| Pseudowissenschaften an der Universität Leipzig |
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Ablauf der Ereignisse aus unserer Sicht Der Fehler in der Presseabteilung Desinteresse der naturwissenschaftlichen
Kollegen
Es ist kaum vorstellbar, dass die Kollegen in den naturwissenschaftlichen Fakultäten, nicht erkannt haben, dass es sich um eine Falschmeldung handelt. Warum haben sie nicht gehandelt? Sie hätten erkennen müssen, dass das Ansehen ihrer Universität durch diese brisante Pressemittelung Schaden nehmen musste. Sie hätten in Betracht ziehen müssen, dass es in unserer Gesellschaft Gruppen gibt, die diese Meldung für ihre Zwecke ausschlachten würden. Selbst, wenn es, aus welchen Gründen auch immer, nicht möglich gewesen wäre, die Meldung, wenige Tage nach Erscheinen, durch eine neue Mittelung als Falschmitteilung zu kennzeichnen, hätte es möglich sein müssen, in einer neuen Mitteilung deutlich zu machen, dass die Naturwissenschaftler der Universität, diese Meldung für falsch halten. Man hätte dann die Meinung der Autoren als eine Außenseitermeinung bezeichnen und eine Überprüfung ankündigen können. Damit wäre das Schlimmste abgewendet worden. TV-Magazine hätte unter diesen Umständen sicher nicht drüber berichtet. Die
Wirkung unseres Kommentars
Wir hatten unseren Kommentar im Januar 2005 zunächst Prof. Nieber zugesandt und erwartet, dass die Pressemitteilung nun zurückgezogen würde. Wir konnten nicht ahnen, dass die Autoren sich bereits in eine Sackgasse manövriert hatten, aus der es diesen einfachen Ausweg nicht gab. Die Dissertation Radau war bereits von der Fakultät akzeptiert worden. Hätten die Autoren eingeräumt, dass ihre Veröffentlichung falsch sei, hätten sie die Dissertation Radau in den Bereich der Esoterik verwiesen. Die Intervention bei den Dekanen
Wir hatten erwartet dass die Dekane quasi in einer gemeinsamen Aktion nun endlich eine Stellungnahme verfassen würden, in der feststellt würde, dass die Ergebnisse der Autoren falsch sein müssen. Damit hätte die Universität die Sache aus eigener Initiative erledigt. Dieses Verfahren hatten wir auch vorgeschlagen: "Sollte die
Universität die Initiative ergreifen und selbst für eine
rückhaltslose Aufklärung des Falles und eine ebensolche
Information der Presse sorgen, dann würden wir das
begrüßen und gegebenenfalls auf weitere Schritte verzichten."
Das ist, wie bereits berichtet, nicht geschehen. Nur der Dekan der zuständigen Fakultät hat uns geantwortet. Eine vernünftigen Regelung konnte sich auch hier nicht abzeichnen, da auch die Fakultät selbst durch die Akzeptanz der esoterischen Doktorarbeit von Frau Radau, sich in eine hoffnungslose Position gebracht hatte. Sie hätte quasi gegen sich selbst ermitteln müssen. Das Problem wurde an den Ombudsman weitergereicht. Ein Ombudsmann hat bekanntlich die Funktion zwischen den Parteien zu vermitteln. Jetzt verstehen wir die mehrfachen freundlichen Einladungen, nach Leipzig zu kommen, damit uns Prof. Nieber von ihrer Arbeitsweise überzeugen könne. Heute sehen wir in diesen Einladungen einen Versuch, uns in die verzwickte Situation mit einzubeziehen. Aus einem sachlichen Problem wäre ein persönliches geworden. Man hätte an unser Kollegialität appelliert und versucht, uns zu überreden, unsere Bemühungen einzustellen. Letzte
Chance zur Schadensbegrenzung
In unserem Schreiben vom 06.05.2005 hatten wir den Rektor und Vorsitzenden der Ständigen Kommission zur Untersuchung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens darauf aufmerksam gemacht, dass es zwischen zwei Problemen zu unterscheiden gelte. (1) Der Frage, ob die Veröffentlichung der Autoren eine Falschmitteilung sei und (2) ob den Autoren ein Fehlverhalten vorzuwerfen sei. Wir schrieben: "Sie
können sich, sehr geehrter Herr Kollege Häuser, vermutlich
mit ein paar Gesprächen mit Kollegen aus den
naturwissenschaftlichen Fakultäten in sehr kurzer Zeit Klarheit
darüber verschaffen, ob die Veröffentlichung richtig ist oder
nicht. Wir gehen davon aus, dass die meisten Kollegen nicht einmal
ernsthaft in Betracht ziehen werden, dass sie richtig sein könnte."
Hätte der Rektor unseren Vorschlag
aufgegriffen, dann hätte die Universität ihre
Pressemitteilung bereits Anfang Mai durch eine neue richtig stellen
können. Die Schadensbegrenzung hätte schon zu diesem
Zeitpunkt eingeleitet werden können. Eine Reihe von
Erwähnungen der Versuche im Fernsehen wäre dann sicher
unterblieben. Die Frage eines möglichen Fehlverhaltens ist aus unserer Perspektive nicht so wichtig. |