Allaxys Communications --- Transponder V --- Allaxys Forum 1
Impfen => Impfen wissenschaftlich => Topic started by: ama on March 08, 2009, 03:49:12 AM
-
http://www.nationale-impfkonferenz.de/media/Abstractband_5_03_09_.pdf
[*QUOTE*]
----------------------------------------------
Nationale Impfkonferenz
5. - 7. März 2009
Rheingoldhalle, Mainz
Impfschutz im Dialog.
Ein gemeinsames Projekt
Ministerium für Arbeit, Soziales,
Gesundheit, Familie und Frauen
Stiftung Präventive Pädiatrie
Schirmherr: Bundespräsident Horst Köhler
Abstractband
2
Inhaltsverzeichnis
Eingeladene Vorträge
1. Sitzung
Impfschutz im Dialog
Festvortrag
2. Sitzung
Imfpziele und -strategien in Deutschland: Impfempfehlung
3. Sitzung Zulassungsvoraussetzungen für Impfstoffe: Erfassung von
Impfquoten
4. Sitzung
Impfstoffforschung, Impfstoff-
angebot, Neuerungen des
SGB V
5. Sitzung
Maser-Mumps-Röteln, Endspurt- Strategien zur Impfförderung
der Länder
Workshop I
Workshop II
Seite
Poster
Allgemeine Konzepte zum
Thema Impfen
(auch Erlebnisparcour)
PS1 - PS5
Strategien zur Anhebung von Impfquoten, insbesondere zum
Thema "Masern-Röteln-Endspurt"
PS6 - PS18
Erfassung von Impfquoten
PS19 - PS26
Seite
4
5
13
5
15
22
7
Evaluationsmodelle für
Impfstrategien,
-projekte, -kampagnen
8
PS27 - PS36
Unerwünschte Arzneimittel- nebenwirkungen (UAW)
Erfassung und Risikokommunikation
PS37 - PS39
Immunologie
PS40 - PS42a
26
9
10
30
32
12
Wirksamkeitsstudien
PS43 - PS47
Autorenverzeichnis
34
37
3
Eingeladene Vorträge
1. Sitzung
Impfschutz im Dialog
"Impfziele und Impfprogramme in Deutschland -
eine Bestandsaufnahme"
J. Hacker
Robert Koch-Institut, Berlin
Impfungen haben als effektive und sichere Maß-
nahme der Primärprävention gezeigt, dass sie maß-
geblich zum Infektionsschutz und damit zur Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung bei-
tragen. So konnte die Inzidenz schwerwiegender Er- krankungen, wie Tetanus und Diphtherie, besonders
bei Kindern, erheblich verringert werden. Darüber
hinaus wurde die Eradikation der Pocken erreicht und
Polio gilt in Europa als eliminiert. Deutschland fühlt
sich den Gesundheitszielen der WHO verpflichtet, die
in der Krankheitskontrolle und Krankheitseliminierung
durch Schutzimpfungen einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung übertragbarer Krankheiten sehen. Sol-
che von der WHO verabschiedeten Gesundheitsziele
sind z.B. die Senkung der Inzidenz von Diphtherie,
Masern und Röteln auf unter 1 Erkrankung pro 1 Mio Einwohner sowie von Erkrankungen durch invasive Haemophilus influenzae Typ b Infektion, Mumps und
Pertussis auf unter 1 Erkrankung pro 100.000 Ein-
wohner. Diese Ziele wurden zum Teil bereits erreicht
(Hib, Diphtherie), zum Teil besteht noch Handlungs-
bedarf um sie zu erreichen (z.B. Masern). Für eine
dritte Gruppe lässt sich die Umsetzung wegen feh-
lender Daten für Deutschland leider nur schwer ve- rifizieren (Mumps, Röteln, Pertussis).
Die Umsetzung von Gesundheitszielen erfolgt in der Bundesrepublik im Rahmen der föderalen und subsi-
diären Strukturen des Gesundheitswesens. Bei der vorhandenen gegliederten Struktur der Prävention
und der Impfprävention in Deutschland gibt es typi- scherweise zahlreiche Akteure mit gelegentlich di- vergierender Zielorientierung, deren Zusammenwirken notwendig aber nicht immer leicht
zu koordinieren ist. Zur Erhöhung der Impfbereit-
schaft und Steigerung der Durchimpfungsraten
wurde in Deutschland bereits 1999 ein 10-Punkte- Programm veröffentlicht, das heute so aktuell ist wie
vor 10 Jahren. Darin wird zum Beispiel eine konzer-
tierte Aktion aller am Impfgeschehen Beteiligten an- gemahnt, wie auch die Verbesserung der epidemiologischen Datenlage, die Beseitigung infra- struktureller und finanzieller Hindernisse und die In-
tegration des Impfgedankens als wichtiges Kernstück
der Arzt-Patientenbeziehung.
Deutschland stößt - wie andere Industrieländer auch
- bei der Umsetzung der umfangreichen Impfemp- fehlungen und der Einführung modernerer aber auch
teurerer Impfstoffe zunehmend auf neue Herausfor- derungen. Das Bewusstsein für die Gefährlichkeit impfpräventabler Erkrankungen sinkt, gleichzeitig
werden seltene Komplikationen der Impfungen deut-
licher wahrgenommen.Aspekte eines öffentlichen In-
teresses für Impfungen und die Verantwortung des Einzelnen für die Gesellschaft können nicht alle Men-
schen überzeugen. Darüber hinaus setzen zuneh-
mend begrenzte Ressourcen im Gesundheitswesen
einen Konsens der Priorisierung von Gesundheits-
zielen voraus. Zugleich sind intensive, evidenzba-
sierte Analysen zur Begründung und Prüfung von Impfempfehlungen erforderlich. Die im 10- Punkte- Programm genannten Handlungsfelder sollten weiter
intensiv verfolgt, der direkte Dialog zu allen Fragen
der Umsetzung von Impfprogrammen mit allen am Impfgeschehen Beteiligten intensiviert und auf dieser
Basis konsentuierte Impfziele für Deutschland for-
muliert werden.
Impfprogramme im Spannungsfeld zwischen
individueller Autonomie und allgemeinem Wohl
G. Marckmann
Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Eberhard Karls Universtität, Tübingen
Impfprogramme sind wirksame und darüber hinaus auch kosteneffektive Maßnahmen zur Infektionsbekämpfung. Ihr Potenzial zur Verringerung von Morbidität und Mortalität ist weder in den westlichen Industrienationen noch in den Län- dern mit niedrigem Volkseinkommen ausgeschöpft. Maß- nahmen zur Steigerung der Durchimpfung sind deshalb
nicht nur ethisch, sondern auch ökonomisch geboten. Damit stellt sich die Frage, inwieweit es ethisch vertretbar wäre, durch Impfverpflichtungen in die Handlungsfreiheit
des Einzelnen einzugreifen, um einen ausreichenden In- fektionsschutz in der Bevölkerung zu erreichen. Eine Ein- schränkung der individuellenAutonomie wäre bei Erfüllung folgender Legitimationsvoraussetzungen vertretbar: (1) Nachgewiesene Effektivität, (2) günstiges Nutzen-Risiko- Verhältnis, (3) akzeptables Kosten-Nutzen-Verhältnis, (4) möglichst geringe Restriktionen sowie (5) faire und trans- parente Entscheidungsverfahren.
Bei der Beurteilung eines bestimmten Impfprogramms re- sultieren aus den dargelegten 5 ethischen Kriterien ver- schiedeneArgumentationskonstellationen. InAbhängigkeit
von der individuellen und kollektiven Abwägung von Nut-
zen, Risiken und Kosten des Impfprogramms lassen sich verschiedene Empfehlungsstärken unterscheiden, die mit jeweils unterschiedlichenAnreizen und Kostenübernahme- Regelungen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verbunden werden können. Die Empfehlungsstärke nimmt dabei von Stufe 1 bis Stufe 5 zu: Während bei Stufe
1 („abraten") guteArgumente gegen die Impfung sprechen, gibt es bei Stufe 5 („gesetzlich verpflichtend") zwingende Gründe, eine allgemeine Impfpflicht gesetzlich zu veran-
kern.
Stufe 1: Von der Impfung abraten, keine Kostenübernahme durch die GKV.
Stufe 2: Impfung anbieten, keine explizite Empfehlung, eventuell Kostenübernahme durch die GKV. In diesem Fall obliegt es wesentlich der Entscheidung des Einzelnen, ob
die Impfung durchgeführt werden soll oder nicht.
Stufe 3: Impfung anbieten und empfehlen, evtl. proaktive Maßnahmen (z.B. Informationskampagnen) durch Errei-
chung einer höheren Impfrate, Kostenübernahme durch
GKV
Stufe 4: Impfung anbieten, empfehlen und mit (monetären
und nicht-monetären)Anreizen (für Versicherte oder Ärzte) versehen, um eine höhere Impfrate zu erreichen, selbst- verständlich Kostenübernahme durch die GKV.
Stufe 5: Impfung gesetzlich vorgeschrieben, Nichtbefol-
gung steht unter Strafe, Kostenübernahme durch die GKV
oder Steuerfinanzierung.
4
Ethische und pragmatische Argumente sprechen aber
gegen eine gesetzlich vorgeschriebene Impfpflicht. Statt- dessen sollte man durch eine geeignete, proaktive Infor- mationspolitik die gesellschaftlicheAkzeptanz des Impfens
und das Vertrauen in Impfprogramme stärken.
Literatur:
Marckmann G, Impfprogramme im Spannungsfeld zwi-
schen individuellerAutonomie und allgemeinem Wohl. Bun- desgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 2008;51(2):175-183
Festvorttrag
Die Rückkehr der Volksseuchen?
Infektionskrankheiten und ihre Kontrolle im
20. Jahrhundert
C. Gradmann
Section for medical anthropology and medical history, University of Oslo, Norwegen
Zu den wichtigsten Entwicklungen in der europäischen Me- dizingeschichte des 20. Jahrhunderts gehört die Verände- rung der Bedeutung von Infektionskrankheiten. Bis zum 1. Weltkrieg bildeten Krankheiten wie Tuberkulose, Cholera
oder Typhus, verstanden als Volksseuchen, den Dreh- und Angelpunkt des öffentlichen Gesundheitswesens. Aller- dings ging bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ihre epidemiologische Bedeutung zurück. Dieser Prozess hatte seinen Ursprung in einer allgemeinen Verbesserung der Lebensverhältnisse, welche durch medizinische Innovatio-
nen wie Serumtherapie, Schutzimpfungen und allmählich
auch durch spezifische Therapien gefördert wurde. Mit der Verfügbarkeit von Sulfonamiden und fungalen Antibiotika
kam insofern nach dem 2. Weltkrieg ein historischer Wan-
del zumAbschluss.An dessen Ende hatten chronische Er- krankungen des Herz-Kreislaufssystems, Diabetes und anderes mehr den Platz der klassischen Volksseuchen im öffentlichen Gesundheitswesen aber auch im Bewusstsein ihrer Zeitgenossen übernommen. In den 1980er Jahren verdichtete sich eine ganze Reihe von teilweise schon vor- gängigen Veränderungen in ein neues Bedrohungsszena-
rio, in dem Infektionskrankheiten nun wieder einen prominenten Platz einnahmen. Als wichtige Stichworte
seien AIDS, Antibiotikaresistenzen aber auch die Neudefi- nition chronischer Krankheiten wie des Magengeschwürs
als ansteckende genannt.
Wahrnehmung und Wirklichkeit sind jedoch zweierlei: Waren die Infektionskrankheiten jemals wirklich unter Kon- trolle, inwiefern lassen sich die Neuen und die alten Volks- seuchen vergleichen, wie haben sich die Strategien ihrer Kontrolle im Laufe der Zeit verändert?Ausgehend von sol-
chen und anderen Fragen möchte ich in meinem Vortrag
dazu einladen, dass 20. Jahrhundert in seiner Gesamtheit
als eine Epoche der Medizingeschichte zu begreifen.
sam bestätigt und von den zuständigen Behörden zuge-
lassen wird. Für die Entwicklung von Impfkonzepten sind jedoch weitere Fragen zu beantworten:
Anders als Fragestellungen, die für die Zulassung eines Impfstoffes relevant sind, haben die Fragestellungen zur Erstellung von Impfkonzepten nicht nur das zu impfende Individuum sondern auch und vor allem die Bevölkerung
im Blick: Kann die Verbreitung der Zielkrankheit durch eine allgemeine Impfempfehlung beeinflusst werden? Können unerwünschte Wirkungen in der Epidemiologie auftreten
z.B. durchAltersverschiebungen oder durch Änderung des ökologischen Gleichgewichtes zugunsten anderer Erre- gerstämme? Wie wirksam und sicher sind ggf. alternative Präventionsmöglichkeiten? Wie kann die bevölkerungsbe- zogene Wirksamkeit des Impfkonzeptes gemessen wer-
den? Diese und andere Fragen werden von der Ständigen Impfkommission systematisch und regelmäßig geprüft. Grundlage für die Prüfung sind zum großen Teil infektions- epidemiologische Studien und Surveillanceauswertungen:
Auf der Grundlage der Meldepflicht oder von Sentinelsur- veillancesystemen werden repräsentative Informationen
über die örtliche Verbreitung und den zeitlichen Verlauf der Zielkrankheit gewonnnen. Sentinels spielen eine beson-
dere Rolle, weil für die meisten impfpräventablen Krank- heiten in Deutschland keine Meldepflicht besteht. Prospektive klinisch-epidemiologische Studien verbessern
die Kenntnisse über die Übertragbarkeit eines Erregers und
den natürlichen Verlauf einer Infektion. Ausbruchsuntersu- chungen geben wertvolle Hinweise auf die Impfeffektivität.
Die Erfassung der Durchimpfung wird benötigt, um die Um- setzung eines Impfkonzeptes zu evaluieren. Molekularepi- demiologische Untersuchungen können die Entstehung
von escape Mutanten nachweisen. Epidemiologische Mo- dellierungen können auf der vorhandenen theoretischen Grundlage das Spektrum derAuswirkungen verschiedener Impfstrategien vergleichen. Die hier genannten Methoden ergänzen einander, allerdings nur, wenn die Stabilität der Erfassung gewährleistet und die Qualität der Daten hoch
ist Besonders deutlich wird dies bei der zunehmend be- achteten Modellierung, die im besten Fall so verlässlich
sein kann wie die vielfältigen Grundannahmen, die in das Modell eingespeist werden. Seit Jahren wertet die Stän-
dige Impfkommission die so gewonnenen Erkenntnisse aus
und regt Studien an, die für die wissenschaftliche Begrün- dung ihrer Empfehlungen nötig sind. Das methodische Vor- gehen der Ständigen Impfkommission orientiert sich an den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin und wird weiter strukturiert und transparenter gestaltet.
Die Infektionsepidemiologie ist daher die wissenschaftliche Disziplin, die ganz wesentliche Grundlagen für evidenzba- sierte Impfkonzepte bietet. Jedoch kann das Potential die-
ser Disziplin nur zur Geltung kommen, wenn die gesetzlichen Grundlagen für die zu erfassenden Daten ge- schaffen werden und die Ressourcen verfügbar sind, diese Daten mit modernen infektionsepidemiologischen Metho-
den auszuwerten.
-
2. Sitzung
Impfziele und -strategien in Deutschland:
Impfempfehlungen
Infektionsepidemiologie als Grundlage von
Impfempfehlungen
G. Krause
Leiter der Abteilung für Infektionsepidemiologie am Robert-Koch- Institut, Berlin
Die Entwicklung von Impfkonzepten setzt dort an, wo mit
Hilfe klinischer Forschung ein Impfstoff als sicher und wirk-
Schutzimpfungen in Deutschland -
Stand, Probleme, Perspektiven
(Impfpflicht oder Impfmanagement)
S Dittmann
International Immunization Consulting,Berlin
WHO-Consultant
In Deutschland wurden in den letzten Jahren deutliche
Fortschritte bei der Realisierung von Impfprogrammen er-
reicht. Die kontinuierliche Arbeit der STIKO hat dazu we-
sentlich beigetragen. Dennoch sind wir vom WHO-Ziel der Masernelimination noch weit entfernt, auch die Impfraten
gegen Pertussis und Hepatitis B sind nur suboptimal. Ein
5
zu großerAnteil von jungen Kindern wird wesentlich später
als empfohlen geimpft.
Unbefriedigend ist der Impfschutz insbesondere bei Ju- gendlichen und hinsichtlich Auffrischimpfungen bei Er- wachsenen. Kinder- und Jugendärzte tragen die Hauptlast
des Impfvollzugs. Zwischen den Bundesländern und in- nerhalb dieser gibt es erhebliche Abweichungen in Impf- strategien und deren Realisierung, sich nicht zuletzt in immer wiederkehrenden Krankheitsausbrüchen manife-
stierend.
Vergleicht man unsere Situation mit erfolgreichen anderen Ländern, so lassen sich die Bestandteile eines qualifizier-
ten Impfmanagements
§ Planung mit Zielvorgaben: Impfziele
§ zielgerichtete Information und Kommunikation
§ Surveillance der Zielkrankheiten auf kommunaler, regio-
naler, Länder- und Bundesebene
§ altersbezogenes Monitoring der Impfquoten auf diesen Ebenen und
§ Koordination durch den Gesundheitsdienst
nur in Ansätzen nachweisen.
Zur Verbesserung der Situation wird immer wieder auch
eine gesetzliche Impfpflicht diskutiert, auch die ‚no shot -
no school'- Strategie in den USA. Die gesetzlichen Hürden (IfSG) für die Einführung von Pflichtimpfungen sind in Deutschland hoch. Hilfreich zur Erhöhung des Impfschut-
zes können Festlegungen der Länder sein
• für die Aufnahme in eine Kindereinrichtung die Kontrolle
des Impfstandes zu fordern sowie
• Pflicht-Vorsorgeuntersuchungen einschließlich Kon- trolle/Vervollständigung des Impfschutzes.
Länder mit erfolgreichen Impfprogrammen verzichten zu- gunsten einer guten Surveillance und eines qualifizierten Programm-Managements auf die Impfpflicht. Vorausset- zungen für die verbesserte Erfassung der Impfraten sind bereits jetzt gegeben, wie Beispiele aus verschiedenen Projekten zeigen. Die Schutzimpfungsrichtlinie des G-BA
bietet Möglichkeiten mit einem einheitlichen Dokumentati- onsschlüssel. Eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Krankenkassen, dem öffentlichen Gesundheits- dienst und der niedergelassenen Ärzteschaft ist notwen-
dig. In einem Land wie der Bundesrepublik Deutschland
kann der regelmäßige Austausch über erfolgreiche Strate-
gien förderlich sein. Basierend auf dem Vorbild anderer fö- deraler Staaten (Australien, Kanada, USA) stellt diese 1.Nationale Impfkonferenz einen weiteren Schritt in die richtige Richtung dar.
derung, Befürworten, Anraten werden von den Obersten
Landesgesundheitsbehörden auf der Grund-lage der je-
weils aktuellen STIKO-Empfehlungen ausgesprochen. Dies
soll verdeutlichen, dass Schutzimpfungen als effiziente Ge- sundheitsvorsorgemaßnahmen staatlich gefördert werden. Öffentliche Empfehlungen sind eine wichtige Vorausset-
zung für die Gewährung ei-ner Entschädigung bei einem Impfschaden. Gesetzlich geregelt ist nach § 34 Abs. 11
IfSG die Impfdatenerfassung bei einzuschulenden Kindern. Darüber hinaus enthält § 20 Abs. 4 IfSG eine Verord- nungsermächtigung für das BMG zur Erfassung und Über- mittlung anonymi-sierter Daten über durchgeführte Schutzimpfungen. Die Vereinheitlichung der Dokumentati- onsziffern inAnlage 2 der Richtlinie über Schutzimpfungen
nach § 20d Abs. 1 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) bietet die Voraussetzungen dafür. Es wird ge- schätzt, dass 85% bis 95% der Impfungen durch Ärzte in freier Niederlassung erfolgen und etwa 5 bis 15% durch Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD). Die Fi- nanzierung von Imp-fungen für gesetzlich Versicherte er- folgte bis Anfang 2007 gemäß § 23 Abs. 9 SGB V als Satzungsleistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Seit
dem 01.04.2007 gehören Schutz-impfungen zu den Pflicht- leistungen der gesetzlichen Krankenkassen, geregelt in §
20d Abs. 1 SGB V. Neu in Abs. 3 dieser Vorschrift ist auch
die Verpflichtung für Krankenkassen und Länder, Rah- menvereinbarungen zum Impfen abzuschließen. Diese Vereinbarungen sollen Maßnahmen zur Förderung von Schutzimpfungen und die Erstattung von Sachkosten für Impfungen, die von Ärzten des Öffentlichen Gesundheits- dienstes durchgeführt werden, re-geln. In Deutschland dür-
fen approbierte Ärzte grundsätzlich impfen. Bundesweit besteht eine Fortbildungspflicht über die Landesärztekam-
mern entsprechend den jeweiligen Berufsord-nungen. Ab- rechnungsbefugnisse für das Impfen werden in den meisten Bundesländern, mit unterschiedlichen Einschrän- kungen, fachgebietsübergreifend erteilt.
Zuständigkeiten und Infrastrukturentwicklung im
deutschen Impfwesen
H. Oppermann
Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Fachbereich Hygiene, Magdeburg
Mitglied der Ständigen Impfkommission am RKI
Grundlage für die Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Impfwesens ist das Infektionsschutz-gesetz vom 20.07.2000, hier insbesondere der § 20. Danach sollen die zuständigen Bundes- und Landesbehörden sowie die Ge- sundheitsämter die Bevölkerung über die Bedeutung von Schutzimpfungen aufklären und informieren mit dem Ziel, Wissenslücken zu schließen, an das Impfen zu erinnern
und die eigenverantwortliche Entscheidung für das Impfen
zu ermög-lichen. Fachliche Empfehlungen zur Durchfüh-
rung von Schutzimpfungen gibt die Ständige Impfkommis-
sion (STIKO), die beim Robert Koch-Institut (RKI) eingerichtet wurde. Sie gibt ihre Empfehlungen nach dem Stand der Wissenschaft, nimmt eine medizinisch-epide- miologische Nutzen-Risiko-Abwägung vor und berücksich-
tigt Belange der praktischen Umsetzbarkeit. Öffentliche Empfehlungen von Schutzimpfungen im Sinne von Auffor-
Von der STIKO-Empfehlung zur
Schutzimpfungs-Richtlinie (SiR)
A. Nahnhauer
GKV-Spitzenverband, Abteilung Arznei- und Heilmittel,
Berlin
Mit der Neufassung des § 20dAbs. 1 Sozialgesetzbuch Nr.
V (SGB V) durch das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz sind Schutzimpfungen, die bis dahin als freiwillige Sat- zungsleistungen in § 23 Abs. 9 SGBV geregelt waren, in
den Pflichtleistungskatalog der GKV aufgenommen wor-
den. Ausgenommen von diesem Anspruch sind Schutz- impfungen, die wegen eines durch einen nicht beruflichen Auslandsaufenthalt erhöhten Gesundheitsrisikos indiziert
sind (so genannte Reiseimpfungen). Damit werden be- stimmte private Risiken von den durch die Solidargemein- schaft zu finanzierenden Pflichtleistungen ausgenommen. Ausnahmen sind dann möglich, wenn der Einschleppung
einer übertragbaren Krankheit nach Deutschland vorge-
beugt werden soll.
Die Einzelheiten zur Leistungspflicht von Schutzimpfungen
hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) auf der Basis der Empfehlungen der STIKO in einer Schutzimp- fungs-Richtlinie festzulegen. Die Richtlinie gilt seit 1.07.2007 und ist incl. der Anlagen für Ärzte, Krankenkas-
sen und Versicherte verbindlich.
Neben allgemeinen Abschnitten im Richtlinientext sind die Einzelheiten zu Art und Umfang der Leistungen in Anlage
1 der Schutzimpfungs-Richtlinie festgelegt. Diese führt in
einer einheitlichen Tabelle die einzelnen Impfungen, deren
6
Indikationen sowie Hinweise zu den Schutzimpfungen und
weitere Anmerkungen zum wirtschaftlichen Einsatz auf. Weiterhin enthältAnlage 1 Hinweise auf die Kostentragung durch den Arbeitgeber. Dies ist immer dann der Fall, wenn
z.B eine Tätigkeit im Sinne der Biostoffverordnung ausge-
übt wird und dabei Beschäftigte durch einen impfpräventa-
blen biologischen Arbeitsstoff erhöht infektionsgefährdet sind.Anlage 2 der Schutzimpfungs-Richtlinie enthält einen verbindlich zu verwendenden einheitlichen Dokumentati- onsschlüssel für Impfungen.
Der Leistungsanspruch für Versicherte im Rahmen der SiR bezieht sich nur auf Schutzimpfungen im Sinne des § 2 Nr.
9 Infektionsschutzgesetz (Gabe eines Impfstoffes mit dem
Ziel, vor einer übertragbaren Krankheit zu schützen). Die postexpositionelle Prophylaxe durch Gabe von Sera und Chemotherapeutika ist nicht Gegenstand der SiR. Im Ein-
zelfall richtet sich die Leistungspflicht nach
§ 23 Abs. 1 Nr. 3 i. V. m. § 31 SGB V. Die Maßnahmen der postexpositionellen Prophylaxe zum Schutz vor Weiterver- breitung bestimmter übertragbarer Krankheiten über den Einzelfall hinaus (z. B. Riegelungsimpfungen bei einem Masernausbruch in Gemeinschaftseinrichtungen oder Empfehlung für die Gabe von speziellen Medikamenten für ganze Schulklassen oder Schulen bei Meningokokken-In- fektionen) verbleiben im Regelungsrahmen des öffentli-
chen Gesundheitsdienstes.
Das RKI veröffentlicht die aktualisierten Impfempfehlungen
der STIKO im Epidemiologischen Bulletin in der Regel ein-
mal jährlich. Zu den Änderungen der STIKO-Empfehlun-
gen hat der G-BA innerhalb von drei Monaten nach ihrer Veröffentlichung eine Entscheidung zu treffen. Für den Fall, dass eine Entscheidung durch den G-BA nicht termin- oder fristgemäß zustande kommt, dürfen die von der STIKO empfohlenen Änderungen der STIKO-Empfehlungen zu Lasten der GKV erbracht werden, bis eine Richtlinienent- scheidung vorliegt. Die Struktur des G-BA sowie die Ent- scheidungswege werden an Beispielen erläutert.
3. Sitzung
Zulassungsvoraussetzungen für Impfstoffe:Er-
fassung von Impfquoten und Impfkomplikationen
Die Nutzen-Risiko-Bewertung von Impfstoffen im
Rahmen von Zulassungsverfahren
M. Pfleiderer
Paul-Ehrlich-Institut, Langen
Nutzen und Risiken von Impfstoffen sind der Mittelpunkt
vieler wissenschaftlicher und öffentlicher Diskussionen an deren Ende, je nach Interessenslage, entweder der Nutzen
als überragend oder die Risiken als unannehmbar darge-
stellt werden. Wissenschaftliche und medizinische Fach- kreise betonen imAllgemeinen die Vorzüge von Impfstoffen während impfkritische Kreise sich vornehmlich mit ver- meintlichen oder echten Risiken von Impfstoffen beschäf- tigen und deren erwiesenen Nutzen verdrängen oder absichtlich ignorieren. Aus diesen gegensätzlichen Posi- tionen ergibt sich häufig ein Unvermögen unterschiedliche Ansichten zu den Wirkungen und Nebenwirkungen von Impfstoffen zu verstehen und zu akzeptieren bzw. Brücken zwischen den Extremen zu bauen.
Die Ursachen für solche Konflikte liegen zumeist darin be- gründet, dass die Mechanismen zur Bewertung des Nut- zens und der möglichen Risiken von Impfstoffen weitestgehend unbekannt sind. Gemeinhin wird davon aus- gegangen, dass eine zuständige Behörde nach Prüfung
der Zulassungsunterlagen befindet, dass die Nutzen eines neuen Impfstoffs die möglichen Risiken überwiegen und dieser Tatbestand nach der Erteilung einer Zulassung ein
für allemal bestehen bleibt.
Ein solches Vorgehen wird schon seit langer Zeit nicht
mehr praktiziert. Entwicklung, Prüfung undAnwendung von Impfstoffen sind vielmehr zu einer gemeinschaftlichenAuf-
gabe zwischen Herstellern und Behörden geworden, deren letztendliches Ziel es ist einen Kompromiss zwischen den Wünschen und Ansprüchen der forschenden und herstel-
lenden Industrie und den Bedürfnissen der Zielpopulation,
für welche diese Impfstoffe bestimmt sind, herbeizuführen.
Die dazu notwendigen Schritte werden bereits weit im Vor-
feld eines Zulassungsverfahrens eingeleitet. In den Mittel-
punkt des Dialogs zwischen zuständigen Behörden und Herstellern ist dabei die wissenschaftliche Beratung ge-
rückt. Diese wird von den zuständigen nationalen Behör-
den, aber auch von der in London ansässigen europäischen Agentur für Arzneimittel, der European Me- dicinesAgency (EMEA), angeboten. Wissenschaftliche Be-
ratungen finden im Rahmen der Entwicklung neuer
Impfstoffe in regelmäßigen Abständen, häufig jedoch an
kritischen Entscheidungspunkten statt. Die Inhalte wissen- schaftlicher Beratungsgespräche beziehen sich auf frühe
und späte pharmazeutische, präklinische und klinische Ent- wicklungsprozesse sowie auf die Vorbereitung des am
Ende eines Entwicklungsprozesses stehenden Zulas- sungsverfahrens. Aus der Gesamtheit der Gespräche er-
gibt sich bereits weit vor der Zulassung ein verlässliches
Bild über die klinischen Eigenschaften eines neuen Impf-
stoffs. Desweiteren sind seit einigen Jahren klinische Stu-
dien aller Phasen durch eine zuständige nationale
Behörde, in Deutschland durch das Paul-Ehrlich-Institut
(PEI), genehmigungspflichtig. Das Vorrücken in die näch-
ste Studienphase ist nur auf der Basis der Auswertung der klinischen Daten zur Wirksamkeit und Verträglichkeit aus
früheren Studienphasen möglich. Dies ist ein weiterer wich-
tiger Mechanismus um Nutzen und Risiken neuer Impf-
stoffe frühzeitig zu erkennen und bereits vor der Zulassung
über einen langen Zeitraum hinweg beobachten zu kön-
nen.
Die Zulassungsmodalitäten selbst haben sich in den ver-
gangenen 15 Jahren grundsätzlich verändert. Während frü-
her die Zulassung von Arzneimitteln eine rein nationale Zuständigkeit war, so stehen heute die Harmonisierung von Zulassungskriterien und die Erteilung von gemeinschaftli-
chen Zulassungen im Mittelpunkt. Dies bedeutet, dass Art
und Weise wie neue Impfstoffe in der EU bewertet werden
in jedem Fall gemeinschaftlich akzeptierten Kriterien un-
terliegen und mittlerweile für die meisten neuen Impfstoffe
EU- weit gültige Gemeinschaftszulassungen erteilt werden.
Diese Mechanismen verschaffen zum einen Zugang zu
einem riesigen Reservoir an europäischen Impfstoffexper-
ten und verhindern gleichzeitig, dass zu ein und demsel-
ben Impfstoff unterschiedliche wissenschaftliche Schlussfolgerungen in verschiedenen Ländern gezogen
werden.
Die Bewertung von Nutzen und Risiken neuer Impfstoffe
endet selbstverständlich nicht mit der einmal erteilten Zu-
lassung. Sie erfolgt begleitend und kontinuierlich im Rah-
men der breiten Anwendung von Impfstoffen über das
gesamte Produktleben hinweg. Erfahrungsgemäß werden
neue Impfstoffe fachlich und öffentlich kritischer begutach-
tet als etablierte Impfstoffe so dass sich oftmals Nebenwir- kungsprofile ergeben die in der klinischen Erprobungsphase
nicht beobachtet wurden. Dies ist ein schwer zu beherr-
schendes Dilemma, insbesondere dann wenn neue Impf-
stoffe innerhalb eines kurzen Zeitraums einen Vorläuferimpfstoff ersetzen oder wenn neue Impfstoffe erst-
malig zur Verfügung stehen und innerhalb eines kurzen
Zeitraums massenhaft eingesetzt werden. In beiden Fällen
fehlt dann eine adäquate Kontrollgruppe anhand derer sich
solche Phänomene bestätigen oder zurückweisen lassen.
Umso wichtiger ist also die Beobachtung der klinischen Ei-
7
genschaften aller Impfstoffe über das gesamte Produktle-
ben hinweg. Über die Zeit bestätigt sich dann in den aller- meisten Fällen was bereits aus den Zulassungsstudien ersichtlich war, nämlich das positives Nutzen-Risiko- Verhältnis, d.h. der Nutzen eines Impfstoff überwiegt bei weitem die mit der Impfung verbundenen (oft unvermeidli- chen) Risiken.
4. Sitzung
Impfstoffforschung, Impfstoffangebot,
Neuerungen des SGB V
Zukünftige Impfstoffe - Erwartungen an die
Pharmaindustrie
U. Heininger
Ltd. Arzt Infektiologie und Vakzinologie,
Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB), Basel
Der „ideale" Impfstoff schützt ein Individuum gegen alle be- drohlichen Infektionskrankheiten, ist frei von Nebenwirkun-
gen, kann ohne Injektionsnadel appliziert werden, ist kostengünstig in der Herstellung, benötigt keine Kühlkette
und muss nur einmal im Leben verabreicht werden.
Diesem illusorischen Wunschtraum kann man sich nur schrittweise nähern. In den vergangenen Jahren sind eine Vielzahl neuer Impfstoffe entwickelt, getestet und erfolg- reich in nationale Impfprogramme eingeführt worden. Dies
ist u.a. der guten und engen Zusammenarbeit von Impf- stoffanwendern (der Ärzteschaft), akademischen Institutio- nen und Forschungseinrichtungen, und der pharmazeutischen Industrie zu verdanken.
Welche Erwartungen haben Anwender von Impfstoffen
bzw. deren Nutzniesser, d.h. die Bevölkerung, an die Phar- maindustrie bezüglich zukünftiger Impfstoffe?
Dies lässt sich wie folgt kursorisch zusammenfassen:
1)Aufrechterhaltung der hohen Qualität an Sicherheit und Effizienz von Impfstoffen
2)Sicherstellung der kontinuierlichen Versorgung mit den bereits verfügbaren Impfstoffen
3)Entwicklung weiterer sinnvoller Kombinationsimpfstoffe,
um bei steigender Zahl von verfügbaren Impfstoffen die notwendigen Injektionen auf ein für den Patienten erträgli-
ches Mass zu begrenzen
4)Durchführung von Studien, um sinnvolle Kombinationen
von verschiedenen Impfstoffen zeitgleich anwenden zu können (Nachweis der Unbedenklichkeit von Koadmini-
stration)
5)Entwicklung von Impfstoffen, die schmerzlos (im allge- meinen mukosal) angewendet werden können, unter Ver- zicht auf Injektionen
6)Fokusierung auf dringlich benötigte neue Impfstoffe gegen komplikationsträchtige Infektionskrankheiten, wie
z.B. gegen HIV, Tuberkulose, Malaria, aber auch weitere Serogruppen von Meningokokken und Pneumokokken,
RSV u.a.
scheidenden Beitrag zu einer verbesserten Gesundheits-
versorgung zuleisten. Prominentestes Beispiel ist die Era- dikation der Pocken mit Hilfe eines konsequent durchgeführten weltweiten Impfprogramms.
Zu den zahlreichen Vorteilen der Impfungen zählen u.a.:
- Die allgemeine Bevölkerung und die Volkswirtschaften können von der sog. Herdenimmunität profitieren, also der Verringerung des Infektionsrisikos durch Aufbau eines schützenden Kokons aus geimpften Personen um un- geimpfte Personen.
- Kostenträger können durch den höheren Nutzen von Impfungen im Vergleich zu anderen Präventionsmaßnah-
men wie Beratung, Früherkennung, Behandlung und Pflege profitieren.
- Geimpfte Personen können durch die Vermeidung von Schmerzen, Leid, Arbeits-/Erwerbsunfähigkeit, Tod sowie künftigen Krankheitskosten (medizinischer Versorgung)
profitieren.
Eine Herausforderung für die aktuelle Impfstoffentwicklung stellen alte wie neue Erreger von Infektionskrankheiten dar. Dabei gibt es derzeit folgende Entwicklungsschwerpunkte:
- Neue Verfahren, zur Ermöglichung der Entwicklung von Impfstoffen gegen Erkrankungen wie HIV, Malaria oder das
Cytomegalie-Virus.
- NeueAdjuvantien zur Verbesserung der Wirksamkeit und Verstärkung der Immunantwort.
- Neue Applikationsmethoden zur schnelleren und einfa- cheren Verfügbarkeit von Impfstoffen, für eine verbesserte Kosteneffizienz von Impfprogrammen sowie für eine hö-
here Verträglichkeit und Compliance von Impfungen.
Die Entwicklung eines neuen Impfstoffes kann sich über Jahrzehnte hinziehen und Kosten in Höhe von mehreren hundertmillionen Euro verursachen. Impfstoffe sind biolo- gische Produkte, deren qualitätsgesicherte Herstellung im Vergleich zu chemischen Arzneimitteln viel zeitaufwendi-
ger und kostspieliger ist. Gerade in den frühen Entwick- lungsphasen können Produktionserfolge nicht vorhergesagt werden und speziell bei der Impfstoffproduk-
tion existieren hohe Verlustraten.
Nach ihrer Zulassung werden Impfstoffe erneut einer aus- gedehnten Bewertung durch Beratungskomitees, Regie- rungsbehörden sowie Organisationen aus Medizin und Gesundheitswesen unterworfen, um zu entscheiden ob
und wenn ja wie der neue Impfstoff eingesetzt werden soll.
Die Entscheidung basiert auf Kriterien wie Krankheitslast, Impfstoffeffektivität, Sicherheit, Kosten, Möglichkeit die Impfung dem Impfkalender hinzuzufügen, gesellschaftliche Nachfrage sowie Auswirkungen eines Impfprogramms in Bezug auf die Epidemiologie der Krankheit.
Gegenwärtig verfügbare Impfungen bieten einen jahrelan-
gen Schutz für Geimpfte und aufgrund der Herdenimmuni-
tät auch für Ungeimpfte, eine hohe Impfrate vorausgesetzt.
Der so generierte Nutzen ist bei Erstattungsentscheidun-
gen zu berücksichtigen. In Relation zu den gesamten Ge- sundheitskosten sind die Ausgaben für Impfungen gering
und stellen nur einen Bruchteil der Gesamtausgaben dar.
Für die Kostenträger sind Impfungen daher eine bezahl-
bare und kosteneffektive Investition in die Gesundheit ihrer
Versicherten.
Die Impfstoffhersteller sind sich ihrer Verantwortung für die Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung bewusst. Daher be- rücksichtigt die Preisgestaltung für Impfstoffe neben dem
Wert des Impfstoffes auch die Fähigkeit eines Landes den Impfstoff in Relation zu seinem Bruttosozialprodukt zu be- zahlen. In Verkaufsverhandlungen spielen das Volumen
Entwicklung und Preisgestaltung von Impfstoffen
Th. Mummenbrauer
Direktor Business Development, GlaxoSmithKline Biologicals,
Wavre
Impfstoffen ist die Fähigkeit vorbehalten, durch die Reduk-
tion von Erkrankungs- und Todesfällen weltweit einen ent-
8
und die Laufzeit von Verträgen zusätzlich eine Rolle. Die-
ses sogenannte abgestufte Preisgestaltungsverfahren hat
zum Ziel, die weltweite Verfügbarkeit von Impfstoffen zu
maximieren.
-
5. Sitzung
Masern-Mumps-Röteln Endspurt - Strategien zur Impfförderung der Länder
Erfolgreiche Impfpräventionsprogramme in Deutschland mit dem Fokus auf Jugendliche
G. Elsässer1
1
Landesgesundheitsamt Brandenburg, Zossen
prüfung der Impfausweise mit direkten Impfangeboten ver-
knüpfen. Insbesondere Schüler aus „nicht priviligierten Fa- milien" und auch Schüler in Sonderschulen profitierten von diesem Angebot.
Schlussfolgerung
Die verfügbare Datenlage zeigt erhebliche Impfdefizite bei älteren Schülern. Die Impfpräventionsmaßnahmen der Ge- sundheitsämter direkt in Schulen haben sich als hoch ef- fektiv erwiesen. Es empfiehlt sich, dass Jugendärzte in Schulen ergänzende Impfangebote machen.
Hintergrund
Die kontinuierliche Überwachung (Surveillance) des Impf- status der Bevölkerung und die Identifizierung hemmender
und fördernder Faktoren der Impfakzeptanz sind Voraus- setzung für die Realisierung einer Impfstrategie (Empfeh- lungen des National Vaccine Advisory Committee für die USA). In Deutschland ist die Surveillance der Durchimmu- nisierung der Bevölkerung nur für die Schulanfänger, je-
doch nicht für Jugendliche gesetzlich verankert (§ 34 Abs.
11 IfSG). Nur einzelne Bundesländer wie das Saarland, Bremen, Schleswig-Holstein und die neuen Bundesländer überprüfen durch den Öffentlichen Gesundheitsdienst zu- sätzlich den Impfstatus von älteren Schülern (6., 8. oder
10. Klassen).
Anliegen des Beitrages ist es, auf der Grundlage verfüg- barer Datenquellen den Handlungsbedarf in der Impfprä- vention bei älteren Schülern zu bewerten. Darüber hinaus werden erfolgreiche Beispiele zur Schließung von Impflük-
ken im Jugendalter vorgestellt.
Methodik
Auf der Grundlage verfügbarer Daten (Kinder- und Ju- gendgesundheitssurvey und Öffentlicher Gesundheits- dienst einzelner Bundesländer) werden die Impfdefizite bei
der 1. und 2. Tetanus- und Diphtherie-Auffrischimpfung, 1. Pertussis-Auffrischimpfung, Grundimmunisierung gegen Hepatitis B für ältere Schüler nach folgenden Merkmalen analysiert: Altersgruppe bzw. Klassenzugehörigkeit (6., 8. oder 10. Klasse), Geschlecht, soziale Lage bzw. Migrati- onsstatus der Eltern und regionaleAspekte. In einem zwei-
ten Schritt werden erfolgreiche Impfstrategien anhand der Steigerung von Durchimmunisierungsraten für die Ziel- gruppe älterer Schüler (6. Klasse aufwärts) vorgestellt.
Ergebnisse
Die verfügbare Datenlage zur Durchimmunisierung von Ju- gendlichen zeigt bundesweit, länderbezogen und auch kommunal erhebliche Impfdefizite bei älteren Schülern: Die Impfquoten liegen für die 2. Auffrischimpfung gegen Teta-
nus und Diphtherie bundesweit unter 40 % und für dieAuf- frischimpfung Pertussis sogar noch niedriger. Die nachzuholende Hepatitis-B-Grundimmunisierung liegt bei
knapp 60% und bei der zweiten MMR unter 75 %. Regio-
nal spezifisch führten zu niedrige MMR-Impfquoten zu Ma- sernausbrüchen. Geschlechtsspezifische Unterschiede
gibt es nur bei der Rötelnimpfung: Die 2. Röteln Dosis liegt
bei Mädchen unter 67 % vs. Jungen unter 63 %. Ein nied-
riger Sozialstatus ist mit einem inkompletten Impfstatus
(MMR und Hepatitis B) assoziiert. Bei Schülern in Sonder-
bzw. Förderschulen waren die Impfdefizite bei der Hepati- tis-B-Nachholimpfung und Pertussisauffrischimpfung ver- glichen zu gleichaltrigen Gymnasiasten stärker ausgeprägt.
Ein Migrations-hintergrund verschärfte diese Impfdefizite.
Evaluierte Impfprogramme zeigen, dass der Zugangsweg
über die Schulen gut funktioniert. Den höchsten Effekt er- reichten dabei Maßnahmen, die eine systematische Über-
10 Jahre Impfaktion im Saarland bei Schülerinnen
und Schülern der siebten und achten Klassen
gegen Masern, Mumps, Röteln und Hepatitis B
R. Klein
Ministerium für Justiz, Arbeit, Gesundheit und Soziales des Saarlandes, Saarbrücken
Die Daten zum Impfschutz von Kindern und Jugendlichen
der vierten und achten Klassen, die die Gesundheitsämter
im Rahmen der jahrgangsbezogenen Untersuchungen
Ende der 90er Jahre erhoben, zeigten, dass die von der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut emp- fohlene Wiederimpfung gegen MMR nur zögerlich ange- nommen wurde. Gleiches galt für die seit 1995 empfohlene Impfung gegen Hepatitis B. Das saarländische Ministerium
für Frauen,Arbeit, Gesundheit und Soziales vereinbarte mit
den Gesundheitsämtern, den gesetzlichen Krankenkassen
und privaten Krankenversicherern in Abstimmung mit dem ambulantem Versorgungssystem Maßnahmen zur Verbes- serung des Impfschutzes. Die Form der Zusammenarbeit
unter Einbeziehung weiterer Kooperationspartner, die durchgeführten Aktionen und erreichten Ergebnisse sowie
die Finanzierungsregelung werden vorgestellt.
Der Bayerische Masernaktionsplan
B. Liebl
Leitender Ministerialrat Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, München
Beschreibung: Masern sind eine ernstzunehmende und potentiell mit schwerwiegenden Komplikationen verlau-
fende Infektionskrankheit. Die WHO strebt bis 2010 die Eli- minierung der Masern in Europa an. Ende 2007/Anfang
2008 waren in Bayern jedoch mehrere Masernausbrüche verzeichnet worden. Um die Elimination der Masern den-
noch möglichst rasch erreichen zu können, hat die bayeri- sche Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) Anfang
2008 einen Masernaktionsplan ins Leben gerufen. Die
LAGI ist ein unabhängiges Gremium, in dem sich Vertreter
von Ärzteverbänden, Körperschaften, Kostenträger und
des öffentlichen Gesundheitsdienstes gemeinsam für das Impfwesen engagieren. Der Masernaktionsplan verfolgt
dabei drei Schwerpunkte:
1.)Surveillance nutzen und verbessern,
2.)vermehrtes zielgruppenorientiertes Impfangebot und Be- seitigen von Impfhindernissen,
3.)Management von Einzelerkrankung und Ausbrüchen verbessern. Die Umsetzung des Masernaktionsplans soll
zum einen anhand von aktuellen und erfolgreich verlau- fenden Projekten wie z.B. einem Impferinnerungssystem (Impf-Recall) bei den Schuleingangsuntersuchungen oder
einer Medienkampagne zur Masern/Mumps/Röteln-Imp-
fung mit Plakaten in U-Bahnen und Kinospots dargestellt werden. Zum anderen soll die Bedeutung der gemeinsa-
men Umsetzung durch eine Vernetzung verschiedenerAk- teure verdeutlicht werden.
9
Meldungen von Impfkomplikationen und
Datenbank der Verdachtsfälle
Workshop I
Impfprogramme für Jugendliche
M. Terhardt,
Arzt für Kinder- und Jugendmedizin, Ratingen
Jugendimpfungen rücken angesichts der Masern-Ausbrü-
che und der in Deutschland kaum zu erreichenden WHO-
Ziele zunehmend in den Focus. Während die Impfraten der Säuglinge und Kleinkinder, in Deutschland flächendeckend
nur verspätet erfasst durch die Daten der Schuleingangs- untersuchungen, in den letzten Jahren kontinuierlich stei-
gen, sind die wenigen verfügbaren Daten über die Durchimpfungsraten der Jugendlichen weiterhin mangel-
haft. Exemplarisch werden die diesbezüglichen Daten des KIGGS im Vortrag dargestellt.
Es fehlt ein bundesweites Konzept für Jugend- und Nach-
holimpfungen.
- Keine institutionalisierten Impfpasskontrollen
- Keine Beteiligung der Schulen
- Zu wenig Arztkontakte
(Inanspruchnahme U10/U11/J1/J2)
- Keine konsentierte Öffentlichkeitsarbeit
- Zu wenig Impfangebote bei Kampagnen
Verschiedene Bundesländer und einzelne Gesundheits-
ämter starteten unterschiedliche Kampagnen zu Jugend- impfungen mit unterschiedlichem Erfolg. Andere Staaten
haben ähnliche Probleme, aber es gibt auch Beispiele von
best practice. Beispiele werden im Vortrag vorgestellt.
Was ist zu fordern?
- Regelmäßige Impfpasskontrollen bei jedem Schuleintritt
und Schulwechsel, auch mittelbar durch Verpflichtung
zur ärztlichen Impfbescheinigung
- Impfregister / Recall
- Bundesweiter Konsens aller Beteiligten ( Politik / Ärzte /
GKV / PKV ) über die prioritären Jugendimpfungen
- Separater STIKO-Impfplan für Jugendliche und Nachhol-
impfungen
- Impfen als selbstverständliches Thema an Schulen ein-
führen
- Teilnahme an der J1 öffentlich fördern und genauso wie
die neu einzuführenden zusätzlichen U-Termine für
Impfungen nutzen (U10/U11/J2)
- Impfen in Arztpraxen muss sich betriebswirtschaftlich
lohnen
- Subsidiäres Impfen durch den ÖGD an Schulen
verstärken
- Öffentlichkeitsarbeit enttabuisieren!
Einwilligungsfähigkeit von Jugendlichen am
Beispiel von Schutzimpfungen
A. Nassauer
Arzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin,
Robert Koch-Institut, Berlin
Im März 2007 hat die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) die Schutzimpfung aller Mädchen im
Alter von 12 bis 17 Jahren empfohlen.
Diese Altersangabe rückte die Frage wieder verstärkt in
den Vordergrund, ab welchem Alter Kinder und Jugendli-
che selbstständig (und ohne ausdrückliches Einverständnis
der Eltern) in Schutzimpfungen einwilligen können. Im Ver-
einigten Königreich (UK) besagt der ChildrensAct, dass Ju- gendliche ab einemAlter von 16 Jahren eigenständig in alle medizinischen Behandlungen einwilligen oder diese auch ablehnen können. In Deutschland existiert keine vergleich-
bare gesetzliche Regelung. Die STIKO geht seit vielen Jah-
ren gleichlautend in ihrem jährlich erscheinenden Impfempfehlungen mit folgendem Wortlaut auf das ange- sprochene Problem ein: „Für die Impfung Minderjähriger ist regelmäßig die Einwilligung der Eltern bzw. der Sorgebe- rechtigten einzuholen. Jugendliche können selbst einwilli-
gen, wenn sie die erforderliche Einsichts- und Entscheidungsfähigkeit besitzen; das ist in der Regel mit
16 Jahren der Fall".
Diese Empfehlung stützt sich auf eine Mitteilung der Bun- desärztekammer (BÄK) aus dem Jahr 1994 und auf Leit- sätze der Deutschen Gesellschaft für Medizinrecht (DGMR) aus dem Jahr 1995, die ein solches Vorgehen be- fürworten. Zwei Urteile aus der letzten Zeit billigen Ju- gendlichen kein eigenes Entscheidungs- bzw. allenfalls ein Vetorecht gegen die Einwilligung der Sorgeberechtigten zu; allerdings waren in beiden Fällen die Jugendlichen gerade
erst 14 Jahre alt. Mit der Markteinführung oraler Kontra- zeptiva vor fast 40 Jahren war die hier aufgeworfene Frage Gegenstand zahlreicher Verfahren und wurde auch in der Literatur kontrovers diskutiert. Heute ist gefestigte Rechts- auffassung, dass Mädchen ab einemAlter von 14 Jahren - Einsicht und Reife vorausgesetzt - eigenständig und ohne Wissen der Eltern die Verordnung „der Pille" mit den be- handelnden Ärzten besprechen können. Die Ausübung höchstpersönlicher Rechte, namentlich der sexuellen Selbstbestimmung (Art. 2 Abs. 2 GG) spielt auch bei der Gabe von Schutzimpfungen gegen humane Papillomavi-
ren und gegen Hepatitis B (gleichfalls eine sexuelle Über- tragung des Erregers) eine wichtige Rolle. Kritiker wenden
eine eigenständigeAusübung der genannten Rechte durch Jugendliche ein, dass Pflege und Erziehung der Kinder
(also auch die Einwilligung in medizinische Maßnahmen)
ein durchArt. 6Abs 2 GG garantiertes Recht der Eltern sei,
so lange Kinder nicht 18 Jahre alt sind. Dem wiederum
kann entgegnet werden, dass Jugendliche im Rahmen
ihrer eigenen Grundrechtsmündigkeit (die nicht strikt an die Geschäftsfähigkeit gebunden ist), diese Rechte selbst aus- üben können, wenn sie eines „Fürsorgers" (also einer Per- son, die für sie und an ihrer Stelle entscheidet) nicht mehr
bedürfen.
Fazit: Eine wirksame Einwilligung Jugendlicher in Schutz- impfungen setzt für die eigenverantwortlicheAusübung von Grundrechten die notwendige Einsicht und Reife voraus.
Sich davon zu überzeugen ist Sache des behandelnden Arztes. Die von der STIKO aufgestellte „Vermutungsregel"
(16 Jahre), erleichtert das Vorgehen: Eine besondere Prü-
fung der Einwilligungsfähigkeit ist danach erforderlich,
wenn Jugendliche jünger als 16 Jahre sind oder Zweifel an ihrer Urteilsfähigkeit bestehen. In der Literatur konnten
keine Entscheidungen gefunden werden, wonach die hier begründete Regel durch Gerichte in Frage gestellt, abge-
lehnt oder abweichende Altersgrenzen aufgestellt wurden.
„Impfen vor, in und nach der Schwangerschaft"
M. Knuf
Universitätsmedizin, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
Zum Thema „Impfen und Schwangerschaft" gehören die korrekte, zeitgerechte Durchführung von Impfungen vor der Schwangerschaft, möglicherweise in der Schwangerschaft (strenge Indikationsstellung) sowie die Vakzination vonAn- gehörigen und Mitarbeitern im Gesundheitsdienst.
10
Vor einer Schwangerschaft sollte der Impfpass bei Erst-
kontakt überprüft werden. Es gilt Impflücken, insbesondere
bei Lebendimpfungen mit Relevanz in der Schwanger- schaft und für das Neugeborene (Röteln, Windpocken, Ma- sern, Mumps) sowie Totimpfungen gegen Erkrankungen,
die nach der Entbindung eine Rolle spielen können (z. B. Pertussis) zu schließen. Die ständige Impfkommission (STIKO) bezüglich der Thematik „Impfungen in der Schwangerschaft" fest: „Nicht dringend indizierte Impfun- gen sollten während der Schwangerschaft nicht durchge- führt werden. Dies gilt vor allem für Impfungen mit Lebendimpfstoffen gegen Gelbfieber, Masern, Mumps, Rö-
teln und Varizellen". Dennoch kann es notwendig sein wäh- rend der Schwangerschaft zu impfen.
Hierzu gehören eventuell die Auffrischung von Routi- neimpfungen bzw. Indikationsimpfungen (Tetanus, Diph- therie, Influenza, Pneumokokken), die postexpositionelle Impfung (Tollwut, Tetanus, Hepatitis B, Varizellen, Masern),
ggf. Reiseimpfungen (Hepatitis A, Hepatitis B, Typhus, Gelbfieber, Japanische Encephalitis, Tollwut) oder Impfun-
gen bei arbeitsmedizinzischer Indikation (Hepatitis B, In- fluenza, Tollwut).
Tabelle 1 gibt die amerikanischen Empfehlungen der CDC
zur Verwendung von Totimpfstoffen während der Schwan- gerschaft wieder.
Schwangerschaft zusammen.
Die Rationale für die Empfehlung der Influenza-Impfung
während der Schwangerschaft ist das Fehlen von uner- wünschten Nebenwirkungen sowie der schwere Verlauf der Influenza in der Schwangerschaft und der potentielle, post- natale Schutz durch die Impfung für das Kind.
Folgende Todimpfstoffe können nach sorgfältiger Abwä- gung eventuell während der Schwangerschaft gegeben
werden:
1.HepatitisA: Die Sicherheit in der Schwangerschaft ist bis-
lang nicht hinreichend untersucht, das Risiko jedoch „theo- retisch sehr niedrig".
2.Poliomyelitis-Impfung: Bislang sind keine unerwünsch-
ten Wirkungen bei Schwangeren oder Neugeborenen auf- getreten, aber „theoretisch denkbar".
3.Pneumokokken: Auch hier sind bislang bei der verse- hentlichen Impfung in der Frühschwangerschaft keine un- erwünschten Wirkungen aufgetreten; dennoch ist aus grundsätzlichen Erwägungen heraus Vorsicht während der Impfung im ersten Trimenon geboten.
Lebendimpfungen sind grundsätzlich kontraindiziert wäh-
rend der Schwangerschaft; eine möglicheAlternative ist die passive Immunisierung (sofern verfügbar) mit Hyperimm- unglobulin oder mit polyspezifischem Immunglobulin.
Tabelle 2 fast die Zusammenhänge einer versehentlichen Rötelnimpfung während der (noch nicht bekannten)
Tabelle 3 gibt die Datenlage nach einer versehentlichen Va-
rizellenimpfung in der Schangerschaft wieder.
Bezüglich der Indikationsimpfungen mit einem Lebend-
impfstoff in der Schwangerschaft ist die Gelbfieber-Impfung herauszuheben. Bei der Gelbfieber-Erkrankung handelt es
sich um eine Erkrankung mit biphasigem Verlauf und ca.
200. 000 Fällen pro Jahr. Aktuelle Ausbrüche wurden aus
Guinea, dem Sudan, Mali und der Elfenbeinküste gemel-
det. Wegen der hohen Sterblichkeit (bis zu 50 %) müssen
Reisende in Endemiegebiete konsequent geimpft werden.
Kleinere, tetrospektive Studien aus Brasilien, Trinidad und
Europa mit retrospektivem Design konnten Hinweise dafür
geben, dass nach der Gelbfieber-Impfung in der Schwan-
gerschaft keine erhöhte Fehlbildungsrate gegenüber der Normalbevölkerung auftrat.
Mangement vor der Schwangerschaft: Totimpfungen kön-
nen ohne zeitliche Einschränkung auch vor einer Schwan-
gerschaft verwendet werden. Nach Lebendimpfungen
sollte vier Wochen lang eine Schwangerschaft verhütet
werden. Diese Empfehlung ist vor allem dem Fehlen von
Studien geschuldet und weniger der Tatsache, dass bei- spielsweise eine Rötelnimpfung bei unbekannter Schwan-
gerschaft zu einer Rötelnembryopathie durch den Impfstoff
führen könnte (Tabelle 2). Liegt vor der Schwangerschaft
ein Röteln-Titer von 1:8 oder 1:16 im HHT-HAH-Test vor,
so sollten maximal zwei Rötelnimpfungen durchgeführt
werden. Wenn bereits zwei Impfungen dokumentiert sind,
aber Zweifel an der Korrektheit der Impfung bestehen,
sollte noch einmal mit Titer-Kontrolle nachgeimpft werden.
Wenn sich auf eine korrekte Impfung kein Titer-Anstieg ein-
11
stellt, ist dieses der Beweis für Immunität. In jedem Falle
ist es also anzustreben, vor einer Schwangerschaft den Impfschutz zu vervollständigen. Eine Titer-Kontrolle ist nur
in Ausnahmefällen angezeigt. Gegen Impftiter-Kontrollen sprechen deren Verwendbarkeit als „Surrogatmarker für Immunreaktion", jedoch nicht „Protektion". Darüber hinaus sind die Testverfahren sind oftmals nicht standardisiert. Zusammenfassend ist es in jedem Fall besser, einer Imp-
fung von Schwangeren die vollständige Immunisierung vor
der Schwangerschaft und die Impfprävention von Angehö- rigen und medizinischen Mitarbeitern vorzuziehen.
Herzlichen Dank an Frau Prof. Dr. Gartner, Homburg/Saar.
sowie dem voraussichtlichen Ausmaß des Kontaktes zur
einheimischen Bevölkerung und zur lokalen Umwelt. Zu- sätzlich sind das Alter des Reisenden und seine mögli- cherweise besonderen Risiken zu beachten.
Reiseimpfungen
F. v. Sonnenburg
Stellv. Abteilungsleiter des Instiuts für Infektions- und Tropenmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität, München Mitglied der Ständigen Impfkommission am RKI
Reiseassoziierte Gesundheitsrisiken können durch Imp- fungen z.T. verhindert oder reduziert werden. Reisemedi- zinische Impfungen können in vorgeschriebene, generell empfehlenswerte Standardimpfungen, für Reisende häufig empfehlenswerte Impfungen und Impfungen mit spezieller Indikation unterschieden werden.
Vorgeschriebene Impfungen:
Die Gelbfieberimpfung ist momentan noch die einzige Imp-
fung, die derzeit in bestimmten Ländern vorgeschrieben
wird. Der Nachweis einer gültigen Impfung (nicht älter als
10 Jahre und mindestens 10 Tage vor Einreise) kann bei Einreise verlangt werden (Gelbfiebergebiete in Afrika und Südamerika). Saudi Arabien verlangt bereits seit einigen Jahren eine gültige Impfung gegen Meningokokken-Me- ningitisA/C bei Einreise von Mekkapilgern. Wegen der Wie- derverbreitung der Polio vor allem durch Reisende empfiehlt die WHO einen vollständigen Polioimpfschutz bei
allen Reisenden von und in Länder mit noch existierenden
Polioherden.
Generell empfehlenswerte Impfungen:
Standardimpfungen, die anläßlich jeder reisemedizinischen Beratung angesprochen und ggf. aufgefrischt werden soll-
ten (letzte Impfung mehr als 10 Jahre zurück) betreffen Impfungen gegen Tetanus und Diphtherie sowie gegen Po- liomyelitis bei Reisen in Endemiegebiete. Für die Polio- impfung wird heute der parenterale Totimpfstoff (IPV)
angewandt.
Für Reisende häufig empfehlenswerte Impfungen:
Ein Schutz vor Hepatitis A ist für alle nicht-immunen Rei- senden in Länder mit hoher Inzidenz (d.h. alle Entwick- lungsländer) empfehlenswert. Die aktive Immunisierung mit Totimpfstoffen hat heute die passive Immunisierung mit Standardimmunglobulin ersetzt. Die Impfung gegen Hepa-
titis B ist insbesondere indiziert für Reisende in Regionen
mit hoher Hepatitis-B-Prävalenz bei längerfristigem bzw. häufigeremAufenthalt oder bei zu erwartenden engen Kon- takten zur einheimischen Bevölkerung. Darüber hinaus
sollte die Impfung nach ihrer Einführung in den Impfkalen-
der für Kinder und Jugendliche bei jeder Reiseimpfbera-
tung auch als generell empfehlenswerte Impfung für Erwachsene angesprochen werden. Eine Influenza-Imp-
fung bei Reisenden in die Tropen und Sub-Tropen ist ge- nerell zu erwägen. Eine Impfung gegen Typhus abdominalis kann bei Reisen unter einfachen Bedingungen
in Länder mit unzureichendem Hygienestandard erwogen
werden.
Impfungen mit spezieller Indikation:
Impfungen gegen Meningokokken-Menigitis, Japanische Enzephalitis, Tollwut, FSME, Influenza und Pneumokok- keninfektion sind bei erhöhtem Risiko bzw. besonderer Ex- position indiziert. Die Indikation richtet sich nach dem Reisegebiet, dem Zweck und der Dauer des Aufenthaltes,
Workshop II
HPV Prävention und Status
A. Schneider, A.M. Kaufmann
Charité-Universitätsmedizin, Berlin
Die generelle und ursächliche Assoziation von Infektionen
mit bestimmten humanen Papillomviren (HPV) und der Ent- wicklung von Genitalwarzen, Zervixkarzinomen und weite-
ren Karzinomen des Anogenitalbereichs und im Oropharynxbereich hat zur Entwicklung von Vakzinen ge- führt. Über 80% der Bevölkerung zeigen serologische oder virologische Anzeichen von HPV Infektionen und assozi-
ierte Erkrankungen entwickeln sich bei 1-10% der Infizier-
ten. Zur Verhinderung der primären HPV Infektion wurden prophylaktische Vakzine entwickelt und in Europa zwei Prä- parate im Oktober 2006 und 2007 zugelassen. Die STIKO
hat eine Impfempfehlung für 12-17 jährige Mädchen zur Verhinderung des Zervixkarzinoms am 23.3.2007 veröf- fentlicht und der GBA hat die Finanzierung der Impfung be- schlossen. Die Vakzine beruht auf den rekombinant hergestellten leeren Virushüllen derjenigen HPV Typen, die
die höchste Krankheitslast verursachen.
In gross angelegten Phase II und III Studien wurde die her- vorragende Sicherheit und Immunogenität der beiden Impf- stoffe (quadrivalenter Impfstoff Gardasil und bivalenter Impfstoff Cervarix) belegt. Diese Sicherheitsdaten wurden inzwischen in den Anwendungsbeobachtungen überzeu- gend bestätigt. Bei 100% Serokonversion bleiben die in- duzierten Antikörpertiter 1 bis 11 fach über jenen nach natürlicher Infektion. Beide Impfstoffe zeigen über einen Zeitraum von jeweils 5 bzw. 6,4 Jahren eine bis zu 100% Effektivität in der Verhinderung anhaltender HPV Infektio-
nen und hochgradiger präkanzeröser Vorstufen des Zer- vixkarzinoms. Sogar in einer HPV nicht-naiven Population beträgt die initiale Wirksamkeit nach 3 Jahren bereits 44%
in der Verhinderung von zervikalen Dysplasien und 27% unter Berücksichtigung aller möglicher HPV Typen.
Trotz der ursprünglichen Unkenntnis der HPV Infektion und
ihrer möglichen Konsequenzen in der Bevölkerung wurde innerhalb der ersten 2 Jahre eine Durchimpfungsrate von
50% (Berlin) bis 70% (Mecklenburg-Vorpommern) erreicht.
Dies ist einer sehr umfangreichen Kampagne medizinisch- wissenschaftlicher Institutionen (z.B. Erstellung einer S3 Leitlinie zur Impfung) sowie der Impfstoffhersteller ge- schuldet. Während Deutschland damit einen positiven
Trend setzte, haben andere europäische Länder weniger umfangreiche und erfolgreiche Programme initiiert. Eine Abstimmung der Einführungsprogramme der HPV-Impfung
hat bisher nicht stattgefunden.
Unter den Voraussetzungen eines lebenslangen Schutzes
und einer hohen (>80%) Durchimpfungsrate (der Mäd- chen), kann die Impfung bezogen auf Krankheitskosten
durch Zervixkarzinom kosteneffizient sein, trotz der hohen Impfstoffkosten. Die Bilanz wird günstiger unter Einbezie- hung der Kosten durch Verhinderung, Abklärung und The- rapie der Krebsvorstufen. Nicht beziffert werden kann die physische und psychische Belastung der betroffenen Frauen. Die HPV Impfung muss als eine langfristige ge- sundheitsökonomische Zukunftsinvestition betrachtet wer-
den, da die Krankheitsentwicklung mit einem Zeitverzug
von 10-30 Jahren eintritt.
12
Impfungen in der Arbeitswelt, Arbeitsverträge,
Arbeitgeberpflichten
S. Letzel
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der
Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
Generell ist der Arbeitgeber im Rahmen seiner Fürsorge- pflicht für die Beschäftigten verpflichtet die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes unter Berücksichtigung
der jeweiligen Umstände zu treffen, die Sicherheit und Ge- sundheit der Beschäftigten bei der Arbeit beeinflussen (§ 3Arbeitsschutzgesetz). Nach demArbeitssicherheitsgesetz (ASiG) hat der Arbeitgeber Betriebsärzte und Fachkräfte fürArbeitssicherheit zu bestellen (§§ 1 und 2ASiG). Zu den Aufgaben der Betriebsärzte zählen u. a. den Arbeitgeber beim Arbeitsschutz und bei der Unfallverhütung in Fragen
des Gesundheitsschutzes zu unterstützen, sie haben die Arbeitnehmer zu untersuchen, arbeitsmedizinisch zu beur- teilen und zu beraten sowie Maßnahmen der Verhaltens-
und Verhältnisprävention durchzuführen. Impfungen durch Betriebsärzte im betrieblichen Kontext sind auch in der Bio- stoffverordnung (BioStoffV) verankert (z. B. §§ 15 und 15a BioStoffV). Somit zählen arbeitsplatzbezogene Schutzimp- fungen zu den originären präventiv Aufgaben von Be-
triebsärzten.
Eine Indikation zur Impfung amArbeitsplatz kann u. a. unter folgenden Umständen bestehen:
•. Bei einem tätigkeitsbezogenem Infektionsrisiko
•. Aufgrund eines situativ erhöhtem Infektionsrisikos
.· Als Präventivimpfung zur Senkung innerbetrieblicher
Infektionsrisiken
Wird im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ein tätig- keitsbezogenes, impfpräventables Infektionsrisiko festge- stellt, hat derArbeitgeber entsprechende Schutzimpfungen
anzubieten.
Bei einem beruflich bedingtenAuslandsaufenthalt einesAr- beitnehmers mit situativ erhöhtem, länderbezogenem In- fektionsrisko, kann und wird der an der Gesundheit seiner Beschäftigten interessierteArbeitgeber notwendige Schutz- impfungen anbieten, ist dazu aber nicht verpflichtet .
Impfungen zur Senkung innerbetrieblicher Infektionsrisiken
(z. B. Influenza) stellen weder ein tätigkeitsbezogenes noch
ein situatives Risiko dar, dienen jedoch nachweislich der Reduktion der betrieblichen Erkrankungszahlen und sind
daher sowohl im Interesse derArbeitgeber als auch derAr- beitnehmer. Diese Impfungen können vomArbeitgeber an- geboten werden, eine Verpflichtung hierzu besteht jedoch
nicht.
Im Rahmen der freien Arztwahl muss der Beschäftigte die Impfung nicht durch den Betriebsarzt vornehmen lassen, derArbeitgeber kann jedoch die Kostenübernahme der von
ihm angebotenen Impfung ablehnen, wenn sich der Mitar- beiter von einem anderen Arzt impfen lässt.
Poster
Allgemeine Konzepte zum Thema Impfen
(auch Erlebnisparcour)
PS1
„Immun ist stark" - Ein Pilotprojekt zur
Förderung des Impfgedankens in Schulen Mecklenburg-Vorpommern (M-V)
M. Littmann , Chr. Hülße , S. Ley-Köllstadt
1
1
2
3
Gesundheit, Landesamt für Gesundheit und Soziales M-V,
2Präventionsausschuss, Ärztekammer M-V, Rostock;Rostock;
3
Deutsches Grünes Kreuz e. V., Marburg
In M-V wurde im Zeitraum von Februar bis Juli 2008 das Pi-
lotprojekt „Immun ist stark" unter der Leitung des Präventi- onsausschusses der Ärztekammer M-V und in Zusammenarbeit mit den Ministerien für Soziales und Ge- sundheit sowie für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes M-V, dem Öffentlichen Gesundheitsdienst (LAGuS), den Landesverbänden der Haus- und Kinder-
ärzte sowie der Gynäkologen, der Gesellschaft für Immu- nologie, Schutzimpfungen und Reisemedizin e.V. M-V und
dem Deutschen Grünem Kreuz e. V. durchgeführt.
Dieses erstmalig in einem gesamten Bundesland durchge- führte Präventionsprojekt hatte das Ziel, alle Schüler der Klassenstufen 5 bis 10 und deren Biologielehrer über das Thema Infektionskrankheiten und Schutzimpfungen aufzu- klären und die Schüler anzuregen, auf kreative und spiele- rische Art ihr Wissen und ihr Interesse auf diesem Gebiet
zu erweitern und dabei ihren eigenen Impfstatus und den
ihrer Freunde und Familien zu verbessern.
Grundlage dafür waren die vom DGK erarbeiteten um- fangreichen altersgerechten Informationsmaterialien zum Thema Infektionskrankheiten und Impfen in Form von The- menheften und Unterrichtsmaterialien, Aktionsleitfäden für Schüler und Lehrer, Arbeitsblättern, Comics oder Power- pointpräsentationen. Diese Materialien wurden flächen- deckend an 217 Schulen in M-V auf CD`s und in Papierform verteilt.
Im Rahmen dieses Impfprojektes wurden alle Schüler auf- gefordert, das Thema Prävention durch Impfen mit eigenen kreativen Ideen unter dem Motto „Schüler informieren Schüler über Schutzimpfungen" darzustellen. Die 10 be-
sten Ideen in Form von Songs, Talkshows, Filmen, Postern, Collagen u. a. Aktivitäten wurden prämiert.
Im Rahmen einer Evaluierung des Projektes erfolgte eine Befragung von Schülern und Lehrern aus 11 ausgewähl-
ten Schulen.
Das Ergebnis zeigte, dass das Projekt von den Beteiligten
als gut bis sehr gut eingeschätzt wurde und eine sehr gute fachliche Ergänzung des Biologieunterrichtes darstellt. Die
zur Verfügung gestellten Materialien wurden gut ange- nommen. Ein Großteil der Beteiligten gab an, durch das Projekt zur Überprüfung ihres eigenen Impfstatus angeregt worden zu sein.
Somit konnte das Projekt dazu beitragen, das Wissen auf
dem Gebiet des Impfwesens bei den Schülern und Lehrern
zu verbessern und zu vertiefen.
Die Schulen gaben an, die zur Verfügung gestellten Mate- rialien sehr gerne auch weiterhin im Biologieunterricht zu
verwenden.
13
PS2
Schließung von Impflücken in Schulen als aufsu-
chende Maßnahme der Gesundheitsämter in
Sachsen-Anhalt
M. Borrmann 1, H. Oppermann 1, U. Mangold 2, I. Hörhold 3, E.
Henschke 4, Chr. Schmidt 4, C. Hesse 5, G. Braune 6, K. Junge , F. Rebmann 6, S. Koerth-Bauer 7, F. Wagner 8, B.Achilles 9, E. Jünger , A. Muchow 10, E. Födisch 10, H. Leonhardt 11, H. Mikuta 11, I. Groffik-
Hain 11, J. Valenthin 12, S. Kaynak 13, W. Laskowski13
6
9
1
2
Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Magdeburg;
Gesundheitsamt Altmarkkreis Salzwedel, Salzwedel; 3Gesund-
PS3
Impfstrategien für Gefängnisinsassen Gefängnisaufenthalt als Chance für verbesserten
Impfschutz
M. Lehmann 1, M. Pulz2
1
Fachbereich Medizin undArbeitsmedizin, Jugendanstalt Hameln,
Hameln; 2Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover
Gefangene sind Bestandteil der Gesellschaft, kommen aus dieser und kehren in diese zurück. In Deutschland befin-
den sich aktuell ca. 90000 Menschen in Haft. Etwa 10 %
sind im Jugendvollzug, 5 % weiblich. In dieser Personen- gruppe konzentrieren sich Risikofaktoren für Infektionen mit impfpräventablen Erkrankungen. Darüber hinaus sind Ge- fängnisse häufig große Gemeinschaftseinrichtungen mit engen Kontakten. Die Haftsituation bietet den Insassen ein- fachen Zugang zu medizinischer Versorgung. Zugang zu Patienten, die sonst nur selten Kontakt zum Gesundheits- system pflegen wird möglich. Dies gilt es besonders für Impfmaßnahmen zu nutzen.
Die medizinische Versorgung in Haftanstalten erfolgt nach geltenden Standards der Konventionen des Europäisches Komitee zur Verhütung von Folter und unmenschlicher
oder erniedrigender Behandlung oder Strafe (CPT), der Deutschland beigetreten ist und den Regelungen der Straf- vollzugsgesetze der Länder, die präventivmedizinische Maßnahmen einschließlich Impfungen umfassen. Die all- gemein anerkannten Regeln (unter anderem Aufklärungs- pflicht) für erforderliche Schutzimpfungen gelten ebenso
wie die grundsätzliche Freiwilligkeit von Impfungen. Die Qualität der medizinischen Versorgung in Haft muss gleich- wertig zur Versorgung im Land sein.
Für die Jugendanstalt Hameln haben wir ein Impfprogramm entwickelt, das diese Anforderungen erfüllen soll:
Bei jeder Aufnahmeuntersuchung wird der Schutz vor Te- tanus und Diphtherie überprüft. Fehlende Impfungen wer-
den sofort nachgeholt.
Nach Ausschluss einer akuten Hepatitis erfolgt eine flä- chendeckende Hepatitis B Impfung im kürzesten vorgese- henen Schema. Die STIKO Empfehlungen für die Hepatitis
B Impfung nennen „längerfristigen Gefängnisaufenthalt" als Indikation, ohne diesen näher zu spezifizieren. Risikover- halten im Hinblick auf blutübertragbare Erkrankungen er-
folgt jedoch besonders häufig in der ersten Phase der Haft
bei Drogenentzug. Mit diesem Impfangebot lassen sich Aufklärungsmaßnahmen beispielsweise für Hepatitis und
HIV besonders gut verbinden.
Bei bestehender Infektion mit Hepatitis C gehört eine He-
patitis A-B Impfung bei den häufig intravenös Abhängigen
zur angemessenen Versorgung. Bei Vorliegen einer HIV In- fektion zählt eine Vervollständigung der empfohlenen Imp- fungen einschließlich der gegen Pneumokokken zu den erforderlichen Maßnahmen.Auch eine indikationsgerechte Grippeprophylaxe ist anzustreben. Grundsätzlich sind auch
alle anderen öffentlich empfohlenen Impfungen im Vollzug durchzuführen. Im Rahmen des Programms zur Maserne- limination werden fehlende Impfungen ergänzt.
Umfangreiche Impfprogramme verschlingen große Bud- getanteile, die in vielen Bereichen nicht in den Haushalt- planungen abgebildet sind, hier besteht Nachbesserungsbedarf. Demgegenüber bieten die Neure- gelungen der Strafvollzugsgesetzgebung nach der Föde- ralismusreform Chancen für Ausweitung von Präventionsmaßnahmen, die genutzt werden sollten.
heitsamt LandkreisAnhalt Bitterfeld, Zerbst/Anhalt; 4Gesundheits-
amt Landkreis Börde, Oschersleben; 5Gesundheitsamt Dessau-Roßlau, Dessau-Roßlau; 6Gesundheitsamt Landkreis Harz, Halberstadt; 7Gesundheitsamt Landkreis Jerichower Land, Burg; 8Gesundheitsamt Magdeburg, Magdeburg; 9Gesundheitsamt Landkreis Mansfeld Südharz, Sangerhausen; 10Gesundheitsamt Landkreis Saalekreis, Merseburg; 11Gesundheitsamt Landkreis Salzlandkreis, Bernburg; 12Gesundheitsamt Landkreis Stendal, Stendal; 13Gesundheitsamt Landkreis Wittenberg, Wittenberg
Fragestellung: Auf der Grundlage der §§ 2 und 4 des ÖGD-Gesetzes Sachsen-Anhalt kann der öffentliche Ge- sundheitsdienst bei Bedarf die gesundheitliche Versorgung
der Bevölkerung ergänzen und selbst Impfungen durch- führen. Das Land Sachsen-Anhalt stellt den Gesundheits- ämtern dafür seit 2004 Impfstoff zur Verfügung mit dem
Ziel, jährliche Aktionen einer aufsuchenden und gezielten Schließung von Impflücken in Schulen zu unterstützen. Methode: Die Auswahl der Zielgruppe sowie die Organi- sation und Durchführung derAktionen vor Ort erfolgt durch
die Gesundheitsämter. Das Landesamt für Verbraucher- schutz als Landesfachbehörde des ÖGD schafft die Vor- aussetzungen für eine einheitliche Evaluation derAktionen,
fasst die von den Gesundheitsämtern erhobenen Daten
des Impfstatus und der durchgeführten Impfungen zusam-
men und wertet sie aus. Die Erfassung und Dokumentation
des Impfstatus erfolgt grundsätzlich vor einer eventuellen Impfung und umfasst den kompletten altersgerechten Impf- status. Geimpft wird gegen Masern, Mumps, Röteln (MMR), Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Poliomyelitis, He-
patitis B und Humane Papillomaviren (HPV).
Ergebnisse: An den Impfaktionen 2007/2008 beteiligten
sich 21 der insgesamt 24 Landkreise/ Kreisfreien Städte (nach Kreisgebietsreform 12 von 14 Gesundheitsämter). Eingeladen wurden 12820 Schülerinnen und Schüler in
allen Schulformen: Grundschulen, Sekundarschulen, Gym- nasien, Förderschulen, Berufsschulen. 65,5% (8381/12820) der Eingeladenen legten ihren Impfausweis
zur Kontrolle vor. Dabei zeigten sich gravierende Impflük-
ken unabhängig von der Schulform insbesondere bei den Auffrischimpfungen. 28,5% (3657/ 12620) der Schülerin-
nen und Schüler brachten zusätzlich zum Impfausweis eine unterschriebene Einverständniserklärung der Eltern mit, die
von den Gesundheitsämtern als Voraussetzung für Imp- fungen vor Ort gefordert wurde. Insgesamt wurden 2247 Impfungen durchgeführt: 243 MMR-Impfungen, 934 TdIP- VaP-Impfungen, 22 TdIPV-Impfungen, 231 TdaP-Impfun-
gen, 19 Td-Impfungen, 95 IPV-Impfungen, 573 HepB-Impfungen und 130 HPV-Impfungen. Schlussfolgerung: Aufsuchende Impfaktionen der Ge- sundheitsämter vor Ort im Setting Schule haben sich als effektives Instrument zur Datengewinnung, zur Förderung
von Impfungen sowie zur kompensatorischen Impflücken- schließung bewährt und sollten weiterhin unterstützt und gefördert werden. Sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil
der Aufgaben des Öffentlichen Gesundheitsdienstes.
14
PS4
Dem Paragraphen 20d SGB V Leben geben: Erfahrungen im Freistaat Sachsen
W. Sydow1
1
Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Dresden
Fragestellung:
Gemäß § 20d SGB V erstatten die gesetzlichen Kranken- kassen den Gesundheitsämtern Sachkosten für Impfun-
gen nach Schutzimpfungsrichtlinie. Wie wird das im Freistaat Sachsen umgesetzt?
Projektbeschreibung:
In den Gesundheitsämtern erfolgte bis zum Jahr 2007 die Dokumentation von Schutzimpfungen mit Datum, Bezeich-
nung und Charge des Impfstoffs, sowie Angabe des imp- fenden Arztes.
Für die Abrechnung von Schutzimpfungen gegenüber den gesetzlichen Krankenkassen sind andere und detailliertere Daten erforderlich, wie sie von der ambulanten medizini- schen Versorgung vorgelegt werden:
Als aufwändig und kompliziert für die Gesundheitsämter er- weisen sich hierbei insbesondere die
- neunstellige Versichertennummer
- vollständige Bezeichnung der Krankenkasse
- Erstattungsbetrag für den Impfstoff.
Zielsetzung:
Ziel sind Bedingungen für die Gesundheitsämter, mit ver- tretbarem personellemAufwand die für dieAbrechnung ge- genüber den gesetzlichen Krankenkassen erforderlichen Daten erfassen zu können. Dies ist Voraussetzung, dass
die gesetzlichen Krankenkassen den Gesundheitsämter Sachkosten für durchgeführte Impfungen nach Schutzimp- fungsrichtlinie erstatten.
Themen:
• Die Koordinierung von allgemeinen Maßnahmen zur Er- höhung der Durchimpfungsrate der Allgemeinbevölkerung
• Erstellung gemeinsamer Aufklärungsmaterialien (Flyer,
Plakate, Homepage)
• Durchführung gezielter Einzelaktionen.
•für Erwachsenen (zum Beispiel im Bezug zu
Freizeitsport, oder am Arbeitsplatz)
•für Kinder und Jugendliche
Die Arbeitsgemeinschaft tagt in der Regel ein bis zwei Mal jährlich, um Fragen rund um das Thema Impfschutz und Impfstrategien zu diskutieren und gemeinsame Impfaktio-
nen für die rheinlandpfälzische Bevölkerung vorzubereiten
und durchzuführen. Die Projektarbeit erfolgt in Unterar-
beitsgruppen.
Zielsetzung:
Kurze und schnelle Informationswege zwischen den auf Landesebene am Impfen beteiligten Kreisen schaffen. Bündelung von personellen Kapazitäten und finanziellen
Ressourcen.
Koordiniertes Vorgehen und Aufbau einer gemeinsamen Impfstrategie für das Land.
Erreichen einer hohe Akzeptanz von Impfförderungsaktio-
nen in den verschiedenen für das Impfen zuständigen Or-
ganisationen.
-
PS5
Impfkommission Rheinland-Pfalz. Eine Arbeitsgemeinschaft zur Förderung und
Koordination des Impfwesens auf Landesebene
M. L. Ternes1
1
Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, Koblenz
Strategien zur Anhebung von Impfquoten
insbesondere zum Thema
"Masern-Röteln-Endspurt"
PS6
Wie kann die Impfquote weiter angehoben
werden?
M. Ball1
1 Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. med.
Gabriele Hild & Dr. med. Markus Ball, Heidelberg
Projektbeschreibung:
Idee des hier beschriebenen Projektes ist es, etwas Zu- sätzliches und Neues zur Anhebung der Impfquote in Kin- derarztpraxen zu tun. Mit einer Plakataktion in den Praxen
soll anerkanntes medizinisches Wissen in Form einfacher Kernaussagen, in für Laien verständlicher Formulierung
und in für Eltern wie Kinder gleichermaßen ansprechen-
dem, illustrativem Stil, an die Familien weitergegeben wer-
den.
Es ist vorgesehen, acht Plakate in vierteljährlichen Ab- ständen der monatlich erscheinenden Zeitschrift des Be- rufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte dem "Kinder
-und Jugendarzt", mit einer Druckauflage von ca. 11 000, beizulegen. Hiermit wird jedem Kollegen bundesweit die Möglichkeit gegeben, sie in seiner Praxis aufzuhängen.
Die Kosten für dieses Projekt belaufen sich auf ca. 26 000
€. Hierin sind enthalten die Kosten für Design, Druck, Druckversand, Einlegen und Mehrgewichtsporto. Es wer-
den Sponsoren gesucht, die diese Idee unterstützen möch-
ten.
Die Entwürfe für die acht Plakate können bei der 1. Natio- nalen Impfkonferenz in Mainz 5. -7. März 2009 als Poster eingesehen werden.
Fragestellung:
Zum Erreichen einer erfolgreichen und nachhaltigen Impf- strategie, müssen zahlreiche Partner zusammen arbeiten.
Wie kann die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure gefördert werden. Welchen Nutzen bringt das gemeinsame Potential für die Impfraten in der Bevölkerung?
Methode:
Um den zahlreichen Akteuren beim Thema Impfen eine Plattform zur Zusammenarbeit auf Landesebene zu schaf-
fen, wurde bereits 1995 auf Initiative des rheinland-pfälzi- schen Gesundheitsministeriums eine „Arbeitsgemeinschaft
zur Koordinierung und Förderung des Impfwesens" ins Leben gerufen, die seit dem Jahre 2005 als „Impfkommis-
sion Rheinland-Pfalz" firmiert. In dem Gremium engagie-
ren sich Vertreterinnen und Vertreter der gesetzlichen und privaten Krankenkassen, der Landesapotheker- und Lan- desärztekammer, der Universitätskliniken, verschiedener Berufsverbände der Ärzteschaft, der Landeszentrale für Gesundheitsförderung Rheinland-Pfalz, des Landessport- bundes, des Landkreistages Rheinland-Pfalz und der kom- munalen Gesundheitsämter, des Gesundheitsministeriums
und weiterer mit dem Thema Impfen befasster Landesbe- hörden (Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung; Landesuntersuchungsamt; Landesamt für Umwelt, Was- serwirtschaft und Gewerbeaufsicht).
15
Zielsetzung:
Mehr Familien erreichen mit Information zu Impfungen
durch eine neue Form der Ansprache und in Folge Steige-
rung der Impfquote.
PS7
Steigerung der Durchimpfungsraten bei Kindern
und Jugendlichen: das Essener Modell
H. Roggendorf1
1 Kinder-und Jugendgesundheitsdienst, Gesundheitsamt Essen,
Essen
Fragestellung: Kann die Durchimpfungsrate bei Kindern
und Jugendlichen durch Interventionsprogramme d.h
durch Kontrolle der Impfbücher und einer schriftlichen, in- dividuellen Impfberatung verbessert werden?
Material und Methoden: Im Jahr 2001 wurde an allen wei- terführenden Schulen im Stadtgebiet von Essen anhand
der Impfbücher eine Erhebung der Durchimpfungsraten bei Schülern des 7. Jahrgangs (n=5589) durchgeführt. Nach
der Kontrolle der Impfbücher wurde den Eltern eine schrift- liche, individuelle Impfempfehlung gegeben und aufgefor-
dert die noch fehlenden Impfungen beim Kinder -und Jugendarzt durchführen zulassen. Außerdem wird seit 2007 den Schulen ein Impfunterricht durch Medizinstuden-
ten angeboten. Eine Kontrolle der Durchimpfungsraten an-
hand der Impfbücher erfolgte 6 Monate nach der
Elterninformation.
Eine Impfberatung wird in Essen bei Kindergartenauf- nahme(3jährige) und im Rahmen der Schuleingangsunter- suchung nach obigem Muster durchgeführt.
Ergebnisse: Bei der ersten Kontrolle der Impfbücher der 7.Klassen verfügten nur 15% über einen altersentspre- chenden kompletten Impfschutz. Bei 16 % fehlte die Td und
bei 17% die PolioAuffrischimpfung. 57% hatten noch keine 2.MMR Impfung und bei 76 % fehlte ein adäquater Impf- schutz gegen Hepatitis B. Im Vergleich zur Kontrollgruppe-
ohne individuelle Impfberatung- konnte die Impfrate z. B für Hepatitis B bzw. MMR um jeweils 16% gesteigert werden. Insgesamt stieg von 2001 bis 2007 in dieser Altersgruppe
die Impfrate für MMR von 43% auf 88% und bei Hep.B von
24% auf 75%.Auch der Impfstatus der Kindergartenkinder konnte von 2003 bis 2007 erheblich verbessert werden.
Im Jahr 2003 (n= 5230) hatten nur 61% der Kinder einen altersentsprechenden, kompletten Impfschutz während
dies im Jahr 2007 (n= 5097) bei 75% der Kindern der Fall
war. Die zweite MMR Impfung hatten 91% der Kinder er-
halten.
Diskussion: Ein Interventionsprogramm mit einer schriftli-
chen, individuellen Impfberatung durch den Kinder- und Ju- gendgesundheitsdienst bei Kindergarteneintritt, bei der Schuleingangsuntersuchung sowie in den 7.Klassen konnte die Durchimpfungsraten bei Kindern- und Jugend- lichen in Essen signifikant verbessern .Impfberatungspro- gramme in Schulen sind wesentlich von der Kooperation
der Lehrer abhängig, was sich in der Impfbuchabgabefre- quenz (20%-100%!) zeigt.
Schlussfolgerungen: Impflücken lassen sich durch kon- sequente Information der Eltern zur Notwendigkeit der Imp- fungen schließen. Die stetige Steigerung der Impfraten bei Kindern- und Jugendlichen in der Stadt Essen zeigt, dass
eine wiederholte Erinnerung der Eltern an fällige Impfun-
gen ein wichtiger Baustein in der Prävention von Infekti- onskrankheiten ist. Die Interventionsprogramme sind ein
Grund dafür, dass bei der Masernepidemie NRW 2006 in Essen „nur" 39 Erkrankungen aufgetreten sind.
(Das Essener Modell zur Steigerung der Durchimpfungs-
raten wurde mit dem Prix ÖGD 2006 ausgezeichnet)
PS8
Ein Impferinnerungssystem (Impf-Recall) bei der Schuleingangsuntersuchung zur Verbesserung
der Durchimpfungsraten - Erfahrungen aus
einem Pilotprojekt an einem bayerischen Ge- sundheitsamt 2006/2007
L.Angermayr 1, M. Kudernatsch 2, H. Campe 1, U. Nennstiel-Ratzel 1,
M. Wildner 1, A. Zapf 1, R. Fischer 3, B. Liebl 3, G. F. Kerscher ,
A. Sing1
1 Bayerisches Landesamt für Gesundheit und
Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim; 2Gesundheitsamt, Land-
ratsamt Pfaffenhofen, Pfaffenhofen a. d. Ilm; 3Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, München
Fragestellung
Zur Verbesserung der Impfraten in Bayern, auch in Hinblick
auf das Ziel der Masern-Elimination, wurde vom Bayeri- schen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicher-
heit eine Pilotstudie initiiert.
Bei den Schuleingangsuntersuchungen für das Schuljahr 2006/2007 wurde mit Hilfe eines bayerischen Gesund- heitsamtes ein Impferinnerungssystem (sog. Impf-Recall) erprobt. Dieses Pilotprojekt wird in den folgenden Jahren schrittweise erweitert werden.
Material und Methoden
Anhand des Impfausweises wurden Impflücken für 8 STIKO-empfohlene Indikationen (Diphtherie, Tetanus, Per- tussis, Polio, Hepatitis B, Masern, Mumps, Röteln) erfasst. Diese wurden dokumentiert und die Eltern über die Wich- tigkeit der Schutzimpfungen aufgeklärt. Die Eltern konnten
an einem Recall teilnehmen, bei dem sie in zwei Stufen an
die Vervollständigung der Impfungen erinnert wurden. Die erste Erinnerung beinhaltet einenArztbrief, der über die El-
tern an den impfenden Arzt ausgegeben wird und den die Ärzte bei erfolgter Impfung an das jeweilige Gesundheits-
amt zurück senden. Der Rücklauf sowie die Impferfolge wurden dokumentiert. Gegebenenfalls wurden die Eltern in einer weiteren Stufe brieflich nochmals an die Schließung
der Impflücken erinnert.
Ergebnisse
Bei den Schuleingangsuntersuchungen für das Schuljahr 2006/2007 wurden 1049 Kinder eingeschlossen, bei denen insgesamt 360 (34,3%) Impflücken bestanden. Bei der Ma- sern-Impfung für sich genommen bestanden bei 182 Kin-
dern Impflücken (50 Kinder keine Masernimpfung und 132 Kinder nur 1. Masernimpfung).
Der Rücklauf in der ersten Stufe lag bei 33,7% (96/285), in
der zweiten Stufe bei 32,3% (61/189). Nach der ersten Re- call-Stufe wurden insgesamt 39 Masernimpfungen durch- geführt, nach der 2. Recall-Stufe 43. Die Impflücken der 1. Masernimpfung konnten damit in 14,0% geschlossen wer-
den, bei der 2. Masernimpfung in 56,8%. Damit konnten
die Maserndurchimpfungsraten bei der 1. Masernimpfung
um 0,66%, bei der 2. Impfung um 7,15% gesteigert wer-
den.
Diskussion
Das Schließen von Impflücken gelang bei bereits erfolgter
1. Masernimpfung wesentlich besser als bei Kindern, die noch gänzlich ohne Masernimpfung waren. Es ist zu ver- muten, dass Eltern, die grundsätzlich aufgeschlossen ge- genüber Impfungen sind, fehlende Impfungen eher nachholen lassen als impfskeptische oder impfkritische El-
tern von Kindern, bei denen noch keine Masernimpfung
vorliegt.
Ein Festhalten an dem zweistufigen Impf-Recall erscheint sinnvoll, da infolge der 2. Recall-Stufe ähnliche Erfolge er-
zielt wurden.
Schlussfolgerung
Der durchgeführte Impf-Recall hat sich bezüglich der Erhöhung der Durchimpfungsraten von Masern als wir- kungsvoll gezeigt. Er wurde bei den Schuleingangsunter-
3
16
suchungen für das Schuljahr 2007/2008 auf vier freiwillige
Gesundheitsämter ausgedehnt. In der weiteren Fortset-
zung sollen bei den Schuleingangsuntersuchungen für das Schuljahr 2009/2010 14 weitere Gesundheitsämter teil- nehmen. Es wurden, zusätzlich zu den bisher beteiligten Ämtern, solche Regionen ausgesucht, die bei den Schul- eingangsuntersuchungen zum Schuljahr 2006/2007 die niedrigsten Impfquoten bei der 1. Masernimpfung aufwie-
sen (77,5-86,7%).
PS9
Ein Impferinnerungssystem (Impf-Recall) bei der Schuleingangsuntersuchung zur Verbesserung
der Durchimpfungsraten - Problematik und Lö- sungsansätze aus einem Pilotprojekt an bayeri-
schen Gesundheitsämtern 2006-2008
L. Angermayr 1, H. Campe 1, U. Nennstiel-Ratzel 1, M. Wildner 1,
A. Zapf 1, R. Fischer 2, B. Liebl 2, G. F. Kerscher 2, A. Sing
1 Bayerisches Landesamt für Gesundheit und
Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim; 2Bayerisches
Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, München
Fragestellung
Ausweitung eines Impfrecall-Projektes auf weitere Land- kreise mit niedrigen Durchimpfungsraten in Bayern in Ko- operation von Bayerischem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und Bayerischem Staatsministerium
für Umwelt und Gesundheit.
Bei den Schuleingangsuntersuchungen für das Schuljahr 2006/2007 war mit Hilfe eines bayerischen Gesundheits- amtes ein Impferinnerungssystem (sog. Impf-Recall) mit er- mutigenden Ergebnissen erprobt worden. Dieses Pilotprojekt wurde im darauf folgenden Jahr mit vier Ge- sundheitsämtern fortgeführt.
Die Erfahrungen und Ergebnisse aus den vier teilnehmen-
den Ämtern sollten als Grundlage für Verbesserungen die-
nen. Im Folgenden soll auf Probleme und Lösungsansätze
bei der Durchführung eingegangen werden.
Material und Methoden
Bei allen untersuchten Kindern wurden mit Hilfe des Impf- ausweises Impflücken für 8 STIKO-empfohlene Indikatio-
nen (Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio, Hepatitis B, Masern, Mumps, Röteln) erfasst. Vorhandene Impflücken wurden dokumentiert. Die Eltern wurden über die Wichtig-
keit der Schutzimpfungen aufgeklärt. Bei bestehenden Impflücken konnten die Eltern am Recall teilnehmen, bei
dem sie in zwei Stufen an die Vervollständigung der Imp- fungen erinnert wurden. Die Erinnerung erfolgte mit Hilfe einesArztbriefes, der über die Eltern an den impfendenArzt ausgegeben wurde und den die Ärzte bei erfolgter Impfung
an das jeweilige Gesundheitsamt zurück sendeten. Der Rücklauf sowie die Impferfolge wurden dokumentiert. Bei fehlendem Rücklauf wurden die Eltern in einer weiteren
Stufe schriftlich nochmals an die Schließung der Impflük-
ken erinnert.
Ergebnisse
An den vier Gesundheitsämtern mit Impf-Recall wird auf unterschiedlicheArt vorgegangen. Die Unterschiede liegen
in der Art der Ansprache (telefonisch/schriftlich), Zahl der Recall-Stufen (zwei oder drei), Variation in der Zeit bis zur nächsten Recall-Stufe. Auch die Impfindikation (fehlende Auffrischungsimpfung/unvollständige Grundimmunisierung)
wird nicht bei allen Ämtern gleich gehandhabt. Die Doku- mentationen wurden händisch erstellt.Alle vier Ämter stell-
ten Daten zum Rücklauf zur Verfügung. Eines der Ämter konnte keine auswertbaren Daten über die erfolgten Imp- fungen zur Verfügung stellen.
Die Rücklaufquoten (Rücklauf von Eltern oder Rücklauf
der Arztbriefe) lagen in den verschiedenen Ämtern zwi- schen 67% (143/213) und 87% (267/306).
1
75% (9/12) der 1. Masernimpfungen wurden in der 1. Re-
call-Stufe durchgeführt und 68% (94/137) der 2. Masern- impfungen. Die zweite Recall-Stufe zog 25% bzw. 32% der Masernimpfungen nach sich.
Die Ämter begrüßten die Pilotstudie, beklagten aber einen hohen personellen Aufwand, der vor allem durch die Er- stellung der Erinnerungsbriefe, Dokumentation des Ver-
laufs und Auswertung verursacht wurde.
Diskussion
Zur Erleichterung der Durchführung und Datenerhebung an
den Gesundheitsämtern wurden für die weitereAusweitung des Impf-Recalls folgende Maßnahmen getroffen: Einar- beiten eines Recall-Moduls in die LGL-Software, Erstellung einer an alle teilnehmenden Ämter versendete Anleitung
zur Vorgehensweise und Datenübermittlung, Erstellung von Vordrucken für Elternbriefe und Arztbriefe.
Der Impf-Recall wurde von den Gesundheitsämtern als durchwegs sinnvoll angesehen. Dennoch ist vor allem der personelle Aufwand in den Gesundheitsämtern sehr groß. Wichtige Schritte zur Vereinheitlichung der Vorgehens- weise und zur Schaffung einer homogeneren Datengrund-
lage wurden in die Wege geleitet. Das zweistufige Recall-System soll beibehalten werden, da auch nach der zweiten Stufe Erfolge (25-32% der Masernimpfungen) sichtbar waren.
PS10
Gesundheitsziel: Erreichen eines altersgerechten
Impfstatus bei über 90 % der Bevölkerung in
Sachsen-Anhalt
M. Kolbe 1, H. Oppermann2
1 Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V.,
Magdeburg; 2Fachbereich Gesundheit, Hygiene, Epidemiologie,
Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Magdeburg
1998 wurde das Gesundheitsziel „Erreichen eines alters-
gerechten Impfstatus bei über 90 % der Bevölkerung" ins
Leben gerufen. Seit dem begleitet der Arbeitskreis Impfen
als interdisziplinärer und intersektoraler Zusammenschluss verschiedener landesweiter Akteurinnen und Akteure ge-
meinsam mit Impfstoffherstellern die Zielerreichung. Sechs
Teilziele untersetzen das Gesundheitsziel:
1. Erarbeitung einer Definition „altersgerechter Impfstatus"
und Implementierung derselben in Aus-, Fort- und Weiter-
bildung sowie bei allen beteiligten Fachdisziplinen.
2. Verbesserung der Datenlage und damit der
Aussagefähigkeit zur Impfsituation in Sachsen-Anhalt.
3. Verbesserung von strukturellen Rahmenbedingungen
für das Impfen.
4. Verbesserung von Aus-, Fort- und Weiterbildung
unterschiedlicher Berufsgruppen/Multiplikatoren
in Bezug auf das Impfen.
5. Erhöhung des Impfwissens durch Information und
Aufklärung der Bevölkerung
6. Verbesserung der Inanspruchnahme von Impfungen
in allen Altersgruppen.
Die mit qualitativen und quantitativenAspekten untersetzte Operationalisierung der Teil- und jährlichen Unterziele er-
möglicht die laufende Überprüfung des Zielerreichungs-
grades. Hierfür fördert der Arbeitskreis in Abstimmung mit
dem Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt ein konzertiertes Vorgehen im Land. Mit
Hilfe von Modellprojekten werden „weiße Flecken" z.B. in
17
der Datenlage oder bei aufsuchenden Lösungen ge-
schlossen. Hierbei wird auf die Problem- und Bedarfslagen
in Institutionen und Landkreisen geachtet. Dafür wird u. a.
die Gesundheitsberichterstattung des Landes und des Bundes genutzt. Der Arbeitskreis Impfen versteht sich als Expertengremium, das die Landespolitik und gesellschaft- lichen Akteure, die mit dem Impfen befasst sind, berät und begleitet und sorgt auch dafür dass die Medien regelmä-
ßig fachkompetent informiert sind.
Folgende ausgewählte Ergebnisse belegen die Wirksam-
keit des methodischen Vorgehens zur Zielerreichung: Der altersgerechte Impfstatus wurde erstmals 1999 definiert
und wird seit dem regelmäßig den Stiko-Empfehlungen an- gepasst. U. a. durch die Schaffung gesetzlicher Grundla- gen, die Vereinheitlichung von Impfabrechnungskennziffern
und Erfassungssystemen beim Öffentlichen Gesundheits- dienst sowie verschiedene Modellprojekte liegen aussage- fähigere Daten als 1998 für einzuschulende Kinder, Schülerinnen und Schüler der 3. und 6. Klassen und der
10. Klassen sowie für Förderschüler sowie für Arbeitneh- merinnen und Arbeitnehmer und Seniorinnen und Senio-
ren in Sachsen-Anhalt vor. Bisher erwarben ca. 2.500 Ärztinnen und Ärzte ein Impfzertifikat. Zielgruppenspezifi- sche aufsuchende Impfstatuserfassungen und Impflücken- schließungen haben sich bei Problemlagen bewährt. Damit
das Impfen unaufwändiger ist, wurde geregelt, dass sich Eltern in Sachsen-Anhalt beim Kinderarzt gleich mitimpfen lassen können. Bei den sachsen-anhaltischen Einschülern
stieg die Durchimpfung seit 1999 kontinuierlich auf über 90
% an. Erstmals wurde 2008 das Gesundheitsziel auch bei
der 2. MMR Impfung mit 92,0% Durchimpfung erreicht.
(1999 32,8 %).
Aktuell befasst sich das Gremium u. a. mit Fragen der Förderung der Impfakzeptanz.
PS11
Aktivitäten zur Förderung der Durchimpfung in
Niedersachsen
H.-S. Dräger-Hoppe 1, M. Pulz 1, F. Feil 2, J. Dreesman 1, K. Beyrer
1 Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover;
2Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen, Familie
und Gesundheit, Hannover
In Niedersachsen werden durch das Ministerium für So- ziales, Frauen, Familie und Gesundheit (MS) und das Nie- dersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA) verschiedene Aktivitäten zur Förderung der Durchimpfung
der Bevölkerung bzw. bestimmter Gruppen durchgeführt.
1. Niedersächsisches Impfforum zur Aktivierung
der Schutzimpfungen (NIAS)
Das NIAS wurde 2001 ins Leben gerufen. Vertreten sind neben dem NLGA (Geschäftsführung) und dem MS das Kultusministerium, die kommunalen Spitzenverbände, die Ärztekammer, die Kassenärztliche Vereinigung, die ärztli- chen Berufsverbände, Apotheker- und Hebammenver- bände, die Krankenkassenverbände, kirchliche Institutionen, der Landesfrauenrat und die Medizinische Hochschule Hannover. Handlungsfelder sind spezielle Impfaktivitäten, Surveillance und Datenerfassung sowie In- formation der Fachöffentlichkeit und Bevölkerung. Konkret beteiligte sich das NIAS an der Etablierung eines Systems
zur Rückmeldung durchgeführter Impfungen an den öf- fentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) und an der Entwick-
lung eines Leitfadens zum Management von Masern-Infektionen. Zur Zeit wird eine Fachinformation zur HPV-Impfung erstellt. Im Jahr 2007 wurde außerdem das Niedersächsische Impfprogramm verabschiedet. Darauf-
1
hin wurden 7 Landkreise u. kreisfreie Städte als Schwer-
punktkommunen ausgewählt. Dort finden besondere Akti- vitäten statt, z.B. gezielte Impfaktionen und Fortbildungen.
Das Impfprogramm soll in wesentlichen Teilen bis zum Jahr
2010 umgesetzt werden.
2. Rahmenvereinbarung zur Förderung der öffentlich
empfohlenen Schutzimpfungen
2003 wurde zwischen dem Land Niedersachsen und den Verbänden der gesetzlichen Krankenkassen eine Rah- menvereinbarung zur Förderung der öffentlich empfohle-
nen Schutzimpfungen durch den ÖGD abgeschlossen. Sie ermöglicht den niedersächsischen Landkreisen u. kreis-
freien Städten, die Kosten der Impfstoffe für unentgeltlich angebotene Schutzimpfungen mit den gesetzlichen Kran- kenkassen abzurechnen. Das NLGA informiert und berät
die kooperierenden Gesundheitsämter und wertet einmal jährlich die erhobenen Impfzahlen aus. Jährlich werden ca. 19.000 Impfstoffeinzelkomponenten durch den ÖGD ver-
impft.
3. Motivationskampagne zur Influenza-Schutzimpfung
bei Krankenhauspersonal
Es wird geschätzt, dass die jährliche Influenza-Durchimp- fungsrate bei medizinischem Personal nur ca. 30% beträgt. Daher engagiert sich das NLGA seit 2003 für die Sensibili- sierung des Krankenhauspersonals für die Influenza-Imp- fung. Dazu wird vor Beginn der „Grippesaison" über die Betriebsärzte der Kliniken in Niedersachsen mit Informati- onsmaterial für eine verstärkte Inanspruchnahme der Imp-
fung geworben. Für die Saison 2008/2009 hat das NLGA
auf eine eigene Kampagne verzichtet und stattdessen mit
einer bundesweiten Kampagne des Robert Koch-Institutes (RKI) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklä-
rung (BZgA) kooperiert.
4. Aktivitäten des NLGA im Rahmen seiner
Landesaufgaben
Das NLGA beteiligte sich an der Entwicklung des o.g. Ma- sern-Leitfaden und entwickelte im Jahr 2008 einen Hepa-
titis A-Leitfaden. Dadurch stehen dem ÖGD Instrumente
zum einheitlichen Fall- und Ausbruchsmanagement zur Verfügung. Darüber hinaus wird jährlich der Niedersächsi- sche Impfreport herausgegeben und kann sowohl als Print- version als auch über die NLGA Homepage eingesehen werden. Des weiteren werden Merkblätter zu den empfoh- lenen Schutzimpfungen für Kinder und Erwachsene her-
ausgegeben.
PS12
Die Landesimpfkampagne in Nordrhein-
Westfalen 2007/2008
G. Ahlemeyer 1, A. Jurke 2, R. Kämmerer 3, S. Scharkus3
1 Zentrum für Öffentliche Gesundheit, Landesinstitut für Gesund-
heit und Arbeit NRW, Düsseldorf; 2Zentrum für Öffentliche Ge-
sundheit, Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit, Düsseldorf;
3
Ministerium fürArbeit, Gesundheit und Soziales NRW, Düsseldorf
Fragestellung: Schließung von Impflücken bei Schülern
ab der 5. Jahrgangsstufe
Projektbeschreibung:
Anlaß für die Landesimpfkampagne NRW waren die Ma- sernausbrüche in den Jahren 2006 und 2007 aufgrund lan- desweit unzureichender Durchimpfungsraten bei Masern, Mumps und Röteln (MMR) vor allem bei Jugendlichen.
18
Damit die Landesimpfkampagne erfolgreich ablaufen
konnte, war eine Zusammenarbeit vieler Akteure erforder-
lich. Neben den Ministerien für Gesundheit, Arbeit und So- ziales (MAGS) und für Schule und Weiterbildung (MSW) waren das die Ärztekammern, die Kassenärztlichen Verei- nigungen, die Gesundheitsämter der Kommunen, die Ge- setzlichen und Privaten Krankenkassen sowie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte.
Um den Gesundheitsämtern trotz sehr unterschiedlicher Ausstattung und Voraussetzungen eine Teilnahme zu er- möglichen, gab es verbindliche Rahmenvorgaben für die Landesimpfkampagne: die Durchführung zwischen No- vember 2007 und Juni 2008, eine möglichst vollständige Erfassung des Impfstatus aller Schüler der weiterführen-
den Schulen und ein aufsuchendes Impfangebot für Ma-
sern in der Schule.
Zeitpunkt und Umfang der Aktion konnte von den Gesund- heitsämtern danach situationsabhängig fokussiert gestal-
tet werden.
Die Impfstoffe für das aufsuchende Impfangebot wurden zentral beschafft.
Ggf. über MMR hinausgehende Impflücken sollten beim Kinder- und Jugend-, bzw. Hausarzt anhand einer Impf- empfehlung geschlossen werden.
Zusätzlich erfolgte eine Befragung der Schüler und Lehrer
zu ihrer Einstellung zum Thema Impfen, um wichtige zu- sätzliche Informationen zu erhalten.
Zur Beratung der Teilnehmer, aber auch von Schulen und Eltern wurde eine Koordinierungsstelle beim MAGS einge-
richtet.
Die wissenschaftliche Auswertung von Impfstatuserhe- bung, Impfempfehlungen und Fragebögen erfolgt durch
das Landesinstitut für Gesundheit undArbeit (LIGA.NRW).
Z. Zt. werden ca. 15.000 Impfempfehlungen, mehr als 30.000 Bögen mit Impfstatuserhebungen und 180.000 Fra- gebögen ausgewertet.
Zielsetzung: Erhöhung der Durchimpfungsrate vor allem
bei Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren, um Masern- ausbrüche künftig zu verhindern sowie Gewinnung von In- formationen für weitere, zielgerichtete Impfaktionen.
einer Risikogruppe regelmäßig an der Influenzaimpfung
teilnehmen sollten, besteht somit ein deutlicher Hand- lungsbedarf in den deutschen Bundesländern.
Kurze Projektbeschreibung
Aufbauend auf jüngsten nationalen und internationalen Er- fahrungen (USA und UK) wurde vom Landesuntersu- chungsamt (LUA) ein Sozialmarketing-Programm entwickelt, das zu einer Reduktion der durch Influenza aus- gelösten Gesundheitsprobleme mittels Steigerung der Impfraten führen soll. Diese „Influenza-Impfkampagne Rheinland-Pfalz" zeichnet sich durch einen systematischen Planungsprozess aus und gibt eine klare Handlungsstrate-
gie für die nach Projektstart kommenden drei Influenza-Sai-
sons vor. Dabei sollen die beiden Gruppen „ältere Menschen" (60 Jahre und älter) und „Angehörige des Ge- sundheitswesens" zur Influenzaimpfung motiviert werden.
Das Programm unterscheidet sich von anderen Initiativen
in Deutschland in drei Dimensionen: 1. Einbeziehung der Marktforschung auf jeder Stufe der Planung und Umset- zung. 2. Gleichzeitiger Einsatz aller Instrumente des Mar- keting-Mixes (Massenmedien, selektive sowie persönliche Ansprachen) 3. Einbindung einer breiten Koalition von pro- fessionellen Partnern (u.a. Öffentlicher Gesundheitsdienst, Krankenkassen, Krankenhausvertreter und ärztliche Selbstverwaltung) zur Bündelung der Kräfte. So nimmt bei- spielsweise der ÖGD vor Ort eine wesentliche Rolle für den Erfolg der Kampagne ein: Aufmerksamkeit und Glaubwür- digkeit für die Initiative schaffen, und dadurch ein lokales Zugehörigkeitsgefühl als einen der mächtigsten Einfluss- faktoren menschlichen Verhaltens etablieren.
Zielsetzung
Das Projekt sieht vor, innerhalb von drei Jahren die Teil- nahme an der Influenzaimpfung für die Zielgruppen um mindestens 15 % zu steigern. Zusätzlich wird ein gestei- gertes Bewusstsein für Influenza-bedingte Risiken bei den Zielgruppen und sekundären Gruppierungen (z. B. Famili- enmitglieder) bewirkt. Mit Hilfe des Programms soll die Grundlage für eine bessere Evaluation von Impfstrategien (angesiedelt im LUA Rheinland-Pfalz) geschaffen und Er- fahrungen mit Sozialmarketing-Aktivitäten gesammelt wer-
den. Diese können dann auf andere Zielgruppen oder Impfungen übertragen werden. Das Projekt befindet sich gegenwärtig in der Abstimmungsphase mit allen vorgese- henen Partnern auf Landes- und Kommunalebene. Der
Start ist für Ende 2009 vorgesehen.
PS13
„Influenza-Impfkampagne Rheinland-Pfalz"
- Ein Sozialmarketing-Programm zur Steigerung
der Impfraten
J. Rissland1
1
Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz, Koblenz
PS14 verschoben nach Session Immunologie
PS42a
Fragestellung
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden 5-15 %
der Weltbevölkerung jedes Jahr an Influenza-bedingten In- fektionen des Atemtraktes. In Deutschland belaufen sich
nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Influenza die Fol-
gen der jährlichen Epidemie auf ca. 4,5 Millionen Infizierte, 22.500 Krankenhauseinweisungen und 13.000 Tote in den letzten 10 Jahren. Die Durchimpfungsraten sind unzurei- chend, obwohl mit der Influenzaimpfung eine effektive Prä- ventionsmaßnahme zur Verfügung steht. Es ist belegt,
dass nur 25 % der im Gesundheitswesen Tätigen und nur etwa jeder Zweite der über 60-Jährigen sich impfen lassen. Gemessen an der Vorgaben der WHO, dass bis 2006 min- destens 50 % und bis 2010 sogar 75 % aller Angehörigen
PS15
Die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft
Impfen (LAGI)- ein unabhängiges Expertennetz
setzt sich für die Verbesserung des Impfschutzes
in Bayern ein.
M.-S. Ludwig 1, R. Fischer 2, I. Hahntow 1, M. Wildner 1, A. Zapf ,
B. Liebl2
1 Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicher-
heit, Erlangen; 2Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und
Gesundheit, München; 3Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Erlangen
Hintergrund
Impfungen zählen zu den wirksamsten Präventivmaßnah-
men in der Medizin. Durch ihren Einsatz sind viele in der Vergangenheit gefürchtete Infektionskrankheiten wie Kin- derlähmung oder Diphtherie zurückgedrängt worden. Pok-
3
19
ken konnte im Jahr 1980 durch konsequente Impfpro-
gramme sogar ausgerottet werden. Auch heute könnten
noch weitere komplikationsreiche Erkrankungen wie Ma-
sern, Keuchhusten bei Säuglingen oder Influenza bei Se- nioren sowohl durch einen individuellen Impfschutz als
auch durch hohe Impfraten in der Bevölkerung vermieden
werden.
Impfen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die ein Zusammenspiel aller in der Impfprävention Verantwortli-
chen erfordert. Daher wurde auf Anregung des im Jahr 2005 entwickelten Bayerischen Impfkonzepts ein unab- hängiges Arbeitsgremiums zur Vernetzung der in Bayern
in der Impfprävention tätigen Akteure und Institutionen ge- bildet: die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Impfen
(LAGI).
Zusammensetzung LAGI Die LAGI wurde im Jahr 2006 als unabhängiges, interdisziplinäres Gremium gegründet. Sie vereint Vertreter von Berufsverbänden (u.a. Hausärzte, Kin- der- und Jugendärzte, Betriebsärzte, Frauenärzte,Apothe-
ker, Hebammen), Körperschaften, Öffentlichen Gesundheitsdienst, Kostenträgern und Wissenschaft (ein- schließlich alle bayerischen STIKO Mitglieder). Die Ge- schäftsführung wird vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wahrge- nommen. Sitzungen finden zweimal im Jahr statt.
Ziele der LAGI Die LAGI hat zum Ziel, den Impfschutz der bayerischen Bevölkerung in jeder Lebensphase zu ver- bessern. Folgende Schwerpunkte hat sich u.a. die LAGI
gesetzt:
1. Datenlage verbessern und transparent gestalten: sowohl
zu impfpräventablen Erkrankungen wie auch Impfungen einschließlich jeweils Komplikationen
2. Öffentlichkeits- und Medienarbeit: Stärkung des Impfge- dankens in der bayerischen Bevölkerung durch aktuelle, unabhängige Impfinformation
3. Erkenntnis und Abbau von Impfhindernissen (z.B. missed opportunities)
4. Expertenaustausch zu wichtigen Impffragestellungen
5. Gemeinsame Erarbeitung von Impfkonzepten
6. Wissenschaftliche Evaluation und Begleitung
Aktuelle Projekte der LAGI
• Öffentlichkeitsarbeit:
o Organisation der 1. Bayerischen Impfwoche vom 20. bis 26.4.2009 mit einer Vielzahl von Aktionen
o Neue Broschüre Geimpft-geschützt
o Film- und Plakatkampagne zur MMR-Impfung im Groß-
raum München
o Veröffentlichungen der LAGI in öffentlichen und wissen- schaftlichen Zeitschriften
• Intensive Zusammenarbeit mit wichtigen Multiplikatoren
des Impfgedankens, insbesondere Hebammen, Schulen
• Masernaktionsplan für Bayern
• Aufbau von neuer Surveillance zu Impfraten (6.Klasse)
• Einführung und wissenschaftliche Begleitung von Impfer- innerungssystemen (Recall) im Rahmen der Schulein- gangsuntersuchung der Gesundheitsämter
• Aufruf an den Gemeinsamen Bundesausschuss zur Er- stattungsfähigkeit von Meningokokken-C-
Nachimpfungen
• Appell ans Sozialministerium zur freiwilligen Aufnahme
von Impfdaten in die elektronische Gesundheitskarte in
Bayern
• Förderung der Impfausbildung von Medizinstudenten und
Impffortbildung
• Aktuelle Bewertung der Masern-, Mumps- und Pertussis- Situation in Bayern, Verbesserung der Kokonstrategie für Neugeborene in Bayern · Förderung von zielgruppenorien- tierten niedrig schwelligen Impfangeboten Bewertung und Ausblick Die Landesarbeitsgemeinschaft Impfen hat sich
als wertvolle Plattform für die gegenseitige Information und Abstimmung und als Kristallisationspunkt für auch zukünf-
tige gemeinsame Aktionen etabliert.
PS16
Neue Wege der Impfmotivation - Kinospot als
„model of good practice"
Chr. Groffik 1, H. Mayrhofer2
1 Gesundheitsvorsorge - Impfwesen, Landeshauptstadt München,
Referat für Gesundheit und Umwelt, München; 2Gesundheitsvor-
sorge für Kinder und Jugendliche, Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt, München
Fragestellung
Niedrige Impfraten - insbesondere gegen Masern - im Ver- gleich zu Bayern, zu anderen Bundesländern und anderen Staaten machen in München besonderen Handlungsbedarf deutlich. Ist es möglich, mit begrenzten Ressourcen eine Werbekampagne durchzuführen, um die Eltern für die Imp-
fung ihrer Kinder zu motivieren? Ist diese auch in anderen Kommunen umsetzbar?
Kurze Projektbeschreibung
Im Herbst 2007 wurde von der Landeshauptstadt München
eine Ausschreibung für eine professionelle Werbekampa-
gne vorgenommen. Die Aufgabenstellung war, das Pro- blembewusstein von Eltern und Kinder zu stärken und sie
zu motivieren, sich von ihrem Arzt impfen lassen. Ein Kon-
zept für eine Impfkampagne „Masern, Mumps, Röteln" wurde entwickelt. Das Konzept sollte grundsätzlich auch
für andere Impfungen geeignet sein. Für die Kampagne
sollte ein Slogan bzw. Hauptmotiv erarbeitet werden, der
bzw. das in allen Veröffentlichungen zum Einsatz kommt.
Für die Umsetzung des Konzeptes waren Vorschläge für mögliche Medien zu machen und Kosten zu benennen. Schließlich waren die Aufgaben so zu lösen, dass sie auf
das Internet anwendbar sind, z.B. in Form einer webopti- mierten Version.
Mit dem Slogan „Vorbeugung ist Verantwortung" zeigt sich eine klare und eindeutige Adressierung der Thematik an
die primäre Zielgruppe der Eltern. Das Leitmotiv wird durch
die Headline „Setzen Sie die Gesundheit Ihrer Kinder nicht
aufs Spiel" getragen. Dazu werden in der kreativen Ausar- beitung für Plakate undAnzeigen doppeldeutigeAussagen
in Bezug auf die Bildmotive von typischen Spielsituationen
von Kindern gezeigt. Gezielte „Wortspiele" im Kontext mit
den Spielsituationen ist Bestandteil des Kreativkonzeptes. Durch den Aufruf Verantwortung zu übernehmen wird an
die generelle Elternpflicht für das Wohl ihres Kindes zu sor- gen, aber auch an die gesellschaftliche Verantwortung ap- pelliert. Weiter sollte die klareAufforderung zum Handeln - speziell zum Impfen - kommuniziert werden. In diesem Zu- sammenhang ist der elterlicheAuftrag zur Vorbeugung es- sentiell und wichtiger Bestandteil für diese
Aufklärungskampagne.
Ein 16-Sekunden-Kinospot wurde als neuer Weg entwik-
kelt, Eltern über ein modernes Medium zu erreichen. Durch
eine bekannte deutsche Stimme (des amerikanischen Ac- tionheldes Bruce Willis) sollte zusätzliche Aufmerksamkeit erreicht werden. Die Präsentation erfolgte in zahlreichen Kinos und auf den Infoscreens im U-Bahnbereich und wurde begleitet durch Medienarbeit und Plakate.
Zielsetzung
Die Zielgruppe sollte mit effektiver Kosten-Wirkungsrela-
tion erreicht werden. Durch den modularen Konzeptaufbau konnte die Kampagne bedarfsgerecht und ressourcen- sparend eingesetzt werden und ist von anderen Akteuren kostengünstig umsetzbar.
Der Kinospot liegt digital als DVD vor und ist mit Original-
ton auf Flatscreen demonstrierbar.
Bildmotiv Kinospot München
Kontakt: christian.groffik@muenchen.de
20
i. Vergleich zwischen den Landkreisen und Kreisfreien
Städten können die Festlegung regionaler Schwerpunkte
unterstützen
ii. Schließung von Impflücken unter Kenntnis der
regionalen Bedingungen - jährlich aufsuchende
Impfaktionen
iii. Bei Impfaktionen 2006 beteiligten sich 19 der insgesamt
24 Landkreise/Kreisfreien Städte
iv. Geimpft wurde gegen Masern, Mumps,
Röteln (MMR),zusätzlich gegen Tetanus, Diphtherie,
Pertussis, Poliomyelitis und Hepatitis B
v. Bildung eines Arbeitskreises Impfen -
bereichsübergreifende Zusammensetzung,
Informationsaustausch, Ideen- und Impulsgeber
PS17
Landesgesundheitsziel „Erreichen eines alters-
gerechten Impfstatus bei über 90% der Bevölke-
rung" in Sachsen-Anhalt.
Einflussnahme auf die Durchimpfung gegen
Masern, Mumps und Röteln
U. Pitloun1
1
Referat 23, Ministerium für Gesundheit und Soziales, Magdeburg
1.Status quo in Sachsen-Anhalt
a.Gesundheitsziel Impfen seit 1998: „Erreichen eines al- tersgerechten Impfstatus bei über 90% der Bevölkerung"
b.Deutliche Verbesserung der Durchimpfung einzuschu- lender Kinder von 1998 bis 2007. 1998 waren nur 32 % der Kinder zweimal gegen Masern, Mumps und Röteln geimpft,
2007 waren es 92 %. Damit wurde 2007 das Gesundheits-
ziel erstmalig erreicht!
c.Steigerung der 2. MMR-Impfung auch bei den Schülerin-
nen und Schülern der 3. und 6. Klassen
d.Handlungsbedarf zur Schließung von Impflücken schwer- punktmäßig weiterhin angezeigt bei der 2. MMR-Impfung
e.Datenlage Sachsen-Anhalt
PS18
Etablierung einer kontinuierlichen altersgrup-
penbezogenen Impfmotivation durch den ÖGD in
Thüringen
H. Beyermann 1, G. Hesse 2, M. Vollandt3
1 Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit, Er-
furt; 2Thüringer Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Ver-
braucherschutz, Bad Langensalza; 3Thüringer Landesverwaltungsamt, Weimar
Hintergrund und Ziele
Um das 1999 auf Bundesebene verabschiedete MMR-In- terventionsprogramm in Thüringen umzusetzen, wurde ab
2000 nach Analyse des Ist-Standes eine entsprechende
Konzeption zur altersbezogenen Intervention entwickelt,
die sich an den Zielen des EPI der WHO für die europäi-
sche Region orientiert.Aufgrund der begrenzten zeitlichen,
finanziellen und personellen Ressourcen des ÖGD wurde
bereits im Vorfeld berücksichtigt, mit geringem Aufwand
einen optimalen Effekt zu erreichen. Entsprechend der Ausgangslage wurden flächendeckende Maßnahmen über
mehrere Jahre angelegt und je nach Entwicklung entspre-
chend angepasst. Zielsetzung war für die 1. MMR-Impfung
2005 eine Durchimpfungsrate > 95 %, für die 2. MMR-Imp-
fung und die anderen Impfarten 90 % in allenAltersgruppen
der Kinder und Jugendlichen.
Umsetzung
Schwerpunkt der Intervention war die Anwendung alters- gruppenbezogener Merkblätter mit Abdruck des aktuellen Impfkalenders. Durch dieAusgabe der Merkblätter vor den Untersuchungen des ÖGD sollte versucht werden, dass die
Kinder bzw. Schüler zum Zeitpunkt der Impfstatuserfas-
sung nach Möglichkeit schon durch den Kinder- oder Haus-
arzt geimpft sind. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich
aus öffentlichen Mitteln. Es fallen lediglich jährlich Druck-
kosten an. Bewusst wurde auf eine aufwendige bunte Ge-
staltung verzichtet, um eine Unterscheidung von Reklame
zu erreichen und den neutralen Charakter der Information
zu unterstreichen.
Ergebnisse
Hatten 2000 nur 6 % der Kindergartenkinder die 2. MMR-
Impfung, waren es 2008 fast 93 %.
Für die MMR-Impfung werden derzeit 98 % für die 1. Imp-
fung und 94,1 % für die 2. Impfung erreicht.
Stand zunächst die Steigerung der Durchimpfungsraten für
die MMR-Impfung im Vordergrund, hat sich der Schwer-
punkt jetzt auf die Verbesserung der Impfraten bei Pertus-
sis und Hepatitis B verlagert. Durch Einsatz spezieller
Merkblätter, die vor der Einschulungsuntersuchung ausge-
21
2.Beeinflussung der Durchimpfung im Rahmen der
Gesundheitsziele Sachsen-Anhalt
Vorstellung von Projektarbeit im Rahmen der Erreichung
des Gesundheitsziels Impfen:
geben wurden, konnten die Impfraten bei Pertussis von
88,1 % im Jahr 2000 auf 96,8 % 2008 gesteigert werden,
bei Hepatitis B von 27,8 % auf 98 %.
Fazit
Nach Analyse der Impfstatuserhebungen durch den ÖGD
zeigt sich, dass die Durchimpfungsraten für die MMR-Imp-
fung erheblich gesteigert werden konnten und die Forde- rungen der WHO aktuell erfüllt sind. Gleichzeitig ergeben
sich aber neue Interventionsschwerpunkte, wie zu niedrige Durchimpfungsraten bei der Pertussis- und insbesondere
bei der Hepatitis B-Impfung der Jugendlichen. Dies wurde
in den folgenden Auflagen der Merkblätter entsprechend beachtet. Insgesamt haben sich die in Thüringen etablier-
ten Maßnahmen bewährt und das bei begrenztem organi- satorischem Aufwand und geringen Kosten. Maßgeblich
zum Erfolg beigetragen hat die langfristige und kontinuier-
liche Weiterführung aller Maßnahmen. Eine Evaluation ist
über die jährliche Impfstatuserfassung des ÖGD möglich.
schen Schuleingangsuntersuchung sollte die Durchimp-
fung intuitiv verständlich, umfassend und mit Zahlenwerten dargestellt werden. Die Lösung bestand in einem Linien- diagramm, welches auf der X-Achse die Jahre und auf der Y-Achse den Anteil der Kinder darstellt, die mindestens
eine gewisse Zahl von Impfungen erhalten haben. Für jede Impfung wurde gesondert festgelegt, welche Impfzahlen
als Linien dargestellt werden. Für die Tetanusimpfung wur-
den so drei Linien "Mindestens 3/4/5 Impfungen erhalten" dargestellt, bei der Masernimpfung bezogen sich die Linien
auf mindestens 1/2/3 Impfungen. Die Linien wurden für
jedes Jahr mit den Anteilswerten beschriftet. Jedes Dia- gramm enthält nur die Informationen einer Impfung.
Die Umsetzung geschah mittels des Statistikpakets Stata. Durch die Programmierung direkter Beschriftungen wurde
ein übersichtliches Bild ohne Legende und entsprechende Kennzeichnungen der Linien erreicht.
Diese Darstellungsart macht die Entwicklung der Durch- impfung leicht verständlich: Beispielsweise zeigt bei der Masernimpfung die oberste Linie an, dass der Anteil der Kinder mit mindestens einer Impfung vom Jahr 1998 (90,2 Prozent) stetig auf 96,3 Prozent im Jahr 2007 gestiegen
ist.
Eine zweite Linie zeichnet denAnstieg desAnteils der Kin-
der mit mindestens zwei Masernimpfungen von 9,8 auf
87,2 im gleichen Zeitraum nach. Die dritte Linie weist nur
der Vollständigkeit halber darauf hin, dass über alle Jahre weniger als ein Prozent der Kinder drei oder mehr Ma- sernimpfungen hatten. Die wesentlichen aus den Daten der Schuleingangsuntersuchung ablesbaren Trends (Anteil
nicht geimpfter Kinder geht zurück; Entwicklung der zwei-
ten Masernimpfung) können auf einen Blick differenziert er- fasst werden.
Erfassung von Impfquoten
-
PS19
Graphische Darstellung der Trendentwicklung
von Impfquoten
S. Gawrich1
1 Zentrum für Gesundheitsschutz, Hessisches Landesprüfungs-
und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen, Dillenburg
Die Darstellung und Interpretation von Impfquoten im Zeit- verlauf ist nicht trivial. So erfasst beispielsweise die Schul- eingangsuntersuchung die Zahl der Impfungen des Baby-
und Kleinkindalters, welche im Regelfall schon vier bis fünf Jahre zurückliegen. Aktuell fehlt in Hessen bei acht Pro-
zent der Schulanfänger der Impfpass, so dass eine Unsi- cherheitsmarge bei der Ermittlung von Durchimpfungsquoten besteht.
Die Impfpraxis unterliegt Veränderungen insbesondere
durch neue Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Indikation, Impfstoffe, Impfalter, Zahl empfohlener Impf- dosen), durch Veränderungen von Impfstoffen und ihren Kombinationen und die Entscheidungen der Praxis, diese
zu verwenden.
Wenn sich während des Beobachtungszeitraums Rah- menbedingungen ändern - beispielsweise wird die Zahl empfohlener Impfdosen angehoben - ist es schwierig, einen Indikator für den gesamten Zeitraum zu finden, der keine Fehlinterpretationen zulässt. Auch ist eine genaue Analyse des Impfgeschehens im Zeitverlauf mit nur einem Indikator (z.B. Anteil der Kinder mit X Impfungen) nicht
möglich.
Für einen Bericht über zehn Erfassungsjahre der Hessi-
PS20
Durchimpfungsraten aus KV-Abrechnungsziffern
Regionale Bestimmung des Impfschutzes von
der Geburt bis zum Alter von 24 Monaten in Schleswig-Holstein 2003 bis 2007
H.-M. Bader , M. Ludwig
1
1
2
Arbeitsgruppe Impfen am Ministerium für Soziales, Gesundheit,
Frauen und Senioren des Landes Schleswig-Holstein, Kiel; 2EDV-
Abteilung (Brückenteam) der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein, Bad Segeberg
Fragestellung
In Kooperation zwischen der AG Impfungen am Landes- gesundheitsministerium Schleswig-Holstein (SH) und der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) wurde mit den KV-Abrechnungsziffern ab 2003 die Son- derfrage aufgegriffen: „Wie ist der Impfschutz im frühen Kleinkindalter bis zu 24 Monaten und wie sehr weicht er
vom STIKO-Zeitplan ab?"
Material und Methode
Die Patientendaten von gesetzlich Krankenversicherten (GKV) werden durch die Bildungs eines „Patientenschlüs- sels" pseudonymisiert.
Die KV-Gesamtkohorte wird zunächst auf eine Teilkohorte
mit Kindern mit „vollständigen Vorsorgeuntersuchung U3-
U7" eingeschränkt. Dadurch werden nur die Kinder erfasst,
die regelmäßig einen SH-Arzt kontaktierten. Für diese kön-
nen vollständige Abrechnungsdaten erwartet werden. Da- durch können u.a. Kinder mit Namenswechsel (gleiche Person aber unterschiedliche „Patientenschlüssel") die Statistik nicht verfälschen. Zugleich werden auch Kinder
aus der Untersuchung ausgeschlossen, die wirklich keine vollständige U3-U7 aufweisen können.
Aus den Abrechnungsziffern sind für jeden Patienten-
22
schlüssel die konkret verabreichten Impfstoffe und daraus
die einzelnen Antigene bestimmbar.
Ergebnisse
Erhebliche Abweichungen vom Zeitplan der STIKO sind
den Tab. 1 und 2 sowie den Abb. 1 und 2 zu entnehmen.
Tab. 1: Impfschutzraten (%) bei Kindern bis 24 Monaten in
SH (geboren 2005) in Abhängigkeit vom Alter nach KV-Zif- fern-Abrechnung (U3 bis U7 komplett, n=14.697).
Diskussion
Die Systematik erfaßt 63% der in Schleswig-Holstein ge- borenen Kinder. Die restlichen Kinder haben keine voll- ständigen Vorsorge U3-U7 (7%) oder sind PKV-versichert (15%), sind nach/aus SH umgezogen bzw. wechselten den
Namen.
Die Bestimmung des Bezugsnenners durch Einschränkung
auf die Kohorte „U3-U7 vollständig" beeinflusst die Reprä- sentativität dieser Kohorte kaum (gemessen an Einschu- lungsuntersuchungen in SH): Durch die geringe Größe der Kohorte „U3-U7 NICHT vollständig" (7%) wird der Impfsta-
tus „U3-U7 vollständig" nur geringfügig überbestimmt (1%).
.
Schlussfolgerung
Die Impfungen werden häufig nicht bis zum Ende des 2. Lebensjahres entsprechend der zeitlichen Vorgabe der STIKO durchgeführt (Tab. 1). Im Beobachtungszeitraum ist
eine Verbesserung bei den Impfungen gegen MMR und
den 3 neuen Impfungen (Variz., MenC und Pneumok.) er- kennbar (Tab. 2). Erst mit Eintritt in den Kindergarten wird
z. B. für Masern ein tragender Impfschutz erreicht (Auffor- derungscharakter der in SH vorgeschriebenen „Ärztlichen Bescheinigung") (Abb. 1). Es besteht eine gute Impfbereit- schaft im Rahmen der Grundimmunisierung (> 94% mit Ausnahme von HepB und MMR), problematisch ist derAb- schluss (massiver Abfall bei komplettem Impfschutz = 4. Impfung) (Tab. 1). Bei Masern geht die unzureichende Durchimpfungsrate im Alter von 24 Monaten auf eine ver- spätete Erstimpfung bis zumAlter von 14 Monaten zurück,
der U7-Zeitraum wird nicht konsequent zumAbschluss des Impfschutzes eingesetzt (Abb. 2).
Tab. 2 Impfschutz im Alter von 24 Monaten nach KV-Ab-
rechn.- Ziffern SH (U3-U7-komplett) Vergleich der Ge- burtskohorten 2003 bis 2005
12,1
PS21
Charakteristika der Kinder ohne Impfpass in der
Schuleingangsuntersuchung
S. Gawrich1
1 Zentrum für Gesundheitsschutz, Hessisches Landesprüfungs-
und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen, Dillenburg
Die Schuleingangsuntersuchungen sind die wichtigste Da-
tenquelle zur Erfassung des Impfstatus von Kindern. Da
ein Teil der Kinder (in Hessen aktuell acht Prozent) keinen
Impfpass vorlegt, können wir die Durchimpfung aller Kin-
der nur mit einer Unsicherheitsmarge schätzen. Das Errei-
chen eines Impfziels von 90 Prozent ist damit nur in Sonderfällen, eine Durchimpfung von 95 Prozent nicht
nachweisbar.
Impfpässe werden nicht nach dem Zufallsprinzip "verges-
sen". Wir müssen davon ausgehen, dass das Fehlen des Impfpasses tendenziell mit einer schlechteren Durchimp-
fung verknüpft ist, können aber das Ausmaß bislang nicht
abschätzen.
In diesem Projekt stelle ich relevante Charakteristika der
Kinder ohne vorgelegten Impfpass zusammen, die aus den
Daten der hessischen Schuleingangsuntersuchungen ab-
lesbar sind. Die Daten stratifiziere ich nach dem Vorhan-
densein eines Migrationshintergrundes.Als Charakteristika
erfasse ich die Dokumentation der U-Untersuchungen, den Schulstatus des Kindes und dieArt der zukünftigen Schule
und insbesondere die verschiedenen Untersuchungs- und Testergebnisse. Darüber hinaus zeigt das Poster auf Ge- meindeebene die Assoziation zu den Raumordnungskate-
gorien des Bundesamtes für Bauwesen und
Raumordnung.
Die Ergebnisse sind ein erster Schritt zur Charakterisierung
23
Abb. 2: Masernimpfung des Geburtsjahrgangs 2005 mit
vollständigen Vorsorgeuntersuchungen U3 bis U7 von der Geburt bis zum Alter von 27 Monaten
dieser Teilpopulation und soll Ansatzpunkte zur Verbesse-
rung der Dokumentationsquoten aufzeigen. Weitere For- schung kann helfen, das Ausmaß der Minderimpfung dieser Kinder zu schätzen und Maßnahmen zur Verbesse- rung der Impfquoten zu entwickeln.
schenswert sind.
Schlussfolgerung:
Die Weiterführung der zeitnahen Erhebung von Durchimp- fungsraten ist notwendig, um mögliche Defizite und deren Ursachen rechtzeitig zu erkennen.
PS22
Varizellen-Durchimpfungsrate bei Kindern und Jugendlichen im Raum München - Ergebnisse
aus jährlichen Elternbefragungen im Rahmen des Bayerischen Varizellen-Surveillance-Projektes
(BaVariPro)
A. Streng 1, I. Schicker 1, M. Piechatzek 1, K. Seeger 1, A. Köhn , V.
Grote 2, J. Liese1
1 Dr. von Haunersches Kinderspital, Ludwig-Maximilians-
Universität München, München; 2Institut für Soziale Pädiatrie, Epi-
demiologie und Jugendmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München, München
Fragestellung: Seit 2004 besteht die generelle Empfeh-
lung der STIKO, alle Kinder zwischen 11 und 14 Monaten gegen Varizellen impfen zu lassen. Ein Ziel des Bayeri- schen Varizellen-Surveillance-Projektes ist die Erhebung
der Varizellen-Durchimpfungsraten bei Kleinkindern in
Stadt und Landkreis München. Zusammenhänge zwischen
der Impfbereitschaft der Eltern und deren Einflussfaktoren sollen aufgeklärt werden.
Methode: Ende 2006 und Ende 2007 wurde eine Stich-
probe von je 600 Eltern von Kindern imAlter von 18-36 Mo- naten in München (d.h. ca. 0,3 % aller Münchener Kinder
£16 Jahre) über die Einwohnermeldeämter per Zufallsaus-
wahl ermittelt. Die ausgewählten Familien erhielten einen Fragebogen zur Impfung; zusätzlich wurden demographi-
sche Daten zu Kind und Eltern, sowie zu den Lebensum- ständen der Familie erfasst.
Ergebnisse: Bei den Befragungen 2006 bzw. 2007 lag die Antwortrate bei 372 (62%) bzw. 364 (61%) ausgefüllten Fragebögen. Das Alter der Kinder lag in beiden Jahren im Median bei 30 Monaten. Demographische Daten und Le- bensumstände waren gut vergleichbar, außer einer signifi- kanten Zunahme des Anteils an Krippenbesuchern (> 10h /Woche) von 45% in 2006 auf 54% in 2007. Der Großteil
der Kinder (87% bzw. 82%) war bisher nicht an Varizellen erkrankt. In beiden Jahren hielten 56% der Eltern die Vari- zellenimpfung für sinnvoll, ca. 1/4 fand sie überflüssig, und
ca. 1/5 hatte noch Beratungsbedarf. Im Jahr 2006 waren 38%, 2007 hingegen bereits 51% gegen Varizellen geimpft, während 87% bzw. 89% eine Masernimpfung (mindestens
1 Dosis) erhalten hatten. In beiden Jahren bestand ein deutlicher Zusammenhang zwischen ärztlicher Empfehlung
und Impfstatus. DerAnteil der Ärzte, die die Varizellenimp-
fung empfahlen, stieg von 48% auf 57%. Das Alter bei Va- rizellenimpfung (Median) sank von 15 auf 13 Monate; das
Alter bei Masernimpfung lag in beiden Jahren bei 13 Mo- naten. DerAnteil des Kombinationsimpfstoffes MMRV stieg
2007 auf 20% an.
Diskussion: Die Beteiligung war bei beiden Befragungen
gut; aufgrund des überdurchschnittlich hohe Ausbildungs- standes der antwortenden Eltern (>50% mitAbitur) sind die Ergebnisse nur eingeschränkt repräsentativ. Im untersuch-
ten Elternkollektiv war die Empfehlung durch den betreu- enden Arzt ausschlaggebend für die Impfentscheidung; Einkommen oder Ausbildungsstand der Eltern hatten kei-
nen Einfluss. Ca. 2,5 Jahre nach der generellen Impfemp- fehlung war die Durchimpfungsrate der 18-36 Monate alten Kinder mit 38% noch relativ niedrig, stieg aber 2007 auf
51% an. Ein bevorzugter Einsatz von MMRV-Impfstoff würde aufgrund der hohen Akzeptanz der Masernimpfung
zu hohen Durchimpfungsraten auch bei Varizellen führen,
wie sie zur Erreichung von Herdenimmunitätseffekten wün-
1
PS23
Aktuelle Daten zum Durchimpfungsgrad gegen
Masern aus der Schuleingangsuntersuchung
zum Schuljahr 2007/08 in Bayern
G. Morlock , U. Nennstiel-Ratzel
1
1
1
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicher-
heit, Oberschleißheim
Repräsentative Daten zum Immunschutz von Kindern und Jugendlichen sind unverzichtbar zum gezielten Erkennen
und Schließen regionaler Impflücken sowie zur Planung, Durchführung und Evaluation von Impfprogrammen. Mit
dem 2001 in Kraft getretenen Infektionsschutzgesetz wurde die Erhebung der Durchimpfungsraten zum Schul- eintritt gesetzlich verankert. Die im Rahmen der Schulein- gangsuntersuchung in Bayern erhoben Impfdaten werden
am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebens- mittelsicherheit ausgewertet.
Die ermittelten Durchimpfungsraten werden bezogen auf
die Zahl der vorgelegten Impfbücher errechnet. Werden je- doch bei der Berechnung als Datenbasis alle untersuchten Kinder zugrunde gelegt, wird angenommen, dass Kinder
ohne vorliegende Impfdokumente nicht geimpft sind. Die Durchimpfungsraten in der Gruppe der Kinder ohne vorlie- gende Impfdokumentation können derzeit nur geschätzt werden. Sie fallen vermutlich unterdurchschnittlich aus. Im Folgenden wurde exemplarisch die Masern-Durchimp- fungsrate (mindestens 1 Impfdosis) unter derAnnahme neu berechnet, dass 0 % (Annahme A), 50 % (Annahme B)
bzw. alle Kinder (Annahme C), die ihren Impfausweis nicht vorlegen konnten, mindestens 1 Masernimpfung bis zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchung erhalten hatten.
Von den insgesamt 129.176 Kindern, die zum Schuljahr 2007/08 untersucht wurden, lagen bei 119.434 Kindern
(92,6 %) Impfdokumente vor. Der Anteil Kinder mit vorge- legten Impfdokumenten schwankte in den Landkreisen Bayerns zwischen 71,6 % und 97,6 %. Die Masern-Durch- impfungsrate lag bei 92,8 % für mindestens 1. Impfdosis. Dabei handelt es sich um einen Durchschnittswert, es be- stehen wie auch für Mumps und Röteln deutliche regionale Unterschiede. Der Anteil mindestens einmalig geimpfter
Kinder an allen untersuchten Kindern liegt bei durch- schnittlich 85,9 % (Annahme A). Unter den oben genann-
ten Annahmen B und C lägen die tatsächlichen Durchimpfungsraten für mindestens 1 Masernimpfung bei
89,7 % bzw. 93,4 %. Der Anteil Kinder mit mindestens 2 Masernimpfungen bezogen auf die Zahl der vorgelegten Impfausweise lag bei 81,7 %, bezogen auf alle untersuch-
ten Kinder bei 75,7 %.
Bei Kindern, die im Rahmen der Schuleingangsuntersu-
chung keine Impfdokumente vorlegen, sind die Durchimp- fungsraten nicht bekannt. Da mit unterdurchschnittlichen Impfraten in dieser Gruppe zu rechnen ist, kommt einer wirklichkeitsnahen Korrektur der ermittelten Durchimp- fungsraten Bedeutung für das von der WHO angestrebte
Ziel einer Masern-Eradikation bis zum Jahr 2010 in Europa
zu. Hierzu sollten neben einer differenzierten Erhebung von Durchimpfungsraten nach Alter, Geschlecht und Region Durchimpfungsraten verfügbar sein, die sowohl den Anteil geimpfter Kinder mit vorgelegtem Impfausweis als auch
24
den Anteil geimpfter Kinder an allen untersuchten Kindern
wiedergeben.
PS24
Surveillancevon Impfquoten anhand von Sekun-
därdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen
A. Reuß 1, L. Kappelmayer 1, M. Feig 1, T. Eckmanns 1,
G. Poggensee1
1
Abteilung für Infektionsepidemiologie, Robert Koch-Institut, Berlin
Fragestellung. Auf der Grundlage des Sozialgesetzbu-
ches V § 303 übermitteln die Kassenärztlichen Vereinigun-
gen (KVen) seit 2004 anonymisierteAbrechnungsdaten zu Impfleistungen von Ärzten, die Gesetzlich-Krankenversi- cherte behandeln, an das Robert Koch-Institut (RKI). Die Varizellenimpfung ist seit Juli 2004 für alle Kinder im Alter
von 11 bis 14 Monaten sowie für alle ungeimpften 9- bis 17-Jährigen ohne Varizellenanamnese von der Ständigen Impfkommission empfohlen. Die Kostenübernahme für die Impfung durch die gesetzlichen Krankenkassen erfolgte zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Bundesweite Daten zur Umsetzung der Impfempfehlung liegen nicht vor. Wir zei-
gen am Beispiel der Varizellenimpfung, wie die Routineda-
ten der KVen genutzt werden können, um die Impfquote
der unter 2-Jährigen bundesweit zu erfassen.
Material und Methode. Die übermittelten anonymisierten, fallbezogenenAbrechnungsdaten werden auf Qualität und Vollständigkeit geprüft. Daten zu Varizellenimpfungen von
10 KVen konnten ausgewertet werden. Studienpopulation
sind alle gesetzlich-krankenversicherten Kinder unter 2 Jahren, die in 2004 bzw. 2005 in den 10 Bundesländern geboren wurden (n=280.890 in 2004, entspricht 84% der Geburtskohorte; n=274.775 in 2005, entspricht 85% der Geburtskohorte). Die Impfquote wird bestimmt durch die Anzahl der geimpften Kinder bezogen auf die Anzahl der gesetzlich-krankenversicherten Kinder (KM6-Statistik des Bundesministeriums für Gesundheit).
Ergebnisse. Die durchschnittliche Impfquote der unter 2- Jährigen gegen Varizellen in den untersuchten Bundeslän-
dern stieg von 39% (2004) auf 59% (2005) an (p<0,001).
Die Impfquote beträgt 68% und 75% in Sachsen-Anhalt,
64% und 63% in Mecklenburg-Vorpommern, 53% und 68%
in Brandenburg, 50% und 81% in Saarland, 46% und 57%
in Thüringen, 39% und 68% in Schleswig-Holstein, 37%
und 69% in Hamburg, 29% und 48% in Sachsen, 20% und
44% in Bayern, 17% und 57% in Niedersachsen sowie 9%
und 23% in Bremen. Von den geimpften Kindern wurden
50% (2004) und 61% (2005) im empfohlenen Alter von 11
bis 14 Monaten geimpft. Zu den Zeitpunkten der Kinder- vorsorgeuntersuchungen U6 (10.-12. Lebensmonat) und
U7 (21.-24. Lebensmonat) wurden 7% und 17% (2004) sowie 19% und 21% (2005) der geimpften Kinder unter 2 Jahren geimpft.
Diskussion. Die Impfquoten der unter 2-Jährigen gegen Varizellen unterscheiden sich erheblich zwischen den Bun- desländern. In der Spannweite der Impfquoten zeigt sich deutlich der Einfluss der Kostenübernahme für die Varizel- lenimpfung durch die gesetzlichen Krankenkassen: Nach
der Einführung der generellen Kostenübernahme nahm die
Zahl der Impfungen im jeweiligen Bundesland stark zu. Schlussfolgerungen. Die Ergebnisse zeigen eine hohe grundsätzlicheAnnahme der Impfempfehlung durch die El-
tern und die Ärzteschaft. Die Kindervorsorgeuntersuchun-
gen U6 und U7 werden von den Pädiatern zur Impfung im empfohlenen Impfalter bzw. für Catch-up-Impfungen
genutzt.
PS25
Teilnahme an der Impfung gegen Humane
Papillomaviren (HPV) in Deutschland
S. Klug 1, M. Claus 1, J. König 1, A. Ahmad 1, M. Blettner
1 Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik,
Mainz
Fragestellung:
Seit Dezember 2006 ist die HPV-Impfung in Deutschland erhältlich. Im Februar 2007 empfahl die Ständige Impf- kommission (STIKO) die Impfung für Mädchen zwischen
12 und 17 Jahren. Wir haben eine deutschlandweite re- präsentative Befragung durchgeführt, um herauszufinden,
wie viele Mädchen zwischen 9 und 17 Jahren im ersten
Jahr nach Einführung der HPV-Impfung bereits geimpft wurden oder eine Impfabsicht hatten. Dabei wurde der Ein- fluss des Alters des Mädchens und der Bildung der Mutter
untersucht.
Methoden:
Im September und Oktober 2007 erfolgte eine Befragung
von 55.000 Haushalten in ganz Deutschland. Mädchen zwi- schen 9 und 17 Jahren wurden gefragt, ob sie bereits gegen HPV geimpft wurden oder ob sie eine solche Imp-
fung noch planten. Die Daten wurden deskriptiv und mit lo- gistischer Regression ausgewertet.
Ergebnisse:
Die Teilnahme der Haushalte an der Befragung lag bei
51%. In den teilnehmenden Haushalten wurden 1.906 Mädchen zwischen 9 und 17 Jahren befragt. Insgesamt waren 17,4% der Mädchen zwischen 9 und 17 Jahren gegen HPV geimpft. Bei den 17-jährigen Mädchen waren bereits 38% geimpft. Lediglich 5% aller Mädchen lehnten
eine HPV-Impfung ab. Zwei Drittel zogen die Impfung für
die Zukunft in Betracht, wohingegen 16% noch unsicher waren. Die Teilnahme an der HPV-Impfung war umso höher je höher die Bildung der Mutter war.
Schlussfolgerungen:
Die Teilnahme und das Interesse der 9 bis 17-jährigen Mädchen an der HPV-Impfung waren im ersten Jahr der Impfung hoch. Sowohl das Alter des Mädchens als auch
die Bildung der Mutter hatte einen Einfluss auf die Teil- nahme an der HPV-Impfung.
1
PS26
Impfmuster bei Schulanfängern - Mehrwert durch
Vollständigkeitsanalyse
A. Iseke 1, K. Simon 2, J. Rissland3
1 Gesundheitsamt Stadt Münster, Münster; 2Landesinstitut für Ge-
sundheit und Arbeit NRW, Düsseldorf; 3Landesuntersuchungsamt
RLP, vormals LIGA NRW, Koblenz
Fragestellung
Nach wie vor sind nicht alle Schulanfänger vollständig
geimpft. Anhand verknüpfter Impfdaten sind neben impf-
stoff- auch kindbezogene Vollständigkeitsanalysen mög-
lich. Lassen sich ausAnalysen mit Kindbezug Hypothesen
zu Ursachen von unvollständigen Impfstaten generieren?
Erfolgen Schuluntersuchungen nach Standards wie dem
Bielefelder Modell, wird der Impfstatus kindbezogen durch
dieAnzahl verabreichter Injektionen pro Impfantigen doku-
mentiert. Die Datendokumentation zusammen mit anderen
Daten der Schuluntersuchung ermöglicht neben der impf- stoffbezogenenAuswertung auch Vollständigkeitsanalysen
mit Kindbezug auf verschiedenen Stratifizierungsebenen.
Der Mehrwert diesesAnalyseansatzes soll geprüft werden.
Methodenbeschreibung
Das Gesundheitsamt Münster hat statistische Algorithmen
für eine Vollständigkeitsanalyse der Durchimpfungsraten
entwickelt und auf die Schulanfängerdaten angewandt.
Eine ersteAnalyse bestimmt, durch wie viele der neun län-
25
ger empfohlenen Impfantigene das jeweilige Kind erreicht
wurde. Bei den [9fach] geimpften Kindern wird zugleich die Vollständigkeit des Impfstatus berechnet. Dabei wird zwi- schen vollständig Geimpften mit 1xMMR und mit 2xMMR
unterschieden.
In weiterenAnalyseschritten (hier nicht vorgestellt) können
die unvollständigen Impfstaten der noch nicht [9fach] geimpften Kinder weiter differenziert werden.
Die seit 2004 eingeführten Standardimpfungen werden bis-
her nicht in die Analyse einbezogen: Die Zählung der Vari- zellenimpfung lässt die natürliche Immunität außer Acht. Pneumokokkenimpfungen werden sich als Säuglingsimp- fungen erst nach einigen Jahren bei der Einschulung ab- bilden. Auch die Meningokokkenimpfung bildet bei der Schuluntersuchung erst nach einigen Jahren ein epide- miologisch reales Bild ab.
Ergebnisse
Bereits der erste Analyseschritt zeigt, dass bei den Schul- anfängern in den letzten Jahren ein stetiger Anstieg des Anteils der 9fach geimpften Kinder zu verzeichnen ist (1999
30; 2004 über 80%).
Diese kontinuierliche und deutliche Zunahme der Impfra-
ten ergibt sich aus der Betrachtung konventionell ausge- werteter Impfdaten (= Vollständigkeit nach STIKO) nicht.
StratifizierteAuswertungen erlauben eine weitere Differen- zierung in diesen Impf-Teilkohorten (z.B. Fachrichtung Impfarzt, Sozialschicht).
Diskussion, Schlussfolgerung
Das Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit (LIGA NRW)
hat die Landesimpfdaten NRW aus den Schuluntersu- chungen mit Hilfe der Münsteraner Algorithmen analysiert. Dadurch konnte die Wertigkeit der auf kommunaler Ebene entwickelten Analysen überprüft werden. Mit Hilfe dieser neuen Algorithmen ist unter Verwendung bereits vorhan- dener Daten ein Erkenntnisgewinn zu Impfstatus und Impf- verhalten im Vorschulalter möglich.
vasivem Zervixkarzinom in Deutschland.
Methodik: Als Teil einer gesamteuropäischen, multizentri- schen, epidemiologischen Querschnittstudie wurde bei
einer Kohorte von Frauen mit einem invasiven Zervixkarzi-
nom (ICC) in Deutschland die Häufigkeitsverteilung der HPV-Typen untersucht, weiterhin wurde in der Studien- gruppe das Verhältnis von Plattenepithelkarzinomen (SCC)
zu Adenokarzinomen (ADC) bestimmt. Die verfügbaren Gewebeblöcke von Patientinnen mit ICC wurden mittels PCR-SPF10 LiPA25-Verfahren* (Version 1) im DDL Dia- gnostic Labor (Voorburg, Niederlande) auf HPV-DNA gete-
stet (25 typspezifische Sonden: 14 HPV-high-risk- und
11-low-risk-Typen).
Ergebnisse: Von 181 Frauen mit invasivem Zervixkarzi-
nom konnte bei 165 (91,2%) HPV-DNA nachgewiesen wer- den. Ein Plattenepithelkarzinom lag bei 126 von 181 Frauen (69,6%) vor, ein Adenokarzinom bei 29 von 181 (16%), ein adenosquamöses Karzinom bei 9 von 181 (5%)
und sonstige Formen des Zervixkarzinoms bei 17 von 181
(9,4%).
Bei den meisten Patientinnen mit invasiven Zervixkarzino-
men (n=153) lag eine Infektion mit einem einzelnen HPV-
Typ vor. Die häufigsten Typen waren HPV16 (58,2%), HPV18 (23,5%), HPV45 (7,2%) und HPV31 (2,0%). Beim Plattenepithelkarzinom (n=112) wurden als häufigste Typen HPV16 (67,0%), HPV18 (11,6%), HPV33 (7,1%), HPV45 (6,3%) und HPV31 (2,7%) nachgewiesen, beimAdenokar- zinom (n=21) HPV18, HPV16 sowie HPV45 und beim ade- nosquamösen Karzinom (n = 8) HPV18 und HPV16. Das Verhältnis von ADC zu SCC lag bei 1:4. Schlussfolgerungen: Bei dieser Untersuchung wurden HPV16, 18 und 45 als häufigste HPV-Typen beim invasi-
ven Zervixkarzinom nachgewiesen.
Das Adenokarzinom ist gegenüber dem häufigeren Plat- tenepithelkarzinom im Rahmen der üblichen zytologisch basierten Vorsorgeuntersuchungen erschwert zu detektie- ren. Bei diesem Karzinom konnte in >90 % eine Infektion
mit HPV16, HPV18 oder dem phylogenetisch verwandten HPV45 nachgewiesen werden.
*SPF10 HPV LiPA25 Version 1 und SPF10 HPV DEIA, her- gestellt von Labo Biomedical Products (Rijswijk, Nieder- lande), basierend auf INNOGENETICS
SPF10-Technologie.
Evaluationsmodelle für Impfstrategien, -projekte,
-kampagnen
PS27
Deutsche Ergebnisse der SCALE-Studie: Euro-
päische, multizentrische, epidemiologische Quer- schnittsstudie zur Verteilung der Typen des
humanen Papillomavirus (HPV) bei erwachsenen
Frauen mit invasivem Zervixkarzinom
K. U. Petry 1, C. Liebrich 1, G. Mehlhorn 2, F. Gieseking 3, A.-N.
Straube 4, Chr. Eisenhofer-Wolff 4, D. Luyts 5, B. Schmalfeldt 6, K. Diedrich 7, S. di Nicola 8, D. Jenkins 9, W. Quint 10, B. Colau , M. A. Goncalves5
1 Frauenklinik, Klinikum Wolfsburg, Wolfsburg; 2Klinikum für Frau-
enheilkunde, Universität Erlangen, Erlangen; 3Frauenklinik, Uni-
versitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg; 4Medizinischer Fachbereich Impfstoffe, GlaxoSmithKline GmbH & Co KG, Mün- chen; 5GSK Biologicals, Rixensart, Belgien; 6Frauenklinik, TU Mün- chen, München; 7Frauenklinik, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck, Lübeck; 84Clinics, Paris, Frankreich; 9University of Nottingham, Nottingham, United King- dom; 10DDL Diagnostic Laboratory, Voorburg, Niederlande
Hintergrund: Voraussetzung für die Entstehung des inva-
siven Zervixkarzinoms ist die persistierende Infektion mit humanen Papillom-Viren (HPV). In einzelnen europäischen Ländern existieren nur limitierte epidemiologische Daten
zur Verteilung der verschiedenen HPV-Typen bei dieser Er- krankung. Die vorliegende Studie untersucht die Verteilung
der HPV-Typen bei Frauen imAlter von ³ 18 Jahren mit in-
5
PS28 - Zurückgezogen
PS29
Gesundheitsökonomische Bewertung eines prä-pandemischen Influenza-Impfstoffes
für Deutschland
M. J. Postma , P. Williams , Chr. Neurohr , R. Welte 3
1
Unit of Pharmacoepidemiology & Pharmacoeconomics (FE²), De-
partment of Pharmacy, University of Groningen, Groningen, Nie-
2
derlande; Navitas BioPharma Consulting, Buckinghamshire,
United Kingdom; 3GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, München
FRAGESTELLUNG: Die mit der Bevorratung eines prä- pandemischen Grippeimpfstoffes verbundenenAuswirkun-
gen auf Kosten und Sterblichkeit sollen für Deutschland
aus einer gesellschaftlichen Perspektive geschätzt werden. MATERIAL UND METHODE: Ein statisches Entschei- dungsmodell wurde entwickelt, um die Kosten der Bevor- ratung des Impfstoffes und sich daraus ergebende potentielle Einsparungen in den Bereichen ambulante Ver- sorgung, Arzneimittel, Krankenhausbehandlung und Pro- duktivitätskosten gegenüberzustellen sowie die Zahl vermiedener Todesfälle zu schätzen.
Der Betrachtungszeitraum betrug 5 Jahre. Im Ausgangs-
1
2
3
26
szenario wurden für die jährliche Pandemiewahrschein-
lichkeit, die Erkrankungsrate (attack rate) und die Letali- tätsrate (case fatality rate) Werte von 3%, 30% und 1% angenommen. Für den Impfstoff wurde von einer Wirk- samkeit von 65% ausgegangen. Die Auswirkungen des Einsatzes von antiviralen Mitteln auf Kosten und Letalität wurden berücksichtigt. Die Kosten für die Bevorratung des Impfstoffes beinhalten die Kosten für Anschaffung, Aus- tausch, Lagerung und Verabreichung. Die Schätzung der Produktivitätskosten erfolgte mittels des Humankapitalan- satzes. Den Berechnungen liegen Preise des Jahres 2008 zugrunde. Sämtliche zukünftigen Kosten wurden mit 5% diskontiert. Eine Diskontierung der Todesfälle erfolgte nicht. Umfangreiche univariate und probabilistische Sensitivitäts- analysen wurden durchgeführt.
ERGEBNISSE: Die Bevorratung eines prä-pandemischen Impfstoffes würde zu Kosten in Höhe von 1,54 Mrd. € füh-
ren. Dem gegenüber stehen vermiedene direkte Kosten
und vermiedene Produktivitätskosten in Höhe von 7,48
Mrd. €, womit sich Nettoeinsparungen von 5,94 Mrd. €
(95% KI: 53 Mio. €; 16,3 Mrd. €) ergeben. Darüber hinaus könnten 17.711 Todesfälle vermieden werden. Die Wahr- scheinlichkeit, dass die Bevorratung eines prä-pandemi- schen Impfstoffes Kosten sparend ist, wurde auf 97,7% geschätzt. Am stärksten wurden die Ergebnisse von der jährlichen Wahrscheinlichkeit einer Pandemie beeinflusst, gefolgt von der Letalitätsrate (case fatality rate). DISKUSSION: Die vorliegende Arbeit stellt die erste ge- sundheitsökonomische Analyse eines prä-pandemischen Impfstoffes für Deutschland dar. Bei den dargestellten Er- gebnissen handelt es sich um Erwartungswerte: Einspa- rungen können nur dann erzielt werden, wenn im Betrachtungszeitraum eine Pandemie auftritt. Bedingt
durch die Gewichtung der potentiellen Einsparungen mit
der Pandemiewahrscheinlichkeit im Betrachtungszeitraum
lägen die tatsächlichen Einsparungen dann jedoch um ein Vielfaches höher.
Limitationen: Da es sich um ein statisches Modell handelt, können die Effekte der Herdenimmunität im Modell nicht abgebildet werden. Darüber hinaus sind externe Effekte
(z.B. Zusammenbruch der öffentlichen Infrastruktur) nicht
im Modell berücksichtigt. Somit sind die Ergebnisse als
eher konservative Schätzung zu betrachten. SCHLUSSFOLGERUNG: Die Bevorratung eines prä-pan- demischen Impfstoffes führt zu erwarteten Netto-Kosten- einsparungen sowie zur Vermeidung einer beträchtlichen
Zahl von Todesfällen und stellt für Deutschland somit eine dominante Strategie dar.
zellen oder Herpes zoster, gestaffelt nach Altersgruppen.
Zusätzlich werden die Anzahl der Varizellen- und Masern- impfungen, sowie die Gesamtzahl der Patientenkontakte
pro Praxis berichtet. Für Patienten mit Varizellen-Kompli- kationen, Herpes zoster-Erkrankungen, und geimpfte Kin-
der mit Varizellen (Durchbruchsinfektionen) werden detaillierte Einzelfallbögen erhoben.
Ergebnisse: Von Oktober 2006 bis April 2008 wurden ins- gesamt 8.795 Varizellen-Neuerkrankungen bei 1.550.504 Patientenkontakten von insgesamt 88 Kinderarztpraxen ge- meldet. 64% der Varizellen-Erkrankungen traten bei Kin-
dern im Alter von 0-4 Jahren auf, 33% bei 5-9-Jährigen,
und 3% bei ³10-Jährigen Die Infektionen zeigten einen sai- sonalen Verlauf mit Frühjahrsgipfeln; es war ein Rückgang
der Erkrankungsmaxima von 11/1000 Patientenkontakten imApril 2007 auf 7/1000 Patientenkontakten im März 2008
zu beobachten. Komplikationen ereigneten sich bei 42 (0,5%) der Varizellenerkrankungen; 10 dieser Kinder (0,1%) wurden hospitalisiert (3 mit bleibenden Schäden).
6 (14%) der 42 Kinder mit Komplikationen waren Varizel- len-geimpft, d.h. 1,6% von insgesamt 379 geimpften Kin-
dern mit Varizellen (4,3% aller Varizellenerkrankungen).
91% waren Durchbruchserkrankungen > 42 Tage nach Impfung; das Alter bei Impfung (Median, IQR) lag bei 1,9 Jahren (1,1-3,1), das Alter bei Erkrankung bei 3,8 Jahren (2,6-4,9). In den Praxen wurden 8,9 erste Varizellenimp- fungen / 1000 Patientenkontakte durchgeführt, im Vergleich
zu 12,3 ersten Masernimpfungen im selben Zeitraum. Zu- sätzlich traten 100 Herpes zoster - Erkrankungen auf, davon 9% bei Varizellen-geimpften Kindern. Das Alter der Herpes zoster- Fälle lag bei 9 Jahren (Median, IQR 5-12). Diskussion: Die erhobenen Daten erlauben detaillierte Analysen sowie erste, konservative Inzidenzschätzungen (51/1000 Kinder <17 Jahren im Jahr 2007). Jährlich ab- nehmende Fallzahlen sprechen für erste Erfolge der Impf- empfehlung von 2004. Nach wie vor ist die Epidemiologie
v.a. durch Varizellen bei ungeimpften Kindern bestimmt,
auch wenn die Zahl der Durchbruchsinfektionen zunimmt. Schlussfolgerung: Mehrjährige Datenerhebungen in gut abgegrenzten Regionen lassen eine zuverlässige Ab- schätzung der Veränderung der VZV-Epidemiologie erwar-
ten und tragen dazu bei, wichtige Fragen wie z.B. die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt für die neuerdings empfoh-
lene zweite Varizellenimpfung zu beantworten.
PS30
Varizellenerkrankungen und -impfungen in
Münchner Kinderarztpraxen -Ergebnisse aus
dem Bayerischen Varizellen-Surveillance-
Projekt (BaVariPro) 2006-2008
A. Streng 1, I. Schicker 1, A. Köhn 1, V. Grote 2, J. Liese
1 Dr. von Haunersches Kinderspital, Ludwig-Maximilians-
Universität München, München; 2Institut für Soziale Pädiatrie, Epi-
demiologie und Jugendmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München, München
Fragestellung: Seit 2004 besteht die generelle Empfeh-
lung der STIKO, alle Kinder zwischen 11 und 14 Monaten gegen Varizellen impfen zu lassen. Ziel des Bayerischen Varizellen-Surveillance-Projektes (BaVariPro) ist es, in einem regionalen, räumlich definierten Bereich (Stadt und Landkreis München) die Epidemiologie der Varizellen in
Folge der Impfempfehlung zu erfassen.
Methode: Seit Oktober 2006 melden 80-88 Kinderarztpra-
xen (d.h. ca. 2/3 aller Kinderarztpraxen in München) jeden Monat die Anzahl der Praxispatienten £ 16 Jahre mit Vari-
1
PS31
Erfassung von Komplikationen impfpräventabler
Erkrankungen (Varicella zoster-Virus, invasive
Pneumokokken, Rotavirus) an Kinderkliniken im
Rahmen eines Bayerischen Surveillance-
Projektes
A. Streng 1, A. Köhn 1, N. Henrich 1, V. Grote 2, J. Liese
1 Dr. von Haunersches Kinderspital, Ludwig-Maximilians-
Universität München, München; 2Institut für Soziale Pädiatrie, Epi-
demiologie und Jugendmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München, München
Fragestellung: Seit 2004 besteht die Impfempfehlung der
STIKO für Varizellen für alle Kinder im Alter von 11 bis 14
Monaten; seit 2006 für Pneumokokken für alle Kinder bis
zumAlter von 24 Monaten. Die Einführung einer generellen Rotavirus-Impfung wird derzeit diskutiert. Ziel des Surveil- lance-Projektes an bayerischen Kinderkliniken ist, verläss-
liche Basis- und Langzeitdaten zur Krankheitslast von impfpräventablen Erkrankungen zu ermitteln. Damit sollen
einerseits Auswirkungen von Impfempfehlungen auf die
Häufigkeit von Komplikationen abgeschätzt werden, ande-
rerseits belastbare Daten für potentielle neue Impfempfeh-
lungen erhoben werden.
Methode: Abfrage von ICD-10-Haupt- und Nebendiagno-
27
1
sen bei Entlassung für die Jahre 2005 und 2006 in bayeri-
schen Kinderkliniken zu Varizellen-, Herpes zoster-, inva- siven Pneumokokken-, und Rotavirus-Erkrankungen bei Kindern £16 Jahren. Zusätzlich wurden demographische Basisdaten sowie Aufnahmezeitpunkt, Aufenthaltsdauer
und Behandlung erhoben.
Ergebnisse: Am Projekt beteiligten sich 29 (71%) von 41 Kinderkliniken; die Teilnehmer repräsentieren ca. 80% aller pädiatrischen Klinikbetten in Bayern. Von Beginn 2005 bis
Ende 2006 waren insgesamt 8655 Kinder mit einer der un- tersuchten, potentiell impfpräventablen Erkrankung hospi- talisiert, davon 570 Kinder (6.7%) mit einer Varizellen-, 147 (1.7%) mit einer Herpes zoster-, 240 (2.8%) mit einer Pneumokokken-, und 7698 (88.9%) mit einer Rotavirus- Infektion. Varizellen-, Pneumokokken- und Rotavirus-In- fektionen zeigten eine klare Saisonalität sowie gehäuftes Auftreten bei Kindern < 5 Jahren. Bei jeweils ca. 40% der Varizellen- und Herpes zoster-Fälle traten schwerwiegen- dere Komplikationen auf; darunter 7 (1.2%) Varizellen-Pa- tienten mit Meningitis, 11 (1.9%) mit Encephalitis, und 14 (2.5%) mit Pneumonie, sowie 3 (2.0%) Herpes zoster-Pa- tienten mit Zoster-Meningitis, 5 (3.4%) mit Zoster-Ence- phalitis, 2 (1.4%) mit Zoster generalisatus, 17 (11.6%) mit Zoster ophtalmicus, und 25 (17.0%) mit anderen Kompli- kationen des Nervensystems. Unter den 240 Pneumokok- ken-Patienten waren 39 (16%) mit Pneumokokken-Meningitis und 69 (29%) mit Pneumokok- ken-Sepsis; 84 (35%) hatten eine Pneumokokken-Pneu- monie. Rotavirus-Gastroenteritis war in 80% aller Fälle der Anlass (Hauptdiagnose) der Hospitalisierung; bei 20% war
sie Begleitinfektion. Todesfälle ereigneten sich bei 1 (0.2%) Varizellen-Patienten und 4 (1.7%) Kindern mit invasiven Pneumokokken; Rotavirus-Gastroenteritis lag bei 5 (0.1%) Todesfällen mit schweren angeborenen Vorerkrankungen
als Nebendiagnose vor (ursächliche Beteiligung unklar). Diskussion: Analysen von 2005 und 2006 zeigen die hohe Gesamtbelastung der Kliniken durch Rotaviren und liefern Basis-Daten zu Komplikationshäufigkeiten bei verschiede-
nen potentiell impfpräventablen Erkrankungen. Schlussfolgerung: ICD-10-Abfragen ermöglichen die langfristige Erfassung von impfpräventablen Hospitalisa- tionen und eignen sich damit zur Erfolgskontrolle und zur Planung von Impfempfehlungen.
„elterliche Betroffenheit" (11 Fragen) an. Die Fragen wur-
den in geschlossener Form gestellt mit Ausnahme der el- terlichen Betroffenheit (6-punktige Likert-Skala). Die Eltern gaben bis zu zwei Dimensionen an, die sie am schlimm-
sten empfunden haben. Eine Gesamteinschätzung wurde mittels einer visuellen Analogskala mit Endpunkten von 0
für den schlechtesten und 100 für den besten Gesund- heitszustand bestimmt.
Der klinische Schweregrad wurde mit einer modifizierten Vesikari-Skala gemessen (Modifikation = Weglassen der Frage nach dem Grad der Dehydrierung bestand; Vesikari- Score 2-9 = klinisch leicht, 10-17 = klinisch schwer). Die Übereinstimmung der elterlichen Gesamteinschätzung und
des Vesikari-Scores wurde mittels multivariater linearer Re- gressionen durchgeführt.
Ergebnisse:
Klinische Symptome wurden von 72,4%, Verhaltensym- ptome und die körperliche Verfassung von 51,2%, elterli-
che Betroffenheit von 10,3% als eine der schlimmsten Dimensionen angeben.
Die Gesamteinschätzung lag bei 54,6 für leichte und 33,9
für schwere Fälle (p<0,001). Gesamteinschätzung und Schweregrad korrelierten (R²=0,21). Signifikante Variablen
zur Erklärung der Gesamteinschätzung waren Dauer des Erbrechens, hohes Fieber, Grad der medizinischen Ver- sorgung, verminderte Nahrungsaufnahme, Änderungen
des Schlafverhaltens, Lethargie, Schmerz, perianale Rö-
tung, Hilflosigkeit der Eltern, Einschränkungen in Alltags- aktivitäten, Angst um das erkrankte Kind und Alter des Kindes (R²=0,39).
Schlussfolgerungen:
Durchfallerkrankungen wurden als eine große Belastung wahrgenommen. Medizinisch weniger bedeutendeAspekte spielten bei der Einschätzung eine signifikante Rolle. Der klinische Schweregrad umfasst wesentliche Aspekte, eine Gesamteinschätzung sollte aber auch Verhaltenssym- ptome, körperliche Verfassung und die elterliche Betrof- fenheit berücksichtigen.
Literatur: Huppertz et al. The parental appraisal of the mor- bidity of diarrhea in infants and toddlers (PAMODI) survey. Clinicla Peadiatrics 47;2008:363-371
PS32
Vergleich der elterlichen Einschätzung der Krank- heitsbelastung durch Durchfallerkrankungen bei
Säuglingen und Kleinkindern mit klinischen
Maßen des Schweregrades
H.-I. Huppertz 1, J. Forster 2, U. Heininger 3, R. Roos 4, H.-U. Neu-
mann 5, T. Hammerschmidt6
1 Klinikum Bremen Mitte, Bremen; 2St. Josef-Krankenhaus, Frei-
burg; 3Universitätskinderspital beider Basel, Basel, Seychelles;
Städt. Krankenhaus München-Harlaching, München; 5Kinderarzt- praxis, Hamburg; 6GlaxoSmithKline, München
Hintergrund:
Durchfallerkrankungen sind die Hauptursache für unge- plante Arztbesuche in den ersten Lebensjahren. Ziel der Studie war, Einflussparameter auf die elterliche Einschät- zung der Krankheitsbelastung im Vergleich zum klinischen Schweregrad zu untersuchen.
Methode:
Der standardisierte PAMODI-Fragebogen wurde von 2,023 Eltern mit einem Kind unter 2 Jahren mit Durchfall an zwei konsekutiven Tagen in den vergangenen 6 Monaten beim Arztbesuch ausgefüllt. Die Eltern gaben ihre Wahrnehmung
der Durchfallerkrankung in den Dimensionen „klinische Symptome" (8 Fragen), „Behandlung" (4 Fragen), „Verhal- tenssymptome/körperliche Verfassung" (12 Fragen) und
4
PS33
Pertussis-Impfung bei Erwachsenen mit Kombinationsimpfstoffen an einem
Universitätsklinikum
M. Spielmann 1, J.-B. du Prel 2, F. Schaaff 2, A. Viertel 1, B. Jansen ,
3
2
F. Zepp
1
Betriebsaerztliche Dienststelle, Universitaetsmedizin der Johan-
nes Gutenberg-Universitaet, Mainz; 2Zentrum fuer Kinder- und Ju-
gendmedizin, Universitaetsmedizin der Johannes Gutenberg-Universitaet, Mainz; 3Abt. Hygiene und Umweltmedi- zin, Universitaetsmedizin der Johannes Gutenberg-Universitaet,
Mainz
Fragestellung
Beim Erwachsenen verläuft Keuchhusten meist mild, mit
nicht typischer Symptomatik und wird daher oft nicht oder verspätet diagnostiziert. Die Immunität wird nach Impfung
und Infektion mit weniger als zehn Jahren angegeben. Seit
2004 ist die Monovakzine gegen Pertussis nicht mehr ver- fügbar. Daher kann die Pertussis-Impfung nur als TdaP-
oder TdaP-IPV-Kombinationsimpfung erfolgen.
In der Praxis wird der Betriebsarzt demzufolge oftmals vor
die Frage gestellt, ob er bei Einstellungsuntersuchungen,
die den Bereich Pädiatrie/Gynäkologie u. a. betreffen, ent- weder off-label impft, d.h. die TdP-/IPV-Impfung früher als
5 Jahre nach der letzten Tetanus-Impfung verabreicht oder
aber den Infektionsschutz gegenüber Pertussis vernach- lässigt und erst 5 Jahre nach letzter Td-Applikation Per-
28
tussis impft.
Material und Methode
Untersuchungen von Scott et al. weisen darauf hin, dass TdP-Kombinations-Impfstoffe auch früher als 5 Jahre nach Td-Impfung ohne schwerwiegende Nebenwirkungsrisiken applizierbar sind. In der Betriebsärztlichen Dienststelle der Universitätsklinik Mainz wurden zur Sicherstellung eines adäquaten Impfschutzes Tdp-Impfungen auch bei voran- gegangener Td-Impfung (< 5 Jahre) verabreicht.
Seit 2006 wird in der Betriebsärztlichen Dienststelle am Universitätsklinikum Mainz eine freiwillige Mitarbeiterbe- fragung zur Erfassung lokaler und systemischer Neben- wirkungen bei frühzeitiger TdP-Impfung durchgeführt. Für
die Untersuchung wurden die Impflinge in drei Gruppen eingeteilt: Gruppe 1: letzte Td-Impfung 4 Wochen bis 4
Jahre zurückliegend; Gruppe 2: letzte Td-Impfung vor 5 bis
9 Jahren; Gruppe 3: letzte Td-Impfung >10 Jahre zurück- liegend. Für lokale Nebenwirkungen wurden Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Einstichstelle, für sy- stemische Nebenwirkungen Fieber und sonstige Sym- ptome dokumentiert.
Ergebnisse
In Gruppe 1 wurden lokale Symptome am häufigsten be- richtet. Systemische Nebenwirkungen in Form von leich-
tem Fieber, Übelkeit und Erbrechen waren selten. In Gruppe 2 traten lokalen Nebenwirkungen um die Hälfte sel- tener und systemische Nebenwirkungen nur ganz spora- disch auf. Für Gruppe 3 wurden wenige lokale und vereinzelte systemische Nebenwirkungen berichtet. In der gesamten Studienpopulation wurden keine schweren loka-
len oder systemischen Nebenwirkungen beobachtet.
Diskussion
Eine Pertussis-Impfung ist für medizinisches Personal rat-
sam, um die Ansteckung von Risikopatienten zu verhin-
dern. Gegenwärtig stehen ausschließlich Td-Pertussis-Kombinationsimpfstoffe zur Verfügung, so
dass häufiger als von der STIKO empfohlen, eine TdP-Auf- frischimpfung erwogen werden muss.
Schlussfogerung
Die vorliegenden Ergebnisse weisen darauf hin, dass der
von STIKO und Impfstoffherstellern empfohlene Zeitraum
von fünf Jahren für die Gabe von Tdp-Kombinationsimpf- stoffen nach erfolgter TD-Impfung zeitlich verkürzt werden
kann.
deren Kosteneffektivität, haben kann.
Methodik
Anhand der HTAs zum 7valenten Pneumokokkenkonjugat- Impfstoff (PCV) sowie zur Masern-Mumps-Röteln- Impfung (MMR) wird exemplarisch der Einfluss der Herdenimmunität auf die Kosteneffektivität untersucht.
Ergebnisse
Gemessen an den direkten Kosten erweist sich ein gene- relles Impfprogramm mit PCV bei Kindern im Alter von
unter zwei Jahren als kosteneffektiv, wenngleich eine Ko- stenneutralität mit der individuellen Wirksamkeit in der im- munisierten Zielpopulation allein nicht erreicht werden
kann. Erst der Effekt von PCV auf die Keimträgerrate (asymptomatische Besiedlung des Nasen-Rachen-Raums)
und die daraus resultierende Herdenimmunität in nicht-im- munisierten Bevölkerungsteilen induziert weiter reichende Kostenersparnisse in Form von vermiedenen Behand- lungskosten. Für Deutschland liegt bis dato keine vollstän-
dige gesundheitsökonomische Evaluation der MMR vor.
Bei sich epidemisch ausbreitenden Infektionskrankheiten,
wie z. B. Masern, gefährdet eine geringere Herdenimmu-
nität in Folge einer unzureichenden Impfrate gegebenen-
falls den Erfolg, da Infektionen, die infolgedessen im höheren Alter auftreten, meist mit schwereren Folgen und vermehrter Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen verbunden sind. Anders jedoch bei nicht-epidemischen Krankheitserregern: hier wirken sich bereits Herdenimmu- nitätseffekte auf Basis niedriger Impfraten positiv auf die Kosteneffektivität aus, die sich mit zunehmender Impfrate
verbessert.
Schlussfolgerung
Nicht nur aus medizinischer und epidemiologischer Sicht, sondern auch aus gesundheitsökonomischer Sicht ist die Reduzierung der Keimträgerrate bei sich nicht-epidemisch ausbreitenden Krankheitserregern und die daraus resultie- rende Herdenimmunität ein Schlüsselfaktor, etwa hinsicht-
lich der Kosteneffektivität des 7valenten PCV. Bei sich epidemisch ausbreitenden Krankheitserregern ist der Er-
halt einer ausreichend hohen Durchimpfungsrate notwen-
dige Voraussetzung für eine Eindämmung.
-
PS34
Die Bedeutung von Herdenimmunität bei der gesundheitsökonomischen Evaluation und
Bewertung (HTA) von Impfprogrammen
Chr. Claes1
1
Forschungsstelle für Gesundheitsökonomie, Hannover
PS35
Schwere intensivstationspflichtige Influenzavi- rus-Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
- Ergebnisse aus der ESPED-Erhebung 2005-2008
J. Liese 1, V. Grote 2, A. Streng1
1
Antimikrobielle Therapie und Infektionsimmunologie, Dr. von Hau-
nersches Kinderspital, Ludwig-Maximilians-Universität, München;
2
Institut für Soziale Pädiatrie und Jugendmedizin, Ludwig-
Maximilians-Universität, München
Fragestellung: Bisher gibt es keine systematischen Daten
zu schweren Influenza-assoziierten Komplikationen bei
Kindern in Deutschland. Ziel der ESPED-Erhebung (Erhe- bungseinheit für seltene pädiatrische Erkrankungen in Deutschland) war die Erfassung der Häufigkeit und Thera-
pie intensivstationspflichtiger Komplikationen sowie die Er-
fassung von Todesfällen im Rahmen von Influenza-Infektionen im Kindesalter.
Methode: Über das ESPED-Meldesystem (monatliche
Nachfrage bei allen deutschen Kinderkliniken) wurden von
Oktober 2005 bis Juli 2008 Patienten mit folgender Fallde-
finition monatlich abgefragt: Kind £ 16 Jahre mit laborbe-
stätigter Influenza, das im Krankenhaus im Rahmen einer Influenza-Infektion verstirbt oder auf einer Intensivstation
aus mindestens einem der folgenden Gründe behandelt
werden muss: beatmungspflichtig, CPAP-bedürftig, Enze-
phalitis / Enzephalopathie, Bronchitis / Bronchiolitis, kom-
plizierter Fieberkrampf, Influenza-assoziierte Pneumonie,
sekundäre bakterielle Pneumonie, Status asthmaticus,
29
Hintergrund und Fragestellung
In jüngster Zeit werden Impfprogramme verstärkt mit Hilfe
von Health Technology Assessments (HTA) bewertet. HTA bezeichnet einen Prozess der systematischen Beurteilung medizinischer Verfahren und Technologien in Bezug auf Si- cherheit, Wirksamkeit und Kosten im Vergleich zum Nut-
zen unter Einbindung epidemiologischer Fragestellungen. Ferner sind soziale, rechtliche und ethische Effekte zu be- rücksichtigen. Im Vergleich zu anderen medizinischen Ver- fahren ist die Besonderheit an der Bewertung von Impfprogrammen, dass sich zusätzlich zum Schutz des In- dividuums gegen Infektionen ein weiterer positiver exter-
ner Effekt herausbilden kann: immunisierte Individuen
fallen als Krankheitsüberträger aus, wodurch das Anstek- kungsrisiko im Umfeld abnimmt. Dieser Kollektivschutz wird allgemein als Herdenimmunität bezeichnet. Die Fragestel-
lung ist nunmehr, welche Relevanz die Herdenimmunität
für die Bewertung von Impfprogrammen, insbesondere
Sepsis, Myokarditis. Zu den Meldungen wurden detaillierte
Fragebögen erhoben.
Ergebnisse: Es gingen insgesamt 23 Meldungen aus 17 Kinderkliniken ein; zu 20 Meldungen (9 in der Saison 2005/2006, 6 in 2006/2007 und 5 in 2007/2008) aus 14 Kli- niken wurden Fragebögen ausgefüllt. Die Patienten waren zwischen <1 Monat und 15 Jahre alt (Median 7,5 Jahre); 12 waren männlich, 8 weiblich. Eine prädisponierende Grund- erkrankung, darunter am häufigsten chronische Lungener- krankungen, wurde bei 11 Patienten (55%) angegeben.
Acht Kinder (40%) hätten nach den Empfehlungen der STIKO geimpft sein können. Bei 14 der 20 Kinder lag mehr
als ein Meldegrund vor. Häufigster Meldegrund war eine In- fluenza-assoziierte Pneumonie (n=12/60%), gefolgt von Bronchitis / Bronchiolitis (n=6/30%). Sekundärer bakterielle Pneumonie, Enzephalitis / Enzephalopathie undARDS tra-
ten bei je 5 Patienten (25%) auf. Bei 13 Kindern (65%) wurde eine Influenza Typ A-, bei 5 (25%) eine Typ B- In- fektion nachgewiesen (2 unbekannt). Die Patienten waren
im Median 11,0 Tage intensivstationspflichtig (IQR: 6,25- 17,75) und 17.5 Tage in stationärer Betreuung (IQR 10.25- 23.5). Die häufigsten Therapiemassnahmen waren die
Gabe von intravenösen Antibiotika (n=18/90%), von Inha- lationen (n=12/60%), von Oseltamivir (n=10/50%), und von Katecholaminen (n=8/40%). Sieben Kinder (35%) benötig-
ten eine intratracheale Beatmung, und 5 Kinder (25%) eine CPAP-Beatmung. Bleibende bzw. möglicherweise blei- bende Defekte wurden für 2 bzw. 6 Patienten angegeben;
und es wurden 2 Influenza-assoziierte Todesfälle berichtet. Diskussion: In der vorliegenden ESPED Studie wurden Deutschlandweit zwischen 5 und 9 intensivstationäre Influ- enzaerkrankungen pro Saison bei Kindern £ 16 Jahre er- fasst. Für die relativ geringe Fallzahl können neben der geringen bis mittleren saisonaler Influenza-Aktivität auch weitere Ursachen wie eine Unterdiagnose von Influenza
oder eine fehlende Meldung diagnostizierter Influenza-Er- krankungen in Frage kommen.
Schlussfolgerung: Zur genaueren Erfassung der Inzidenz
von schweren, intensivstationspflichtigen Influenza-Infek- tionen in Deutschland ist eine prospektive Studie mit ge- nerellem symptombezogenen Influenza-Screening in pädiatrischen Intensivstationen sinnvoll.
Schülern durchgeführt. Anschließend wird den Schülern
das Impfbuch mit der Impfempfehlung ausgehändigt um die fehlenden Impfungen beim Kinder- bzw. Hausarzt durch- führen zu lassen. Seit 2003 wird auch allen 228 Kinderta- ges-einrichtungen in Essen eine Impfberatung anhand der Kindergartenkarteikarte angeboten. Laut Infektionsschutz- gesetz sind Gesundheitsämter nur verpflichtet bei der Schuleingangsuntersuchung (SEU) die Impfdaten zu erhe-
ben. In Essen werden diese Daten zusätzlich in das Impf- register (Gumax) eingegeben. Bisher ist nicht bekannt, in welchem Umfang die Impfberatung die Impfraten steigert.
Beim hier geplanten EDV-gestützten Meldesystem sollen
daher die durchgeführten Impfungen nach der Impfbera-
tung bei Kindergarteneintritt, bei der SEU und in den 7. Klassen genau erfasst werden. Um die Meldungen der durchgeführten Impfungen an das Gesundheitsamt so ein-
fach als möglich zu gestalten, wurde ein elektronisches Meldesystem in Kooperation mit der Fakultät für Gesund- heitswissenschaften der Universität Bielefeld entwickelt. Zunächst wurden die Kinder- und Jugendärzte in Essen an- hand eines Infobriefes über das geplante EDV Meldesy-
stem informiert. Mit Hilfe eines Fragebogens wurde das vorhandene Softwareprogramm (z. B. Turbostar, Albis) er- fragt. Die Studenten erstellten eine Eingabemaske mit Hilfe
von Visual Basic for Applications (VBA)für die Eingabe der Impfdaten. Diese werden für den Datentransfer verschlüs- selt, als Exceltabelle an das Gesundheitsamt übermittelt
und dort in das Impfregister eingegeben.
Zielsetzung
Das Ziel dieses Projekt ist es zu untersuchen, ob die Impf- empfehlungen des Kinder- und Jugendgesundheitsdien-
stes bei Kindergarteneintritt, bei der SEU und in der 7.Klasse umgesetzt werden und zu höheren Durchimp- fungsraten führen d.h es soll geprüft werden wie effektiv die Impfberatung des KJGD ist? Die Impfberatung und das Impfregister in Verbindung mit dem Meldesystem über durchgeführte Impfungen könnten ein geeignetes Verfah-
ren sein um fehlende Impfungen aufzudecken, die Steige-
rung der Impfraten zu messen und damit Impflücken zu
schließen.
PS36
EDV-gestütztes Meldesystem der durchgeführten Impfungen bei Kinder-und Jugendärzten an das Gesundheitsamt Essen
H. Roggendorf 1, S.Scholz 1, K.Wibowo 1, A.Krämer2
1 Kinder-und Jugendgesundheitsdienst,GA Essen,
2Fakultät für Gesundheitswissenschaften,Universität Bielefeld
Fragestellung
Der Masernausbruch in NRW im ersten Halbjahr 2006 hat eindrücklich gezeigt, dass die Impfraten gegen eine Ma- sernerkrankung nicht ausreichend sind. Eine Analyse der Altersverteilung zeigte, dass vor allem ältere Kinder und Jugendliche erkrankt waren. Verschiedene Strategien sind notwendig um die Durchimpfungsraten zu verbessern und damit solche Epidemien zu verhindern. Ziel dieses Projekts
ist, ein System zu implementieren mit dem der Anstieg der Durchimpfungsrate durch die gezielte Impfberatung des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes festgestellt wer-
den kann.
Projektbeschreibung
Die Impfraten bei Kindern und vor allem Jugendlichen in
der BRD sind noch nicht ausreichend. Diese Altersgruppe wurde vom Kinder- und Jugendgesundheitsdienst (KJGD)
in Essen bereits im Jahr 2000 als Risikogruppe erkannt und seitdem werden jährliche, individuelle Impfberatungen an-
hand des Impfausweises in allen 7. Klassen bei ca. 5000
Unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen
(UAW) Erfassung und Risikokommunikation
PS37
Nebenwirkungen der Influenzaimpfung
S. Wicker 1, H. F. Rabenau 2, H. W. Doerr 2, R. Allwinn2
1 Betriebsärztlicher Dienst, Universitätsklinikum Frankfurt, Frank-
furt; 2Institut für Medizinische Virologie, Universitätsklinikum
Frankfurt, Frankfurt
EINLEITUNG: Die Akzeptanz der Influenzaimpfung ist so-
wohl innerhalb der Allgemeinbevölkerung als auch bei de- finierten Risikogruppen unbefriedigend. Als Begründung
sich nicht impfen zu lassen, wird häufig die Angst vor Ne- benwirkungen genannt.
METHODEN: Anonyme Fragebogenerhebung im Hinblick
auf die Verträglichkeit der Influenzaimpfung bei einem Kol-
lektiv von Beschäftigten eines deutschen Universitätsklini- kums. Die Beschäftigten erhielten den Fragebogen im Rahmen ihrer Impfung und sollten diesen 7-10 Tage nach
der Impfung an den Betriebsärztlichen Dienst zurücksen-
den.
ERGEBNISSE: Zwischen Oktober 2007 und März 2008 wurden im Betriebsärztlichen Dienst des Universitätsklini-
kum Frankfurt insgesamt 1.198 Beschäftigte gegen Influ-
enza geimpft. Insgesamt 84,8% (n = 1.1016) der Mitarbeiter sandten den Fragebogen bezüglich „Nebenwir- kungen der Influenzaimpfung" zurück. Insgesamt 17,7% (n
= 180) der Mitarbeiter beschrieben Symptome, die sie ur-
30
sächlich auf die durchgeführte Influenzaimpfung bezogen.
Die Rate systemischer Nebenwirkungen war verhältnis- mäßig gering (10,0%, n = 102), keiner der Befragten zeigte Fieber > 38.5°C. Subfebrile Temperaturen < 38.5°C wurde
von 1,6% (n = 16) sowie Kopf- und Gliederschmerzen von 8,5% (n = 86) der Befragten beschrieben. Diese Be- schwerden traten von Tag 0 bis Tag 3 nach der Impfung
auf.
Lokale Symptome (Rötung, Schwellung, Schmerzen) an
der Impfstelle wurden von 13,1% (n = 133) der Befragten angegeben. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden nicht gemeldet.
Interessanter weise zeigten mehr Frauen als Männer Ne- benwirkungen (20,2% vs. 13,3%; p < 0.01).
Lediglich 0,9% (n = 9) der Geimpften gaben an, sich auf- grund der beobachteten Nebenwirkungen in der Folgesai-
son nicht mehr gegen Influenza impfen lassen wollen, insgesamt 1,6% (n = 15) waren zum Zeitpunkt der Befra- gung diesbezüglich noch unentschlossen
DISKUSSION: Unsere Studie belegt eine insgesamt gute Verträglichkeit des Influenzaimpfstoffes. Angegebene Ne- benwirkungen klangen nach wenigen Tagen ab. Die Er- gebnisse können etwaige Bedenken gegenüber den Influenzaimpfstoff relativieren und beispielsweise alsArgu- mentationshilfe bei der Aufklärung von Risikogruppen die-
nen.
SCHLUSSFOLGERUNG: Gute Verträglichkeit des Influ- enzaimpfstoffes in einem großen Kollektiv von Arbeitneh-
mern.
fung für Masern, Mumps und Röteln erfolgte bei 94,9%. Die
vierte Sechsfachimpfung wurde bis zum Ende des 2. Le- bensjahres bei 89,8% durchgeführt, eine zweite MMR-Imp-
fung erfolgte nur bei 79%. 68% der Frühgeborenen wurden gegen Varizellen geimpft. Bei 2% der gegen Varizellen geimpften Kinder traten nach Angabe der Eltern trotzdem Windpocken auf.
Die Grundimmunisierung gegen Pneumokokken fehlte bei
7,2% der Kinder, die erste Auffrischimpfung gegen Pneu- mokokken sogar bei 23,9%. Bei 68,8% erfolgte eine Imp-
fung gegen Meningokokken. Eine RSV-Prophylaxe erhielten 32,4% der erfassten Kinder.
Impfungen gegen FSME wurden bei 17,6% durchgeführt, obwohl 71% der Impfdaten aus Bayern und Baden-Würt- temberg stammen.
In unserem Fragebogen gaben 20,2% der Eltern an, dass
ihr Kind nach den Impfungen unter leichten Nebenwirkun-
gen wie Fieber, Schlafstörungen oder einer leichten Lokal- reaktion litt. Bei 2 Frühgeborene (1,1%) traten schwerere Nebenwirkungen auf, die sich in Form einer abfallenden Sauerstoffsättigung und einer Bradykardie äußerten.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Erst- impfungen bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht
unter 1500 g in Deutschland konsequent in fast 100% durchgeführt werden und dass von den Eltern keine we- sentlichen Nebenwirkungen mitgeteilt werden. Unzurei- chend sind die Nachimpfungen, u.a. die Wiederholung der Sechsfach-Impfung und der Pneumokokken-Impfung im 2. Lebensjahr und die zweite MMR-Impfung. Die Meningo- kokken-Impfung wird nur mäßig angenommen. Insgesamt
sollte bei dieser Risikogruppe die Strategie zur Verbesse-
rung der Wiederholungsimpfungen verbessert werden.
PS38
Erhebung des Impfstatus bei Frühgeborenen mit
einem Geburtsgewicht unter 1500 g im Alter von
2 Jahren - eine deutschlandweite Erhebung
B. Ziegler 1, M. Strassburg1
1
Universitäts-Kinderklinik, Würzburg
PS39
Der Einfluss impfkritischer Internetseiten auf die
Wahrnehmung von Risiken des Impfens
C. Betsch 1, F. Renkewitz 1, T. Betsch 1, C. Ulshöfer1
1 CEREB - Center fpr empirical research in economics and beha-
vioral science / Psychologie, Universität Erfurt, Erfurt
Fragestellung
Die WHO kritisiert an Deutschland allgemeine Impfmüdig-
keit; aktuell ist beispielsweise wieder ein Anstieg der Ma- serninzidenz zu verzeichnen; das Ziel, die Masern bis 2010
in Europa auszurotten, ist nicht unwesentlich durch deut-
sche Impfgegner bedroht (Muscat et al., 2009). Besonders
in Internet werden kontroverse Diskussionen zu Impfrisi-
ken geführt. Das Internet ist ein verfügbares, immer häufi-
ger auch zur Suche nach medizinischen Informationen
genutztes Medium (Hüfken et al., 2004). Verschiedene Pu-
blikationen machen u.a. das Internet für einen Rückgang
von Impfquoten verantwortlich (z.B. Meyer & Reiter, 2004).
Ein möglicher Mechanismus könnte eine Veränderung der Risikowahrnehmung sein, da gesundheitspsychologische
Theorien darauf verweisen, dass präventive Gesundheits- entscheidungen v.a. durch Risikowahrnehmung determi-
niert sind (Brewer et al., 2007; Weinstein, 1993). Daher
untersucht diese Studie, inwiefern das Internet die Wahr-
nehmung von Risiken des Impfens und des Nicht-Impfens
beeinflusst.
Material und Methode
In einer Internetstudie (N=324) wurde die Suchumgebung
manipuliert. Zufällig wurden den Probanden verschiedenen
Seiten zugewiesen (eine typische impfkritische Seite; vgl. Zimmerman et al., 2005; eine Kontrollseite der Bundes-
zentrale für gesundheitliche Aufklärung und beide). Ferner
31
Von der STIKO wird seit 1996 empfohlen, Impfungen auch
bei extrem und sehr Frühgeborenen unabhängig vom Ge- burtsgewicht im chronologischen Alter vorzunehmen. Daten über die Umsetzung dieser Empfehlung liegen in Deutschland bisher praktisch nicht vor. Seit 2005 wird von
den Perinatalzentren der Stufe I gefordert, dass eine stan- dardisierte entwicklungsdiagnostische Untersuchung im
Alter von 2 Jahren stattfindet, was meist in einem Sozial- pädiatrischen Zentrum oder einer Säuglingsneurologischen Ambulanz erfolgt.
Wir haben 2007 damit begonnen, die Sozialpädiatrischen Zentren in Deutschland und die Nachsorge-Ambulanzen
der großen Kinderkliniken zu bitten, bei diesem Nachun- tersuchungstermin eine Kopie des Impfausweises der Kin-
der anzufertigen und einen kurzen Fragebogen zu Nebenwirkungen bei den Impfungen von den Eltern aus- füllen zu lassen. Außerdem wurde eine Internetseite www.impfungen-fruehgeborene.de eingerichtet, durch die sich Eltern mit frühgeborenen Kindern an der Studie betei-
ligen konnten.
Bisher konnten Impfausweise von 176 Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g der Geburtsjahrgänge 2004 bis 2006 mit Geburtsgewichten von 480g bis 1498g ausgewertet werden. Dabei konnte bei 97,5% der Frühge- borenen eine regelrechte Grundimmunisierung mit dem Sechsfach-Impfstoff festgestellt werden.Auch die Erstimp-
wurde variiert, welchen Fokus die Suche hatte (Testen der
Annahme, dass Impfen/Nicht-Impfen zu Risiken führt vs.
keine spezifische Annahme). Vor und nach der Internetsu-
che wurden Risikoeinschätzungen und Impfintentionen er-
hoben.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass 5-10 Minuten Informations- suche auf der impfkritischen Seite dazu führen, dass Imp-
fen als risikoreicher eingeschätzt wird. Gleichermaßen wird
das Unterlassen von Impfungen als weniger risikoreich be- trachtet (Abb.1). Der Suchfokus hatte keinen Einfluss auf
die Risikowahrnehmung, d.h. die Informationen auf den impfkritischen Seiten hatten einen generellen Effekt, unab- hängig davon, ob nach Risiken des Impfens oder des Nicht-Impfens gesucht wurde. Die Intentionen, dem eige-
nen Kind vier von der STIKO empfohlene Impfungen (sechsfach, MMR, Windpocken, Meningokokken) zukom-
men zu lassen, sanken nach der Suche auf der impfkriti- schen Seite signifikant ab. Eine Fokussierung auf Impfrisiken bei der Suche trug ebenfalls zur Verringerung
der Intentionen bei. EineAnalyse der Internetseiten ergab,
dass insbesondere die wahrgenommene Bedrohlichkeit
der Seite die Risikoeinschätzung beeinflusst. Die Bedroh- lichkeit wurde insbesondere auf der impfkritischen Seite als hoch eingeschätzt; die Bedrohlichkeit wurde v.a. durch die Veröffentlichung von Einzelfallberichten (z.B. persönliche Schilderungen von erlebten, angeblichen Impfschäden) be- einflusst (Abb.2). Wenn Personen habituell dazu neigen, Urteile auf Gefühlen zu basieren (eine sogenannte „prefe- rence for intuition" haben, vgl. Betsch, 2004, 2007), zeigt sich dieser Effekt besonders ausgeprägt. Dies weist dar-
auf hin, dass besonders die Emotionen undAffekte, die auf
den impfkritischen Seiten ausgelöst werden, die Risiko- wahrnehmung beeinflussen.
Diskussion und Schlussfolgerung
Insgesamt zeigt diese Studie, dass bereits eine kurze Suche auf impfkritische Seiten im Internet zu einer erheb- lichen Veränderung in der Risikowahrnehmung führen kann
mit der Folge, dass die Intention, Säuglinge und Kleinkin-
der zu impfen, sinkt. Auf der Grundlage der identifizierten Prozesse können Empfehlungen für die Gestaltung von Impfkampagnen abgeleitet und Strategien für den Umgang
mit ‚Internet-informierten Eltern entwickelt werden.
Immunologie
PS40
AS03-adjuvantierter präpandemischer H5N1-
Impfstoff: Die Immunisierung mit einer Einzeldo-
sis des Clade-1-Impfsstamms führt zu einer
starken Immunantwort nach Booster-Impfung mit
dem Clade-2-Stamm
W. Jilg 1, T. Schwarz 2, T. Horacek 3, M. Knuf 4, H.-G. Damman , F.
Roman 6, R. Sänger 6, P. Gillard6
1
Universität Regensburg, Institut f. Med. Mikrobiologie u. Hygiene,
Regensburg; Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg; For- schungszentrum Ruhr, Witten; 4Johannes Gutenberg-Universität, Pädiatrische Infektiologie, Mainz; 5Klinische Forschung Schwerin, Schwerin; 6GSK Biologicals, Rixensart, Belgien
Fragestellung: Vor dem Hintergrund einer drohenden In- fluenzapandemie durch den Influenza-Subtyp H5N1 ist die Entwicklung eines Impfstoffs, der in der Lage ist, eine Im- munität gegen mögliche Drift-Stämme von H5N1 mit Pan- demiepotential zu induzieren von hoher Priorität. Zwei Dosen des in Europa zugelassenen AS03-adjuvantierten präpandemischen Clade-1-H5N1-Impfstoffs von Prepan-
drix™ (ein Warenzeichen der GlaxoSmithKline Gruppe)
rufen Kreuzimmunität gegen H5N1-Stämme unterschiedli-
cher Clades hervor.
Die Persistenz der Grundimmunisierung nach 1 oder 2 Impfdosen Prepandrix™und die Immunantwort auf eine he- terologe Auffrischungsimpfung mit einem AS03-adjuvan- tierten Clade-2,1-H5N1-Impfstoff wurde ausgewertet.
Material und Methode: In einer unverblindeten, randomi-
sierten Phase II-Studie der erhielten erwachsene Proban-
den (18 bis 60 Jahre eine Erstimmunisierung mit 1 Dosis (n
= 56), oder 2 Dosen im Abstand von drei Wochen (n = 50)
des präpandemischen Impfstoffs Prepandrix™ (AS03-ad- juvantiert, 3,75 µg Hämagglutinin-(HA) A/Viet- nam/1194/2004-(H5N1)-NIBRG-14-Clade-1); gefolgt von
einer Booster-Dosis mit 3,75 µg HA des AS03-adjuvantier-
ten A/Indonesia/5/2005-(H5N1)-IBCDC-RG2-Clade-2,1 Impfstoffs. Hämagglutinationshemmende (HI) Serumanti- körpertiter (Tag 0, 21, 42, Monat 6, Monat 6 + 7 Tage) gegen beide Impfstämme wurden untersucht und Seropro- tektionsraten (SPR) mit 95% Konfidenzintervallen ([95%CI]) errechnet. Lokale und Allgemein-Symptome,
sowie schwerwiegende Ereignisse wurden erfragt.
(107495/NCT00430521)
Ergebnisse: Beide Impfschemata (1-Dosis-Priming bzw 2- dosen Grundimmunisierung), gefolgt von einer Auffri- schungsimpfung 6 Monate später mit dem heterologen Stamm, induzierten bereits nach 7 Tagen eine vergleich-
bare, sehr starke Immunantwort gegen beide Impfstämme.
Seroprotektionsrate gegen A/Vietnam/1194/2004 NIBRG-
14 (Erstimmunisierungs-Stamm)
5
2
3
32
Impfungen (Tag 0, 21, 42, Monat 6, Monat 6 + 21 Tage)
wurden hämagglutinationshemmende (HI) Serumantikör-
per gegen den Impfstamm und den heterologen Clade-2.1- Stamm A/Indonesia/5/2005 (H5N1) IBCDC-RG2 untersucht, sowie Seroprotektionsraten (SPR, % der Pro- banden mit Serumantikörpertitern ³1:40 und die zugehöri-
gen 95% Konfidenzintervalle errechnet.
Erfragte lokale und allgemeine Symptome, nicht erfragte unerwünschte Ereignisse und schwerwiegende uner- wünschte Ereignisse wurden dokumentiert.
Ergebnisse:. Das 2-Dosen Grundimmunisierungsschema erfüllte die immunologischen CHMP-Kriterien am Tag 42
und gewährleistete eine Antikörperpersistenz nach 6 Mo- naten bei nahezu 60% der Probanden. Das 1-Dosen- und
das 2-Dosen-Impfschema riefen nach der Boosterimpfung (Monat 6) eine vergleichbare Immunantwort hervor.
Tabelle : SPR gegen A/Vietnam/1194/2004 NIBRG-14
(Clade 1, homolog zum Impfstamm)
Bei der Reaktogenität wurde kein signifikanter Unterschied
zwischen der Booster-Impfung und der Grundimmunisie-
rung beobachtet. Impfstoffbedingte schwerwiegende Er- eignisse wurden nicht gemeldet.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Booster-Impfung
führt zu einer raschen und ausgeprägten Immunantwort gegen beide Impfstämme und erfüllt die immunologischen CHMP/FDA-Kriterien für die Zulassung eines präpandemi- schen Influenzaimpfstoffs.
PS41
AS03-adjuvantierter präpandemischer H5N1-
Impfstoff ermöglicht flexible Prime-Boost
Impfstrategie
T. Schwarz 1, T. Horacek 2, M. Knuf 3, H.-G. Damman 4, R. Sänger ,
F. Roman 5, P. Gillard , W. Jilg 6
1 Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg; 2Forschungszentrum
Ruhr, Witten; 3Johannes Gutenberg-Universität, Pädiatrische In-
fektiologie, Mainz; 4Klinische Forschung Schwerin, Schwerin;
GSK Biologicals, Rixensart, Belgien; 6Universität Regensburg, In- stitut f. Med. Mikrobiologie u. Hygiene, Regensburg
Fragestellung: Die rechtzeitige Impfung ist eine der wirk- samsten präventiven Maßnahme im Falle einer Pandemie, vorausgesetzt dass Impfstoffe früh genug und in ausrei- chender Menge verfügbar sind. Nur ein Präpandemie-Impf-
stoff kann vorab hergestellt, eingelagert und vor Beginn
einer Pandemie eingesetzt werden. Zwei Dosen des in Europa zugelassenen AS03-adjuvantierten präpandemi-
schen H5N1-Impfstoffs Prepandrix™ (ein Warenzeichen
der GlaxoSmithKline Gruppe) rufen Kreuzimmunität gegen H5N1-Stämme unterschiedlicher Clades hervor.
Wir untersuchten die Immunantwort auf ein flexibles Impf- schema, bei dem die zweite Impfdosis 21 Tage oder 6 Mo-
nate nach der ersten Dosis verabreicht wurde.
Material und Methode: In einer unverblindeten, randomi-
sierten Phase II-Studie (107495/NCT00430521) mit er- wachsenen Probanden ( 18 bis 60 Jahre) wurde die Immunantwort nach Impfung mit Prepandrix™(3.75µg Hä- magglutinin, Impfstamm A/Vietnam/1194/2004 NIBRG-14 (H5N1), mitAS03), entweder 1 Dosis (n = 55) oder 2 Dosen
(n = 48) im Abstand von 3 Wochen und jeweils einer Boo- sterdosis nach 6 Monaten, ausgewertet. Vor und nach den
5
5
5
Hinsichtlich der Reaktogenität wurde kein signifikanter Un-
terschied zwischen der Booster-Impfung und der Impfung
mit 1 oder 2 Dosen beobachtet. Impfstoffbedingte schwer- wiegende unerwünschte Ereignisse wurden nicht gemel-
det.
Diskussion und Schlussfolgerung: Eine flexible Verab- reichung der zweiten Dosis im Zeitraum zwischen 21 Tagen und 6 Monaten nach der ersten Impfung ist möglich, ohne
die Qualität der Immunantwort zu beeinträchtigen. Dieses Ergebnis ist von großer Bedeutung für die Pandemievor- sorge. Es ermöglicht die rasche Umsetzung einer Prime- Boost-Impfstrategie bei drohender Pandemie.
PS42
Immunogenität, Sicherheit und Sofortschmerz
nach subkutaner bzw. intramuskulärer Gabe
eines Masern-Mumps-Röteln-Varizellen (MMRV)
Impfstoffes bei Kindern im Alter von 11 bis 21
Monaten.
M. Knuf 1, P. Habermehl 1, L. Maurer 2, H.-M. Burow 3, U. Behre , P.
Willems 5, H. Bisanz 6, V. Vetter6
1 Kinderklinik der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz; 2Kin-
derarztpraxis, Frankenthal; 3Kinderarztpraxis, Oberkirch; 4Kinder-
arztpraxis, Kehl; 5GlaxoSmithKline, Rixensart, Belgien;
4
6
GlaxoSmithKline, München
Immunogenität, Sicherheit und Sofortschmerz nach intra-
muskulärer (IM) oder subkutaner (SC) Gabe von zwei Dosen des MMRV-Impfstoffes Priorix-Tetra (GlaxoSmith- Kline) wurde bei 328 gesunden Kindern (1:1 randomisiert) imAlter von 11-21 Monaten untersucht. Methoden: Die Im- munogenität wurde mittels ELISA (MMR) und Immunofluo- reszenz (V) 42-56 Tage nach der 2. Dosis (PD2) untersucht. Der Sofortschmerz wurde kurz bevor und in- nerhalb 30 Sekunden nach der Injektion mittels visueller Analog Skala (VAS; 1=keine Schmerzen; 5=schlimmste Schmerzen) erhoben. Nachgefragte lokale und generali-
33
sierte Symptome (Tag 0-3) sowie nicht nachgefragte Sym-
ptome (Tag 0-42) und SAEs (während der Studiendauer) wurden dokumentiert. Ergebnisse: Nach der zweiten Dosis waren die Serokonversionsraten (IM/SC, in%): Masern: 99,3/98,6; Mumps: 100/99,3; Röteln: 100/100; Windpok-
ken: 100/100. Die VAS Werte waren vor der Impfung £ 1,90. Nach der Impfung waren diese Werte zwischen den beiden Gruppen ähnlich (IM/SC): 3,18/3,06 (PD1), 2,82/2,80 (PD2). Die Inzidenz von lokalen und generali- sierten Symptomen war zwischen beiden Gruppen nach jeder Dosis ähnlich (IM/SC, in %): Schmerzen: 8,4/8,6 (PD1), 9,3/5,0 (PD2); Rötung: 24,1/30,9 (PD1), 28,0/24,2 (PD2); Schwellung: 6,0/11,1 (PD1), 9,3/12,4 (PD2); Fieber (³38,0°C) innerhalb 15 Tage nach Impfung: 66,9/59,9 (PD1), 25,5/31,1 (PD2); Impfstoff assoziierterAusschlag in- nerhalb 42 Tage nach Impfung: 6,0/6,9 (PD1), 2,5/0,6 (PD2). Neun SAEs wurden berichtet. Schlussfolgerung: Immunogenität, Sicherheit, und Sofortschmerz sind ähn-
lich, unabhängig davon ob Priorix-Tetra empfehlungskon-
form subkutan oder intramuskulär verabreicht wird.
Schlussfolgerungen: 1. PCV13 erfüllte gegenüber PCV7
die vorher definierten Kriterien zur Nichtunterlegenheit. 2.
Die Immunantworten gegen Hib, Diphtherie und Hep B
waren vergleichbar. 3. Die Reaktogenitätsprofile waren ver-
gleichbar.
Wirksamkeitsstudien
PS43
Erhebung systemischer Pneumokokkenerkran-
kungen in deutschen Kinderkliniken nach der ge-
nerellen Impfempfehlung: Möglichkeiten zur Berechnung einer Vakzin-Effektivität
S. Rückinger 1, R. von Kries1
1 Abteilung für Epidemiologie, Institut für Soziale Pädiatrie und Ju-
gendmedizin, München
Fragestellung: Der 7-valente Konjugatimpfstoff gegen Pneumokokken (engl. 7-valent pneumococcal conjugate vaccine = PCV7) ist in Deutschland seit 2001 zugelassen.
Seit September 2006 ist eine Impfung aller Kinder mit
PCV7 durch die Ständige Impfkommission (STIKO) emp- fohlen. In randomisierten kontrollierten Studien wurde eine
hohe Effektivität gegen die 7 abgedeckten Serotypen nach- gewiesen. Die Effektivität der Impfung in der Praxis wird eingeschränkt durch Mängel in der Umsetzung der Impf- schemata und Prävalenz von Serotypen die nicht durch
den Impfstoff abgedeckt sind. Projektbeschreibung: Die Er- hebungseinheit für seltene pädiatrische Erkrankungen in Deutschland (ESPED) sammelt Fälle systemischer Pneu- mokokken-Erkrankungen aus deutschen Kinderkliniken seit 1997. Weil die Erkrankungshäufigkeit über die Jahre aus- gesprochen stabil war, wurde, zur Entlastung der melden-
den Ärzte, das Meldesystem zwischen Juli 2003 und Dezember 2006 auf geimpfte Kinder eingeschränkt. Um
einen Effekt der generellen Impfung mit PCV7 zu bewer-
ten werden seit Januar 2007 wieder alle Fälle systemischer Pneumokokken-Erkrankungen gesammelt. Unter anderem
wird der Impfstatus der erkrankten Fälle detailliert abge-
fragt. Eine Berechnung der Vakzin-Effektivität (VE) mit Hilfe einer Fall-Kontroll-Studie, mit bundesweit gezogenen ge- matchten Kontrollen ist geplant. Des Weiteren ist eine VE- Berechnung mit Hilfe des sogenannten Fall-Kohorten-Designs mit Hilfe von Versicherungsdaten in Planung. Zielsetzung: Berechnung der Vakzin-Effektivität
von PCV7 im Rahmen des generellen Impfprogramms für Säuglinge in Deutschland.
PS42a (vormals PS14)
Sicherheit & immunologische Nichtunterlegen-
heit eines 13-valenten Pneumokokken-Konjuga- timpfstoffes bei zeitgleicher Impfung mit Routine-Impfstoffen bei gesunden Säuglingen im
Vergleich zu einem 7-valenten Pneumokokken-
Konjugatimpfstoff
D. Kieninger 1, K. Kueper 1, K. Steul 1, C. Juergens 2, N. Ahlers , S.
Baker 3, P. Giardina 3, W. Gruber 3, D. Scott3
1 Kinderklinik der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz; 2Wyeth
Forschung, Münster; 3Wyeth Impfstoff-Forschung, Pearl River, NY,
USA
Hintergrund: Der 7-valente Pneumokokken-Konjuga- timpfstoff (PCV7, Prevenar®) ist wirksam gegen invasive, durch Impfstoff-Serotypen verursachte Pneumokokken-Er- krankungen bei Kindern; der Zusatz der Serotypen 1, 3, 5,
6A, 7F und 19A erweitert die weltweite Abdeckung von Pneumokokken-Serotypen. Ziele: Sicherheit und Immuno- genität des PCV7 im Vergleich zum 13-valenten Pneumo- kokken- Konjugatimpfstoff (PCV13; Serotypen 1, 3, 4, 5,
6A, 6B, 7F, 9V, 14, 18C, 19A, 19F, 23F).
Methoden: Säuglinge erhielten im Alter von 2, 3, 4 Mona-
ten randomisiert (im Verhältnis 1:1) entweder PCV13 oder PCV7 zeitgleich mit InfanrixÒ hexa (GSK; DTaP-IPV-HepB-
Hib). Die Immunantworten auf den Pneumokokken-Impf-
stoff, Hib-, Diphtherie- und Hep B-Antigene wurden 1 Monat nach der 3. Dosis gemessen. Lokale und systemi-
sche Reaktionen wurden bewertet.
Ergebnisse: Ausgehend von 604 Kleinkindern beendeten
293 in jeder Gruppe die Serie. In den PCV13- und PCV7- Gruppen erreichten 77,5 bis 98,9% und 87,1 bis 98,6% der Teilnehmer IgG-Serumspiegel von ³0,35 mg/ml für jeden
der 7 gemeinsamen Serotypen. Bei den 6 zusätzlichen Se- rotypen erreichten dies 91,9 bis 99,3% der Teilnehmer in
der PCV13-Gruppe. Hinsichtlich der prozentualen Re- sponderrate für 0,35 mg/ml wurden die Nichtunterlegen- heitskriterien bei 12 der 13 Serotypen erfüllt; Immunantworten auf 6B in der PCV13-Gruppe lagen im Vergleich zu PCV7-Empfängern bei -9,6% (95% CI -16,0,
3,3). Hinsichtlich der Immunantworten bei ³0,15 mg/ml und geometrischer Mittel der Konzentrationen (GMCs) wurden
die Nichtunterlegenheitskriterien bei allen 13 Serotypen er-
füllt.
Gegen Hib erreichten 0,15 µg/ml jeweils 89,5% und 86,9%
in der PCV13- bzw. der PCV7-Gruppe; 0,1 IU/ml gegen Diphtherie erreichten 89,7% bzw. 94,2%, und ³10,0 mIU/ml gegen Hep B jeweils 94,9% bzw. 96,3%. Systemische und lokale Reaktionen waren in beiden Gruppen vergleichbar.
2
PS44
SICHERHEIT UND IMMUNOGENITÄT EINES 13-
VALENTEN PNEUMOKOKKEN-KONJUGATIMPF-
STOFFS BEI ZEITGLEICHER IMPFUNG MIT
EINEM TRIVALENTEN INAKTIVIERTEN GRIP- PEIMPFSTOFF BEI GESUNDEN ERWACHSENEN
T. F. Schwarz 1, J. Flamaing 2, H. Rumke 3, J. Penzes 4, C. Juergens ,
A. Wenz 5, D. Jayawardene 6, P. C. Giardina 7, W. C. Gruber 7, B.
5
Schmöle-Thoma
1
2
5
Stiftung Juliusspital, Zentrallabor und Impfzentrum, Würzburg;
University Hospital, Geriatric Medicine, Leuven, Belgien; 3Vaxi-
nostics, Rotterdam, Niederlande; 4Konszenzus Plusz Kft, Cson-
grad, Ungarn; 5Wyeth Research, Münster; 6Wyeth Research, Collegeville, PA, USA; 7Wyeth Vaccines Research, Pearl River, N.Y., USA
Hintergrund: Die Sicherheit und Immunogenität eines 13- valenten Pneumokokken-Konjugatimpfstoffes (PCV13)
wurde bei zeitgleicher Impfung mit einem trivalenten, inak- tivierten Grippeimpfstoff (TIV) bei Erwachsenen untersucht,
die noch keinen 23-valenten Pneumokokken-Polysaccha-
34
rid-Impfstoff erhalten hatten. Mit dieser Studie soll die Kom-
patibilität beider Impfstoffe gezeigt werden - vor dem Be-
ginn einer für 2008 geplanten Wirksamkeitstudie gegen Pneumonie mit ca. 85000 Probanden, von denen ein Teil PCV13 zusammen mit TIV erhält.
Methoden: Probanden imAlter von ³65 (N=1160) erhielten randomisiert (im Verhältnis 1:1) imAbstand von 4 Wochen entweder PCV13+TIV gefolgt von Placebo oder TIV+Pla-
cebo gefolgt von PCV13. Die Immunantworten auf TIV (A/H1N1,A/H3N2, BAntigene) und PCV13 (Serotypen 1, 3,
4, 5, 6A, 6B, 7F, 9V, 14, 18C, 19A, 19F, 23F) wurden vor und 1 Monat nach der Impfung gemessen. Lokalreaktionen
und systemische Ereignisse wurden bewertet.
Ergebnisse: Der Prozentsatz auswertbarer Probanden (PCV13+TIV n=549; TIV+Placebo n=547) mit einem 4fa-
chen Anstieg der TIV-Antikörpertiter nach Gabe von PCV13+TIV im Vergleich zu TIV+Placebo betrug für A/H1N1 80,3% gegenüber 78,6%, für A/H3N2 58,0% ge- genüber 62,6%, für B 52,2% gegenüber 54,0%. Nichtun- terlegenheit (Non-inferiority) wurde für alle TIV-Antigene außer für A/H3N2 festgestellt, mit einer Untergrenze des Konfidenzintervals (CI) = -10,4%, die nur knapp unterhalb
der vordefinierten Untergrenze von ‑10% lag. Der Prozent- satz der Probanden mit HAI-Titern ³40 betrug jeweils 94,0%, 96,5%, 81,9% für A/H1N1, A/H3N2 und B nach Gabe von PCV13+TIV. Die geometrischen Mittel der Kon- zentrationen (GMCs) von PCV13-IgG betrugen 1 Monat
nach Gabe von PCV13+TIV 1,08 bis 11,93 µg/ml und 1 Monat nach PCV13 allein 1,15 bis 17,10 µg/ml; Nichtun- terlegenheit (GMC Quotient > 0,5 [2-fach-Kriterium]) wurde
für alle Serotypen außer 19F nachgewiesen, mit einer Un- tergrenze des CI = 0,49. Bei Gabe von PCV13+TIV fielen
die Lokalreaktionen im Vergleich zu (1) TIV+Placebo, (2) PCV13 allein überwiegend mild aus: 46,9% gegenüber (1) 15,9%, (2) 46,6%; systemische Ereignisse traten nach PCV13+TIV häufiger auf: 60,2% gegenüber (1) 50,7%, (2)
48,6%.
Schlussfolgerungen: PCV13+TIV zeigt im Vergleich zu
TIV oder PCV allein ein akzeptables Sicherheits- und Im-
munogenitätsprofil.
Serotypisierung erfolgte durch die Neufeld'sche Quel-
lungsreaktion. IPE sind in Deutschland nicht meldepflichtig.
Die Erhebungseinheit für Seltene Pädiatrische Erkrankun-
gen in Deutschland (ESPED) erhebt IPE Fälle in Kinder- krankenhäusern, während das RKI anhand derselben Falldefinition in mikrobiologischen Labors Fälle erhebt.Auf
Basis dieser zwei Melde-Quellen wurde eine Capture Re- capture Analyse durchgeführt um auf tatsächliche Erkran- kungszahlen zu schließen.
Ergebnisse: Bei Kindern unter zwei Jahren, konnte seit Einführung der Impfung ein Rückgang um 50% der einge- sendeten Isolate an das NRZS verzeichnet werden. Dieser
Zahl konnte durch die Capture RecaptureAnalyse bestätigt werden: Die Inzidenz pro 100.000 bei Kindern unter zwei Jahren ging von 20.0 zurück auf 10.9. Der Rückgang wurde
bei allen im Impfstoff enthaltenen Serotypen wahrgenom-
men, am stärksten bei den Serotypen 14 und 23F. Bei den
nicht im Impfstoff entaltenen Serotypen wurden keine si- gnifikanten Veränderungen in der Häufigkeit in dieser Al- tersgruppe beobachtet. In den Altergruppen 2 bis 4 Jahre
und 5 bis 15 Jahre konnte kein Rückgang der IPE Inzidenz verzeichnet werden.
PS46
Invasive Pneumokokken-Erkrankungen bei
Erwachsenen in Deutschland
Mögliche Herdenimmunitätseffekte nach
Einführung der Pneumokokken-Konjugatimpfung
bei Kindern
M. van der Linden 1, R. R. Reinert 1, M. Imöhl1
1 Medizinische Mikrobiologie, Nationales Referenzzentrum für
Streptokokken, Universitätsklinikum RWTH Aachen, Aachen
Fragestellung: Streptococcus pneumoniae ist eine der häufigsten Ursachen von Pneumonie, Sepsis und Menin-
gitis in Deutschland. Insbesondere junge Kinder und ältere Erwachsene sind hiervon betroffen. Nachdem im Juli 2006
eine generelle Impfempfehlung für alle Kinder bis zumAlter
von 24 Monaten mit einem Pneumokokken-Konjugatimpf-
stoff von der Ständigen Impfkommissiom am Robert-Koch- Institut (STIKO) ausgesprochen wurde, begann das Impfprogramm im Januar 2007 in allen Bundesländern (in Sachsen bereits ein Jahr eher). Hier zeigen wir die Aus- wirkungen der Impfung bei diesen Kindern auf die Zahl in- vasiver Pneumokokkenerkrankungen bei Erwachsenen
(Herdenimmunitäts-Effekt).
Material und Methode: Das nationale Referenzzentrum
für Streptokokken (NRZS) führt seit 1992 Studien zu inva- siven Pneumokokkenerkrankungen bei Erwachsenen durch. Entsprechende invasive Isolate werden von 265 me- dizinischen Laboratorien in ganz Deutschland im Rahmen
eines labor-basierten Surveillance-Systems ans NRZS ge- sandt. Für drei Bundesländer (Nordrhein-Westfalen seit
2001, Bayern und Sachsen seit 2006) besteht ein popula- tions-basiertes Meldesystem. Seit Januar 2007 besteht darüber hinaus auch ein web-basiertes bundesweites Sur- veillance-System. Die aktuelleAnalyse beinhaltet Fälle von 2002-2009. Die Spezies-Bestimmung erfolgte unter ande-
rem mittels Prüfung der Optochin-Empfindlichkeit sowie der Gallelöslichkeit. Die Serotypisierung erfolgte durch die Neufeld'sche Quellungsreaktion.
Ergebnisse: Analog zu der verbesserten Surveillance stieg
die Anzahl der gemeldeten Fälle und eingesandten Isolate
von 421 im Pneumokokkenjahr 2003-2004 auf 1761 im
Jahr 2007-2008. Da in Deutschland keine Meldepflicht für invasive Pneumokokkenerkrankungen besteht, ist eine zu- verlässige Aussage über die Inzidenz nicht möglich. Es
zeigt sich jedoch ein Abfall des Anteils invasiver Pneumo- kokkenerkrankungen durch Impfstoff-Serotypen, was als Impfstoff-Effekt zu deuten sein dürfte. Von 2002 bis 2006
PS45
Epidemiologie invasiver Pneumokokkenerkran-
kungen bei Kindern in Deutschland von 1997-
2009, Effekte der Einführung der
Pneumokokken-Konjugatimpfung
M. van der Linden 1, M. Imöhl 1, R. von Kries 2, A. Siedler 3, R. R.
Reinert 1, S. Rückinger
2
1
Nationales Referenzzentrum für Streptokokken,Abt. Medizinische
Mikrobiologie, Universitätsklinikum RWTH Aachen, Aachen; 2Ab- teilung für Epidemiologie im Kindes- und Jugendalter, Institut für Soziale Pädiatrie und Jugendmedizin, Ludwig-Maximilians- Universität München, München; 3Robert Koch Institut, Berlin
Fragestellung: Streptococcus pneumoniae ist eine der häufigsten Ursachen von Pneumonie, Sepsis und Menin-
gitis in Deutschland. Insbesondere junge Kinder und ältere Erwachsene sind hiervon betroffen. Nachdem im Juli 2006
eine generelle Impfempfehlung für alle Kinder bis zumAlter
von 24 Monaten mit einem Pneumokokken-Konjugatimpf-
stoff von der Ständigen Impfkommissiom am Robert-Koch- Institut (STIKO) ausgesprochen wurde, begann das Impfprogramm im Januar 2007 in allen Bundesländern (in Sachsen bereits ein Jahr eher). Hier zeigen wir Änderun-
gen in der Zahl invasiver Pneumokokkenerkrankungen
nach Einführung der Impfung.
Material und Methode: Seit 1997 sammelt das nationale Referenzzentrum für Streptokokken (NRZS), in Zusam- menarbeit mit dem Robert Koch Institut (RKI), Isolate inva-
siver Pneumokokkenerkrankungen (IPE) bei Kindern. Eine
35
lag derAnteil der Impfstoff-Serotypen zwischen 42.9% und
48.5%, im Jahr 2007-2008 nur noch bei 33.4%. Die drei po- pulationsbasierten Studien zeigten analoge Ergebnisse.
Ein 13-valenter Pneumokokken Konjugatimpfstoff ist auch
für Erwachsene in der Entwicklung und hätte in 2007-2008 72.9% der invasiven Pneumokokkenerkrankungen in Deutschland abgedeckt..
Diskussion: Seit Bestehen der generellen Impfempfeh-
lung für die Pneumokokken-Konjugatimpfung ist es zu
einer deutlichen Verminderung invasiver Pneumokokken- erkrankungen bei Kindern unter 2 Jahren gekommen. Dar-
über hinaus zeigen die hier beschriebenen Ergebnisse
einen Rückgang des Anteils von Impfstoff-Serotypen an
den invasiven Pneumokokkenerkrankungen bei Erwach- senen. Dies könnte auf einen Herdenimmunitätseffekt hin-
weisen.
PS47
Gleichzeitige Verabreichung des AS04-
adjuvantierten Impfstoffs gegen das
Zervixkarzinom von GSK mit dem dTpa-IPV- Kombinationsimpfstoff an Mädchen im Alter von
10 - 18 Jahren
T. F. Schwarz 1, J. Garcia-Sicilia 2, A. Carmona 3, J. Malkin 4,
M. P. Tran 5, K.-H. Peters 6, P. Hillemanns 7, F. Thomas 8,
D. Descamps 8, G. Dubin8
1 Stiftung Juliusspital Würzburg, Akademisches Lehrkrankenhaus
d. Uni, Würzburg; 2Hospital Materno-Infantil La Paz, Madrid,
3Instituto Hispalense de Pediatría, Sevilla, Spanien;Spanien;_
Centre Mèdical de l'Institut Pasteur, Paris; 5Cabinet Mèdical Tran, Nizza,, Nizza; 6Niedergelassen, Hamburg; 7Zentrum f. Frauen- heilkunde, Med. Hochschule Hannover, Hannover; 8GSK Biologi-
cals,
Rixensart, Benin
Hintergrund: Cervarix™ (GlaxoSmithKline), derAS04-ad- juvantierte Impfstoff gegen das Zervixkarzinom, hat sich bei
der Prävention der persistierenden Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) der Typen 16 und 18 und assoziier-
ten präkanzerösen Läsionen bei Mädchen und Frauen im
Alter von 15 - 25 Jahren als sicher, immunogen und hoch- wirksam erwiesen. Da in vielen Länder empfohlen wird, bei Jugendlichen während der routinemäßigen Verabreichung
von Impfungen für Kinder und Jugendliche eine HPV-Imp-
fung vorzunehmen, ist eine gleichzeitige Verabreichung
von Cervarix™ mit anderen Impfstoffen sowohl für denArzt
als auch für den Impfling vorteilhaft und bequem. Bei die-
ser Studie (108464/NCT00415361) wurden die Immuno- genität und Sicherheit von Cervarix™ bei gleichzeitiger Verabreichung mit Boostrix™ Polio (dTpa-IPV, GlaxoS- mithKline), einem Diphtherie-Tetanus-azelluläre Pertussis- inaktivierter Polio-Impfstoff, geprüft.
Verfahren: Gesunde Mädchen imAlter von 10 - 18 Jahren wurden mit der Randomisierung auf 3 Gruppen verteilt und erhielten entweder nur den HPV-16/18-Impfstoff (HPV- 16/18-Gruppe; n = 248), den HPV-16/18-Impfstoff
gleichzeitig mit dem dTpa-IPV-Impfstoff (HPV-16/18+dTpa- IPV-Gruppe; n = 252) oder nur den dTpa-IPV-Impfstoff (n = 251). Immunogenität (ATP) und Sicherheit wurden einen Monat nach der ersten Impfung beurteilt.
Ergebnisse: Die Daten der Zwischenauswertung zur Im- munogenität und Sicherheit einen Monat nach der ersten Dosis werden dargestellt. Es wurde nachgewiesen, dass
die gleichzeitige Verabreichung des HPV-16/18- und des dTpa-IPV-Impfstoffs der eigenständigen Verabreichung des dTpa-IPV-Impfstoffs nicht unterlegen ist, da bei beiden Gruppen die Seroprotektionsraten bei denAnti-Diphtherie- Antikörpern 99,6% und bei den Anti-Tetanus-Antikörpern 100% betrugen. Bei der HPV-16/18+dTpa-IPV-Gruppe war
die Seropositivitätsrate bei den Anti-Pertussis-Antikörpern
³ 98,7% und die Seroprotektionsrate bei den Anti-Poliovi-
4
rustyp-Antikörpern 100%, bei der dTpa-IPV-Gruppe ³
96,5% und ³ 99,6%. Bei der HPV-16/18-Gruppe war die Serokonversionsrate für dieAnti-HPV-16- und ‑18-Antikör-
per bei ursprünglich seronegativen Probandinnen 100%
und bei der HPV-16/18+dTpa-IPV-Gruppe 99,1%. Bei der HPV-16/18+dTpa-IPV-Gruppe waren die GMT nach der Impfung ähnlich hoch wie bei den entsprechenden Antige-
nen der HPV-16/18- und der dTpa-IPV-Gruppe. Die gleich- zeitige Verabreichung der beiden Impfstoffe wurde im Allgemeinen gut vertragen. Es gab keine Studienabbrüche aufgrund unerwünschter Ereignisse. Impfstoffbedingte schwerwiegende unerwünschte Ereignisse wurden nicht
gemeldet.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse dieser Zwischen- auswertung zeigen, dass die gleichzeitige Verabreichung
von Cervarix™ und Boostrix™ Polio die Immunantwort auf
jeden einzelnen Impfstoff nicht beeinträchtigt und gut ver- tragen wird.
Cervarix und Boostrix sind Warenzeichen der GlaxoSmith- Kline Unternehmensgruppe.
36
Autorenverzeichnis
A
Achilles,B.
Ahlemeyer,G.
Ahlers, N.
Ahmad,A.
Allwinn, R. Angermayr, L.
B
Bader, H-M.
Baker, S.
Ball, M.
Behre, U.
Betsch, C.
Betsch, T. Beyermann, H.
Beyrer, K.
Bisanz, H.
Blettner, M.
Borrmann, M.
Braune,G.
Burow, H-M.
C
Campe, H.
Carmona, A
Claes, C.
Claus, M.
Colau, B.
D
Damman, H-G. Descamps, D.
di Nicola, S.
Diedrich, K.
Dittmann, S.
Doerr, H.W. Dräger-Hoppe H-S. Dreesman, J.
du Prel, J.-B.
Dubin, G.
E
Eckmanns, T. Eisenhofer-Wolff, C. Elsässer, G.
F
Feig, M.
Feil, F.
Fischer, R.
Flamaing, J.
Födisch, E.
Forster, J.
G
Garcia-Sicilia, J. Gawrich, S. Giardina,P. C. Gieseking, F.
Gillard, P.
Goncalves, M A.
Gradmann, C.
Groffik, C.
Groffik-Hain,I.
Grote, V.
Gruber, W. C.
H
Habermehl, P.
Hacker, J.
Hahntow, I. Hammerschmidt, T. Heininger, U.
Henrich,N.
Henschke, E.
Hesse, C.
Hesse,G. Hillemanns, P. Horacek, T.
Hörhold,I.
Hülße,C.
Huppertz,H.-I.
I
Imöhl, M.
Iseke, A.
J
Jansen, B. Jayawardene, D. Jenkins, D.
Jilg, W.
Juergens, C.
Junge, K.
Jünger, E.
Jurke, A.
K
Kämmerer, R. Kappelmayer, L. Kaynak, S.
Kerscher, G.F. Kieninger, D.M.
Klein R.
Klug, S.
Knuf, M. Koerth-Bauer, S. Köhn, A.
Kolbe, M.
König, J.
Krause, G. Kudernatsch, M.
Kueper,K.
L
Laskowski, W. Lehmann, M. Leonhardt, H. Ley-Köllstadt, S. Letzel, S.
Liebl, B.
Liebrich, C.
Liese, J.
PS2
PS12
PS42a
PS25
PS37
PS8,PS9
EV*
PS16
PS2
PS22,PS30,PS31,PS35
PS44,PS42a
PS20
PS42a
PS6
PS42
PS39
PS39
PS18
PS11
PS42
PS25
PS2
PS2
PS42
PS42
EV*
PS15
PS32
EV*,PS32
PS31
PS2
PS2
PS18
PS47
PS40,PS41
PS2
PS1
PS32
PS8, PS9
PS47
PS34
PS25
PS27
PS45,PS46
PS26
PS40, PS41
PS47
PS27
PS27
EV*
PS37
PS11
PS11
PS33
PS47
PS33
PS44
PS27
PS40,PS41
PS44,PS42a
PS2
PS2
PS12
PS24
PS27
EV*
PS24
PS11
PS8,PS9,PS15
PS44
PS2
PS32
PS12
PS24
PS2
PS8,PS9
PS42a
EV*
PS25
EV*,PS40,PS41,PS42
PS2
PS22,PS30,PS31
PS10
PS25
EV*
PS8
PS42a
PS47
PS19,PS21
PS44,PS42a
PS27
PS40,PS41
PS27
PS2
PS3
PS2
PS1
EV*
EV*,PS8,PS9,PS15
PS27
PS22,PS30,PS31,PS35
37
Littmann, M.
Ludwig, M. Ludwig, M.-S. Luyts, D.
PS1
PS20
PS15
PS27
S
Sänger,R.
Schaaff, F.
Scharkus, S. Schicker, I. Schmalfeldt, B. Schmidt, C.
Schmöle-Thoma,B. Schneider, A.
Schwarz,T.
Scott, D.
Seeger,K.
Siedler, A.
Simon, K.
Sing, A.
Spielmann, M.
Steul, K.
Strassburg, M. Straube, A.-N.
Streng, A.
Sydow, W.
T
Terhardt, M.
Ternes, M.L.
Thomas, F.
Tran, M. P.
U
Ulshöfer, C.
V
Valenthin, J.
van der Linden, M. Vetter, V.
Viertel, A.
Vollandt, M.
von Kries, R.
von Sonnenburg, F.
W
Wagner, F.
Welte, R.
Wenz, A.
Wicker, S.
Wildner, M.
Willems, P.
Williams, P.
Z
Zapf, A.
Zepp, F.
Ziegler, B.
M
Malkin, J.E.
Mangold, U. Marckmann, G. Maurer, L.
Mayrhofer, H. Mehlhorn, G.
Mikuta, H.
Morlock, G.
Muchow, A. Mummenbrauer, T.
N
Nahnhauer, A. Nassauer, A. Nennstiel-Ratze, U. Neumann, H.-U. Neurohr, C.
O
Oppermann, H.
P
Penzes, J.
Peters, K.-H.
Petry, K.U.
Pfleiderer, M. Piechatzek, M.
Pitloun, U. Poggensee, G. Postma, M.J.
Pulz, M.
Q
Quint, W.
R
Rabenau, H.F. Rebmann, F.
Reinert, R.R. Renkewitz, F.
Reuß, A.
Rissland, J. Roggendorf, H.
Roman,F.
Roos, R.
Rückinger, S.
Rumke,H.C.
PS47
PS2
EV*
PS42
PS16
PS27
PS2
PS23
PS2
EV*
EV*
EV*
PS8,PS9,PS23
PS32
PS29
PS40,PS41
PS33
PS12
PS22,PS30
PS27
PS2
PS44
EV*
PS40,PS41,PS44,PS47
PS42a
PS22
PS45
PS26
PS8,PS9
PS33
PS42a
PS38
PS27
PS22,PS30,PS31,PS35
PS4
EV*,PS2,PS10
PS44
PS47
PS27
EV*
PS22
PS17
PS24
PS29
PS3,PS11
EV*
PS5
PS47
PS47
PS39
PS27
PS2
PS45,PS46
PS42
PS33
PS18
PS43,PS45
EV*
PS37
PS2
PS45,PS46
PS39
PS24
PS13,PS26
PS7,PS36
PS40,PS41
PS32
PS43,PS45
PS44
PS2
PS29
PS44
PS37
PS8,PS9,PS15
PS42
PS29
PS8,PS9,PS15
PS33
PS38
*EV= Eingeladener Vortrag
38
39
http://www.nationale-impfkonferenz.de
----------------------------------------------
[*/QUOTE*]
.
-
.
Den Namen Schmidt-Troschke findet man nicht. Warum wohl?
[*QUOTE*]
---------------------------------------
Ob es wohl schwierig für Stefan Schmidt-Troschke ist, die bereits vorhandenen
40 Kinder mit Lungenentzündungen (http://www.transgallaxys.com/~kanzlerzwo/showtopic.php?threadid=12&highlight=troschk&)
77 mit schmerzhafter Mittelohrentzündungen (http://www.transgallaxys.com/~kanzlerzwo/showtopic.php?threadid=12&highlight=troschk&)
17 mit anderen Komplikationen (http://www.transgallaxys.com/~kanzlerzwo/showtopic.php?threadid=12&highlight=troschk&)
als minimales Risiko zu verkaufen? (http://www.transgallaxys.com/~kanzlerzwo/showtopic.php?threadid=12&highlight=troschk&)
---------------------------------------
[*/QUOTE*]
fragt Stedetrop im Juli 2005.
Das war 2005. Wegen des Masernausbruchs 2006 in Nordrhein-Westfalen starben inzwischen zwei Kinder.
.