenkirchen.htm
http://www.kinderklinik-gelsenkirchen-kritik.de

Julian

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Buy British!
« Reply #3 on: July 15, 2015, 04:15:41 PM »

Vor einiger Zeit, die Altvorderen erinnern sich vielleicht, hieß es in einem nicht so fernen Land "Buy British!"

Man kann diese Logik auch invertieren zu "Kauft nicht deutsch!"


https://pbs.twimg.com/media/CJ1x0iUWwAAl1jr.jpg:large

(Quelle: https://twitter.com/carlucci_cc/status/620777472846626816 )

Der Kampfruf "Kauft nicht deutsch!" ist verständlich vor dem nunmmehr doppelten Kriegsverbrechen Deutschlands an Griechenland, wobei jetzt Deutschland nicht der einzige Verbrecher ist, sondern die Eurogruppe, die den Schuldner DEUTSCHLAND zur Zahlung hätte zwingen müssen, und nicht das jetzt doppelt betrogene Griechenland.

Griechenland ist der erste Dominostein in Europa, aber bei weitem nicht das einzige Land im freien Fall. Auch Costa Rica fällt, und das ohne Netz:

http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/rating-von-standard-poors-praktisch-gewissheit-diese-karibikinsel-steht-kurz-vor-der-pleite_id_4817863.html

"Kauft nicht deutsch!" muß man nicht erst sagen, wenn die Menschen gar kein Geld haben um etwas zu kaufen. Das gilt natürlich für Griechenland, es gilt aber auch ganz woanders: in China. In China hat die Staatsführung die Grundlagen des Kommunismus und des Sozialismus in den Müll getreten, schreibt sich Marx und sonstwen auf die Fahnen, hat aber alles verraten an Grundwerten, was zu verraten war. Und hat Aktienhandel erlaubt. Und obendrein die Bevölkerung aufgerufen Aktien zu kaufen. Laut diesem Artikel des Focus hat in China in der letzten Zeit der Aktienwert aber 3500 Milliarden verloren.

http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/aktienhandel-teilweise-verboten-wie-millionen-chinesische-hobbyzocker-die-deutsche-wirtschaft-gefaehrden_id_4815722.html

Ob die Zahl stimmt? Wie auch immer, auch in Albanien war es vor einigen Jahren ein Schneeballsystem, das beinahe den Staat in den Abgrund riß.

Die chinesische Staatsführung hat ein Kapitalverbrechen an ihrem eigenen Volk begangen. Damit ist sie in treuer Folge aller ihrer Vorgänger, wie auch immer sie geheißen haben mögen. Höchste Zeit für eine neue Revolution, aber dieses Mal, bitte, eine richtige!
« Last Edit: July 15, 2015, 04:27:56 PM by Julian »
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Krant

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Re: In einem offenen Brief wendet sich A. Tsipras an die Deutschen
« Reply #4 on: September 11, 2016, 05:36:13 PM »

Um die Griechen ist es in den Medien sehr still geworden? Gibt es die überhaupt noch? Um die Medien ist es nicht schade, aber die Griechen, die brauchen wir noch. Und die Griechen brauchen uns!
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Respererso

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Re: In einem offenen Brief wendet sich A. Tsipras an die Deutschen
« Reply #5 on: June 24, 2022, 10:19:42 PM »

Verdächtig still!

Marke 3000.
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